
So wie die Nagra einstmals den Filmton revolutionierte, hatten auch die britischen Mischpulte die Arbeit an Filmsets radikal verändert. Mehrere Jahrzehnte lang fand man die SQN Mischpulte praktisch an allen Filmsets weltweit. Wer heutige moderne Mischpulte verstehen will, sollte sich mal die Ursprünge der Location-Mischpulte aus der Zeit des analogen Magnetton-Filmtons anschauen. Wir erzählen Euch die Story des SQN...
Ja, es stimmt schon, die ersten Nagra III besaßen bereits zwei, später drei Mikrofoneingänge, die man über Eingangsregler miteinander auf einen Audiokanal zusammenmischen und aufnehmen konnte. Es gab für die Nagra sogar einen zusätzlichen Vorverstärker (KAT), um den Line-Eingang zu einem weiteren Mikrofoneingang zu machen. Wollte man mehr, musste man große Mischpulte an den Filmsets anschließen, für die man meistens einen Netzanschluss für die Stromversorgung benötigte.
Das war der Status Quo bis Anfang der 70er Jahre die Firma Kudelski, welche die Nagras herstellte, ankündigte, eine miniaturisierte Nagra herauszubringen, welche nicht auf das übliche 1/4 Zoll Schmalband, sondern auf das noch schmalere Band aus den Kompaktkassetten aufnehmen würde. Die Nagra SNN lief mit Spulen und konnte eine Mono Spur aufzeichnen. Da das Gerät ultrakompakt sein sollte, waren Modulometer zur Aussteuerung und Pegelregler sowie mehrere Eingänge illusorisch. Deshalb war zunächst nur eine automatische Tonaussteuerung vorgesehen, welche für den Einsatz bei Geheimdiensten in Ordnung war, nicht aber für professionellen Filmton.

So spendierte Nagra der SNN noch einen Line-Eingang für externe Signale. Doch die Tonprofis waren unzufrieden. Die kleine Aussteuerungsanzeige zeigte nur bei laufendem Band einen Pegel an und es gab keine Stromversorgung für Kondensator-Mikrofone, damals noch mit 12 Volt Tonaderspeisung.
Aus diesem Grunde beschlossen einige Tonleute und Techniker rund um Arthur Quinn in England, ein Zubehör zu entwickeln mit dem die kleine Nagra dennoch professionell genutzt werden konnte. Das Ergebnis war das SQN 1, die Buchstaben waren die Abkürzung für Sine Qua Non, was so viel heißt wie „Unverzichtbar“. Und das war es auch, das SQN 1, wenn man mit der kleinen Nagra arbeiten wollte. Tatsächlich beherbergte das neue Gerät all das, was der Nagra SNN fehlte,- Eingänge, Ausgänge, Regler und Stromversorgung für Kondensatormikrofone.

SQN III
Mit dem SQN III wurde das Mischpult aufwändiger und von der Größe so entworfen, dass man auf der Oberseite die Nagra SNN sowie einen Quarzgenerator für die Synchronität anbringen konnte. Es besaß drei Mikrofoneingänge sowie einen Line Level Eingang. Alle konnten zu einem Monokanal zusammengemischt werden. Man verwendete hochwertige Bauteile für die diskret aufgebauten Mikrofonvorverstärker, die alle Militär-Spezifikationen genügten, das machte die Geräte äußerst robust und langlebig.
Eine Besonderheit der SQN Mischpulte waren die vielen Einstellungsmöglichkeiten auf der Unterseite der Geräte. Man konnte die Mischpulte mit einem kleinen Schraubenzieher über Miniumschalter optimal für alle Arten von Mikrofonen, Stromversorgungen, Pegelverhältnissen und mehr individuell für jeden Kanal konfigurieren. Diese Vielfalt an Möglichkeiten bedeutete natürlich auch eine Vielfalt an Möglichkeiten, etwas falsch einzustellen. Man musste sich also schon auskennen, um damit arbeiten zu können. Doch das war je bei den professionellen Tonleuten, welche die SQNs an den Filmsets einsetzten, absolut gegeben.
Die Stromversorgung des SQN war übrigens so angelegt, dass die Masse nicht mit dem Gehäuse verbunden war. Das war wichtig wegen einer Seltsamkeit der Nagras. Während alle anderen Geräte weltweit die Gehäusemasse mit dem Minuspol verbunden hatten, war die Gehäusemasse bei den Nagras mit Plus verbunden.

SQN IV
1980 dann wurde der SQN-3 Mischer neu aufgelegt, kleiner und robuster als je zuvor. Für die Konfiguration wurden auf der Unterseite der SQN Mischer Drehschalter eingebaut die man mit Schraubenziehern einstellen konnte. Zu dieser Zeit begann auch die Entwicklung des SQN 4, einem Stereomischpult mit vier Mikrofoneingängen. Entsprechend besaß der Mischer zwei separate Aussteuerungsanzeigen. Ab 1985 wurde dann auch die SQN 4 in nennenswerten Stückzahlen angeboten. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Verbesserungen, bis hin zum SQN-4S (mit Seriennummern über 50000)
SQN V
Das SQN 5 S wurde 2005 vorgestellt und hatte dann niedrigeren Batterieverbrauch, war leichter und arbeitete mit elektronischer Symmetrisierung statt schweren Übertragern. Doch die Konkurrenz aus den USA, Sound Devices schickte sich längst an, den einstigen Platzhirschen unter den Location-Mixern zu verdrängen...


