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Fahrtaufnahmen im Eigenbau

Rollen
Metallwinkel, Skaterrollen und ein Board braucht es für einen Schienendolly. Deutlich sichtbar: Unterlegscheiben zum Justieren.

Fahrtaufnahmen können einen Film erheblich aufwerten, ein Eigenbau-Dolly rückt auch ohne Budget die Kamerafahrt in erreichbare Nähe

 

Jeder ambitionierte Spielfilmer möchte in seine Filme selbstverständlich nicht nur feste Einstellungen, sondern auch Fahrtaufnahmen integrieren. Die Möglichkeiten, diese zu realisieren sind vielfältig, allerdings kostet professionelles Equipment selbst im Verleih nach wie vor recht viel. Deshalb gibt es diverse Eigenbau-Lösungen, wie man der Kamera die nötige Mobilität verleihen kann, ohne gleich in astronomische Kostenregionen zu geraten.

 

Grundgedanken

Die saubersten Fahrten lassen sich in der Regel mit Schienen verwirklichen. Dabei müssen die Schienen nicht zwingend, wie im Profibereich meist üblich, aus Metall sein. Es dürfen durchaus auch Kunststoffschienen verwendet werden. Diese müssen natürlich das notwendige Gewicht, also mindestens Stativ, Schwenkkopf und Kamera, ja, vielleicht sogar noch den Kameramann selbst, tragen können. Grundsätzlich kann der Kameramann besser die Kamera führen, wenn er mit auf der Plattform sitzt. Wer nebenherlaufen muss, kann viel schlechter den Bildausschnitt nachführen.

 

Alles, was rollt...

bildunterschrift

Man benötigt mindestens acht Räder inkl. Kugellager und Montagematerial.

Zunächst einmal sollte man sich darüber im Klaren sein, dass für Fahrtaufnahmen absolute Laufruhe der fahrbaren Plattform notwendig ist. Damit verbieten sich praktisch schon automatisch alle Arten von harten Rädern, die nicht kugelgelagert sind. Bauanleitungen, in denen einfach Möbelrollen verwendet werden, sind nicht geeignet, wirklich ruhige Fahrten zu verwirklichen. Eine gute und bezahlbare Alternative sind die hochwertigen Rollen von Roller-Skates, die es als Ersatzteile günstig zu kaufen gibt. Vier Rollen samt Kugellagern kann man da schon für 10 bis 20 Euro erwerben. Dabei sollte man darauf achten, Rollen mit einem möglichst großen Durchmesser zu wählen, beispielsweise 82 mm - das erhöht Stabilität und Laufruhe. 

 

Die Anzahl der Laufrollen an jeder Seite der Plattform hat Einfluss auf die Laufruhe und das zulässige Gewicht. Zwei Rollen an jeder der vier Seiten sollten es mindestens sein um die Spur auf den Schienen sauber halten zu können. Vier oder gar acht Rollen an jeder Seite sind für schweres Equipment zu empfehlen. Für die Montage der Laufrollen unter der Plattform haben sich Metallwinkel als besonders geeignet erwiesen. Sie werden liegend unter die Plattform geschraubt und die Laufrollen im 90-Grad-Winkel zueinander montiert. Hierbei muss man den Durchmesser der gewünschten Schienen berücksichtigen, um den Abstand der Rollen zueinander bestimmen zu können. Zu genauen Justage der Laufrollen zum verwendeten Schienenrohr werden Unterlegscheiben verwendet. Statt Winkeln kann man auch Rohre benutzen, in die man jeweils Löcher bohrt, dann allerdings müssen die Schrauben, an denen die Kugellagerachsen sitzen, versetzt werden, da nicht zwei Schrauben an der gleichen Stelle durch ein Rohr geschraubt werden können.

 

Plattform

Schienen

Möbelwinkel aus dem Baumarkt dienen als Montageträger für die Laufrollen.

Die Plattform sollte zugleich leicht und verwindungsfest sein. Die Größe muss ausreichen, um ein professionelles Stativ mit ausreichend breit aufgestellten Beinen aufnehmen zu können. Als Material kommen Holz, Kunststoff oder Aluminium in Frage. Holz ist häufig billiger und auch geräuschärmer, Aluminium sieht dafür professioneller aus und erlaubt das schneiden von Gewinden. Eine gängige Größe ist 50x80 cm. Die Stärke hängt vom Material ab, bei Aluminium sollte es mindestens 1 cm sein. In die Oberseite der Plattform sollte man passende Bohrlöcher bohren, in welche die Füße des Stativs einrasten können. Diese ersetzen damit die Bodenspinne, welche nur unnötige Instabilität bedeuten würde.

 

Bohrungen sollten auch an den Seiten die Befestigung eines Bügels erlauben, mit dem man die Plattform samt Stativ und Kamera schieben kann. Für den Griff, um den Dolly zu schieben, kann man Rohre (z. B. Wasserrohre aus dem Baumarkt) mit Rohrbögen zusammenfügen und daraus einen U-förmigen Bügel fertigen. Je nach Wunsch kann man auch kreisförmige Aussparungen für die Aufnahme einer 100er oder 150er Schwenkkopfschale in die Bodenplatte integrieren, wodurch Fahrtaufnahmen aus einer sehr niedrigen Kameraposition möglich werden.

 

Rohre

Es gibt Wasser- und Abflussrohre, welche die nötige Festigkeit besitzen. Alternativ kann man auch glatte Gartenschläuche nehmen, die man mit Sand befüllt, um ihnen die notwendige Festigkeit zu geben. Die Schienenteile sollten möglichst lang gewählt sein; jedes Zusammenfügen von einzelnen Röhren bedeutet Übergänge, die man möglicherweise als Bildruckler sehen wird. Auch für die Übergänge haben findige Bastler Lösungen entwickelt, möglichst fugenlose, glatte Verbindungen zu schaffen, doch der Aufwand dafür ist nicht zu unterschätzen.

 

All diese Lösungen funktionieren allerdings nur auf glatten Böden. Will man auf ungleichmäßigen Böden mit einem Dolly fahren kommt man um Schienen, die auf Schwellen befestigt sind, kaum herum. Auch Luftreifen können hier schnell an ihre Grenzen stoßen.

 

Teil 2 des Dolly-Projektes

                                     

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