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In den meisten Filmstudios findet man für Chroma-Keying, also das analoge oder digitale Ausstanzen von Bildhintergründen oder Objekten immer Grüne, manchmal zusätzlich auch blaue Hintergründe. Diese können fest auf Studiowände oder Hohlkehlen gemalt oder als Vorhänge oder Rundhorizonte verschiebbar gestaltet sein.

Diese in einer sehr homogenen Farbe gehaltenen Hintergründe lassen es auf einfache Weise zu, den Vordergrund, vorzugsweise Menschen, also beispielsweise Schauspieler-innen oder Moderator-inn-en vom Hintergrund zu isolieren und vor einen anderen Hintergrund zu platzieren. Damit erscheinen die Personen beispielsweise in anderen Räumen, Landschaften, Wettersituationen zu sein. In Kinofilmen können dies auch schon mal komplette Fantasiewelten oder Raumstationen sein. Das Verfahren selbst ist schon recht alt und wird sowohl für das Fernsehen, als auch für Kinozwecke eingesetzt. Es wurde über die Jahre weiter perfektioniert und erlaubt bei virtuellen Drehs, dass man die einzustanzenden Hintergründe per VR mit den Kamerabewegungen als Vorschau synchronisiert. So sehen beispielsweise Kamera-Operateure beispielsweise auch bei Handkamera oder Steadicam Fahrten bereits im Green-Screen Studio, wie ihre Kadrage zusammen mit dem späteren Hintergrund aussehen wird.

Theoretisch könnte man auch Rot oder Gelb zum Keyen verwenden, doch da sowohl Rot als auch Gelb etwa in den Hauttönen des Menschen vorkommen, würde man damit erhebliche Probleme beim Keyen bekommen. Die Hintergrundfarbe sollte also möglichst nicht bei Menschen vorkommen, weshalb man Grün oder alternativ Blau für Studios favorisiert.

 

Mobile Variante

Es gibt auch Pop-Up Faltreflektoren, die mit grünem und blauem Stoff je auf einer Seite bespannt sind. Allerdings stimmt hier oft der Farbton nicht, oft ist er zu dunkel, man muss also mehr Licht haben um auf die gewünschte Keying-Farbe zu kommen. Außerdem sind sie aus Polyester-Stoff, der reflektiert,- ein No Go beim Keyen. Durch das auseinander,- und zusammenfalten bekommen sie Falten, die ebenfalls massiv stören. Die Idee klingt zwar charmant, überall, wo man gerade ist, einen Green,- oder Blue Screen dabei zu haben, der schnell aufgebaut ist, doch mit einem echten, matten Green-Screen Stoff, den man an Stativen befestigt, fährt man meistens besser.

 

Grundsätzliches

 

Wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Arbeitsprozess ist die gleichmäßige Ausleuchtung des Hintergrundes. Hierfür sind Flächenleuchten, also Fluter am besten geeignet. Es versteht sich von selbst, dass man einheitliche Scheinwerfer verwendet damit man keine unterschiedlichen Farbtemperaturen erhält.

Dunklere Teile oder hellere Teile des Hintergrundes werden nämlich beim Keyen in der Postproduktion wie unterschiedliche Farben wahrgenommen, was unter Umständen Probleme machen kann, weil man nicht nur einen, sondern mehrere Farbtöne ausfiltern muss.

Aufnahmen, die man keyen möchte, sollte man stets im bestmöglichen Format, also mit großer Farbtiefe (4:2:2 oder 4:4:4) und ohne Kompression aufzeichnen. Das verbessert die Qualität erheblich, vor allem kann die Software die Farbe, die raus gestanzt werden soll, leichter isolieren.

Falls die Personen sich im Bild bewegen, also herumgehen etc. sind kürzere Belichtungszeiten (Shutter) sinnvoll. Sie helfen zu verhindern, dass Bewegungsunschärfe die Herstellung der Maske ruiniert.

Es erleichtert die Maske außerdem, wenn die Personen eine Kante als Lichtquelle von Hinten gesetzt bekommen.

 

Blue oder Green?

Deutlich sieht man am Boden und auf den Metallfüßen der Stühle den "Green Spill", dort würde obwohl nicht erwünscht, auch einfach das Bild ausgestanzt...

 

Wenn man nun zu entscheiden hat, ob man Grün oder Blau zum Keyen verwendet, gibt es verschiedene Kriterien, die bei der Auswahl zu berücksichtigen sind.

 

Grün reflektiert besser als Blau, man braucht in der Regel mehr Licht, um mit Blau zu keyen als mit Grün. Man kann etwa von einer Blende Unterschied ausgehen, was bedeutet, dass Blau die doppelte Lichtmenge benötigt.

Es kommt darauf an, welche Farben nicht gestanzt werden sollen, also welche Farben sich im Vordergrund befinden. Die Farben des Vordergrundes dürfen im Hintergrund nicht auftauchen. Blaue Kleidung, etwa eine Blue Jeans könnte bereits zu nah an einem blauen Hintergrund sein. Im schlimmsten Fall würden die Beine der Person mit dem blauen Hintergrund ausgestanzt. Hier sollte man das Gespräch mit der Kostüm-Abteilung suchen. Sogar intensive blaue Augen könnten hier zu einem Problem werden.

Gibt es farbige Lichtreflektionen? Wenn man beispielsweise Außen auf einer Wiese dreht und nur im Hintergrund einen farbigen Keying-Backdrop verwendet, kann es sein, dass das Grün der Natur (Gras, Laub etc.) sich in heller Kleidung oder hellen Haaren der Personen reflektiert. Hier wäre evtl. Blau die bessere Keying-Farbe.

Grün erzeugt weniger Bildrauschen, dafür aber mehr Streulicht und Reflektionen. Das bedeutet, dass man einen größeren Abstand zwischen Hintergrund und Personen einplanen muss, damit das Grün nicht von hinten auf die Personen strahlt. Bei blonden oder gar weißen oder grauen Haaren kann das zu unschönen Effekten führen. Da sind dann die Kanten der Haare ebenfalls grün und werden mit ausgestanzt.

Blau reflektiert weniger, deshalb kann man mit Blau besser dunklere oder gar Nachtszenen keyen.

Insbesondere für Rauch, Wasser etc. eignet sich blauer Hintergrund meistens besser zum Keyen.

 

Bearbeitung in der Post

Crowd Replication vor Green Screen für Konrad Wiebes Spielfilm "Hier und Jetzt"

 

Wenn man Aufnahmen zum Keyen in einem hochwertigen Format aufgenommen hat, ist die Postproduktion erheblich angenehmer. In Premiere etwa muss man die Aufnahmen, die man keyen möchte, natürlich erst einmal in das Projekt ziehen.

Dann wählt man einen Clip aus. Wenn die Person, die man ausstanzen möchte, innerhalb eines bestimmten Bildteils bleibt, so kann man mit dem Transparenz-Werkzeug Pen eine Maske grob um die Person herum ziehen.

Danach sucht man sich aus der Effekte-Library den Ultra Key und legt ihn über den Clip. Auf dem Effekt-Panel kann man dann unter Key Color mit der Pipette auf den zu stanzenden Hintergrund gehen (Grün oder Blau) und die Farbe auswählen. Den Ausgang auf dem Panel sollte man auf Alpha Kanal stellen, damit wird der Bildvordergrund, der ausgeschnitten wird, weiß und der Bildhintergrund schwarz angezeigt.

Es kann unter Umständen notwendig sein, unter Masken-Generator für die Maske noch einiges Feinabstimmungen vorzunehmen. Doch bitte nur verändern, wenn es unbedingt sein muss, man kann hier auch manches verschlimmbessern. Einstellungen von Transparenz, Lichtern, Schatten, Toleranz , Basis etc. helfen, beispielsweise Streulicht zu eliminieren. Unter Maske-Cleanup sind hier gefahrlosere Einstellungen zu finden.

Wenn man all das erledigt hat, kann man den nächsten Schritt angehen und unterhalb der Videospur mit dem ausgestanzten (gekeyten) Vordergrund in einer weiteren Videospur den gewünschten Bildhintergrund in die Timeline zu legen. Oft ist es notwendig, mit dem Lumetri Color Panel die Farbabstimmung der beiden Bildspuren aufeinander anzupassen. Farbkorrekturen bitte immer erst nach erfolgreichem Keyen verwenden!

 

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