
Bauchgefühl...
Es klingt banal, und doch entscheidet das Catering am Drehort mit, wie wohl ein Team sich fühlt und wie gut der Film letztlich wird. Außenstehende können sich das gar nicht vorstellen, was für ein Ausnahmezustand Dreharbeiten sind. Drehtage dauern oft 12, 14 und mehr Stunden und selbst wenn Drehschluss ist, wird oft noch lange Equipment zusammengeräumt, für den nächsten Tag aufgeladen etc. Kurzum, normale Abläufe, wie Einkaufen, Essen zubereiten etc. fallen unter Umständen für 6-8 Wochen einfach weg.
...versus Finanzbeamte
Umso wichtiger ist es, dass das Team und die Schauspieler am Drehort eine vernünftige Verpflegung erhalten. Doch das klingt leichter, als es tatsächlich ist. Zunächst einmal steht da das Finanzamt mit ziemlich absurden Vorstellungen davon, wie die Teamverpflegung auszusehen habe, einem guten Catering entgegen. Laut Finanzamt darf der Produzent nämlich nur 3,23 € (Stand 2025) als sogenannten Sachbezugswert pro Person ausgeben bzw. kann diesen Betrag steuerlich absetzen.
Dieser Betrag leitet sich ab von einer sogenannten Freigrenze für Sachbezüge, die nicht versteuert werden muss und liegt seit 2022 bei 50,- € im Monat. Zu den perfiden Regeln der Finanzbehördern gehört die Tatsache, dass wenn diese Sachbezüge 50,- Euro übersteigen, nicht etwa wenigstens 50,- Euro steuerbefreit bleiben, sondern der ganze Betrag versteuert werden muss.
Da man beim Film aber auch häufiger Auswärts dreht, gelten für diese Tage mit mindestens 8 Stunden Abwesenheit vom Wohnort andere, erhöhte Verpflegungspauschalen. Dann ist das Catering quasi ein Zuschuss zu den Reisekosten. Was kleine Snacks, Obst, Getränke, Kaffee anbetrifft, können diese gesondert als sogenannte "Annehmlichkeiten" oder "Aufmerksamkeiten" von der Produktion gestellt werden, ohne dass die Mitarbeiter*Innen dies versteuern müssen.
Dass mit knapp über drei Euro kein Mensch einen 12- 14 Stunden Drehtag lang verpflegt werden kann, braucht man gar nicht erst zu versuchen, Finanzbeamten zu erklären. Die erklären nämlich zurück, dass Verpflegung so etwas wie ein "geldwerter Vorteil" ist, den die Teammitglieder und Schauspieler gefälligst als Einkommen zu versteuern hätten. Also da beginnen bereits die Hindernisse, auf die gutwillige Produzenten in der Produktionsrealität treffen.
Faktisch bedeutet dies, dass Produzenten die Kosten für das Essen tatsächlich als Lohn auf die vereinbarte Gage draufrechnen, was den Teammitgliedern finanzielle Nachteile beschert, oder aber sie legen die Kosten, ohne dass sie sie absetzen können, einfach drauf, was auch keine lustige Lösung ist. Aber zumindest machen sich die Produzenten dann nicht so unbeliebt wie bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Es gibt allerdings auch Produktionsfirmen, die diese teils undurchsichtige Steuerpraxis nutzen um sich von den Teammitgliedern einen Teil der Essensausgaben zurück zu holen.

Man ist was man isst...
Ist diese Hürde erst einmal genommen, geht es um die Ausgestaltung des Caterings. Da gibt es verschiedene Varianten. Vom Food-Truck der den ganzen Drehtag über bereit steht und das Team und die Schauspieler mit Essen versorgt über gemischte Lösungen, wo man je nach Drehort mit Restaurants in der Umgebung Deals macht und dann alle dort essen, oder Lieferservices mit Pizza, Döner & Co bis hin zu selbstgekochten Gerichten und allerlei Sandwiches reicht da die Bandbreite.
Von so manchem Hochschuldreh mit tatgelanger Butterkeks- und Cola Verpflegung wollen wir an dieser Stelle lieber nicht berichten. Diese Variante ist ein Garant für Frust und ungute Stimmung am Set. Letztlich hängt natürlich alles vom Budget ab, welches zur Verfügung steht.
Man kann es notfalls durchaus schaffen, bei einem Low-Budget Dreh mit einem Tagesbudget von 5-7 Euro pro Person und Tag einfache Verpflegung inklusive einer warmen Mahlzeit herbei zu zaubern. Damit das möglich ist, braucht es aber die Hilfe von Sponsoren, die etwa übrig gebliebene Sandwiches vom Vortag zur Verfügung stellen, womit der Morgen und Vormittag gesichert ist. Auch Bäckereien mit Waren vom Vortag können da helfen, mit kleinem Budget auszukommen.
Qualitätsfragen
Starschauspieler Stellan Skarsgård hat einmal erzählt, dass er bei dem Film „Sentimental Value“ von Joachim Trier bewusst auf etwa 50.000 Euro Gage verzichtet habe, um sicherzustellen, dass die Crew ein gutes Mittagessen vom Catering-Service bekam. Er selbst habe mal bei einem Film (‚Insomnia‘ von Erik Skjoldbjærg, Norwegen 1997) mit sehr schlechtem Catering was nur aus Brot und Wurst bestand, mindestens sieben Kilo abgenommen und sich geschworen, nie mehr in Norwegen zu drehen, wenn das Catering nicht besser würde.
Ein normal finanzierter Dreh wird eher mit Kennzahlen von 15-20 Euro pro Tag und Person rechnen, wobei es sehr davon abhängt, welche Variante, Food-Truck oder Restaurant gewählt wird. Handelt es sich um eine teure Großproduktion, können die Beträge auch gut und gerne auf 30 Euro und mehr pro Tag und Produktion ansteigen.
Aber ganz gleich ob Low-Budget Variante oder normal bis hoch finanzierter Dreh,- der Produzent oder, falls umgelegt auf den Lohn/ die Gage, eben die Mitarbeiter-innen, müssen draufzahlen für eine sinnvolle Verpflegung am Filmset.

Beste Tipps
Ganz gleich, welche Variante beim Dreh möglich ist, es gibt ein paar Dinge, die jedem Catering gut tun und ohne großen Aufwand die Zufriedenheit steigern:
- Stets auch fleischlose Varianten für Vegetarier oder (vorher im Team abfragen, ob notwendig) Veganer anbieten
- Für Warmgetränke auch vegane bzw. laktosefreie Milch anbieten
- Gleichen Standard aller Gerichte anbieten,- keine Zwei-Klassen Gesellschaft mit Luxus-Essen für Stars etablieren
- Stets auch ausreichend Obst bereitstellen
- Kleingebäck als kurzfristige Energiespender anbieten
- Stets ausreichend Getränke, kalt und warm zur Verfügung stellen
- Für Morgens oder Nachmittags oder Abends zusätzlich Sandwiches/ Brezen etc. anbieten.
- Falls man neben die Papp,- oder Plastikbecher auch Filzstifte zum Beschriften legt, kann Jeder seinen Becher kennzeichnen und muss nicht jedes Mal einen neuen benutzen.
- Metallbesteck und Porzellanteller sind umweltfreundlicher und vermitteln ein besseres Grundgefühl, man braucht aber einen Geschirrspüler
- Biertische und Bänke unter Sonnenschirmen, nicht lange anstehen zu müssen und gutes Essen sorgen dafür dass alle glücklicher sind und das fördert letztlich auch die Qualität des Films
- Portable Müllsackhalter erleichtern das Sammeln und Entsorgen von Abfällen
- Separate Beutel zum Sammeln von PET-Pfandflaschen aufstellen
- Ausreichend Papier-Servietten und Küchenrollen mitführen

Zubehör und Aufmachung
Nicht nur Kreative sind Augenmenschen. Es versteht sich von selbst, dass man die Nahrungsmittel mit Kühlboxen, sauberen Aufbewahrungsbehältern etc. hygienisch einwandfrei lagert und stets für frisches und sauberes Essen sorgt.
Großmengen kann man in Großmärkten für Gewerbetreibende wie "Metro" oder "Hamberger" oft deutlich günstiger kaufen,- vorsicht, Kleinmengen sind in diesen Märkten oft teuer als normal. Aber die 5 Kilo-Box Kartoffelsalat, Tortellini oder Rohkostsalat gibt es in so guter Qualität nirgendwo günstiger. (bitte nur einmal auf den Speiseplan setzen...). Produktionsfirmen können dort einen Einkaufsausweis beantragen,- Achtung das braucht etwas Vorlaufzeit (Beantragen, Gewerbeschein, Steuerbescheid einscannen, einsenden usw.), also nicht erst am ersten Drehtag auf die Idee kommen. Da auch viele Caterer dort einkaufen, findet man in diesen Läden jede Menge praktische Hilfsmittel wie große Papiertischdecken von der Rolle, alle Arten von Einweggeschirr, Besteck usw.
Für das Essen sollte ein separater Bereich zur Verfügung stehen, getrennt von der Filmtechnik und dem Set, mit Sitzgelegenheiten und Tischen. Bierbänke und Biertische sind preiswert und eignen sich hervorragend für die Pausen, nicht nur beim Essen. Tapezier-Klapptische sind für das Büffet gut geeignet.
Große Thermoskannen (2-5 Liter) oder Gastro Kaffeemaschienen erlauben es, Tee und Kaffee in ausreichenden Mengen bereit zu stellen.
Es lohnt sich in jedem Fall, diese Tipps umzusetzen, zufriedene Filmteams sind in der Regel kreativer. Und wenn Ihr keine externe Firma damit beauftragen möchtet, findet Ihr hier im Movie-College eine Reihe von spannenden Rezepten für ein abwechslungsreiches Catering an Eurem Filmset.

