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Spielfilme versuchen meist, die Wirklichkeit unter kontrollierten Bedingungen nachzubilden. Dazu gehören nicht nur die Filmfiguren sondern auch all die Personen im Bildhintergrund

 

Szenen mit vielen Menschen

Komparsen sind wichtig, weil sie die meisten Film- und Fernsehszenen realistischer aussehen lassen. In den seltensten Fällen kann man statt Komparsen echte Passanten aus der Realität einsetzen, weil man Szenen ja meistens in mehrere Einstellungen auflöst und man die Menschen in der Realität nicht stundenlang festhalten kann, damit diese auch in den anderen Einstellungen, den sogenannten "Anschlüssen" im Bildhintergrund sichtbar sind. Aus diesem Grunde dreht man mit Komparsen, die den ganzen Drehtag oder die Dauer, die man an einer Szene arbeitet, am Drehort bleiben.

 

Wie findet man Komparsen?

Nun hier kommt es sehr darauf an, wie gut diese im Bildhintergrund erkennbar sein werden und welche Eigenschaften diese mitbringen müssen. Sollen sie in einer Schlossszene den Hochadel verkörpern, in einem Mittelalterfilm einfache Menschen auf einem Markt oder vielleicht eine spanische Reisegruppe? Sollen sie alle blonde Haare haben oder als Mönche eine Tonsur? Je nach Komplexität können Agenturen weiterhelfen, die optimalen Personen zu finden. Natürlich sollten sie in der Nähe des Drehortes leben, damit keine Reisekosten sondern bestenfalls nur Anfahrtpauschalen anfallen.

Kommerzielle Agenturen in Deutschland sind:

  • Komparsenfischer: https://komparsenfischer.de/
  • CastingPartner: http://www.komparse.de/
  • DU BIST FILM: https://komparse.tv/
  • Producer´s Friend: https://www.p-f.tv/
  • Komparsen.de: http://www.komparse.de/

 

Kostüme und Größenvorgaben

Manchmal, gerade bei historischen Stoffen, muß man dafür sorgen, dass die Komparsen auch in die Kostüme hinein passen bzw. dass eine ausreichend große Auswahl an Kostümen und Requisiten zur Verfügung steht, um alle einkleiden zu können. Eine große Herausforderung für die Kostümbildner*Innen. Besonders schwierig ist in diesem Zusammenhang die Beschaffung von historischen Uniformen. Oft bekommen die Komparsen auch Vorgaben, welche Art von Kleidung sie aus ihrem eigenen Kleiderschrank mit ans Filmset bringen sollen.

 

Planung

Die Komparsen sollten genaue Informationen erhalten, was sie erwartet. Dazu gehört die voraussichtliche Gesamtdauer des Einsatzes, wann sie wo zu welcher Uhrzeit eintreffen sollen und wie die Entlohnung aussieht. Je nach Anmeldung müssen sie auch solche Dinge wie Sozialversicherungsnummer etc. mitbringen und bei Minderjährigen die Einwilligung der Eltern. Natürlich muss man einberechnen, dass alle Komparsen auch am Catering teilnehmen können, insbesondere wenn diese den ganzen Tag über am Filmset bleiben müssen.

 

Die Personen hinten auf der Treppe und rechts hinten im Café sind von der Produktion bestellt und sollen sich sich auf Kommando bewegen

 

Am Set

Irgendwer muss sich um die Komparsen am Set kümmern (am besten ein Komparsenbetreuer), sie müssen genau wissen, wann sie wo gebraucht werden. Manchmal ist eine kurse, ausgedruckte Inhaltsangabe des Films hilfreich, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, wobei sie mitwirken. Alle Anweisungen müssen gut und klar verständlich mitgeteilt werden. Manchmal ist eine regelrechte Choreographie notwendig, wann wer von wo nach wo geht, sich wann hinsetzt oder was genau tun soll. Da werden dann die für die Kamera und das Geschehen in der Szene sinnvollen Laufwege, Gesten und das Timing besprochen und auch geprobt. Handzeichen werden vereinbart, wann welche Komparsen mit ihrer Aktion beginnen, wann sie ins oder durchs Bild gehen sollen. Solche Aufgaben werden oft von einer zweiten Regieassistenz oder notfalls von der ersten Regieassistenz übernommen. Oft sucht sich Regisseur*In oder Regieassistent*In einzelne Komparsen aus, die mehr im Vordergrund zu sehen sein sollen.

Außerdem sollte man ihnen erklären, worum es geht und sie über die langen Wartezeiten hinweg bei bester Laune halten. Sie sollten informiert sein, wo Gefahren am Set lauern (unter Scheinwerfern, Kränen etc.) Mit allen Komparsen muss die Produktion eine schriftliche Vereinbarung treffen über welche die notwendigen Rechte (Recht am eigenen Bild) für die Verwertung des Filmes abgetreten werden.

Nachdem sie abgedreht sind, sollte man ihnen für die Mitarbeit danken und ihnen im besten Fall auch schon ihr Geld gegen Quittung aushändigen. Die Gagen für Komparsen sind nicht tariflich geregelt, klar sollte sein, dass man nicht gut bezahlt wird, man macht es eher um Erfahrungen zu sammeln und bei Dreharbeiten dabei zu sein. Es gibt zwar keine Mindestgage, doch inzwischen orientiert man sich häufig am Mindestlohn. Gagen zwischen 50 und 75 Euro pro Drehtag sind nicht unüblich. Manchmal kommen dazu noch Aufwendungsentschädigungen für die Anreise oder sogar für die Übernachtung. Komparsen gelten als selbstständig und müssen sich oft selbst um ihre Sozialversicherung und ihre Steuern kümmern.

 

Besonderheiten beim Ton

In Szenen an öffentlichen Orten sind sie um die Hauptfiguren herum, meistens eher im Bildhintergrund und häufig sieht man sie reden oder auch lachen. Das Thema betrifft indirekt natürlich auch alle Szenen in Lokalen, auf Parties etc. Auch hier gelten natürlich klare Vorgaben, wie sich da die Komparsen im Hintergrund zu verhalten haben. Damit man nämlich die eigentlichen Schauspieler*Innen einwandfrei schneiden kann, sollten die Komparsen nicht im Hintergrund der Aufnahmen zu hören sein. Deshalb müssen die Komparsen in der Regel stumm, also ohne Stimme sprechen.

Was für die Zuschauer in der späteren Szene aussieht wie „Sprechen“, ist aber nur ein Mundöffnen ohne Laute. Die Mikrofone, welche am Set verwendet werden, sollen in einer Szene primär die Hauptdarsteller*Innen sauber und isoliert aufnehmen. Daher werden die Statisten im Hintergrund angewiesen, falsche Gespräche zu führen, leise zu lachen und natürlich nie in die Kamera zu schauen.

Grundsätzlich wird bei solchen Szenen nicht nur geangelt, es werden auch alle sprechenden Schauspieler mit Lavaliers und Funkstrecken verkabelt. Die Schauspieler müssen dann möglichst authentisch sprechen, wenn sie also auf einer Party spielen, müssen sie so sprechen, als wäre es im Hintergrund laut,- obwohl die Komparsen ja gar keine Töne von sich geben. Den akustischen Partyhintergrund nimmt man separat auf, indem man nach dem Drehen der Szene alle bittet, wie auf einer Party oder in einem Restaurant / Café durcheinander zu sprechen. Das Ganze nennen die Filmleute auch Walla. Diese Stimmen kann man dann später in der Filmtonmischung perfekt in ein Verhältnis zu den sauber (Ohne Hintergrundatmo) aufgenommenen Dialogen der Hauptfiguren setzen.

 

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