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Schaerfentiefe Abstaende 3000

Einer der Faktoren, der Einfluss auf die Schärfentiefe hat, ist die Blende. Je größer die Blende, desto geringer ist der Schärfentiefebereich...

 

Im Hintergrund...

Nein, bei dem folgenden Standfoto sollen Sie sich einmal nicht die Hauptfigur betrachten, sondern den Hintergrund, vor dem der Schauspieler sitzt. Da kann man ja gar nichts richtig erkennen, weil es unscharf ist? Wunderbar! Wir interessieren uns nämlich genau für diese Unschärfe.

 

Jacques Augen Telefon 2000

Standbild aus "Liebe, Leben, Tod" mit Jacques Breuer (Kamera: Jörg Widmer, Regie: Mathias Allary)

 

Die Frage, was ist eigentlich Unschärfe, klärt nämlich auch, was Schärfe ist. Und wer meint, Unschärfe sei nur ein technischer Fehler, der ignoriert damit ein ganz wichtiges Element der Bildgestaltung. Häufig beklagen Videofilmer, dass ihre Aufnahmen so gänzlich anders aussehen als Filmaufnahmen. Ein wichtiger Unterschied zwischen den Medien, der zum sogenannten Filmlook beiträgt, ist auch die unterschiedliche Schärfentiefe.

Bei Kamerachips, die kleiner sind als ein 35mm-Filmbild, sind auch die Brennweitenverhältnisse und die damit verbundene Schärfentiefe anders als beim Kinofilm. Einige Jahre lang haben sich Vorsätze einer Münchner Filmzubehör-Schmiede, welche mit einem Vorsatzgerät den Videokameras etwas weniger Schärfentiefe verleihen, zu wahren Verkaufsschlagern entwickelt. Dann konnten die Kamerahersteller nicht länger tatenlos zusehen und brachten erste Geräte mit größeren Chips auf den Markt und der Kinolook wurde bezahlbarer. Inzwischen sind "Full Frame" und APS-C Kameras fast schon der Standard.

 

Ausgangspunkt Einstellebene...

Jacques Augen Telefon Kreise 2000

Im Bildhintergrund kann man die Zerstreuungskreise deutlich erkennen

 

Wenn Sie sich besagte Unschärfen einmal etwas genauer anschauen, dann entdecken Sie mehr und mehr Kreise. Diese sind nicht etwa zufällig, sondern stellen die Abbildung von eigentlich punktförmigen Objekten dar.

Nur Punkte, die auf unserer Schärfenebene (Einstellebene) liegen, werden auch auf dem Film als Punkt abgebildet. Alle anderen Punkte, die sich vor oder hinter unserer Einstellebene befinden, werden als so genannte Zerstreuungskreise abgebildet. Und die kann man in dieser Vergrößerung ganz wunderbar erkennen.

Rein physikalisch gibt es jeweils nur eine einzige Abstandsebene, deren Punkte scharf abgebildet werden. Das heißt: Wenn Sie ein Portrait von einer Person aufnehmen, ist eigentlich nur die Nasenspitze, oder das Auge scharf, je nachdem, welche Entfernung Sie auf dem Objektiv eingestellt haben. Doch Sie wissen selbst: Auf Fotos oder in Filmen ist deutlich mehr scharf erkennbar als nur eine einzige Ebene. Nun, da kommen Toleranzen ins Spiel. Diese Zerstreuungskreise sind nämlich nicht alle gleich groß.

 

 

Je näher sich die Punkte vor oder hinter der Einstellebene (EE) befinden, desto kleiner, winziger, ja unauffälliger sind auch deren Zerstreuungskreise. Wir nehmen sie also mehr oder weniger auch noch als Punkte, also scharf auf dem Film, bzw. der Filmebene (FE) wahr.

 

Schärfentiefe (Depth of field)

Den Bereich vor und hinter unserer Schärfenebene, also dem Abstand, auf den wir das Objektiv scharf gestellt haben, in dem diese Zerstreuungskreise noch hinreichend klein abgebildet werden, dass sie als scharf wahrgenommen werden, nennen wir Schärfentiefe. Oben als blauer waagerechter Balken über der Einstellebene (EE) dargestellt.

 

Die Schärfentiefe ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

 

Brennweite (focal length)

 

Einstellentfernung (distance), die Entfernung des aufzunehmenden Objekts zur Kameraoptik

 

Blende (aperture, f-stop)

 

Gestaltungsmittel

Wichtig ist die Schärfentiefe nicht nur in Hinblick auf die technischen Grenzen, sondern vor allem in Zusammenhang mit der Möglichkeit, mit ihr zu gestalten. Betrachten Sie diese Phänomene also stets als Chance, als Element der Bildgestaltung! Das Auge des Zuschauers will nicht mit zu vielen Details im Bild überfordert werden, es möchte geführt, auf die bildwichtigen Elemente hingewiesen werden. Neben dem Bildaufbau, der Kadrage, der Lichtführung und Farbdramaturgie ist die Schärfe ein wichtiges filmisches Mittel, die Blicke des Zuschauers zu lenken. Einem Schauspieler, der vor einem unscharfen Hintergrund agiert, kommt viel mehr Aufmerksamkeit zu, als wenn der Hintergrund detailreich in direkte Konkurrenz zu ihm tritt. Beauty-Shots (Stars, Werbung etc.) arbeiten daher größtenteils mit Unschärfe, um die Gesichter besser hervorzuheben.

 

Faustregel:

Je größer die Schärfentiefe, desto größer der Bereich in dem alles scharf abgebildet wird, je kleiner, desto geringer ist dieser Bereich, desto eher verlieren sich Konturen in der Unschärfe.

 

Die Schönheit des unscharfen Hintergrunds wird übrigens mit dem japanischen Kunstwort Bokeh benannt. Wenn Sie das nächste Mal einen Film oder Fotos betrachten, achten Sie doch mal auf die Zerstreuungskreise...

 

Zerstreuungskreise nachts 3000

 

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