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Tragisches Ereignis bei Dreharbeiten

Ein erschütternder Vorfall in den USA wirft Fragen nach der Sicherheit beim Einsatz von Filmwaffen auf: Alec Baldwin hat bei Dreharbeiten in New Mexico mit einer Filmpistole unbeabsichtigt eine Kamerafrau erschossen. Bei den Dreharbeiten zum Kinowestern "Rust" wurde die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins getötet und der 48-jährige Regisseur Joel Souza verletzt.

Das Unglück ereignete sich am Donnerstag, den 21. Oktober auf einer Ranch außerhalb von Santa Fee, Alec Baldwin spielt nicht nur die Hauptrolle, den Banditen Harland Rust, er produziert auch den Film. Ob der tödliche Schuss bei Proben oder dem Dreh fielen, ist nicht bekannt. Weshalb die als Film,- und Theaterwaffe gekennzeichnete Waffe überhaupt möglicherweise sogar echte Munition abfeuern konnte, ist nicht bekannt. Offenbar war sie mit scharfer Munition geladen und Baldwin hat einen Schuss abgefeuert, der Halyna Hutchins tödlich traf und Joel Souza streifte.

Angeblich waren drei Schusswaffen, von einem dafür Beauftragten am Set bereitgestellt und ausdrücklich als Schreckschusswaffen gehandhabt worden. Die Regieassistenz hat eine davon, einen F.Lli Pietta Colt .45 Revolver, (italienischer Nachbau einer historischen Waffe) für eine Probe genommen, hat am Set laut "Cold Gun" gerufen,- das Signal an alle, dass es sich um Schreckschussmunition handelt und hat die Waffe Alec Baldwin gereicht. Offenbar haben weder die Waffenmeisterin, noch der Regieassistent noch Alec Baldwin, also drei theoretische Sicherheitsstufen,- geprüft ob sich in dem Revolver optisch sichtbar gekennzeichnete Platzpatronen oder echte Patronen befanden.

Weitere SchauspielerInnen des Filmes sind Frances Fisher, Jensen Ackles, Brady Noon und Travis Fimmel. Berichten zufolge hatte die Produktion des Filmes bereits andere Probleme, bevor es zu dem Vorfall kam. Es gab bereits mehrere Probleme mit Waffen vor dem Vorfall. Die Stimmung im Team befand sich angeblich am Tag des Unglücks bereits auf einem Tiefpunkt, einige Teammitglieder hätten gekündigt. Außerdem gibt es Gerüchte, dass Teammitglieder in der Freizeit mit den Waffen Schießübungen in der Wüste gemacht hätten. In einem FBI Bericht wurde festgestellt, dass sich an diversen Orten am Set scharfe Munition befand, sogar in einem Patronengurt, den Baldwin am Tag des Unfalls trug.

Im März 2024 wurde die Waffenmeisterin des Drehs, Hannah Gutierrez-Reed wegen fahrlässiger Tötung von einem US Gericht verurteilt.

 

Seltene Vorfälle

Derartige Vorfälle sind extrem selten, zuletzt kam es 1993 zu tödlichen Schüssen an einem Filmset, als der Sohn von Bruce Lee, Brandon Lee während der Dreharbeiten einer Szene zu dem Film „The Crow“ aus einer Schreckschusspistole die Schauspielkollege Michael Massee abfeuerte, getötet wurde. Damals wurde vor der fatalen Szene eine Detailaufnahme der Waffe gedreht. Die in der Detailaufnahme verwendete Kugel verklemmte sich im Lauf, wurde nicht herausgenommen und sie wurde später durch die Explosion einer Platzpatrone mit hinausgeschleudert.

Beim Dreh von Brad Pitts Film "World War Z" im Jahre 2011 in der Nähe von Budapest wurden angeblich Waffen-Attrappen für den Dreh angeliefert. Wie sich herausstellte, waren die Pistolen und Gewehre aber echt und absolut funktionsfähig. In einigen von ihnen war sogar echte Munition.

 

Dummys

Am unproblematischsten an Filmsets sind Immitationen realer Waffen. Wenn es sich um reine Attrappen handelt, so sehen die zwar täuschend echt aus, sind aus Gummi, Plastik oder Kunstharz gefertigt, und können definitiv nicht schießen. Manche haben auch ein paar bewegliche Teile, damit es realistischer aussieht, sie sind aber keine Waffen. Man kann sie ohne Risiko verwenden. Verschiedene optische Zusatzmerkmale wie Mündungsfeuer, Pulverrauch oder Auswurf von Patronenhülsen können heute sehr realistisch als Visual Effect nachträglich hinzugefügt werden. Bei Aufnahmen am Tag oder bei hellem Sonnenlicht, ist Mündungsfeuer beispielsweise kaum bis gar nicht sichtbar. Man müsste es sogar bei echten Waffen nachträglich hinzufügen. Trotzdem bestehen manche RegisseurInnen und ProduzentInnen auf funktionsfähige Waffen am Filmset. Ein normalerweise begrenzbares, aber wie sich in seltenen Fällen zeigt, nicht vollständig eliminierbares Risiko.

 

Sicherheitsrichtilinien

In den allermeisten Ländern ist es bei Dreharbeiten, bei denen Platzpatronen zum Einsatz kommen, verpflichtend, dass ein Waffenmeister sich um die Sicherheit am Filmset kümmert. Dieser kontrolliert die Waffen nach fest vorgeschriebenen Routinen mehrfach, bevor damit gedreht wird. Schließlich sind solche Waffeneinsätze an Filmsets immer eine erhöhte Risikosituation für SchauspielerInnen und Team.

In den USA sind die Sicherheitsvorschriften, wie ja auch der allgemeine Umgang mit Schusswaffen leider nicht so strikt. Hier gilt, dass entweder der / die RequisiteurIn oder ein Waffenexperte am Set für die Beschaffung, Aufbewahrung und Verwendung von Waffen zuständig ist. Nach frühen Informationen von Local 44, der Organisation, die in den USA Requisiteure kontrolliert, war auf der Dispo von "Rust" kein Mitglied ihrer Organisation gelistet. Requisiteure, die Mitglieder von Local 44 sind, erhalten üblicherweise Schulungen im Umgang mit Schusswaffen am Filmset.

Grundsätzlich gilt in den USA, dass auch bei Verwendung von Schreckschusspatronen, keine Personen sich in der Schusslinie aufhalten dürfen. Wenn dies dramaturgisch für das Bild erzählt werden muss, darf nur neben die entsprechende Person gezielt werden und dies auch nur nach Freigabe durch die Requisite bzw. die Waffenexperten am Set.

Hier die US-Richtlinien von Local 44 als PDF: https://www.csatf.org/wp-content/uploads/2018/05/01FIREARMS.pdf

Hierzulande sind die Sicherheitsvorschriften deutlich strenger: Jeder Umgang mit Waffen erfordert in Deutschland beispielsweise einer behördlichen Genehmigung. Das ist in der Regel eine Waffenhandelserlaubnis und mehrere Sondergenehmigungen (KWKG, BKA, usw.). Das gilt auch für Schreckschusswaffen, Theater,- oder Filmwaffen. Waffenmeister beraten zugleich und helfen bei der  effektvollen Visualisierung mit. Filmwaffen dürfen nur unter Aufsicht von professionellem Fachpersonal (Büchsenmacher) verwendet werden. Die Waffenmeister halten die Filmwaffen auch unter Verschluss und geben sie nur für den Moment der Aufnahme unter Aufsicht in die Hand der SchauspielerIn.

Die Problematik an Drehs mit Platzpatronen ist, dass hierfür Waffen eingesetzt werden, die theoretisch auch scharfe Munition abfeuern könnten. Damit dies aber nicht geschehen kann, werden solche Waffen normalerweise so modifiziert, dass in den Lauf ein Gewinde geschnitten wird und eine blockierende Düse eingesetzt wird. Die Platzpatrone wird dann mit geringerem Druck abgefeuert. Echte Munition würde im Lauf der Waffe explodieren.

Experten empfehlen seit Jahrzehnten das Tragen von schusssicheren Westen und Helmen an solchen Filmsets,- ohne Erfolg. Grundsätzlich sollte es allein schon der gesunde Menschenverstand gebieten, mit Waffen, ganz gleich ob Attrappe oder echt, niemals auf Menschen zu zielen und erst recht nicht zu schießen.

 

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