
Egal ob am Arbeitsplatz, an der Börse, in den Sozialen Medien – überall ist das Thema KI mittlerweile präsent und heiß debattiert – natürlich auch im Filmbereich. Auf den Medientagen 2025 diskutierten LEONINE-Chef Max Wiedemann und die Produzentin und Media-Managerin Yoko Higuchi-Zitzmann über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Filmproduktion.
„Werden Schauspieler durch KI ersetzt?“ fragt Higuchi-Zitzmann Max Wiedemann gleich zu Beginn des Panels provokant. Dieser verneint. Wiedemann geht davon aus, dass Schauspieler auch weiterhin – im wahrsten Sinne – eine Rolle spielen werden. Er führt weiter aus, dass der Zugang zu neuen audiovisuellen Inhalten mit vielen Möglichkeiten, aber auch Disruptionen einhergehen – insbesondere in der Filmbranche.
Noch sei die KI auch nicht weit genug, um einen professionellen Film vollständig zu tragen. Wiedemann vergleicht die Ergebnisse der KI mit einer Slot-Maschine, die unterschiedliche und unvorhersagbare Ergebnisse liefert – die oft, so beschreibt er es, ungelenk wirken.
Der Produzent glaubt, dass die Entwicklungen in einem hybriden Model münden werden, bei dem real gedrehte und KI-erstellte Inhalte nebeneinander existieren werden, die unterschiedliche Märkte und Interessen bedienen werden.
Higuchi-Zitzmann spricht darüber, geteilte Ansichten bezüglich KI zu haben, da sie einerseits die Risiken im Blick hat, aber auch die Chancen sieht – insbesondere in Deutschland, da es durch die KI einfacher werde, den in Deutschland unterrepräsentierten Genre-Film umzusetzen. Zugleich erlaubt KI-Filmemachern aus unterschiedlichen Bereichen – auch außerhalb der Filmschulen – Filmideen umzusetzen und neue Perspektiven und Geschichten zu erzählen.
Wiedemann und Higuchi-Zitzmann gehen dabei auch auf die kulturellen Unterschiede ein – und mahnen, dass Deutschland bei seiner Skepsis Gefahr laufe, hinterherzuhinken. Im Vergleich dazu sprechen die beiden Produzenten über ihre Erfahrungen mit KI im Ausland. In Japan sei die Bevölkerung offener gegenüber KI, da dem Shinto-Glauben nach allem eine Seele innewohnt, berichtet Wiedemann von seiner Japan-Reise. Higuchi-Zitzmann spricht davon, wie KI sich bereits in Indien als mediale Unterhaltungsform – auch in TV und Kino – etabliert hat. Dort werden bereits viele KI-Inhalte monetarisiert – was angesichts rechtlicher Fragen nicht nur positiv zu betrachten ist. Auch darauf wird auf dem Panel eingegangen: Derzeit ist sowohl ein Rechtsstreit zwischen Midjourney und Disney als auch zwischen Sora und Nickelodeon/Paramount im Gange, da beide KI-Plattformen geschützte Inhalte der Filmproduktionen durch ihre Nutzer verwenden und verändern lassen – was nicht zuletzt wegen kontroversen „Neuschöpfungen“ den Unmut der Urheber auf sich zieht.

Dennoch sehen Higuchi-Zitzmann und Wiedemann in der Technik großes Potential – und zugleich eine Unausweichlichkeit, der man begegnen muss, um eben nicht den Anschluss zu verlieren. Bei diesem Prozess kommt es wiederum darauf an, transparent im Umgang mit der KI zu sein und die Vorteile der sich rasant entwickelnden Technologie gerecht zu verteilen.
Um sich für die Zukunft zu rüsten, wird ab dem 1. Dezember 2025 an der HFF München der erste Master-Studiengang „Serial Storytelling: Created by AI & I“ angeboten, der innerhalb von vier Semestern die Studenten im kreativen, produktiven und kritischen Umgang mit KI in simulierten Umgebungen, bspw. einem Writersroom, und unter simulierten Bedingungen, etwa im Rahmen einer fiktiven Produktion, schulen soll. Das kündigte Taç Romey am Ende der Veranstaltung an. Der Regisseur und Produzent konzipierte den Studiengang.

