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Bereits in Höhlenzeichnungen die vermutlich 20.000 Jahre alt sind, beschäftigten sich Menschen mit sexuellen Aktivitäten. Im späten 18 ten Jahrhundert entstand in England und Frankreich das Genre der pornografischen Literatur. Zur gleichen Zeit entstanden erotische Zeichnungen von Künstlern wie Franz von Bayros, Aubrey Beardsley und Félicien Rops. Sie fanden mit den frühen Reproduktionstechniken wie der Zinkätzung rege Verbreitung hatten zugleich aber auch häufig wegen "Verletzung der Moral" mit Zensur zu kämpfen.

Die Geschichte der Abbildung von Sex im Film ist nahezu genau so alt wie die Geschichte des Films selber. So wie sich Menschen sehr früh in verschiedensten Kunstformen mit der Abbildung von Nacktheit und Sexualtität beschäftigt haben, taten sie es auch ab der Jahrhundertwende zum Zwanzigsten Jahrhundert im neu erwachten Medium Film.

In den frühen Foto-Bewegungsstudien des Eadweard Muybridge in den Siebzigern des 19ten Jahrhunderts war Nacktheit, angeblich um die Bewegungen besser studieren zu können, nahezu verpflichtend. Sie waren Vorläufer der ersten echten Filme.

Bereits bei den frühen Kinetoskopen für die Nickelodeons von Edison, Guckkästen in denen man einzelne Filmszenen gegen Münzeinwurf betrachten konnte, zeigten sich recht deutliche Präferenzen des Publikums. Frühe Abrechnungen der Einnahmen verschiedener Filmszenen zeigten, dass etwa im Vergleich "US-Kriegsschiff auf dem Meer", "Tänzerinnen" und "Mädchen klettert auf Apfelbaum", die Tänzerinnen den vierfachen und das Mädchen auf dem Apfelbaum gar den fünfzehnfachen Erlös des "US-Kriegsschiffs" einspielten.

Eine der ersten erotischen Aufnahmen der Filmgeschichte war sicherlich die Szene "The Kiss" von 1896. Frühe Stummfilme bestanden zumeist aus nur einer Szene, die durchgespielt wurde.

 

 

In George Méliès "Après le Bal" von 1897 gibt es bereits eine Szene, in der eine nackte Frau von Ihrer Zofe mit Badewasser übergossen wird. Um das Wasser für die Filmkamera sichtbar zu machen, wurde allerdings gefärbter Sand verwendet.

Italienische frühe Stummfilme waren berühmt-berüchtigt für Szenen mit unbekleideten Menschen. In dem Stummfilm "Dantes Inferno" aus dem Jahre 1912 sind zahlreiche nackte Frauen und Männer zu sehen. Und natürlich gab es bereits in den ersten Jahren pornografische Filme, die ausschließlich für eine finanzkräftige Klientel hergestellt wurden.

Ab den zwanziger Jahren schließlich waren Szenen mit sexuellen Elementen bis hin zu vollständiger Nacktheit regelmäßige Anlässe für Streitigkeiten der Regisseure mit den Studios und der Zensur. Erich von Stroheims erste Filme etwa, "Blind Husbands" (1918) "Foolish Wifes" (1921) oder "Queen Kelly" (1928) kamen alle nur nach Zensurkürzungen in die Kinos.

 

 

 

 

Workarounds

Um die Zensur zu umgehen, erfand man in den ersten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts allerlei Alibis, weshalb Nacktheit im einen oder anderen Film auftauchen durfte. So diente in "The Four Horsemen of the Apocalypse" (1921) mit Rudolph Valentino, seine Rolle eines Argentinischen Malers, der ein Historienbild malt, als Rechtfertigung, ähnlich wie in den Gemälden biblischer Szenen, Nacktheit als Ausdruck von Kunst im Film zuzulassen.

Eine andere Rechtfertigung für Nacktheit fanden etwa die UFA Produktionen, die als "Kulturfilme" scheinbar erzieherische Aufgaben erfüllten. Filme wie "Wege zu Kraft und Schönheit" zeigten so ungeniert Bade,- und Turnszenen mit nackten Menschen.

Gar keine Rechtfertigung sondern das offene Ziel der Provokation verfolgten die surrealistischen Filmemacher Frankreichs ab Ende der Zwanziger Jahre mit Szenen der Nacktheit. In Jean Vigos "A Propos de Nice" (1929) oder Luis Bunuels und Salvadore Dalis "Un Chien Andalou" (1928) oder ihrem "L´Age d´Or" (1930) wird Sexualität ganz konkret thematisiert und Nacktheit gezeigt.

Ab den Dreißiger Jahren waren sexuelle Anspielungen, in Dialogen aber auch im Bild, regelmäßig auch im kommerziellen Kino anzutreffen. Ein beständiges Ringen zwischen Filmzensur und Filmproduzenten, welche die Grenzen des Erlaubten weiter verschieben wollten, gehörte bis zur Jahrtausendwende zum Alltag der Filmschaffenden.

 

 

Seltsame Genres entstehen...

In den Siebzigerjahren entwickelte sich in Westdeutschland das Genre der Aufklärungsfilme. Unter dem Deckmäntelchen der sexuellen Aufklärung entstand eine große Zahl an Sexfilmen. Sie zeigten viel nackte Haupt, galten jedoch nicht als pornografisch. Die FFA, Filmförderungsanstalt prämierte erfolgreiche Filme mit Referenzförderung und da die Aufklärungsfilme erfolgreich waren, wurden sie fast endlos weiter gefördert. Allein die Schulmädchenreports hatten so 13 abendfüllende Teile.

Die Legalisierung von Pornographie Mitte der Siebziger Jahre sowie die Entwicklung der Videorekorder für Privatkunden und allen voran das VHS Kassettensystem erlaubten in den Achtzigerjahren den Verleih und Verkauf pornografischer Filme und ließen das Interesse an den Aufklärungsfilmen rasch abflauen. Anfang der 90er Jahre erlebten die Filme noch einmal ein Revival im neu gestarteten Privatfernsehen, welches damals qualitativ auf äußerst fragwürdigem Niveau startete.

Bis zu 100 Millionen Kinobesucher haben sich angeblich damals die 13 "Schulmädchen-Reports" angeschaut. Oswald Kolle wurde damals zum Ober-Aufklärer des bis dahin eher verklemmten Deutschlands. Unter dem Eindruck dieser kommerziellen Erfolge entstanden andere Sub-Genres, bis hin zum Sex-Klamaukfilm, dem sich vor allem bayerische Filmproduktionen widmeten. Titel wie "In der Lederhose wird gejodelt", "Graf Porno bläst zum Zapfenstreich" oder "Pudelnackt in Oberbayern" machten bereits im Titel deutlich, wie sinnfrei die Inhalte der Filme gestaltet waren.

Im Zentrum dieser Sexklamaukfilme stand der der aus Mainburg stammende Produzent Alois Brummer. Eine Reihe von später renommierten deutschen Fernsehschauspielern wie Heiner Lauterbach, Ingrid Steeger oder Friedrich von Thun wirkten in einigen dieser Streifen mit.

 

 

 

Ankunft im Arthouse

Jahre später verschoben Filmemacher auch im Arthouse-Bereich die Grenzen, was man zeigen darf und was nicht. Eines der bekanntesten Beispiele war sicherlich Nagisa Ōshimas "Im Reich der Sinne", in dem realer Sex zwischen den Hauptfiguren gezeigt wurde. Um die damals strengen japanischen Zensurgesetze zu umgehen, war der Film als französisches Werk getarnt. Als der Film auf der Berlinale 1977 in der Forum-Reihe gezeigt werden sollte, wurde die Kopie als Pornographie von der Polizei beschlagnamt. Auch in Cannes kam es zum Eklat. Der französische Präsident persönlich setzte sich damals dafür ein, dass der Film trotz der Verletzung bestehender Tabus gezeigt werden durfte. Im darauffolgenden Jahr lief der Film ungekürzt und ganz normal in den deutschen Kinos und wurde sogar von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat "Besonders Wertvoll" ausgezeichnet.

Darüber, was diese Filme mit den Menschen, sofern sie Zuschauer waren, gemacht haben, kann man vortrefflich streiten. Vielleicht haben sie die vor allem bürgerlichen Kinobesucher ab den Sechziger Jahren etwas offener in der Diskussion über die Sexualität gemacht. Für die Darsteller aus "Im Reich der Sinne", ging die Geschichte nicht gut aus. Sie wurden in ihrem Heimatland Japan geächtet. Hauptdarstellerin Eiko Matsuda hatte Ende der Siebziger Jahre noch zwei kleinere Auftritte in anderen Filmen, ansonsten fand ihre Karriere keine Fortsetzung.

Bis heute gibt es immer wieder Skandale oder zumindest aufgeregte Diskussionen um die explizit gezeigte Sexualität im Arthouse-Film. Filme wie "Blau ist eine warme Farbe" "Shame", "Love" oder "Nymphomaniac" seien hier als Beispiele der letzten Jahre genannt. Das Kino reagiert darauf mit Altersfreigaben ab 18 Jahren und ist damit einer der wenigen Orte, an denen noch verhindert wird, das Jugendliche oder gar Kinder explizite Szenen zu sehen bekommen.

 

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