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Heute sind es eher die Dokumentarfilmer, die noch reale Feuerkatastrophen drehen, das große Kino erzeugt die meisten Feuer diigital

 

Eine fast untrennbare Verbindung: Blicke auf Katastrophen, ohne selbst in Gefahr zu sein, haben die Zuschauer seit Anfang der Filmgeschichte bis heute in die Kinos gelockt. Allerdings hat sich gegenüber damals etwas Entscheidendes geändert: Der Mensch hat den Erdball so an seine Grenzen getrieben, dass viele Weltuntergangsszenarien, die früher schlichte Fiktion waren, zumindest in eine denkbare Nähe geraten sind.

Der wahrscheinlich erste inszenierte Katastrophenfilm war Georges Méliès' "Éruption volcanique à la Martinique" aus dem Jahr 1902. Und natürlich wurde das große kalifornische Erdbeben rund um San Franzisco 1906 bereits in Dokumentarfilmen festgehalten. Kein Wunder, die frühen Filmkonzerne schickten Kameraleute rund um den Globus um spektakuläre Ereignisse für Wochenschauprogramme in den Kinos zu drehen.

Wenn wir aber von einem Genre des Katastrophenfilms sprechen, so wird stets der Spielfilm "San Francisco" aus dem Jahr 1936 genannt. An diesem kann man schon zahlreiche Elemente erkennen, die Jahrzehnte später typisch für das Genre wurden. Wichtige Zutaten sind große visuell spektakuläre Bedrohungen, Naturgewalten oder von Ungeheuern oder Menschen gemachte und Helden, die diesen Gewalten trotzen und andere Menschen selbstlos retten.
Über die Jahre wurden die Filme, natürlich auch wegen der immer raffinierteren Tricktechnicken, immer aufwändiger. So gelten die 70er Jahre als Blütezeit des Katastrophenfilms.

 

Seltsame Anziehungskraft

Was ist so reizvoll an den Weltuntergangsszenarien, dass sie in immer neuen Varianten ihren Weg auf die Screens und Leinwände finden? Auf die Zuschauer haben solche Filme eine ähnliche Anziehung wie eine Achterbahnfahrt, sie versetzen sie in Spannung, produzieren in ihnen Angst und bescheren das Gefühl der Erleichterung, wenn die evozierte Gefahrensituation vorüber ist.

Zudem wird im Menschen die Neugierde angesprochen, Extremsituationen aus nächster Nähe mitzuerleben. Das perfekte "was wär wenn?" Szenario und zugleich eine Art Flucht aus dem eigenen Allatg. Unweigerlich stellt man sich die Frage,- wie würde ich, wie würden wir mit diesen Situationen umgehen? Das Kino bietet da stets verschiedene Charaktere an, für die man Empathie entwickelt, mit denen man sich vielleicht sogar identifiziert. Ganz nebenbei werden dabei die eigenen moralischen Werte hinterfragt, denn fast immer werden den Filmhelden dramatische Entscheidungen abverlangt. Die perfekten Projektionsflächen für die eigenen Ängste und Figuren, von denen man hofft, dass sie es schaffen werden, mit der Katastophe zurecht zu kommen.

Ähnlich wie es schon Aristoteles im alten Griechenland mit seiner Dramentheorie wusste, helfen Katastrophenfilme den Zuschauern dabei, ihre eigenen Ängste und Sorgen zu verarbeiten, nicht zuletzt weil sie in den Filmen sehen, dass es viel schwerwiegende Katastrophen gibt und selbst diese werden von den Filmhelden bewältigt. Aristoteles nannte das Katharsis. Dann wird man doch mit seinen Alltagssorgen auch zurecht kommen können...

Wer den Katastrophenfilm im Kino anschaut, ist dann zugleich mit dem restlichen Publikum im Saal ein Teil einer zumindest für 90 und mehr Minuten eingeschworenen Schicksalsgemeinschaft. Für eine kurze Zeit fühlt man sich mit all den anderen Menschen, die den Film ebenfalls erleben, verbunden. Es sind also eine ganze Menge von Aspekten, welche dazu führen, dieses Genre als attraktiv zu empfinden.

 

Katastrophenfilme 1 4000

Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen waren wichtige Themenlieferanten für Katastrophenfilme

 

Visuelles Feuerwerk

Katastrophen zu visualiseren, eröffnet stets unendliche Möglichkeiten für Tricks und Effekte. Gigantische Zerstörungen glaubhaft ins Bild zu setzen ist eine große Herausforderung für die Filmemacher. Von anfänglichen Modell,- und Spiegeltricks in den frühen Katastrophenfilmen über Rückprojektionen oder analoge Traveling Matte Verfahren mit der Oxberry Optischen Bank in den den 70er und 80er Jahren hin zu Green,- und Blue Screeen und heutigen digitalen VFX Programmen reicht die Bandbreite der verwendeten Techniken. Und auch auf der Toebene wurde kräftig aufgerüstet, für den Film "Earthquake" (1974) wurde eigens das Tonverfahren Sensurround entwickelt, welches den Kinosaal mit den tiefen Frequenzen der Erderschütterung versorgen konnte. Die Illusion ist dabei immer perfekter geworden, frühe Filme des Genres können uns heute nur ein müdes Lächeln entlocken.

Interessant an diesem Genre ist, dass die behandelten angenommenen Katastrophen mit den Jahren immer größer, immer weltumspannender wurden. Genügte in den 70er Jahren ein brennendes Flugzeug, Hochhaus oder ein untergehendes Schiff um den Zuschauern Angstschauer den Rücken hinunter zu jagen, verlagerten sich die Themen in den Folgejahren immer mehr zu größeren, letztlich die Welt bedrohenden Szenarien hin. Gerne kamen die Bedrohungen auch aus dem Weltall in Form von Kometen. Und immer deutlicher fanden reale, vom Menschen selbst verschuldete Umweltprobleme und soziale Spannungen unserer Welt, ihren Weg in die Filmstories.

So wurden einige der neueren Katastrophenfilme zugleich zu beeindruckenden Mahnmalen, die Menschheit zum Umdenken zu bewegen.

 

Filmliste

Es gab unzählige Katastrophenfilme, so ist unsere Liste nur ein Ausschnitt der vielleicht bekanntesten Produktionen

"Éruption volcanique à la Martinique" (George Melies, F 1902)

"San Francisco" (Regie: W. S. Van Dyke, David Wark Griffith, USA 1936)

"Airport" (Regie: George Seaton, USA 1970)

"The Poseidon Adventure" (Regie: Ronald Neame, USA 1972)

"The Towering Inferno" (Regie: John Guillermin, USA 1974)

"Giganten am Himmel" (Regie: Jack Smight. USA 1974)

"Earthquake" (Mark Robson, USA 1974)

"Independence Day” (Regie: Roland Emmerich 1996)

"Twister" (Regie: Jan de Bont, USA 1996)

"Armageddon" (Regie: Michael Bay, USA 1998)

"Titanic” (Regie: James Cameron, USA 1998)

The Day After Tomorrow (Regie: Roland Emmerich, USA 2004)

"Take Shelter - Ein Sturm zieht auf” (Regie: Jeff Nichols, USA 2011)

"Sunshine” (Regie: Danny Boyle, USA 2007)

"Cloverfield” (Regie: Matt Reeves, USA 2008)

"2012" (Regie: Roland Emmerich, USA 2009)

"Perfect Sense” (Regie: David Mackenzie, USA 2011)

"The Impossible” (Regie: Juan Antonio Bayona, Spanien 2013)

"Deepwater Horizon” (Regie: Peter Berg, USA 2016)

"No Way Out - Gegen die Flammen” (Regie: Joseph Kosinski, USA 2018)

"Don't Look Up" (Regie: Adam McKay, USA 2021)

"Der Schwarm" (Serie, Regie: Barbara Eder, Philipp Stölzl, Luke Watson D 2023)

 

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