Wo die Handlung angesiedelt ist
Ganz gleich ob „Lola rennt", „James Bond" rührt und schüttelt, „Tomb Raider" das Böse besiegt oder „Harry Potter“ mal wieder auf muggelsicheren Bahnsteigen alte Dampfzüge besteigt: Die Drehorte haben den Look der Produktionen entscheidend mitgeprägt. Selbstverständlich ist die Echtheit, die Authentizität der Drehorte und der behauptete räumliche Zusammenhang in keiner Weise zwingend. Oft liegen ganze Kontinente zwischen zwei Räumen, die im Film direkt miteinander verbunden zu sein scheinen. Sie müssen einfach nur glaubwürdig sein. Viele Motive existieren tatsächlich und können tatsächlich besichtigt werden.
Die Star-Wars-Episoden II und III wurden nicht nur in Studios in Sydney und London, sondern unter anderem auch „On Location" in Italien gedreht.
Der Königspalast von Caserta sowie die Ufergärten des Comer See und die Villa Balbianello fügten sich nahtlos in die Studioteile der Produktion.
Niemand der die Karl-May-Filme sah, zweifelte daran, dass Pierre Brice altes indianisches Stammesland durchritt. Tatsächlich wurde hauptsächlich in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gedreht, in Landschaften, von denen der Wilde Westen nur träumen konnte.
Die erfolgreiche Bully-Persiflage "Der Schuh des Manitu" wiederum wurde im südspanischen Almeria gedreht.
Weite Teile der zweiten Staffel von "Game of Thrones" entstanden in der Hafenstadt Dubrovnik, Kroatien.
Die Dampflokomotive in Harry Potter" fuhr über das Glenfinnan-Viadukt, einem Teil der West Highland Line in Schottland.
Der dritte Teil von Indiana Jones entstand zum Teil in der Felsenstadt Petra, Jordanien
Das Café "Café des 2 Moulins" aus "Amelie", gibt es tatsächlich, zwischen Moulin Rouge und Moulin de la Galette im Viertel Montmartre, Paris.
Selten reichen die Filmbudgets, um die gewünschten Sets mal eben bauen zu lassen. Dann muss die Realität herhalten, pur oder in adaptierter, umgewandelter Form. Die Kunst besteht darin, diese ungewöhnlichen Plätze zu finden und sie möglichst nahtlos in die Filmgeschichten zu integrieren.
Motivsuche
Ausstatter, Aufnahmeleiter und Regisseure verbringen viel Vorbereitungszeit damit, mögliche Motive anzuschauen und auf ihre Brauchbarkeit für den Film hin zu beurteilen. Die richtige Motivsuche und Auswahl sind entscheidend für die Visualisierung von Drehbüchern. Während der Autor es noch leicht hatte, den heruntergekommenen Schrottplatz mit Magnetkran und meterhohen Autotürmen hineinzuschreiben, kann es für das Filmteam schon schwieriger werden, das geeignete Motiv möglichst in der Nähe anderer Drehorte zu finden. Von Abbruchhäusern, Großküchen oder Supermärkten über Nobel-Boutiquen bis hin zu Gefängniszellen... So ziemlich alles, was es in der realen Welt gibt, wird irgendwann auch für Dreharbeiten benötigt. Bevor Regisseure zur Motivsuche herumfahren, legt man ihnen Fotos mit einer größeren Auswahl möglicher Alternativen vor, aus denen sie ihre Favoriten auswählen. Nur diese Schauplätze werden dann etwa zwei bis drei Wochen vor Drehbeginn meist gemeinsam mit dem/der Kameramann/-frau angefahren. Vor Ort trifft man dann die Entscheidungen. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle:
Die Anfahrt und Entfernung zum Motiv
Die Räumlichkeiten (Raumhöhe, Größe)
Die Lichtsituation (Lichteinfall, Sonnenstand etc.)
Technische Gegebenheiten (Stromanschlüsse, Türen und Fahrstühle für Equipment-Transport)
Arbeitsbedingungen für das Team (Masken, Kostümraum, Aufenthaltsraum, Toiletten)
Akustische Gegebenheiten (Hintergrundlärm, Autobahn, Einflugschneise etc.)
Entgegenkommen der Motivgeber (Inhaber), Motivablöse (Kosten), Parkplatzsituation für LKW, Teamfahrzeuge etc.
Ein zu vernachlässigendes Argument lautet auch: Ist das Motiv neu? Häufig genug sind Drehorte bereits vorher in anderen Filmen verwendet worden. Der Ehrgeiz, immer nur unverbrauchte Motive zu verwenden ist aber unangebracht, jedes Motiv kann bei veränderter Story, Ausleuchtung und Fotografie komplett anders wirken.
Nach der Motivsuche
Ist ein Motiv von der Regie und Kamera abgenommen, beginnt für die Aufnahme- und Produktionsleitung die eigentliche Arbeit. Während die Aufnahmeleitung vor Ort Informationen über den Besitzer und die Gegebenheiten zusammenträgt (Motivbericht), kümmert sich die Produktionsleitung vom Büro aus um die Kontakte mit den Behörden, Privateigentümern von interessanten Häusern, Leitern von Betrieben und verhandelt die Preise für Drehgenehmigungen. Infos, wer wofür zuständig ist, haben einige Regionen und Städt zusammengestellt. Vorbildlich etwa die Informationen der Stadt München - zu finden als PDF: Drehen in der Landeshauptstadt.
Auch, wenn man sich mit einem Motivbesitzer einig geworden ist, sind noch verschiedene weitere Genehmigungen einzuholen. Etwa von der Stadtverwaltung, um auf der Straße vor dem Motiv Parkplätze für die Fahrzeuge sperren zu können. Manchmal sind auch Sperrungen der Straße (Intervall oder Dauer) erforderlich, dann ist auch die zuständige Polizeiwache für die Genehmigung zuständig. In München haben schon so viele Dreharbeiten stattgefunden, dass man die notwendigen Antragsunterlagen sogar online abrufen kann. Oder falls man einen Starkstrom-Verteilerkasten (für das Licht) oder den Zugang zu einem Wasserhydranten (für künstlichen Regen) benötigt, verhandelt man mit den Stadtwerken. Oberstes Gebot während der Dreharbeit an einem Motiv sollte sein, sich so rücksichtsvoll wie möglich zu benehmen. Dreharbeiten stellen gegenüber der "normalen" Situation vieles auf den Kopf, das ist unvermeidbar, dennoch kommt es auf die Art an, wie man die notwendigen Veränderungen am Set vornimmt.
Ein nicht unbedeutender Teil von Filmteams hat nämlich an einer Vielzahl von Motiven "verbrannte Erde" hinterlassen, sprich: sich so unmöglich aufgeführt, dass man dort einfach keine Drehgenehmigung mehr für andere Filme erteilt. Eine nette und eigentlich selbstverständliche Geste ist es auch, bei der Aufführung oder Ausstrahlung des Films den Motivinhabern eine Nachricht (Karte oder Anruf) zukommen zu lassen, damit diese sich Ihr Anwesen im Film anschauen können. Dann werden die nächsten Teams mit ihrem Wünschen wieder auf offene Ohren stoßen.
Hilfe bei der Locationsuche
Bei der Motivsuche helfen verstärkt auch Location-Büros, welche bei der Findung von Drehorten in einer bestimmten Region und bei Drehgenehmigungen assistieren. Auch wenn sich Genehmigungsverfahren mit Behörden schwierig gestalten, vermitteln die Location Büros. Außerdem präsentieren einige der Büros ihre Filmregion auch auf internationalen Filmmessen, um auch Produktionen ausländischer Produktionsfirmen anzuziehen. Wer auch bei der aktiven Suche von Motiven vor Ort Hilfe sucht, kann auch Location-Scouts beauftragen, die kostenpflichtige Alternative zur eigenen Motivsuche. Gute Location-Scouts achten auf "drehfreundliche" Motive und bieten zahlreiche Alternativen an.
Location-Büros Deutschland:
http://www.location-bw.de
Berlin Brandenburg Film Commission, c/o Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, Christiane Raab, location@medienboard.de
Film Commission Bremen, Klaus W. Becker, Filmbüro, Waller Heerstrasse 46, 28217 Bremen, Tel: +49-421-387 67 40 KBecker@filmbuero-bremen.de |
Hamburg, Alexandra Luetkens, FilmFörderung Hamburg, Friedensallee 14-16, 22765 Hamburg, Tel: +49-40-3983715 location@ffhh.de
Hessen, Kathrin Ahrens, Location Hessen, Schützenstrasse 12, 60311 Frankfurt am Main, Tel: 069-13886650 contact@location-hessen.de
Mitteldeutsche Medienförderung, Bea Wölfling, Hainstrasse 17-19, 04109 Leipzig, Tel: +49-341-269 87 16 bea.woelfing@mdm-online.de
Mecklenburg-Vorpommern, Antje Naß, Location Office, Bürgermeister-Haupt-Strasse 51-53, 23966 Wismar, Tel: +49-3841-618210
Niedersachsen, Jochen Coldewey, Nordmedia, Expo Plaza 1, Deutscher Pavillon, 30539 Hannover, Tel: +49-511-12 34 56 0
NRW, Andrea Baaken, Filmstiftung NRW, Kaistrasse 14, 40221 Düsseldorf, Tel: +49-211-930500 andreabaaken@filmstiftung.de
Schleswig-Holstein, Antje Reimer, Schildstrasse 12, 23552 Lübeck, Tel: +49-451-790 76 65
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