Postproduktion ist Gestaltung
So wichtig die guten Drehbücher, so aufwändig die Dreharbeiten auch sind: Gut ein Viertel der Gestaltung eines Filmes findet in der Postproduktion statt. Der Schnitt, die Vertonung, Musik und Mischung stellen elementare Elemente eines Filmes dar, die oft unterschätzt werden.
Schnitt
Unter Schnitt erfahren Sie mehr über die Geräte, die Montage, Erzählstrukturen. In dem Zusammenhang werden natürlich Themen wie die Einstellungsgrößen, die Auflösung oder auch der Achsensprung wieder von Bedeutung sein. Wenn Sie bei den Vorbereitungen und beim Drehen ordentlich gearbeitet haben, wird der Schnitt zu einem großen Teil Gestaltung sein.
Haben Sie aber viele Fehler gemacht, so geht viel Energie im Schneideraum in die Reparatur derselben, soweit dies möglich ist. Die Montage eines Filmes sollte stets visuell, emotional und psychologisch die Geschichte verdeutlichen, verstärken und lenken.
Dokumentarschnitt
Bei den meisten Dokumentarfilmen entsteht der Film zu einem guten Teil erst im Schnitt. Oft genug liefern Regisseure mehr oder weniger erschöpft und hilflos nach Beendigung ihrer Dreharbeiten ungeheure Materialmengen im Schneideraum ab und überlassen es den Cuttern, daraus eine sinnvolle Struktur zu erschaffen. Deshalb gehört auch die Materialorganisation und Aufbereitung zu wichtigen Tätigkeiten im Schnitt und das Entwickeln einer sinnvollen Dramaturgie für das gedrehte Material. Herauszufinden, was eigentlich der Kern eines Dokumentarfilmes ist, wo er hinführt, wie man den Schnitt dicht an der gefundenen Linie entlang gestaltet, wie und wo man die Konflikte aufspürt, dramatisiert und steigert, dies sind die Herausforderungen des dokumentarischen Schnitts.
Tonbearbeitung
Auch nach dem Dreh ist es sinnvoll, sich noch einmal genauer mit dem Ton zu befassen. Ein Film mit gutem Bild, aber schlechtem oder dürftigen Ton ist nichts und verliert einen wichtigen Teil seiner Wirkung. Bei Dreharbeiten werden Sie es immer wieder erleben, dass der Tonmann um einen Nurton, eine Pause für eine Atmo etc. bittet, die ihm dann nicht oder nur ungern gewährt wird, weil man schließlich das Bild für wichtiger erachtet.
Viele Regisseure/Regisseurinnen halten den Ton für automatisch, wie etwas, das sowieso da ist. Sie bedenken nicht, wie wichtig es ist, Aufwand für guten Originalton am Set zu treiben. So richtig bemerken sie es meist erst schmerzlich im Schneideraum. Wer dem Tonmann / der Tonfrau bei den Dreharbeiten zu wenig Freiraum eingeräumt hat, muss dies in der Vertonungsphase mit erheblichem Mehraufwand bezahlen.
Fazit
Sie sehen, alle Arbeitsphasen eines Filmes sind eng miteinander verflochten. Es lohnt sich, viel über die Verfahren der Postproduktion zu erfahren. Und noch etwas: Viele Regisseure halten die Postproduktion für weniger kreativ. Sie tauchen alle paar Tage mal im Schneideraum auf, geben ein paar Kommentare ab und kümmern sich aber ansonsten eher schon um ihr nächstes Projekt. Sie verschenken damit kostbare Gestaltungsräume und lassen die Bild- und Toncutter mit dem Material relativ alleine. Das kann, wenn letztgenannte genial sind, gutgehen. Dafür gibt es aber keine Garantie. Regisseur-in ist und bleibt derjenige, der eine vollständige Vision vom Gesamtwerk besitzt (oder besitzen sollte).
Also: Nehmen Sie sich die Zeit und setzen Sie sich daneben, wenn dieser wichtige Teil Ihres Filmes gestaltet wird.
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