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Erzählende Formen. Dokumentarische Formen

Biergarten

Nichts ist spannender als die Wirklichkeit...

 

Auch wenn Drehbücher im Allgemeinen aus der Feder von Autoren stammen und die Geschichten ausgedacht sind, so haben viele dieser Drehbücher einen hohen Anteil an Realität.

Wirklichkeit ist das, woraus die meisten Filmgeschichten entstehen. Sei es vergangene, gehörte, erlebte, recherchierte oder auch fantasierte Wirklichkeit. Menschen interessieren sich für die Welt in der sie leben, wollen mehr erfahren über Problemstellungen, die sie aus eigener Erfahrung kennen oder die ihnen irgendwie interessant und wichtig erscheinen.

Es mag mit unseren Traditionen zusammenhängen, unserer Kultur, unserem Wahrnehmungsapparat, dass Menschen Informationen am liebsten in Form von Geschichten wahrnehmen. Geschichten vermischen Fakten und Emotionen. Die Lust am Geschichtenerzählen sollte also im Vordergrund stehen, wenn wir uns einem bestimmten Thema widmen.

Im Grunde genommen hat bereits die Anfangszeit des Kinos gezeigt, was Menschen interessiert, was sie bewegt. Die ersten Filme waren dokumentarisch gedreht. Die Zuschauer wollten an ungewöhnlichen Ereignissen teilhaben, interessante Persönlichkeiten sehen, an fremden Orten dabei sein, wollten miterleben, miterfahren.

 

Aufbereiten

Natürlich kann man Informationen und Fakten nicht einfach 1:1 dem Zuschauer nahe bringen. Niemand will zwei Stunden lang sehen, wie Fabrikarbeiter Glühbirnen herstellen und verpacken. Man muss sie auswählen, komprimieren, muss sie in eine andere Ordnung bringen, dramaturgisch aufbereiten. Man bekommt also die Informationen nicht so dargebracht, wie sie entstehen, wie sie sich ereignen, sondern meistens so, wie sie optimal und dramatisch wirken.

Jede Art von Information kann unterschiedlich dargestellt werden. Am naheliegendsten sind sicherlich die journalistischen Formen, die eher Nachrichtencharakter haben. Oder die faktisch und bis hin zu essayistischen Formen, wie man sie im Dokumentarfilm vorfindet. Übliche Formen sind: Die Reportage, der Bericht, das Feature, die Dokumentation, der Dokumentarfilm, das Porträt.

 

Wie faktisch ist das Faktische?

Eis

Fernsehveranstalter neigen dazu, beinahe alles, was ohne Drehbuch entsteht, als dokumentarisch zu bezeichnen...

 

Puristen betrachten das Dokumentarische gerne als unbeeinflusste, objektive Darstellung von Wirklichkeit. Tatsächlich aber ist ja bereits ein Film eine massive Veränderung von Wirklichkeit. Die Entscheidung, wann die Kamera eingeschaltet wird oder welche gedrehte Einstellung wie lange und an welcher Stelle verwendet wird, ist ein gestaltender Eingriff, eine Veränderung. Und dennoch werden dem dokumentarischen Bereich Formate zugeordnet, die deutlich weiter von der Wirklichkeit entfernt sind als ein gestalteter Dokumentarfilm.

Wer heute Fernsehzeitungen aufschlägt oder sich in online-Programmplanern die Auswahl an dokumentarischen Filmen anzeigen lässt, der stößt auf eine riesige Auswahl an Sendungen. Wie kommt es, gibt es plötzlich so viel mehr Dokumentarfilme oder was ist der Grund?

Wenn man genauer hinschaut, fallen einem Sendungen auf, die eigentlich einen gänzlich anderen Charakter haben, als Dokumentarfilme. Da werden Leute auf einsamen Inseln, im Urwald oder einfach in Container gesetzt und mit Kameras bei ihrem Tun beobachtet. Oder man begleitet Fahrschüler bei ihren Stunden, deutsche Auswanderer ohne Sprachkenntnisse im Ausland und nennt das dokumentarisch. Die Selbstinszenierung Einzelner hat aber mit dem Dokumentarischen ganz und gar nichts zu tun. Traditionelle Dokumentaristen meiden Protagonisten, die sich in den Vordergrund drängen. Als Quelle zur Recherche taugen all die Reality-Formate vor allem der Privatsender wegen der verfälschten, angelegten und gewollt hergestellten Befindlichkeit der Protagonisten nur in geringem Umfang.

 

Auf welche Weise gelangt Realität in szenische Formen?

Realität in szenischen Filmen verschafft diesen Glaubwürdigkeit. Und das erhöht die Aufmerksamkeit beim Zuschauer. Figuren und Dialoge, die künstlich wirken, akzeptiert man viel schwerer als glaubwürdige, nachvollziehbare Charaktere. Und auch das Setting, die örtliche und zeitliche Grundlage der Geschichte, das Milieu etc. helfen entscheidend mit, ein starkes Drehbuch und einen intensiven Film herzustellen.

Das Werkzeug zum Abgleich Ihrer Filmgeschichten mit der Wirklichkeit ist die Recherche. Diese kann alle bekannten Medien einschließen, sollte aber vor allem die persönliche Wahrnehmung vor Ort einschließen. Recherche in den Medien birgt immer die Gefahren von Informationen aus zweiter Hand in sich. Einfärbungen, Wiederholungen von Klischees, Vereinfachungen. Grundsätzlich sollten auch bei der Recherche für Spielfilmdrehbücher journalistische Grundlagen beachtet werden. So wie man sich als Journalist nie auf nur eine Quelle verlassen darf, so sollte auch die persönliche Recherche breit gefächert sein.

Selbst hingehen und schauen, fragen, das sollte der Weg sein, auf dem Sie den Anteil an Wahrhaftigkeit sichern, der für einen starken Film notwendig ist.

Wenn Sie erleben, wie Menschen in anderen Verhältnissen, anderen Situationen, an anderen Orten, in anderem Alter als Sie selbst, leben, dann bereichert dies ihre Filme ungemein. Es sind die kleinen Details, die allgemeinen Umstände und das individuelle Gefühl, welche zusammen helfen dem Film Bodenhaftung zu geben.

Das gilt im Übrigen auch für Regisseure. Wenn Bewegungen, Gesten, Abläufe einfach nicht mit der Realität übereinstimmen, atmet der inszenierte Film einfach nicht. Er bleibt oberflächlich und künstlich. Es sind die kleinen, nebensächlichen Beobachtungen, die man in der Realität macht, welche dann bei der Inszenierung helfen, Glaubwürdigkeit herzustellen.

 

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