
Der analoge Film lebt weiter, es wird noch überraschend viel auf analogem Filmmaterial gedreht und die alten Kameras erweisen sich als langlebig und zuverlässig. Nicht nur große und teure Kinofilme werden noch analog auf 35 mm oder sogar 65 mm gedreht, wie beispielsweise der Film "Oppenheimer" auch manche kleinere Indie-Projekte holen sich den analogen Filmlook und das echte Filmkorn wieder zurück, dann allerdings meist in 16 mm. Und dann gibt es da noch Kodaks lang angekündigte und nun in kleinen Stückzahlen erhältliche Super 8 Kamera, die allerdings mit Einweg-Plastikkassetten arbeitet. Wie auch immer, das Drehen auf anlogem Film ist auch ein sinnliches Vergnügen und bevor irgendwann in Vergessenheit gerät, wie man damit arbeitet, wollen wir Euch einige Basics erklären.
Wechselbar
Kompakte Filmkameras im Format 16mm oder Super 16 mm boten oft die Möglichkeit, im Kameragehäuse selbst kleinere Filmrollen (zum Beispiel auf Tageslichtfilmspulen) einzulegen. Doch die Filmlänge war sehr begrenzt und wenn man Filmmaterial umlegen musste, konnte nicht weitergefilmt werden. Die 30 Meter Tageslichtspulen konnte man zwar auch bei Tageslicht ein,- und auslegen, doch die äußeren Wicklungen des Materials (also das Ende der jeweils letzen Einstellung einer Filmrolle) wurden auf diese Weise stets überbelichtet. Das bedeutete dass möglicherweise wichtiges Material, zumindest ein kurzes Stück am Ende unbrauchbar wurde. Das Einlegen der Filmschlaufe in die Kameramechanik war auch meist etwas fummelig,- kurz der Materialwechsel kostete Zeit.
Professionelle Analoge Filmkameras arbeiten deshalb zumeist mit Kassetten / Magazinen um den schnellen Materialwechsel zu ermöglichen. Mit mehreren Kassetten kann, während mit der einen gedreht wird, aus einer anderen das bereits belichtete Material ausgelegt und frisches, unbelichtetes Filmmaterial eingelegt werden. Viele Anwender haben den Umgang damit nicht gelernt. So stellt sich die Frage,- wie lädt man die Filmkassetten?

Filmkassetten haben vor allem die Aufgabe, das Filmmaterial vor Licht und Staub zu schützen. Sie sollten möglichst leicht und schnell an die Kamera anzusetzen sein und den Anwendern anzeigen, wieviel frisches, unbelichtetes Filmmaterial sich noch in der Kassette befindet. Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Konstruktionsprinzipien bei den Filmkassetten. Axial und Koaxial, damit ist gemeint, dass das Filmmaterial entweder nebeneinander in einer Kammer oder parallel zueinander in zwei Kammern der Kassette angeordnet ist. Der Unterschied liegt in der Positionierung der Filmspulen (Ab- und Aufwickelspule) innerhalb der Kassette und wirkt sich vor allem auf Handhabung, Geräuschentwicklung und Kassettengröße aus. Hier geht es um die klassischen axialen Kassetten.
Sicherheit
Wichtig war bei der Konstruktion der Kassetten auch, dass man das Filmmaterial einerseits leicht durch Ertasten in einem Dunkelsack aus,- und einlegen konnte, andererseits, dass der Kassettendeckel nicht versehentlich aufgehen konnte. Dazu verfügten viele Kassetten über tastbare Kennungen, etwa zum Ausmessen der notwendigen Schlaufenlänge des Filmmaterials sowie über einfache lichtdichte Ein,- und Ausgangsöffnungen , durch die die Filmschlaufe aus der Kassette herausragte.
War eine Kassette mit frischem Filmmaterial befüllt, so klebt man das Textilband, mit dem die Filmbüchse aus der das frische Material im Dunkelsack entnommen wurde, um die Filmkassette über die Deckelnaht hinweg um sicherzustellen, dass die Kassette nicht versehentlich geöffnet wird. Außerdem ist auf dem Textilband meist die Materialsorte vom Hersteller aufgedruckt. Oft schreibt man auch auf das Band zusätzliche Infos, etwa wenn man keine ganze Rolle sondern nur einen Filmrest eingelegt hat.
Materialmessung

Die Materialanzeige in den meisten Kassetten erfolgte mechanisch über den Andruckhebel am eingelegten Material, erst später kamen genauere mechanische oder elektronische Zählwerke hinzu. Während die mechanische Anzeige recht ungenau war, also eine recht hohe Toleranz hatte, konnten die elektronischen und mechanischen Zählwerke recht genau über den Materialverbrauch Auskunft geben. Doch dafür war eine Elektronik erforderlich, das heißt, die Kassetten sind nicht nur mechanisch mit dem Kamera-Body verbunden, sie müssen auch mit Strom versorgt werden. Doch dann zeigen sie Metergenau die noch verfügbare Restmenge an Filmmaterial an.


Axiale Kassetten befüllen

Bei der alten, klassischen Axialen Anordnung sind die Abwickel- und Aufwickelspule liegen nebeneinander – also parallel zueinander, auf zwei getrennten Achsen. (Arriflex 16 ST, 16 BL, 35 II C, Arriflex 35 III, 35 BL, Mitchell-Kameras, Moviecam u.v.a.) Das benötigt mehr Raum weil die Filmrollen nebeneinander liegen und der Teil an Filmmaterial, der aus der Kassette ragt, also die Filmschlaufe ist länger, es wird also etwas mehr Material beim Einlegen in die Kamera belichtet. Die Kassette selbst besitzt auch nur eine Kammer, die mit einem Deckel lichtdicht verschlossen wird. Auch wenn sie größer sind, sie haben auch Vorteile. Die Filmführung ist einfacher, Filmmaterial läuft gerade von der Abwickelspule durch die Kamera auf die Aufwickelspule. Das Befüllen der Kassetten geht recht einfach und es sind meist auch größere Filmlängen möglich.
Der frische, unbelichtete Film, der sich auf einem Kunststoff-Bobby (das ist der Plastikkern auf den das Rohfilmmaterial aufgerollt ist) befindet, kommt bei der hier abgebildeten 35 Arri III auf den linken Zapfen, der Andruckhebel wird dagegengedrückt, dann wird der Anfang des Materials gegen den Uhrzeigersinn abgewickelt und der Filmanfang durch die linke untere Öffnung nach Außen gefädelt. Dafür müssen die Zahnräder der Kassette in die Perforation greifen und man bewegt den Film durch Drehen des Messing-Zahnrades vorwärts. Dann muss eine Schlaufe geformt werden, die man später benötigt, um das Filmmaterial in die Kamera einzulegen.

Um im Dunkelsack die richtige Länge zu ertasten, zieht man das Filmmaterial bis zu der Markierung, die sich deutlich fühlbar, links am äußeren Rand der Kassette befindet. Dann biegt man den Film zu einer Schlaufe und fädelt ihn bei de rechten äußeren Öffnung wieder ein. Vorsichtig mit dem Zahnrad hin und herwippen, bis die perforation greift und weiterdrehen, bis das Filmmaterial wieder in der Kassette ist. dort wird es dann in dem Klemmbobby in einen Schlitz gesteckt und der Mechanismus des Klemmbobys wird betätigt. Nun kann man im Dunkelsack die Kassette mit dem Deckel verschließen und den Sicherheitshebel schließen. Erst jetzt kann man die Kassette aus dem Dunkelsack nehmen. Am Besten man klebt dann gleich Lassoband mit der Kennzeichnung des Filmmaterials über die Ränder des Kassettendeckels, dann weiß jeder, dass da frisches Material drin ist.
Schlaufe Abmessen

Der Platzbedarf ist bei paralleler (koaxialer) Anordnung deutlich geringer, weshalb sich diese Anordnung vor allem bei den moderneren neueren Filmkameras findet. Mehr dazu in unserem Artikel über das EInlegen in koaxiale Kassetten.
Einen sehr guten Überblick liefert ein PDF mit allen wichtigen Kassettentypen:
https://www.aoassocies.com/wp-content/uploads/2017/03/schemas_de_tous_les_chargements_cameras.pdf

