MC18 NOV17x2

Open menu

Social Media Icons Shop 55

Zurück in die Zukunft

Im Juli 2017 kommt Christopher Nolans "Dünkirchen", den er auf 65mm analogem Filmmaterial von Eastman Kodak gedreht hat, in die Kinos. Das geschieht mehrheitlich in Form von DCPs, schließlich ist die Umrüstung auf digitale Projektion weitgehend abgeschlossen, doch der Film wird auch in 125 Kinos als analoge 70mm Filmkopie zu sehen sein.

 

Das sind mehr Leinwände als es bei Nolans "Interstellar" oder Tarantinos "The Hateful Eight" der Fall war. Die meisten existierenden IMAX Kinos etwa können 70 mm noch abspielen.

 

Die Liebe zu analogem Filmmaterial teilen Nolan und Tarantino mit einigen anderen Regisseuren, darunter J.J. Abrams ("Star Wars") und Judd Apatow, doch das Produzieren in 65mm ist in Zeiten, in denen viel von dem alten Equipment bereits verschrottet wurde, eine echte Herausforderung. Kodak stellt, obwohl die Rahmenverträge über Mindestabnahmengen mit den Hollywood-Studios bereits abgelaufen sind, weiterhin in kleinen Mengen Filmmaterial her.

 

Hintergründe

70 mm war ursprünglich eines der Cinemascope-Formate. In Zeiten, in denen die Kornstruktur der Filmmaterialien noch gröber war, boten Projektionen von 70mm-Film im Bildverhältnis 1:2,35 eine deutlich höhere Projektionsqualität. Durch die verbesserten Aufnahmematerialien kann man heute sorglos Cinemascope von 35mm-Kopien projizieren. 70 mm ist aber deshalb nicht tot, sondern es hat sich neue Einsatzgebiete erobert, in denen eine noch höhere Qualität und Bildgröße geboten wird als bei Cinemascope.

 

Selbst wenn der Film nur auf 35 mm aufgenommen wurde, bietet das 70mm-Projektionsformat Vorteile, wenn das Bildverhältnis 2.35:1 beträgt. Das weitverbreitete 1.85:1 lässt sich auch im Projektionsformat 35 mm ohne optische Komprimierung (Anamorphot) in 35 mm projizieren. Das Bildseitenverhältnis 2.35:1 ist als 35mm-Projektion aber nur durch Anamorphot zu erreichen und dies hat trotz hervorragender Optiken eine Verschlechterung der Qualität zur Folge. Denn das Bild muss einerseits bei der Aufnahme optisch komprimiert und bei der Projektion wieder entzerrt werden. Wenn man den auf 35 mm gedrehten und optisch komprimierten Film aber auf 70 mm kopiert, so kann diese Kopie in den Kinos ohne neuerliche Entzerrung projiziert werden. Das bringt einen Qualitätsgewinn. In jedem Fall bietet 70 mm die höchste heute im Kino erreichbare Projektionsqualität.

 

Showformate

Showscan, IMAX und Co nennen sich die Systeme, die den Abstand von Abbildung zur Wirklichkeit noch kleiner werden lassen. Um auf einem Filmstreifen möglichst viel Bildfläche auf einer begrenzten Film-Breite unterzubringen, liegen die Bilder z. B. beim IMAX 70mm-Film längs dem Filmstreifen (und umfassen dadurch pro Einzelbild 15 Perforationslöcher). Der Film läuft dann entsprechend horizontal durch die Kamera und den Projektor. Solch Large-Formate erinnern durch ihr Bildformat schon eher schon an Photo-Abzüge als an Filmmaterial. Um eine riesige Leinwand zu füllen, ohne dass die Projektion unscharf wirkt, sind sie jedoch gerade recht.

 

Wir kennen das IMAX-Format eigentlich nur als Show-Format mit atemberaubenden Naturschauspielen und besonderen Effekten. Warum wird es eigentlich nicht für normale Spielfilme verwendet? Nun, zunächst einmal sind die Kameras recht unhandlich. Viele der im Spielfilm üblichen Bewegungstechniken wie Dolly, Kran oder Steadicam sind nicht verwendbar. Dann kommen hauptsächlich Weitwinkeloptiken zum Einsatz, was im Vergleich zu den üblichen Formaten eine große Einschränkung für die Gestaltung darstellt. Die üblichen Dramaturgien durch Auflösung in unterschiedliche Größen (Nah, Halbnah, Amerikanisch etc.) lassen sich hier kaum verwirklichen. Und schließlich wachsen mit dem Filmformat auch die Material-und Gerätekosten in astronomische Höhen, von diversen Lizenzverpflichtungen ganz zu schweigen. Diese Einschränkungen gelten aus naheliegenden Gründen auch für 360-Grad-Verfahren etc.

 

Ähnlich wie in den 5o er Jahren des letzten Jahrhunderts, wo die Filmindustrie mit Riesenleinwänden und Cinemascope die Konkurrenz des Fernsehens erfolgreich abwehrte, denken auch heute viele Filmschaffende darüber nach, wie man angesichts hochauflösender Flatscreens in Wohnzimmern das Kino dennoch zum noch größeren Filmerlebnis machen und damit dem Kino die Zukunft sichern könnte. Für Regisseure wie Nolan, Tarantino, J.J. Abrams und Judd Apatow liegt eine mögliche Antwort im fast schon tot geglaubten analogen 70mm Film.

 

Neu im Shop

Kameraworkshop Banner 8 23 4000

Dokumentarfilm Kurs 4000 small

Weitere neue Artikel

Serien und Reihen funktionieren über das Wiedererkennen von Personen. Doch was, wenn die Schauspieler unterwegs ausgetauscht werden?

Zu den großen Ton-Herausforderungen an Filmsets gehören sich überlappende Dialoge. Wie nimmt man sowas eigentlich auf?

In Zeiten von Remote-Schwenkköpfen werden Aufnahmesituationen mit fernbedienten Kameras immer häufiger. Aber ist das überall möglich und sinnvoll?

Wenn Redakteure, Regisseure, Produzenten sich nach vielversprechenden Gesprächen nie mehr wieder melden...

Wer Location Sound aufnimmt, braucht professionelle Taschen, um sich so etwas wie ein kleines Tonstudio um den Hals hängen zu können...

Vor der Filmmischung müssen Tonspuren fast immer noch optimiert werden, aber das geschieht natürlich nicht mit einem Schwamm...

Noch immer sind sie der Standard an den meisten Filmsets, doch sind sie wirklich immer und überall sinnvoll?

Was muss man bei professionellen Kleinmischpulten beim Pegeln, also dem Einstellen der Regler bedenken? Wo zeigen sich Qualitätsunterschiede?

Ein Klassiker beim Maskenbild, insbesondere bei Fantasy, Märchen oder Grusel, sind Latex oder Silikon Masken und Ergänzungen

Adobe hat sich die Audio-Bearbeitung von Premiere Pro vorgeknöpft und spannende Verbesserungen im Workflow integriert

Welcher Streaming Dienst bietet Filmfans eigentlich die meisten Kinotitel? Eine schnelle Entscheidungshilfe...

Die reale Welt aussehen lassen wie eine Spielzeugwelt? Wie macht man das und was muss man dabei bedenken?