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Elevator Pitch 4000

Wer meint, Produzent*Innen würden nur darauf warten, von jungen Talenten im Fahrstuhl mit Werbebotschaften zugetextet zu werden, der irrt.

 

Mehrere Generationen an jungen Filmemachern haben fest daran geglaubt, haben sogar Workshops und Seminare besucht, wie man den Zwei Minuten-Pitch in Fahrstühlen möglichst optimal vorbereitet und präsentiert. Bei Niemand hat es funktioniert. Langsam ist es an der Zeit, damit gründlich aufzuräumen. Die Legende hält sich nämlich hartnäckig, es handle sich um die perfekte Methode, Projekte anzubieten. Wer die Idee tatsächlich in die Welt gesetzt hat, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen, aber wer auch immer es war, ihm oder ihr sollte man gehörig den Kopf waschen, wie man so schön sagt. Für diejenigen unter Euch, die nicht wissen, was es mit dem Elevator-Pitch (Fahrstuhl-Pitch) auf sich hat, hier die Kurzfassung:

Der Elevator-Pitch geht von der Grundannahme aus, das wichtige Entscheider im Filmbusiness, allen voran Produzent*Innen, sich so massiv nach Außen abschirmen, dass man mit seinen Exposés, Treatments oder gar Drehbüchern niemals auf normalem Wege zu ihnen vordringen könnte. Anrufe, Briefe, Mails würden gar nicht erst zu ihnen weitergeleitet.

 

Vorgehensweise

Hier nun setzt die Idee vom Elevator-Pitch an, die vorsieht, dass man den Entscheidern einfach nur auf einem Event oder Festival, zum Beispiel in Cannes, Berlin oder Venedig in der Lobby des Hotels, in dem diese untergebracht sind, quasi auflauern sollte um mit ihnen in den gleichen Aufzug zu springen, mit dem sie auf ihr Zimmer fahren möchten. Ja und genau dann soll man die in der Regel ein bis zwei Minuten der Aufzugsfahrt nutzen, um möglichst begeistert die eigene Filmidee zu pitchen. Als würden Produzent*Innen immer dann, wenn sie Aufzüge betreten, oder Gänge abschreiten, besonders offen dafür sein, irgendwelche Filmstories anzuhören. Tatsächlich passiert das auch heute noch regelmäßig auf den großen Filmfestivals wie etwa Cannes, der Berlinale oder Toronto.

Da kommt dann ein völlig aufgeregter Mensch mit Baseball-Cap um die Ecke, starrt einen kurz an und beginnt ohne zu fragen, ob man einen Moment Zeit hätte, sein Notebook aufzuklappen aufzuklappen und unter die Nase zu halten, auf dessen Display irgendwelche jungen Damen im Bikini tanzen. Dazu wirft er einem verschiedene Blockbuster-Filmtitel um die Ohren, deren Plot irgendwie Ähnlichkeit mit seinem neuen Projekt habe. Und weshalb seine Hauptakteurin die neue Julia Roberts und sein Hauptdarsteller ein zweiter Heath Ledger sei.

Alternativ kann es auch ein Video auf einem Tablett sein, auf dem ein sich Homy des Filmemachers in Kampfmontur durch ein Gebüsch wälzt. Dazu stellt der Elevator-Pitcher die Frage "What do you want? Action with helicopters, action without helicopters, action with tanks?"

 

Aus der Zeit gefallen

Die Zeit, all dies einigermaßen schnell zu präsentieren, mag in den uralten, knarzenden französischen Käfig-Aufzügen in der Mitte alter Hoteltreppenhäuser vielleicht gerade so gereicht haben, moderne Aufzüge mit schnellen Antrieben erlauben bestenfalls zwei Halbsätze, bevor die gewünschte Etage erreicht ist und der / die Produzentin sich entnervt auf das Zimmer begeben kann. Und: Nein- es ist keine gute Idee, mit seiner Kurzpräsentation oder dem Flyer noch den Hotelgang bis zur Zimmertür hinterher zu hecheln. Ebensowenig macht es Sinn, sich am nächsten Morgen in den Frühstücksraum zu schmuggeln.

Um es ganz ehrlich zu sagen,- der "Elevator-Pitch" war eigentlich schon immer, um in der Sprache der größten Kinonation der Welt zu bleiben, vor allem eines, nämlich "Bullshit". Es ist nie gut, Menschen zu nötigen. Besser ist es, sie auf anderem Wege neugierig zu machen und zu versuchen, ein kurzes, erwünschtes Gespräch herbeizuführen. Wenn man sich mit einer Projektidee auf einem der großen Filmfestivals befindet, so hilft es, wenn man dort auch akkreditiert ist. Damit erhält man nämlich Zugang zur Datenbank "Who is where" des Festivals, also der Gästeliste auf der vermerkt ist, von wann bis wann wer das Festival besucht und wo diese Person untergebracht ist. Möchte man nun eine-n Produzent*In kontaktieren, so kann man beispielsweise einen (kurz und klug formulierten) Brief mit kurzen Infos und der Bitte um einen kurzen Termin am Rande des Festivals, im Hotel in dem diese Person logiert, an der Rezeption abgeben. Dann wird dieses Schreiben entweder vom Hotelpersonal auf das Zimmer gebracht oder, wenn die Person den Zimmerschlüssel abholt, gleich mit ausgehändigt. Und wer weiß, vielleicht öffnet und liest derjenige den Brief dann ja sogar schon im Aufzug...

Was bleibt ist die Grundidee, sich beim Pitch kurz zu halten. Das kann nie schaden...

 

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