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Dreharbeiten zu Märchenfilm

 

Die Anfänge...

Klingt irgendwie gestrig und ist dennoch hochaktuell,- Märchenfilme schaffen es auch heutzutage immer wieder, zu begeistern. Tatsächlich ist das Genre des Märchenfilms eines der ältesten Genres. In ihnen geht es eigentlich immer um Feen, Zauberer, Zwerge, Hexen, Drachen, Trolle, Berggeister, Gnome, Wichte, Riesen, Kobolde, Nixen, Wassermänner, Stiefmütter, Tiere mit menschlichen Eigenschaften, Prinzen und Prinzessinnen. Und nicht selten um ehrbare einfache Menschen aber auch um hintertriebene, gemeine Menschen. So wie erzählte und später aufgeschriebene und gedruckte Märchen für die Menschen viele Jahrhunderte lang von größter Bedeutung waren, hat sich der Film auch sehr früh mit ihrer Visualisierung beschäftigt.

Bereits 1906 gab es eine deutsche Stummfilm-Verfilmung des Märchens "Frau Holle". Der französische Film-Magier George Melies verfilmte 1911 die Abenteuer des Barons Münchhausen zum ersten Mal. 1916 brachte Paul Wegener, der Regisseur, der auch den "Studenten von Prag" verfilmte, "Rübezahl" und zwei Jahre später den "Rattenfänger von Hameln" als Stummfilme heraus. Für die Titel dieser beiden Märchenfilme mit Realschauspielern erstellte die Illustratorin Lotte Reiniger spezielle Titelsilhuetten, aus denen sie ihre spätere Scherenschnitt Animationstechnik entwickelte.

Weltruhm erlangten beispielsweise Lotte Reinigers Scherenschnittfilme, frühe Animaltionsfilme, die zahlreiche Märchen auf magische Weise in Schwarzweiß zum Leben erweckten. 1922 etwa stellte sie den Animationsfilm "Aschenputtel" vor. Mit ihrer besonderen Tricktechnik schuf sie 1926 den ersten abendfüllenden Animationsfilm der Welt, die "Abenteuer des Prinzen Achmed" mit expressiven und Jugenstilelementen. Interessanterweise nutzte sie dafür die von ihrem Mann Carl Koch weiterentwickelte Multiplankamera, mit deren Hilfe Vorder,- Mittel und Hintergrund als visuelle Ebenen getrennt voneinander animiert werden konnten. Jahre später nutzte Walt Disney eine noch größere Multiplankamera für seine Zeichentrickfilme.

 

Grundlagen der Filmerzählungen

Basis der Märchenfilme sind in der Mehrzahl tatsächliche Märchen, wie sie die Gebrüder Grimm auf ihren Reisen gesammelt und aufgeschrieben oder Wilhelm Hauff, Hans Christian Andersen erdacht haben. In Märchen wird grundsätzlich eine besondere, oft altertümlich anmutende Welt etwabliert, in welcher nahezu alles möglich ist. Von den Filmsets und den Kostümen her, sind die allermeisten Märchenverfilmungen irgendwo zwischen Mittelalter, Renaissance und Moderne angesiedelt. Natürlich gibt es auch moderne Märchen, die in unserer Zeit angesiedelt sind, bei diesen sind natürlich auch die Kostüme und Settings entsprechend aktuell. Zu den modernen Märchen kann man sicherlich die tschechische Reihe "Pan Tau" oder verschiedene Märchen von Astrid Lindgren zählen. Die Frage nach dem Realitätsgehalt stellt sich in Märchen gar nicht erst, es gilt wie stillschweigend vereinbart, dass Märchen völlige Freiheit in ihren Erzählmöglichkeiten besitzen.

Märchen übersetzen häufig Probleme und Sorgen der Menschen in eine Fantasiewelt in der diese Schwierigkeiten dann auf eine ungewöhnliche und eben märchenhafte Weise gelöst werden. Früher waren Märchen eigentlich gar nicht für Kinder gedacht, sondern für Erwachsene. Aus diesem Grunde sind einige von ihnen durchaus auch grausam und eigentlich gar nicht kindgerecht. Theoretiker, wie beispielsweise Eugen Drewermann, die sich mit der Psychologie hinter den Märchenfiguren beschäftig haben, offenbaren oft bedeutsame Hintergründe und archetypische Figuren, die auch für heutige Menschen viele Aufschlüsse liefern.

 

 

Politische Einflüsse

Nach 1933 wurden Märchenverfilmungen in Deutschland vom Reichspropagandaministerium instrumentalisiert. Man veränderte die Geschichten im Sinne der Ideologie und schrieb entsprechende Dialoge. Prägnantes Beispiel ist die Verfilmung des "Gestiefelten Kater", wo der gestiefelte Kater nach seinem Sieg über das Böse mit den Worten "Heil dem Kater Murr, er ist unser Erretter!" gefeiert wird. Begriffe wie "Volk" oder "Rasse" wurden lose in die Dialogzeilen hineingeschrieben. In der Rotkäpchen-Verfilmung trägt der rettende Jäger Nazi-Symbole an seiner Uniform. Zwischen 1933 und 1945 wurden rund zwanzig Märchen verfilmt, interessanterweise nicht von den großen Produktionshäusern wie der UFA, Tobis oder Terra, sondern von kleineren Produktionen.

Ab Ende der 40er Jahre begann die spätere DDR damit, Kinderfilme zu produzieren. 1950 etwa feierte "Das kalte Herz", eine DEFA Produktion, seine erfolgreiche Uraufführung. So entstanden über fünfzig Märchenfilme, von denen manche, wie etwa "Die Geschichte Vom Kleinen Muck" (Regie: Wolfgang Staudte, DDR 1954) absolute Klassiker geworden sind. Auffallend war, dass die Märchen bei diesen Verfilmungen ernst genommen und liebevoll ausgestattet wurden.

Die Tatsache, dass die Inhalte sehr genau auf die politische Haltung getrimmt wurden und auch versteckte Klassenkampfgedanken die Märchenfiguren lenkten, wie in „Der Teufel vom Mühlenberg“ (1955, Regie: Herbert Ballmann), hat ihrem Erfolg keinen Abbruch getan. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre wurde sogar Kritik an den Missständen in der DDR vorsichtig in Märchenverfilmungen wie „Wie heiratet man einen König“ (1969) oder „Sechse kommen durch Welt“ (1972), eingeflochten.

Überhaupt waren die kommunistisch geführten Länder über Jahrzehnte führend in der europäischen Märchenfilmproduktion. Vermutlich waren die Auflagen, was realistische Gegenwardsfilme angeht, in diesen Ländern so hoch, dass es für viele Kreative in den Märchensujets die größtmöglichen Freiheiten gab. Märchenfilme aus der damaligen Sowjetunion, Tschechoslovakei und der DDR waren herausragend. Filme wie "Die Schneekönigin" (Regie: Gennadi Kasanski, UDSSR 1967), "Väterchen Frost / Abenteuer Im Zauberwald" (Regie: Alexander Rou, UDSSR 1964), "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (Regie: Václav Vorlíček, ČSSR 1974) oder "Frau Holle" (Regie: Juraj Jakubisko, ČSSR 1985) seien hier nur beispielhaft genannt.

 

Gezeichnete Blockbuster

Es war Walt Disney, der in der Variante der abendfüllenden Zeichentrickfilme die USA zu einem bedeutenden Märchenfilmproduzenten erhob. Gleich sein erster abendfüllender Zeichentrickfilm "Schneewitchen und die sieben Zwerge" (Snowwhite, Regie: Walt Disney, USA 1937) wurde zu einem Kassenschlager. Es folgten "Dornröschen"  und "Aschenbrödel" (Cinderella),

Natürlich gibt es auch zahlreiche Realverfilmungen von Märchen aus den USA, wobei gerade im neuen Jahrtausend ein neuer Trend spürbar wird. Titel wie "Spieglein, Spieglein" oder "Snow White and the Huntsman" (USA 2012 / beides Schneewittchen), "Red riding Hood" (USA 2012 / Rotkäpchen), "Beastly" (2011 / Die Schöne und das Biest), "Ella - verflixt und zauberhaft" (USA 2004 / Aschenbrödel) seien hier nur beispielhaft genannt.

 

Das Fernsehen erneuert die Märchenwelten

 

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Im Westen begann das ZDF in der 80er Jahren mit einer Reihe neuer Märchenverfilmungen, die allerdings recht tradiert und viel zu pädagogisch daher kamen und die Chance zu neueren Erzählformen und Interpretationen vertan haben. Dafür startete die ARD ab 2010 mit aufwändigen und zum Teil auch innovativ erzählten Märchenverfilmungen: "Der Meisterdieb" (Regie: Christian Theede 2010), "Des Kaisers neue Kleider" (Regie: Hannu Salonen, 2010), "Die Prinzessin auf der Erbse (Regie:Bodo Fürneisen, 2010), "Jorinde und Joringel" (Regie: Bodo Fürneisen, 2011), "Aschenputtel" (Regie: Uwe Janson, 2011), "Die Sterntaler" (Regie: Maria von Heland, 2011)... u.v.a.

Bis 2017 sind so von der ARD 29 Märchen neu und aufwändig mit zum Teil prominenter Besetzung als 60 Minutenformat verfilmt worden. Auch das ZDF hat in kleinem Rahmen neue Märchenverfilmungen in Auftrag gegeben, die allerdings sogar auf ein 90 Minuten Format getrimmt, was unnötige Längen und hinzu erfundene Handlungsfetzen zur Folge hatte. Diese Neuinterpretationen wurden aber nicht alle gleich gut vom Publikum aufgenommen. Doch einige von ihnen sind hoffnungslos auf das jeweilige Zeitformat zerdehnt oder sinnfrei auf lustig getrimmt, da helfen die schönen Drehorte nur bedingt. Und so kommt es, dass es hin und wieder trotz aufwändiger Neuverfilmungen eine alte Märchenversion ist, welche sich in die Herzen der Zuschauer eingebrannt hat. So ein Beispiel ist die DDR Version von Schneewitchen aus dem Jahre 1961 mit Doris Weikow in der Rolle des Schneewitchens.

Auch wenn man es vielleicht gar nicht so realisiert, aber es vergeht praktisch kein Monat, in dem keine Märchenfilme in den Fernsehkanälen oder als Streaming-Angebot zu sehen sind. Meistens im Kinderprogramm. Den Höhepunkt und die größte Märchendichte lässt sich stets zu Feiertagen, insbesondere zu Weihnachten verzeichnen. Dabei sind dies nicht nur Wiederholungen älterer Märchenverfilmungen, sondern oft auch die Neuverfilmungen, die manchmal selbst nicht ganz der Kraft der Märchenvorlagen vertrauen.

 

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