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Virus-Filme

In Zeiten, in denen nicht Wenige zu Millionären werden, weil sie Atemschutzmasken zu Wucherpreisen an verängstigte Menschen verkaufen, haben plötzlich auch Panikfilme über geheimnisvolle Infektionen Hochkonjunktur. Sie sind ein Untergenre des Horrorfilms und haben eine eigene Fangemeinde. Die Klickraten entsprechender Filme auf YouTube steigen drastisch, auf Netflix, Amazon Prime, Maxdome & Co. werden selbst drittklassige Filme zum Thema plötzlich verstärkt abgerufen.

 

Zu den Genres, die ein stabiles Nischendasein haben, gehört seit den Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts jenes in dem das Weltende durch Ansteckung heraufbeschworen wird. Sie leiden filmisch oft nicht nur unter äußerst dürftigen Stories, sondern auch unter dem Problem, dass der eigentliche Feind der Menschheit, irgendein Virus schlicht unsichtbar ist. So können quasi nur die Folgen der Erkrankungen, also kranke und sterbende Menschen gezeigt werden.

 

Die Rezepturen dieser Filme ähneln sich, überfüllte Krankenstationen, viele Atemschutzmasken und grüne Klinikbekleidung, menschenleere Straßen, Bahnhöfe, Einkaufspassagen (kann man gut im Sommer früh morgens drehen), heldenhafte Warner, denen niemand glauben will, Patienten in Quarantäne, unfähige Politiker, von Hamsterkäufen geleerte Supermärkte, merkwürdige Messgeräte, jede Menge Forschungslabors, Menschen in Panik.

 

Virus Peking Masken 2000

 

Auf all das und mehr greift auch Steven Soderberghs "Contagion" zurück, in welchem niemand Geringerer als Gwyneth Paltrow die Patientin 0 darstellt. Der Film erzählt mit Starbesetzung (Kate Winslet, Matt Damon, Laurence Fishbone u.a.), die allerdings teilweise recht schnell dahinstirbt, wie diese Patientin 0 von einer Asienreise ein bislang unbekanntes Virus in ihre Heimat Minneapolis einschleppt und daran stirbt. In dem Film findet dieser Virus rasend schnell Verbreitung rund um den Planeten, Experten versuchen, dies Infektionswege zu lokalisieren, Mediziner fahnden im wahrsten Sinne fieberhaft nach einem Impfstoff.

 

Viele dieser Filme vermischen teilweise sinnfreie Aktionen mit tatsächlich medizinisch geeigneten Elementen, schlicht weil es tolle Bilder schafft. Fachleute können bei diesen Filmen nur mit dem Kopf schütteln, so ist die im Kino sehr beliebte Dekontermination wo Menschen in einer Schleuse entkeimt werden sollen, bevor sie in ein Gebiet mit Infizierten gehen, völliger Unsinn. Wenn überhaupt, müsste das hinterher geschehen.

 

Interessanterweise hat die Zahl der Pandemie-Filme ausgerechnet dann zugenommen, als immer mehr ansteckende Krankheiten dank Impfungen und Antibiotika abwendbar bzw. behandelbar wurden. In Zeiten, als noch viele Menschen an Krankheiten wie Typhus, Diphterie oder Pocken starben, gab es umgekehrt keine Filme zu diesen Themen, der Schrecken war einfach zu nah und musste gar nicht erst in der Fantasie durchdekliniert werden.

 

Reality Check

Virus Maske 1 2000

 

Es gibt also jede Menge Bausteine in der Story, zu denen man Parallelen auch zu realen Infektionen wie dem Corona Virus, Sars, der Vogelgrippe, Schweinegrippe usw. ziehen könnte. Doch im richtigen Leben sind Ängste und Gerüchte tausend Mal schneller als tatsächliche Infektionen und die bisherigen Viren weitaus weniger gefährlich, als Jene in den Katastrophenfilmen. Auch wäre es für die Filmemacher völlig unfilmisch, von all den in der Realität mehrheitlich sogar fast Symptom freien Patienten zu erzählen, damit kann man keinen Gruseleffekt erzielen. Sicherlich stellen aktuelle unbekannte Viren eine ernstzunehmende Gefahr dar, doch sie gefährden lediglich 1-2% der Infizierten und eher dann, wenn diese älter sind und bereits Vorerkrankungen haben.

 

Manche dieser Filme bemühen sich, innerhalb der Fiktion gewisse realistische Wahrscheinlichkeiten zu bewahren. So wird etwa Soderberghs "Contagion" als zumindest einigermaßen medizinisch stimmig angesehen, andere Streifen wie "28 days later" mit massiveer Zombiefilm-Vermischung sind schlichtweg Dümmlich. So hängt es sehr davon ab, wie sorgfältig die Filmemacher recherchiert, wie realistisch sie ihre Geschichten angesiedelt haben. Wenn die Filme eine maximal authentische Geschichte erzählen, dann können diese höchst ansteckend sein, was die Faszination der Zuschauer angeht. Zum Glück sind die Vorlauf,- und Drehzeiten derartiger Filme so lang und die Postproduktion so aufwändig, dass zumindest durch die Produktion neuer Filme niemand aus vorübergehenden Ansteckungswellen Gewinn erzielen könnte.

Interessant auch, dass nahezu alle Virus-Pandemie Filme aus den USA stammen und wie viele Remakes es in diesem Untergenre gibt. So basiert beispielsweise "I am Legend! von 2007 auf "Der Omega Mann" (1971) und der wieder auf "The last Man on Earth" (1964).

 

Bloß weil es in manchen dieser Filme mobile Fiebermessungen und Iris-Scans zur Früherkennung der Film-Viren gibt, werden diese dennoch nicht zu authentischen Propheten-Filmen unserer Tage. Man sollte diese Filme als das betrachten, was sie sind,- medizinisch orientierte Gruselfilme die nur durch massive Übertreibung ihre eigentliche Wirkung entfalten können. Irgendwie schaffen es am Ende einige wenige Helden durch übermenschliche Anstrengungen, dann doch das Aussterben der Menschheit zu verhindern, doch bis dahin soll man als Zuschauer eine gehörige Portion Gänsehaut verspüren. Für Freunde des gepflegten Schreckens sind und waren diese Filme sicherlich interessant, als Ratgeber bei aktuellen Virus-Epedemien allerdings völlig ungeeignet.

 

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Beispiele (Auswahl):

"Unter Geheimbefehl" (USA 1950, Regie: Elia Kazan)

"Last Man on Earth" (USA 1964 Regie: Ubaldo Ragona, Sidney Salkow)

"Der Andromeda Stamm" (USA 1971, Regie: Robert Wise)

"Der Omega-Mann" (USA 1971, Regie: Boris Sagal)

"The Crazies" (USA 1973, Regie: George A. Romero)

"Overkill" (Japan 1980, Regie: Kinji Fukasaku)

"Outbreak – Lautlose Killer" (USA 1995, Regie: Wolfgang Petersen)

"Spill - Tödlicher Virus" (USA 1996, Regie: Allan A. Goldstein)

"28 Days later" (USA 2002, Regie: Danny Boyle)

"Cabin Fever" (USA 2002, Regie Eli Roth)

"Die Stadt der Blinden" (Brasilien/Kanada 2006, Regie: Fernando Meirelles)

"Children of Men" (USA 2006, Regie: Alfonso Cuarón)

"I Am Legend" (USA 2007, Regie: Francis Lawrence)

"The Happening" (USA, 2008, Regie: M. Night Shyamalan)

"Carriers" (USA 2009, Regie: Àlex Pastor, David Pastor)

"The Crazies" (Remake 2010, Regie: Breck Eisner)

"Contagion" (USA 2011, Regie: Steven Soderbergh)

"The Bay – Nach Angst kommt Panik" (USA 2012, Regioe: Barry Levinson)

"World War Z" (USA 2013, Regie: Marc Forster, David Fincher)

"Dawn of the Planet of the Apes / Planet der Affen: Prevolution" (USA 2014, Regie: Matt Reeves)

 

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