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Weitwinkel 5 4000

Weitwinkel erlauben es, wie der Name schon sagt, einen breiteren Bildwinkel als die Normalbrennweite aufzunehmen.

 

Weitwinkel-Objektive sind sehr beliebt bei Kameraleuten, haben aber auch ihre Eigenheiten und Tücken. Einerseits ist ihr Einsatz eine Geschmacksfrage, andererseits aber auch abhängig von visuellen und örtlichen Gegebenheiten. Zunächst einmal erzeugen sie eine Bildwirkung, wie sie das menschliche Auge nicht erzeugen kann,- sie vergrößern den Abstand vom Aufnahmeobjekt künstlich wodurch wir einen erweiterten Bildausschnitt erzielen. Das liegt daran, dass sie einen größeren Bildwinkel abbilden, deutlich größer als der eines Normalobjektivs. Doch nicht nur das, sie vergrößern damit auch die Abstände zwischen den Objekten zueinander.

 

Bildwinkel

Weitwinkel 6 4000

In der engen Küche erlaubt der Weitwinkel (24mm bei Full Frame Sensor), mehr vom Raum abzubilden, als es eigentlich wegen der Wände im Rücken der Kamera möglich wäre.

 

Der Bildwinkel legt, vereinfacht ausgedrückt, gemeinsam mit der Brennweite die Größe einer abgebildeten Person oder eines Objektes fest. Man spricht auch von Angle of View (AoV) oder Field of View (FoV). Dabei bedeuten ein, zwei Millimeter Veränderung der Brennweite im Weitwinkelbereich bereits eine ganze Menge, während man bei langen Brennweiten bei zwei Millimeter Differenz fast keinen Unterschied bemerkt. Die Sprünge in den Bildwinkelveränderungen in Grad hingegen, sind im Weitwinkel und im Telebereich proportional ähnlich. Im Vergleich zu einer Normalbrennweite von 50mm (bezogen auf Kleinbild/Fullframe), die einen Bildwinkel von 46,8° aufweist, haben die...

35 mm Brennweite einen Bildwinkel von 63,4°

28 mm Brennweite einen Bildwinkel von 65°

24 mm Brennweite einen Bildwinkel von 74°

20 mm Brennweite einen Bildwinkel von 84°

16 mm Brennweite einen Bildwinkel von 97°

14 mm Brennweite einen Bildwinkel von 114,2°

(Jeweils gerundete horizontale Bildwinkel)

 

Weitwinkel 1 4000

Das gleiche Motiv mit einem Normalobjektiv (50mm bei Full Frame Sensor) aufgenommen

 

Einsatzgebiete

Weitwinkel kommen also häufig dort zum Einsatz, wo möglichst viel vom Motiv aufgenommen werden soll, wenn also der Raum eine wichtige Rolle spielt. Will man besondere Gebäude und Räume mehr in Szene setzen, dann sind Weitwinkelobjektive die Optiken der Wahl. Man sieht mehr Fluchtlinien, die in die Tiefe des Raumes führen, kann mehr von einer Raumsituation erfassen. Für die Zuschauer entsteht der Eindruck, mehr in das Bild hineingezogen zu werden. Sind keine Gesichter im Bild, kann man durchaus auch stärkere Weitwinkel verwenden. Häufig deutlich sichtbar sind optische Abbildungsfehler (Aberrationen) wie Verzeichnungen & Bildfeldwölbungen (Schuld daran sind die Linsen), die Objekte oder Personen wirken verzerrt.

Eine weitere Besonderheit bei Weitwinkeln ist die Tatsache, dass man das Verwackeln etwa bei Handkamera oder Unruhe bei Steadicam oder Gimbalfahrten weitaus weniger bemerkt. Die meisten Steadicam,- und Gimbal, aber auch Handkameraaufnahmen werden deshalb eher mit einem leichten Weitwinkel aufgenommen. Bezogen auf eine Fullframe Kamera wäre das beispielsweise eine 35mm oder 40mm Brennweite, vielleicht auch noch ein 28mm Objektiv.

Dreht man einen Film vielleicht nur mit einer einzigen Brennweite, so bietet sich ein leichter Weitwinkel, bei Full Frame also die 35mm Brennweite an.

 

Portraits

Weitwinkel 2 4000

Für Portraits sind Weitwinkel wegen der sicht,- und spürbaren Verzerrung nur bedingt geeignet.

 

Wenn man mit geringer Schärfentiefe (offene Blende) mit einem leichten Weitwinkel aufnimmt, spüren die Zuschauer die geringe Distanz. Das vermittelt den Eindruck eine größeren Nähe, vielleicht auch Intimität. Interessant ist auch, dass der Weitwinkel einen größeren Schärfentiefebereich hat, man also neben der Person auch mehr Details im Hintergrund klar erkennen kann. Das erzeugt eine größere Bildtiefe, falls das gewünscht ist. Orson Wells hat das in seinem Meisterwerk "Citizen Kane" auf die Spitze getrieben.

Dennoch sind sie für die realistische Abbildung von Personen im Potrait (Nahe oder Halbnahe) nur bedingt zu empfehlen. Ein leichter Weitwinkel eines sehr gut korrigierten Objektivs, also bei Fullframe eine 35 mm Brennweite ist durchaus möglich, von stärkeren Weitwinkeln ist eher davon abzuraten.

 

Weitwinkel 3 4000

Das gleiche Motiv mit einem Normalobjektiv aufgenommen. Gesichter werden damit viel neutraler wiedergegeben.

 

Schärfentiefe

Wer Personen vor einem vielleicht ablenkenden Hintergrund freistellen möchte, tut dies häufig mit den Mitteln einer geringen Schärfentiefe. Zu den Faktoren, welche die Schärfentiefe mitbestimmen, gehört auch die Brennweite. Hier sind Weitwinkel eher die Objektive, welche einen großen Schärfentiefebereich haben. Damit wird es schwerer, aber nicht unmöglich, den Hintergrund unscharf werden zu lassen. Wenn man den Effekt der

 

Speziallinsen

Man kann den Weitwinkel ins Extrem treiben, etwa mit einem Fisheye Objektiv. Das sieht dann aus wie durch einen Türspion betrachtet. Speziell für Visionen oder für bestimmte Momente in einem Film kann man sie kurzzeitig verwenden. Aber es sind keine Weitwinkel für den Dauereinsatz. VR Kameras, die mit nur zwei Sensoren arbeiten, verwenden solche Fisheye-Linsen. Wenn die VR Kamera nur zwei Sensoren besitzt und entsprechend nur zwei Objektive, so haben diese etwas mehr als 180 Grad Bildwinkel, damit es genügend überlappende Bereiche gibt, um im Stitching die beiden Aufnahmen miteinander zu verrechnen. Allerdings sind dann auch in VR stärkere optische Verzeichnungen zu spüren. Wenn die VR Kamera mehr Kameramodule und Objektive besitzt, müssen die Bildwinkel nicht so extrem  sein, was die Verzeichnungen reduziert.

 

Brennweite und Format

Weitwinkelobjektive haben eine im Vergleich zum Normalobjektiv kürzere Brennweite. Ein Weitwinkelobjektiv ist nicht allein durch die Brennweite definiert, sondern immer auch in Bezug auf das Aufnahmeformat. Mathematisch wird die Normalbrennweite für ein bestimmtes Format definiert durch die Diagonale des Sensors oder des Bildfensters des analogen Films. Bei 35mm Film bzw. APS-C hat der Sensor bzw. das Bildfenster eine Diagonale von 28,8 mm. Folglich ist ein 28mm Objektiv mehr oder weniger für das 35mm-Filmformat normal und erzeugt eine neutrale räumliche Perspektive.

Man muss also die Brennweite immer in Bezug auf das Aufnahmeformat betrachten. Die Normalbrennweite bei Full Frame liegt etwa bei 45 bis 50 mm. Brennweiten die darunter liegen, also 35, 28, 24, 21 mm etc. sind daher Weitwinkel. Aber eben nur in Bezug auf das Fullframe Format. Verwendet man nämlich eine Kamera mit APS-C bzw. Super 35 mm Sensor oder Filmmaterial, dann wären 35 mm oder 28mm die Normalbrennweite.

Was man ebenfalls beachten muss,- sobald man anamorphotisch, also für Breitwand wie Cinemascope etc. dreht, ändern sich die Bildverhältisse ebenfalls. Das Bild, gedreht mit einem 28mm Objektiv ist dann oft doppelt so breit und man hat einen Bildwinkel wie man ihn eigentlich mit einem 14 mm Weitwinkel erzielen würde.

Das Aufnahmeformat spielt eine ganz entscheidende Rolle dabei, wie stark ein Weitwinkel die optischen Verhältnisse verändert. Wählt man Objektive mit gleicher Weitwinkelwirkung für unterschiedliche Sensoren, so fällt auf, dass die verzerrenden Effekte bei kleinen Sensoren am stärksten sind und bei größeren Sensoren geringer auftreten. Vergleicht man Objektive gleicher Weitwinkelwirkung für MFT, APS-C und Fullframe miteinander, so werden beispielsweise bei Gesichtern bei gleichbleibendem Kameraabstand und gleicher Einstellungsgröße die Gesichter, insbesondere Nase und Kinn langgezogener, die Ohrenabstände größer, je kleiner das Aufnahmeformat ist. Große Sensoren sind hier deutlich im Vorteil. Konsequent weitergedacht bedeutet es, dass Mittelformat oder auch Fachkameras in 9x12 oder 18 x 24 besonders gute Ergebnisse bei Weitwinkelaufnahmen hervorbringen können. Damit kann man sich den Menschen trotz Weitwinkel nähern, ohne dass sie im Bild so breite Nasen bekommen.

So hat etwa der amerikanische Regisseur Francis Lawrence, (Hunger Games) eine große Vorliebe für Weitwinkel weil er die Filmfiguren nicht durch lange Brennweite und geringe Schärfentiefe aus ihrem Umfeld isolieren möchte. Ihm ist es wichtig, dass man stets den Raum, die Geografie spürt. Lawrence dreht inzwischen auf einer Arri Alexa mit 65mm Sensor, bei dem aus den vorgenannten Gründen, die Weitwinkel-Verzeichnungen besonders gering ausfallen.

 

Lichtstärke

Es muss nicht so sein, ist aber häufiger der Fall,- Weitwinkel sind meistens lichtstärker. Das liegt natürlich daran, dass sie auf Grund des weiteren Bildwinkels in der Lage sind, mehr Licht einzufangen. Das gilt natürlich nur für hochwertige Objektive. Man kann Weitwinkel auch mit schlechteren Glassorten und mittelmäßiger Berechnung der Linsen lichtschwächer herstellen. Vergleicht man aber ähnlich gebaute Tele, Normal und Weitwinkelobjektive miteinander, so fällt es leichter, die Weitwinkel lichtstark herzustellen.

 

Auswahl

Es ist für die Objektivhersteller weitaus schwieriger, ein gutes Weitwinkelobjektiv zu berechnen und herzustellen, als ein gutes Normalobjektiv. Deshalb sind Weitwinkel meistens etwas teurer. Die Qualität vor allem auch bei der Korrektur kann höchst unterschiedlich sein. Ein gut korrigierter starker Weitwinkel (z.B. 28 bei Fullframe) ist besser, als ein schlecht korrigierter schwacher Weitwinkel (z.B. 35mm bei Fullframe).

 

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