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Nicht selten müssen Szenen an Drehorten aufgenommen werden, bei denen im Hintergrund zu laute Störgeräusche zu hören sind. Etwa in der Nähe von Baustellen, Schnellstraßen etc. Oder man hat Fahrtaufnahmen gedreht und hat wegen der Spiegelungen die Seitenscheiben beim Auto herunter gestellt, sodass deutliche Motorgeräusche unter dem Dialog liegen. All das sind übliche Situationen, in denen man die Dialoge noch einmal im Studio aufnimmt. Hierfür kommt ADR zum Einsatz. ADR ist nicht nur ein Tool um Synchronfassungen in anderen Sprachen aufzunehmen oder Aufnahmen von Störgeräuschen zu befreien, es kann auch ein Zauberwerkzeug für Filmemacher*Innen sein. 

Was ist ADR? Nun das ist die Abkürzung für "automatic dialogue replacement" ein digitales Hilfsmittel, um Sprache so auf Bildaufnahmen zu legen, dass es mit den Lippenbewegungen und dem Timing übereinstimmt. ADR Software ist zum Beispiel in der Lage, die Länge von Wörtern und Sätzen zu dehnen oder zu stauchen, ohne dass es zu Tonhöhenänderungen kommt.

 

ADR als Gestaltungsmittel

Wie oft kommt es vor, dass man einen Take mehrmals wiederholen muss, weil die Betonung, die Satzmelodie oder eine Pause nicht gestimmt haben. Das Spiel der Schauspieler wäre eigentlich okay, nur die Sprechweise hat nicht gepasst. Oder in einem Take sprechen sie perfekt und spielen aber nicht so gut und in dem Take in dem sie gut spielen, stimmt die Sprache wieder nicht. Manchmal sind Einstellungen nahezu perfekt, nur dieser eine kleine Versprecher ruiniert die Aufnahme. Doch ADR kann helfen, die vom Bild her perfekten Einstellungen zu behalten und nur den Tonfehler zu korrigieren.

Man sollte diese Technologie als wichtiges Werkzeug in die eigene Werkzeugpalette mit aufnehmen, um jede Art von "Produktionston" oder Ton den man am Drehtag aufgenommen hat, mit anderen oder besser gesprochenen Dialogen zu ersetzen. Die Gründe hierfür können auch im Storytelling liegen. Schließlich wird vieles aus dem Drehbuch beim Drehen verändert. Oft gekürzt und dann muss man Informationen, die hier notwendig sind, aber durch die Kürzung verloren gehen, an anderer Stelle im Dialog unterbringen. Sehr dankbar sind hierfür auch Telefonszenen, hier kann man andere als die ursprünglichen Dialoge nachsprechen lassen und damit mögliche erzählerische Schwächen ausbessern.

Oder man bemerkt einfach, dass bestimmte Informationen nicht deutlich genug sind oder sogar vergessen wurden und muss entsprechend Dialog hinzufügen, um folgerichtig und sinnvoll weitererzählen zu können. Es kommt also häufiger vor, dass man ein paar Zeilen hinzufügt, wenn etwas nicht ausreichend verständlich ist.

 

Abläufe

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Bevor man die Schauspieler*Innen oder Synchronsprecher*Innen ins Tonstudio holt muss man zunächst einmal die betroffenen Einstellungen oder Szenen identifizieren. Dazu ist es notwendig, den Film oder die Fernsehproduktion anzuschauen und die Dialoge zu prüfen. Außer den Stellen, wo etwa der Dialog undeutlich gesprochen wurde oder wo unschöne Hintergrundgeräusche stören, sucht man auch solche Szenen heraus, in denen man den Duktus oder auch den Inhalt von Dialogen verändern möchte. Diese können digital markiert werden.

Synchronregisseure analysieren im Tonstudio die fragliche Zeile der auszutauschauenden, ursprünglichen Aufnahme, indem sie diese mehrfach anschauen und die Abläufe des Dialoges genau erkennen. Wann wird wie gesprochen, wo liegen die Atemzüge, wie verbreitet sich die Stimme im Raum? Im sogenannten Synchronbuch werden deshalb nicht nur die Dialoge selbst, sondern auch mehr oder weniger kurze oder längere Pausen gekennzeichnet. Diese werden in Klammern geschrieben und beschreiben etwa auch Atmer, Hüsteln, Räuspern, Verzögern usw. Auch die Art von Präsenz wird in Klammern notiert (im On) oder (ins Off).

Wenn der/die Schauspieler*In im Aufnahmestudio ist, dann spielt man den Take mit Ton mehrmals ab um sie in die gleiche Stimmung zu bringen. Erst danach wird aufgenommen. Die Toningeneure können auch helfen, indem sie etwa den Schauspielern eine passende Atmo über den Kopfhörer zuspielen. Die Stimme wird natürlich im Tonstudio absolut trocken aufgenommen, doch man spricht anders, wenn die Stimme sich etwa in einem vollen Lokal gegen das ganze Gemurmel durchsetzen muss. Da hilft die Atmo im Kopfhörer definitiv weiter. Regie, Schauspieler*Innen und Tonmeister*Innen müssen sich nicht zwingend am gleichen Ort befinden. Dank Internet ist es durchaus möglich, dass diese sich an unterschiedlichen Orten befinden und das Bild über einen Bildschirm und den Ton über Kopfhörer mitverfolgen können.

ADR kann helfen, die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf den Ton zu lenken, sogar wenn die sprechende Figur gar nicht im Bild ist. Dazu gehört auch, dass die Schauspieler atmen, aber dann mit atmen aufhören, wenn der nächste Dialogsatz kommt.

 

Tonschnitt

Die Synchronisierung von Ton und Bild findet heute bereits bei der Sprachaufnahme statt. Die neuen Dialogspuren werden bei der Aufnahme bereits mit den Videos synchronisiert. Das ist wichtig, damit die Mundbewegungen der Schauspieler*Innen mit den Ersatzdialogen übereinstimmen. Im Sound-Editing oder in der Mischung werden die sehr präsent und natürlich "trocken", also ohne Nachhall aufgenommenen Dialoge noch im Klang angepasst, damit sie nahtlos mit den "On Location" aufgenommenen Dialogen zusammenpassen. Klang, Hall, Lautstärke etc. werden dazu angeglichen.

 

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