
Es gibt viele Gründe, weshalb Kameraassis nicht direkt an der Kamera mit oder sogar ohne Follow Focus Schärfe ziehen. Sei es, dass die Kamera sich in einem Stabilisierungssystem befindet, also Gimbal, Steadicam oder Easyrig etc. oder dass sie hoch oben auf einem Kamerakran per Remotehead geschwenkt wird. Überall dort kommen Fernbedienungen bzw. Funkschärfen zum Einsatz, die vor allem für Schärfe, Zoom und Blende sowie als Ein,- und Ausschalter der Kamera eingesetzt werden. Das bedeutet aber natürlich nicht nur, dass es einen Controller geben muss, von dem aus die Befehle haptisch sinnvoll, also ähnlich wie bei einem Follow Focus aus der Ferne gegeben und per Funk übertragen werden können, sondern auch, dass es einen Empfänger mit mehreren Kanälen, sowie anzusteuernde Stellmotoren geben muss, die perfekt in die Zahnkränze der Objektive passen. Also ein ganzes, perfekt aufeinander abgestimmtes System. Ein solches ist die Scorpio Funkschärfe. Es gibt sie in der älteren Version als analoges System und in der neueren Ausführung als digitales System.
Remote-Control

Die Scorpio Fokus drahtlose Fernbedienung gehört zu den besten Profi Remotes überhaupt. Sie war und ist an vielen KInofilmsets in der Welt anzutreffen und stammt aus Europa, genauer gesagt aus Spanien (Cinevision-Solutions). Das System unterstützt mehrere Kanäle mit denen man Stellmotoren ansteuern kann, die sowohl den Schärfering, einen Brennweitenring bei Zooms sowie einen Blendenring ansteuern können. Damit ist praktisch eine vollständige Objektivsteuerung per Fernbedienung möglich.
Das System ist für große Produktionskameras ausgelegt, ist also eher ungeeignet für kleine Kamerasysteme. Über die Jahre wurde das System kontinuierlich weiterentwickelt und überzeugt durch hohe Betriebssicherheit, Zuverlässigkeit und hohe Anpassungsfähigkeit an alle Arten von Objektiven. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, während nämlich viele der preiswerteren Remotes aus China etc. im W-Lan oder Blutooth Frequenzbereich senden und damit auch durch andere Geräte, die in diesem Bereich senden, gestört werden können, erweist sich das Scorpio System als extrem zuverlässig und störungsfest. Zudem ist die "Scorpio FOCUS / Scorpio Wireless Lens Control“ extrem robust, präzise und zuverlässig ist auch unter Bedingungen, bei denen viele andere Funksysteme ausfallen würden.
Die Scorpio nutzt im 2,4–2,5 GHz-Spektrum 15 Kanäle in einem Half-Duplex-Mikrowellen-System. Das garantiert den Filmteams eine extrem stabile Verbindung auch bei viel Funkverkehr (Großsets, Steadicam, Studios), kennt kein kein „Driften“ oder „Signalhüpfen“ und hat eine sehr geringe Latenz, was sauberes, schnelles Reagieren der Stellmotore am Objektiv gearantiert. Unter schwierigen Drehbedingungen (Metalldächer, Fahrzeuge, enge Sets, viel Wi-Fi) ist die Scorpio vermutlich eines der verlässlichsten Systeme am Markt. Sie kommen mit Regen, Sand, Staub extremen Temperaturen, langen Drehblöcken (Werbung/Features/Serien) schwierigsten Funksituationen (Car-Rigs, Russian Arm, Helikopter, Großveranstaltungen) zurecht. Nicht zuletzt deshalb sind sie in vielen Ländern beliebter als Preston, ARRI cforce oder Tilta/CMotion.
Empfangsseite

Die Steuerinformationen werden im Halbduplex Verfahren vom Handgerät auf die Empfangs,- und Motortreiberbox übertragen. Die Eingangsspannung in der Motortreiberbox (MDB) kann von 11 bis 30 V DC betragen, kann also vom Kameraakku aus gesüeist werden. Die Handsteuereinheit kann mit 7,2 V NP-FM50 Sony-Akkus betrieben werden. Von der Motortreiberbox aus gehen Stromversorgung und Steuerungsinfos über Lemokabel an die Stellmotore. Diese werden über Spezialhalterungen, die man an der Rods der Kamera befestigen kann, so angebracht, dass sie die Zahnkränze der Objektive bewegen können.

Scorpio bietet hierfür Klammern, Brackets & Kabel für nahezu jede Kamera und jedes Objektivsystem an, es gibt fertige Sets für ARRI, Sony Venice, RED, Panavision aber auch ältere analoge Filmkameras wie Arricam, Moviecam, Panaflex oder Aaton. Scorpio arbeitet mit starken Motoren die gleichzeitig feinste Präzision bieten. Das kann sehr wichtig werden etwa bei älteren, schwergängigen Cine-Objektiven, bei Zooms mit hoher Reibung, an kalten Filmsets (Das Schmierfett in den Objektiven wird bei niedrigen Temperaturen von −10 bis −20 °C schwergängig). Auch bei größeren Gewindewegen wie sie bei Master Primes und Anamorphoten üblich sind, braucht es starke Motoren. Trotz dieser Auslegung bleibt die Steuerung aber sehr sensibel und fein differenziert.
Für jeden Motor kann man einen von 3 Leistungsmodi wählen, Low, Medium und High. Auf diese Weise wird die Motorleistung optimal an das jeweilige Objektiv angepasst, ohne dass es zu Vibationen oder eime Überdrehen kommt. Notfalls kann die Steuereinheit auch über ein Kabel (RS485) mit der Kontrollbox verbunden werden. Eine externe kleine Zoomsteuerung kann an die Motortreiberbox (MDB) oder an die Handeinheit angeschlossen werden, um den Zoom extern zu steuern.
Display
Die Handunit liefert sehr genaue Informationen, darunter Geschwindigkeit, Fokusentfernung in Feet/Meters, Signalstärke, Zoomposition, Akkustatus und Kamera Run/Stop. Dies alles wird angezeigt auf einem sehr hellen Display, welches auch bei Sonne gut lesbar ist. So ganz nebenbei lassen sich natürlich auch der große Einstellknopf am Controler etc. mit eigenen Markierungen beschriften, ganz so wie man es auch vom manuellen Follow-Fokus kennt.

Kalibrierung
Hier unterscheiden sich die digitale und die analoge Scorpio. Bei der analogen müssen Motoranschläge beim Objektiv teils manuell gesetzt werden und sie gehen beim Akkuwechsel unter Umständen wieder verloren. Nicht so bei der digitalen Scorpio: Sobald das Netzkabel oder ein Akkukabel an die Treiberbox (an der Kamera) angeschlossen wird, wird das Objektiv automatisch kalibriert. Das gilt sowohl für die Motortreiberbox (MDB) als auch für das Einstellungsmenü der Handeinheit.
Die Kalibrierung bleibt auch beim Trennen des Geräts gespeichert. Dies verhindert unerwünschte Bewegungen des Objektivs nach dem erneuten Anschließen des Systems, was zum Beispiel beim Batteriewechsel der Fall ist. Das System kalibriert dann im Einzelnen: Die Endanschläge von Schärfering, Blende und Zoomring, den Zahnkranzweg sowie die Übersetzung / Wegstrecke. Die einmal ermittelte Kalibrierung bleibt im Speicher, selbst wenn der Akku gewechselt wird.
Die aktuellste, digitale Version verbraucht etwas weniger Strom als die analoge, kann automatisch kalibrieren und hat eine etwas größere Reichweite. Wenn Geld keine Rolle spielt, ist sicher die digitale Version zu bevorzugen, andererseits sind die analogen Systeme oft gebraucht günstiger zu haben und genauso zuverlässig.

