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Kader

 

Wie Sie es auch drehen und wenden und wie sehr Sie auch versuchen, es den Zuschauer vergessen zu machen: Ihre Filmbilder haben zu allen vier Seiten Grenzen. Das einzelne Bild und seinen Ausschnitt nennt man übrigens auch Kader. Wahrnehmungsforscher, Psychologen, Werbestrategen und Künstler erforschen unermüdlich, wohin sich das Auge wann und warum orientiert. Worauf fällt unser Blick zuerst, wo verlässt er das Bild wieder? Was empfinden Menschen als harmonisch, was als unausgewogen? Fragt man Kameraleute, so werden diese über ihre zumeist intuitive Gestaltung des Ausschnitts wenig sagen können. Man hat das im Gefühl, wie viel Luft man über den Köpfen lässt und in welchem Teil des Bildes man die Darsteller hält.

 

Bei einer Nahen sollte stets in einem gewissen Verhältnis Luft über den Köpfen sein. Es sieht unschön aus, wenn der Kopf den oberen Bildrand berührt. Anders die Großaufnahme, hier würde es eher merkwürdig aussehen, wenn man das Gesicht so bildfüllend und dann oben noch Luft sehen würde. Wir wollen dennoch versuchen, relative Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen, die man erlernen und anwenden kann. Dabei gibt es allgemeine Gesetze und solche, die abhängig vom Bildseitenformat sind. Absolute Regeln kann und soll es hier nicht geben.

 

 

Grundregeln

Grundsätzlich suchen die Augen des Zuschauers zunächst einmal die Mitte eines Bildes. Doch das bedeutet nicht, dass man diese Vorgabe auch erfüllen sollte. Häufig ist es für das Auge reizlos oder langweilig, bildwichtige Elemente, beim Film in der Regel die Darsteller, genau an diesem erwarteten Punkt vorzufinden. Vielleicht ist es sogar interessanter, Spannungsfelder innerhalb des Bildaufbaus zu erzeugen, und gerade gegen die Seherwartung zu kontrastieren. Werden bildwichtige Personen oder Objekte außerhalb der Mitte positioniert, ohne jedoch die Bildbalance zu verlieren, erhält das Bild mehr Spannung.

  

 

Theorien

Die Balance der Elemente im Bild, abhängig von ihrer Auffälligkeit durch Größe, Form und Farbe, aber auch durch psychologische Wichtigkeit innerhalb der Filmgeschichte, spielt hier eine große Rolle. Das bildwichtige Element sollte im Gleichgewicht mit den übrigen auffälligen Elementen im Bild sein.

 

Schlechte Komposition der Bildinhalte kann es erschweren, rasch das bildwichtige Element wahrzunehmen, kann verwirren oder auch Langeweile auslösen. Kameraleute erspüren ihre Positionierung, ihre Kadrage zumeist intuitiv, dennoch gibt es auch Theorien, die mehr auf Rechenschieber und Dreieck abzielen.

 

Oder:

Man zieht zwei parallele waagerechte Linien und teilt damit das Bild waagerecht durch 3. Dann zieht man ebenfalls zwei senkrechte Linien und teilt es wiederum senkrecht durch 3. Wird eine Person oder ein Objekt positioniert, sollte sie oder es im rechten oder linken Bilddrittel, aber nicht mittig sein. Dreht man Landschaft etc., sollte entweder ein Drittel Himmel und zwei Drittel Boden, Häuser etc. sein oder umgekehrt. Aber niemals halb/halb.

  
 

Kadrage 1

Wenn man also die Ecken des Bildes miteinander verbindet, so ergibt sich ein Schnittpunkt, das Zentrum der Aufmerksamkeit.
 

   

Kadrage 2

Man multipliziert die Höhe des Bildformats mit 0,62 und zieht in diesem Abstand von der Unterkante eine Parallele durch das Bild. Dann multipliziert man die Breite des Bildes mit 0,62 und zieht eine Senkrechte im gleichen Abstand von der linken Seite durch das Bild. Auf dem Schnittpunkt liegt der ideale Ort für bildwichtige Elemente.
 
   

Kadrage 3

 

 

 

Frau mit Telefon im Türrahmen

Hier wird der Kader durch den Türrahmen definiert.

 


 

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