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Asphalt 2000 

 

Das unfassbare Attentat von Christchurch / New Zeeland wurde nicht nur durch Memes und Videos entfacht, es wurde vom Mörder auch noch live übertragen. Ganze 17 Minuten lang hat der 28 jährige Attentäter mit einer an die Stirn gebundenen Actioncam per Livestream seine furchtbare Tat weltweit über Facebook übertragen, bevor dem grausamen Spuk ein Ende gemacht wurde.

Dabei erfüllt der Hintergrund des Australiers so ziemlich alle Klischees, die man von derartigen Attentätern nur haben kann. Ego-Shooter Spiele, Internet Memes, Verschwörungstheorien und Rassismus waren, so erste Erkenntnisse, die Mischung, die den Attentäter zu seiner Tat inspirierten. Und da Selbstdarstellung eine wichtige Triebfeder von Fanatikern ist, war es dem Täter wichtig, seine Tat nicht nur im Internet anzukündigen, sondern sie auch live zu übertragen.

 

Medialer Horror

Es ist schon von sanfter Absurdität, wenn hierzulande gut bezahlte Aufsichtsgremien in den öffentlich rechtlichen Sendern oder die Landesmedienanstalten zur Kontrolle der Privatsender über die Einhaltung moralischer Werte im Fernsehen und Rundfunk wachen, im Internet aber der gesamte Wahnsinn dieser Welt nahezu unkontrolliert verbreitet werden kann.

Wo es bei uns bei Verstößen gegen den Presscodex klare Rügen durch den Presserat gibt, gibt es bei den großen Internetkonzernen oft nur ein bedauerndes Achselzucken. Die neuen Medien seien einfach so gigantisch groß geworden, dass es unmöglich sei, jeden einzelnen Post zu kontrollieren. Selbst wenn der Mord-Stream des Attentäters nach 17 Minuten durch die Polizei gestoppt werden konnte, so haben sich Kopien davon längst in den einschlägigen Videoplattformen verbreitet und wurden millionenfach angesehen. Angeblich hat allein Facebook in den darauf folgenden Tagen 1,5 Millionen Kopien dieses Videos gelöscht, die Mehrheit davon bereits beim Versuch des Uploads, die übrigen etwa 20 % aber schafften es online und verbreiteten sich rasant weiter.

 

Learnings?

Am Tag Drei nach dem Terrortag hatten es diverse Webportale noch immer nicht geschafft, Kopien des Videos zu löschen. In New Zeeland haben daraufhin die großen Netzanbieter begonnen, Portale, die diese Videos hosten, komplett zu sperren. Und,- welch überraschende Überlegung,- man dachte sogar darüber nach, den freien Verkauf von Angriffswaffen zu verbieten. Der Täter hatte sich seine Waffe im Internet bestellt.

Weshalb akzeptiert man eigentlich, dass die Internetkonzerne es angeblich nicht schaffen, abseitige, rassistische, hasserfüllte und radikale Inhalte und Fake News im Web zu verhindern? Weshalb werden die Inhalte nicht besser gemonitored? Die Antwort hat mit dem Geschäftsmodell dieser Konzerne zu tun. Ihre Gewinne wachsen mit der Zahl der User und Klicks. Werbekunden zahlen für die theoretische Reichweite ihrer Werbebotschaften. Da trägt jeder noch so abseitige upload oder Beitrag zur Erhöhung der Einnahmen bei.

 

Man würde ja gerne, aber...

Asphalt Diffus 2000

 

Würden die Konzerne bereits beim Upload filtern, oder nennen wir es moderieren,- also das tun, was alle klassischen Medienunternehmen, ganz gleich ob Print, Radio oder Fernsehen weltweit vor einer Veröffentlichung tun müssen, dann würden die Seiten-Zugriffszahlen, die ihnen Milliardengewinne bescheren, drastisch einbrechen. Einerseits, weil viele Inhalte gar nicht erst mehr online gestellt würden und andererseits, weil derartig viele "Redakteure" oder "Moderatoren" sehr teuer wären, die man bräuchte.

Angeblich arbeiten allein bei Facebook weltweit 30.000 Menschen rund um die Uhr daran, unpassende Beiträge zu entfernen. Ähnliche Zahlen nennen auch die Videoplattformen. Trotz eines gewissen Aufwands, bereits veröffentlichte, menschenverachtende Inhalte durch sogenannte "Cleaner" wieder löschen zu lassen, wird immer evidenter, dass die großen Internetkonzerne durch ihre unzureichende Kontrolle der Inhalte zur Radikalisierung, zu Verbrechen, zu Hetze bis hin zu Morden beitragen.

Nun ist ein unfassbares Verbrechen durch radikale Webbotschaften vermutlich nicht nur hervorgerufen, sondern sogar live im Web übertragen worden. Hier schließen sich die Kreise auf fatale Weise. So lange die großen Internetplattformen die Verantwortung für die hochgeladenen Inhalte auf die Anwender auslagern und lediglich nachträglich durch "Cleaner" Schadensbegrenzung betreiben, werden Fehlinformation, Rassismus, Hass und Verstörendes weiterhin das Internet fluten. Man versteckt sich hinter der angeblichen Unmöglichkeit, die schiere Masse an minütlich hochgeladenen Beiträgen schlicht nicht kontrollieren zu können.

Die großen Plattformen sind, auch wenn sie dies gerne von sich weisen, Massenmedien, sie sind Sender, sind Meinungsprägend, sind Beeinflussend, ja manchmal auch Manipulierend. Sie verdienen ungewollt auch an radikalisierenden, zur Gewalt auffordernden Beiträgen mit und schalten Werbung dazu. Die vielen positiven Seiten des Internets dürfen nicht durch abseitige Inhalte in Mitleidenschaft gezogen werden. Social Media und Videoplattformen müssen, auch wenn es Gewinn,- oder Wachstumseinbrüche bedeutet, endlich mehr Verantwortung übernehmen.

 

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