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Haubentaucher

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Aufnahmematerial

Über fast ein Jahrhundert lang war es Standard, Tierfilme analog auf Film zu drehen, vorausgesetzt man drehte mindestens im Format Super 16 und auf niedrig-empfindlichem Material, zum Beispiel auf Eastman 7245 mit 50 ASA bzw. 18 DIN.

Doch mit der fortschreitenden Diogitalisierung wurde Video mindestens in HD der Standard. Wer seine Aufnahmen längerfristig kommerziell nutzen möchte, sollte daher versuchen, die heutigen technischen Ansprüche deutlich zu übertreffen. Bei Video wäre also 4K die klare Empfehlung.

 

 

Tendenzen im internationalen Tierfilm

Pirol am Nest

Diese Bilder demonstrieren den Unterschied zwischen flachem Auflicht (links) und Gegenlicht (rechts). Für die Fernsehausstrahlung eignet sich das Auflicht meist deutlich besser, denn der Kontrastumfang elektronischer Bilder ist noch immer sehr beschränkt.

 Die Entwicklung im Tierfilm geht heute – leider! – weg vom zoologischen Dokumentarfilm im eigentlichen Wortsinn. Produktionen, die ein realistisches, doch damit auch vergleichsweise ruhiges und unspektakuläres Bild der Tiere vermitteln, werden zwar weiterhin hergestellt, doch tun sie sich zunehmend schwer.

Auf internationalem Parkett geben reißerisch gemachte Filme den Ton an, die auf Spannung, Effekthascherei und oberflächliche Unterhaltung abzielen, die mit Kitsch und fragwürdigen Inszenierungen arbeiten und deren „Drehbücher“ man getrost als Schundliteratur bezeichnen kann. Meist nehmen derartige Produktionen für sich in Anspruch, stimmige „Geschichten“ zu erzählen und bewusst mit dem Stilmittel der Individualisierung zu arbeiten. Verschwiegen wird freilich, dass sich von den Millionen Tierarten, die auf der Erde leben, nur eine verschwindend geringe Zahl überhaupt für diesen Zweck eignet.

Schon lange dreht sich der internationale Tierfilm daher im Kreis und liefert immer wieder die gleichen konstruierten „Geschichten“ von Eisbär, Löwe, Tiger, Elefant, Pinguin, Igel, Wildschwein, Fuchs, Wolf & Co. Kameratechnisch sind diese Filme meist durchaus gelungen, was wenig verwundert, wenn man den hohen Aufwand an Mensch und Material bedenkt, der von den Sendern in diesen Fällen betrieben wird.

 

Schlechte Berufsaussichten

Insgesamt müssen die Berufssaussichten für Tierfilmer als ausgesprochen mäßig bezeichnet werden. Als Arbeitgeber kommt zumindest in Deutschland, Österreich und der Schweiz heute fast nur das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Frage. Einen festen, auf Dauer gesicherten Arbeitsplatz darf man sich dort allerdings nicht erhoffen, sondern bestenfalls eine freie, weitgehend unabgesicherte Mitarbeit.

Tarnzelt

Tarnzelt, verblendet mit frischen, grünen Ästen

Schon früh haben die Sender bemerkt, dass Tierfilme recht kostspielig werden, sobald man sie mit fest angestellten Fernsehleuten produziert.

Je zeit- und kostenintensiver ein Tierfilmprojekt erscheint, desto eher wird es daher an freie Mitarbeiter vergeben – die freilich ein spürbar ausgedünntes Budget in Kauf nehmen müssen. Oft genug ist die finanzielle Decke dermaßen dünn, dass an Versicherungen gegen Diebstahl, Unfall, Kopierwerksschäden oder ähnliche Dinge gar nicht zu denken ist, geschweige denn an angemessene Rücklagen für persönliche Zwecke, beispielsweise für den eigenen Rentenanspruch oder die Absicherung der Familie!

 

Empfindungen eines Tierfilmers

Der Tierfilmer hat jedenfalls stets ein beträchtliches Risiko zu tragen, das ihm plötzlich zum Verhängnis werden und ihn finanziell ruinieren kann. Vor diesem Hintergrund erstaunt es wenig, dass beim professionellen Filmen von Tieren für gewöhnlich keine Urlaubsempfindungen aufkommen und sich auch das Gefühl von Naturgenuss nicht so recht einstellen mag.

Die gegenüber dem Sender eingegangene Verpflichtung, unter oft schwierigsten Bedingungen aus dem Nichts heraus einen Film zu schaffen, erzeugt einen nicht zu unterschätzenden Druck, der dem Tierfilmer ständig im Nacken sitzt.

 

Begehrte Sendeplätze

Ziesel

Ziesel versucht sich an einer Distelblüte. Der Autor hat 2 Tage für diese Aufnahme auf der Lauer gelegen

Wesentlich schwieriger noch, als einen Tierfilm zu produzieren, ist es, den Auftrag dafür zu bekommen. Die wenigen Fernsehredaktionen, die als Arbeitgeber für Tierfilmer in Betracht kommen, werden in erheblichem Umfang mit unaufgeforderten Demobändern, Projektentwürfen und Ähnlichem eingedeckt. Erschwerend wirkt sich aus, dass schon seit mehreren Jahren immer weniger Aufträge an heimische Tierfilmer vergeben werden.


Die Sender vermindern gegenwärtig die Zahl und Qualität ihrer Sendeplätze für Tierfilme und kaufen lieber ausländische Produktionen auf, besonders Serien aus dem englischsprachigen Raum. Einige Tierfilmer wurden über Nacht arbeitslos, und der Druck auf die verbliebenen Gelder hat sich spürbar erhöht.

Wer bislang noch nicht im Geschäft ist, darf – wenn überhaupt – meist nur dann auf einen Erstauftrag hoffen, wenn ein anderer Tierfilmer der jeweiligen Redaktion ausscheidet. Vieles hängt ausschließlich vom Zufall ab, weniger von der eigenen Qualifikation, und mancher Tierfilmer – so auch ich – kam nur deshalb ins Geschäft, weil ein Kollege erkrankte oder aus anderen Gründen aufgeben musste. Ein schöner Gedanke, auf Begebenheiten dieser Art angewiesen zu sein...

 

Tierfilm als Format

 

Lesen Sie von Andreas Schulze auch Praxisbericht Teil 1: Tierfilm.

 

(Fotos mit freundlicher Genehmigung von Andreas Schulze)

 

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