MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Analoge Schrägspur

Schrägspurverfahren

1 Zoll breite Bänder mit Schrägspurverfahren lösten die Quadroplex-Geräte ab. Sie arbeiteten mit offenen Spulen

Ende der 60er Jahre wurden sogenannte Schrägspurverfahren eingeführt, sie arbeiten mit einem anderen Winkel als bei Ampex Quadroplex (90 Grad).

 

Während die Bandführung der Querspurverfahren durch eine spezielle Bandwölbung und das Erzeugen eines Vakuums, sehr aufwändig war, konnte man Rekorder mit Schrägspuraufnahme deutlich günstiger herstellen. Die Kopftrommel drehte sich nicht mehr vertikal, sondern horizontal.

Hier wurde (Helical scan) das Band über eine bestimmte Länge um einen Zylinder gewickelt, in dem die Videoköpfe drehend untergebracht waren. Speziell diese Bandführung schien es in den ersten Jahren undenkbar erscheinen, so etwas mit Kassetten zu verwirklichen.

 

Auf der Kopftrommel (auch: Kopfrad) von Videogeräten befinden sich die rotierenden Videoköpfe. Meistens dreht sich nur der obere Teil der Kopftrommel, manchmal auch nur eine schmale Kopfscheibe innerhalb der Kopftrommel.

Die Köpfe schauen dann nur um wenige ym (30-60) aus dem Spalt heraus. Es wurden Systeme mit 350 Grad und 180 Grad Umschlingung entwickelt, wobei sich die mit 180 Grad zuletzt eindeutig wegen des geringeren Bandzuges und der einfacheren Mechanik im Rekorder durchgesetzt haben.

 

Bandführung und Schachzüge

Ohne aufwändige Bandwölbung und Vakuum wird das Band beim Schrägspurverfahren um die Trommel geführt
Ohne aufwändige Bandwölbung und Vakuum wird das Band beim Schrägspurverfahren um die Trommel geführt

Die ersten Systeme in den 60er Jahren arbeiteten mit Ringen, die das Band um den Kopf führten. Sony hatte auch Versuche unternommen, mit Hilfe von sich bewegenden Führungshebeln das Band um den Kopf zu schlingen, ließ diese Idee wegen technischer Probleme aber 1966 wieder fallen.

 

Interessanterweise kaufte daraufhin JVC dieses Patent und baute es später erfolgreich in ihr erstes "Video Home System" (VHS) ein. Dieses auch heute noch am weitesten verbreitete Heim-Video Format arbeitet mit einer 180 Grad Umschlingung.

Durch die schräge Stellung der Köpfe zum Band entstehen schräge Spuren auf dem Band. Jede Spur entspricht einem Halbbild.

 

Weitere Spuren

Die Kopfscheiben der verschiedenen Videoköpfe sind auf der Trommel als feine Linien erkennbar
Die Kopfscheiben der verschiedenen Videoköpfe sind auf der Trommel als feine Linien erkennbar

Selbstverständlich ist eine genaue Abstimmung von Kopfumdrehungen und dem Bandtransport erforderlich, damit die aufgezeichneten Spuren auch sauber wieder ausgelesen werden können.

Dazu zeichnet der Rekorder zusätzlich eine sogenannte CTL-Spur auf für das Tracking, die Spurlage. Diese wird übrigens nicht schräg, sondern mit einem Tonkopf, ähnlich einem Kassettenrekorder oder Tonbandgerät, längs aufgenommen.

 

Die Informationen auf der Trackingspur halten die Spurlage bei der Aufzeichnung fest und steuern den Capstan-Motor präzise nach.

Weitere Längsspuren auf dem oberen Rand des Bandes sind für Stereoton (2 Spuren) sowie für Timecode reserviert. Diese haben übrigens wegen ihrer Position im Bandführungsweg einen zeitlichen Versatz gegenüber dem Bild, ähnlich wie es auch beim Filmton (Licht- und Magnettonspuren) der Fall ist.

 

Je nach Ausstattung und System finden sich gleichzeitig mehrere Köpfe für Aufzeichnung, Wiedergabe und für das Löschen von Videoinformationen. Rotierende Löschköpfe erlauben bildgenaue Insert- und Assemble- Schnitte. Manche Videoformate haben zusätzlich auch Köpfe für Sync-Signale oder Audio-Signale.

 

Übersicht der analogen Aufzeichnungsarten

Unabhängig von der genauen Winkelstellung der Köpfe und der Bandgeschwindigkeit unterscheiden wir, was die aufgezeichneten Signale angeht, verschiedene analoge Grundprinzipien:

 

Das älteste Verfahren ist die Aufzeichnung des vollständigen FBAS-Signals (Composite Video). Weil von der Norm her der Farbträger in einem hohen Frequenzbereich aufgenommen wird, ist eine große Signalbandbreite aufzuzeichnen. Die ersten Quadroplex Videorekorder auf 2 Zoll und ihre Schrägspur-Nachfolger auf 1 Zoll Basis (mit Spulen=Open Reel) arbeiteten in voller Auflösung. Man spricht auch von Vollformat-Systemen. Ampex Quadroplex,  1 Zoll (B,C)

U-Matic, eines der ersten professionellen Kassetten- Systeme lag unter der Qualität des Fernsehbildes

U-Matic, eines der ersten professionellen Kassetten- Systeme lag unter der Qualität des Fernsehbildes

Simplere Geräte zeichnen ein FBAS Signal mit einer Bandbreite von nur 3 MHz auf also unterhalb des Fernsehsignals und verwenden das sogenannte Colour-Under-Verfahren. Typische Systeme sind oder waren: U-Matic (Low & High-Band), VHS, Video 8, Betamax, Video 2000 und VCR. Hier werden deutlich weniger Zeilen (nur 250) als im vollen Fernsehsignal aufgenommen.

 

Analoge Geräte für den Semiprofessionellen Einsatz arbeiten mit höherer Auflösung und getrennter Behandlung von Farb- und Helligkeitsinformation, Luminanz (Y) und Chrominanz (C). Helligkeit und Farbinformation werden auf getrennten Spuren aufgenommen. Bekannteste Systeme:
Hi8, Super VHS
sowie ED-Beta (welches sich nie verbreitete.)

 

Professionelle Vollformat Videosysteme zeichnen seit den 80er Jahren das Luminanz- und das Crominanzsignal auf getrennten Spuren auf (Component Video). Das bietet Vorteile bei Artefakten und Bildfehlern gegenüber FBAS Aufzeichnung. M-Format, MII (Höherwertiges Band in VHS-Kassettengehäuse),
Betacam (Höherwertiges Band in Betamax-Kassettengehäuse).

 

Viele der hier genannten Formate kamen im Produktionsalltag oder Zuhause zum Einsatz. Dennoch wurden sie alle durch digitale Systeme, zuerst auf Band, später File-basiert, abgelöst. Mehr über die Geschichte der digitalen Videoaufzeichnung demnächst in unserer Fortsetzung: Videogeschichte Teil 3

 

Über die Anfänge der Videoaufzeichnung berichtet: Videogeschichte Teil 1

 

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Wie nimmt man überzeugende Atmos auf, die einem Film Atmosphäre, ja bestenfalls Zauber schenken können?

Eines der größten Probleme bei Auftragsfilmen sind Autoren, die ihre Hausaufgaben bei Drehbüchern nicht machen

Manche Vintage Objektive gelten als legendär. Weshalb gehören die Taylor Hobson Cooke Kinetal zweifelsohne dazu?

Wie die verborgenen Spiele der mächtigen High Tech Mogule ihren Weg auf die Kino Leinwände finden...

Was sagt ein Körper im Film wirklich aus? Ein Blick auf die Macht der Körperinszenierung - und darauf, wie sie Emotionen und Identität sichtbar macht.

Nachdem wir die Hardware zusammengebaut haben, geht es an die Software und die Organisation des neuen Schnittcomputers...

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Editor Timo Langer über den Schnitt des Films "A Sudden Glimpse To Deeper Things"

Wir bauen mit Euch einen schnellen Postproduktions-Rechner Stand 2025 auf. Die wichtigsten Tipps und Schritte...

Independent-Filmer haben es nicht leicht, wenn sie von dem, was sie am liebsten tun, leben möchten

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur und Editor Sebastian Winkels über den Schnitt des Films "Soldaten des Lichts"

Wie Euer altes Handy als wertvolles Hilfsmittel für die nächsten Filmdrehs weiterleben kann... die besten Vorschläge

Welches sind die besten Sommerfilme, die das Kino hervorgebracht hat und was gibt diesen Filmen so eine Leuchtkraft?

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur Arthur Franck über seinen sehr erhellenden und heiteren Film "The Helsinki Effect"

Die Art, wie Kreative in Filmtiteln genannt werden, sagt viel über deren Bedeutung, die Art der Zusammenarbeit und mehr aus.

Nun also hat er die Filmindustrie ins Visier genommen,- Nicht-US Filme sollen mit 100% Strafzöllen bestraft werden...

Es ist kein gutes Signal, dass die öffentlich rechtlichen Sender einen erhöhten „Finanzbedarf“ anmelden, statt dringende Reformen anzugehen

Viele Firmen sind bereits dabei, mit Hilfe von KI zu produzieren, manchmal öffentlich, manchmal im Verborgenen...

Der professionelle Sound Devices 633 Audiorecorder ist gebraucht inzwischen günstig zu haben. Lohnt sich das? Wir nennen seine Stärken und Schwächen...