
Man kann es gar nicht hoch genug einschätzen, wie wichtig es ist, den Zuschauer*Innen alle Emotionen der Schauspieler*Innen verständlich zu machen. Die Art und Weise, wie Filme klingen, ist enorm wichtig, um Gefühle glaubwürdig in Filmen zu vermitteln. Dazu gehört ein möglichst hohe Wiedergabetreue, insbesondere bei den hohen Mitten und Höhen und ein präzises Ansprechverhalten.
Damit Spielfilm-Dialoge oder Interviews später deutlich, verzerrungsfrei und ohne Rauschen aufgenommen werden können, muss der Audiopegel vor den Aufnahmen sorgfältig getestet werden. Denn in der laufenden Aufnahme sollte man keine Veränderungen am Tonpegel mehr vornehmen, weil sich dabei auch die Hintergrundatmo im Pegel verändert und das hören die Zuschauer dann.
Testmethoden
Tonleute an Spielfilmsets nutzen die Proben, um ungefähr abschätzen zu können, wie leise oder laut die Schauspieler in der tatsächlichen Aufnahme später wahrscheinlich sprechen werden. Dafür muss einerseits das Richtmikrofon an der Tonangel sich an der später bei der Aufnahme verwendeten Position befinden und andererseits der / die Tonmeister*In die Aussteuerungsanzeige am Mischpult oder Recorder genau beobachten und mit dem Eingangsregler ggf. nachjustieren. Haben die Proben nicht dafür gereicht, so kann der Tonmeister die Schauspieler vor der Aufnahme beispielsweise bitten, den lautesten Satz der Szene zu sprechen.
Das klingt einfacher, als es ist, denn Schauspieler sprechen im Test oft recht einheitlich, aber in der Szene geben sie mehr Emotion und schreien oder flüstern dann plötzlich.
Wichtig ist, dass man die lautesten Teile erwischt, denn diese sollten so gepegelt werden, dass man noch einen sinnvollen Headroom vor der 0 dB Marke als Sicherheitsbereich reservieren kann. Üblich sind hier -9 oder -12 dB. Die Spitzenwerte wie laute Ausrufe, Schreien, Lachen (Peaks) sollten maximal -6 dB erreichen – niemals aber 0 dB, da sonst Clipping/Verzerrung entsteht. Auf der anderen Seite sollte Flüstern oder deutlich leise Sprache unbedingt über dem Grundrauschen liegen, also nicht unter -40 dB liegen.
Bei dokumentarischen Interviews nutzt man den Smalltalk zwischen Interviewtem und der/dem Fragesteller*In oder man bittet die Interviewten kurz etwas aus ihrer Kindheit, aus Ihrer Geburtsstadt oder was sie etwa zum Frühstück gegessen haben, zu berichten.
Technische Hilfsmittel
Zunächst mal sollten bestimmte Voraussetzungen stimmen. Dazu gehört, dass Tonleute den Ton grundsätzlich über geschlossene Kopfhörer kontrollieren sollte. Einige Fehler oder Tonprobleme kann man nur hören, da helfen einem die besten Aussteuerungsanzeigen nichts. Dazu gehören Kleidungsgeräusche beim Lavalier, Popp-Laute (Plosivlaute) beim Richtmikrofon an der Angel oder auch Störgeräusche im Raum wie Brummen, Klimaanlage, Schritte, entfernte Baustellen, Verkehrslärm etc.
Das Aussteuern ist eine der schwierigeren Aufgaben an dem Job, denn das ist oft sehr schwer einschätzbar. Hier sind Systeme definitiv im Vorteil, die eine möglichst große Toleranz haben. Denn die Lautstärke, die Art, wie sie die Dialoge abliefern, kann von Wiederholung zu Wiederholung schwanken. Also einen großen Dynamikumfang wie 24 Bit ihn bietet, ist wichtig, im Idealfall sogar 32 Bit Recording wo nichts unter,- oder übersteuert sein kann. Insbesondere bei Funkstrecken ist das sehr hilfreich.
Eine weitere Methode, hier im Fall von "Nicht 32 Bit Systemen" auf der sicheren Seite zu stehen, besteht darin, beim Recorder / Mixer mit Limiter oder besser noch mit Safety Tracks zu arbeiten. Das bedeutet, dass man das Tonsignal auf zwei Spuren routet, einmal mit normal ausgesteuertem Pegel und auf einer zweiten Spur etwa 10 dB leiser, diess Spur kann dann überraschende Lautstärkepeaks, die auf der Hauptspur über die 0 dB gehen würden, ohne Verzerrung aufzeichnen.
Manchmal flüstern Schauspieler, man regelt den Eingangspegel höher und sie schreien kurz danach laut und das muss alles innerhalb einer Aufnahme funktionieren, ohne dass man an den Reglern nachkorrigieren darf. Manche Tonleute lösen das sogar mit zwei verschiedenen Mikrofonen, die unterschiedlich gepegelt werden, manchmal gleichen das die Tonangler aus indem sie die Angel zurückziehen, oder leicht vom Mund wegdrehen, doch dann ändert sich auch der Klang und die Umgebungsgeräusche.
Gute Funkstrecken haben eine solche Dynamik, dass sie das Flüstern und das Schreien sauber einfangen können. Die haben ein sehr geringes Eigenrauschen und einen reisigen Headroom. Im Idealfall kommen sie ohne spürbare Komprimierung aus. Irgendwie wird das Signal bevor es gesendet wird, in einer Funkstrecke natürlich geregelt, doch es sollte keine extremen dynamischen Veränderungen geben.

Funkstrecken pegeln
Funkstrecken, deren Eingangsempfindlichkeit einstellbar ist, sollte man sorgfältig einpegeln. Manchmal wundert man sich, dass man bei analogen Funkstrecken ein gewisses Grundrauschen hören kann. Das kann bei schlechten Geräten an den schlechten, weil nicht rauscharmen Systemen liegen. Wenn man aber mit einer hochwertigen professionellen Funkstrecke arbeitet, kann es auch am falschen Einpegeln der Sender liegen.
Wie muss man vorgehen? Das ist nicht ganz einfach, weil die Funkstrecken in der Regel über keine präzisen Pegelanzeigen verfügen. Manchmal gibt es bei den Sendern gar keine oder lediglich ein, zwei Kontroll-Leds für das Pegeln.
Für das Einstellen sollte man das Lavalier Mikrofon so an der Person anbringen, wie es bei der Aufnahme auch sein wird. Dann bittet man den Schauspieler so zu sprechen, dass man die lautesten Stellen des Dialogs hört.
Der Ausgangspegel des Senders (falls einstellbar) soll auf Maximum eingestellt sein Mit der Gain-Einstellung pegelt man nun so, dass bei den lautesten Stellen die grüne LED (bei ca. -10 dB) leuchtet und die rote LED (bei ca -20 dB) rot flackert.
Anschließend kann man am Aufnahme-Recorder den Gain so einstellen, dass es passt. Am Sender kann man oft den Ausgangspegel in 3 dB Schritten heraufstellen oder herunterregeln. Es ist gut, hier einen mittleren oder hohen Ausgangspegel einzustellen, so dass der Vorverstärker des Mischpults oder Recorders sich in einem mittleren Arbeitsbereich befindet und nicht so massiv verstärken muss. Sonst muss man dann nichts weiter machen.

