MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

 

Kaum ein Begriff aus der Filmwelt wurde so oft gebraucht, wie das legendäre "Happy End" des amerikanischen Studiosystems. Filmenden sind so etwas wie ein Versprechen, welches durch das Filmgenre (Komödie, Liebesfilm, Tragödie, Melodrama) zu Beginn eines Filmes gegeben wird und welches die Zuschauer auch mehrheitlich erwarten.

 

Drehbuchpäpste postulieren, dass Filmhelden am Ende des Filmes ihre Heldenreise erfolgreich beenden, dass zu Beginn angelegte Bögen sich am Ende des Filmes schließen sollten. Das ist so ein wenig wie in den Märchen, die beginnen meistens mit "Es war einmal" und enden mit "Und wenn sie nicht gestorben sind..."

 

Letzte Bilder

Das ist der inhaltlich dramaturgische Ansatz. Doch wie sieht es konkret mit den Schlussbildern aus, also visuell gestalterisch und inhaltlich mit den letzten Einstellungen eines Filmes? Nicht selten arbeiten Filme hier mit der Idee der Annäherung und Entfernung, also dem Gedanken, dass der Film sich genau wie auch Menschen, die an einen Ort kommen, diesen und seine Menschen kennenlernen und nach einer gewissen Aufenthaltsdauer auch wieder verabschieden und entfernen. Oft wird das repräsentiert durch die Kamera. Sie zeigt den Ort des Geschehens zu Beginn aus der Distanz und nähert sich um sich Am Ende des Filmes wieder von diesem Ort zu entfernen.

 

Nicht selten war das auch relativ banal, man näherte sich einem Gebäude, in welchem sich die Hauptgeschichte abspielen würde und entfernte sich am Ende des Filmes wieder. Das können Super-Totalen sein, die über Totalen zu Halbtotalen werden und am Ende des Filmes in umgekehrter Reihenfolge. Oft sind es aber auch Kranfahrten, die innerhalb einer einzigen Einstellung diese Annäherung und Entfernung vollziehen.

 

Manche Filme beginnen und enden auch mit einem bildhaften Symbol, so wie Orson Welles dies einstmals bei Citizen Kane mit der Schneekugel und "Rosebud" vorgemacht hat. In Dr. Schiwago (Regie: David Lean, 1965) beginnt und endet die Romanverfilmung an einem riesigen Staudamm. Forest Gump ist ein mustergültiges Beispiel, wie Feder die Forrest am Anfang des Filmes findet und die ein Sinnbild wird dafür, wie Forrest sich durch die Irrungen und Gelegenheiten seines Lebens treiben lässt, fliegt am Ende des Filmes, viele Jahre später, wieder in den Himmel davon. Das ist fast schon etwas zu mustergültig, doch die Idee, einen Bogen über einen Film zu spannen, bewegt noch immer viele Filmemacher-innen.

 

Ganz gleich ob es ein auch visuell so eindeutig gespannter Bogen ist, oder eher ein Gedanke zu Ende des Filmes geschlossen wird, es tut einem Film stets gut, wenn die Schlusssequenz eine erzählerische, ja eine ikonographische Kraft hat. Schließlich ist das letzte Bild zumeist Jenes, welches die Zuschauer aus dem Kino mitnehmen. Ein Klassiker ist sicherlich John Fords "Der schwarze Falke" (The Searchers, 1956), in welchem das Innere des Farmgebäudes zu Beginn, in der Mitte und am Ende des Filmes jeweils mit anderer Funktion und anderem Kontext aufgeladen wiederholt wird. Dazu gehört sicherlich jenes Ende in Francois Truffauts "Sie küssten und sie schlugen ihn", in welchem die junge Antoine Doinel aus dem Internat flüchtet und nach langem Rennen irgendwo am Meer ankommt, den Strand entlangläuft und die Naheinstellung seines Gesichts einfriert, ein ikonographisches Bild, weil so viel in diesem Gesichtsausdruck liegt. In "Housekeeping" (1987), einem eher weniger bekannten Film von Billy Forsyth gehen die Protagonistinnen am Ende des Filmes auf Bahnschienen in die Dunkelheit.

 

Auf Youtube finden sich zahlrieche Kompilationen ikonographischer Filmenden. Hier nur ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=fZyIHxY3by0

 

 

Eine trickreiche, freche Schlusssequenz erlaubte sich bereits Alfred Hitchcock in "North by Northwest" (1959), in welcher der irrtümlich für einen Agenten gehaltene Werbemann Thornhill eine junge Agentin von einem tiefen Abgrund direkt in sein Bett im Schlafwagenabteil zieht. Als sie sich umarmen und aufs Schlafwagenbett sinken, rast der Zug in einen dunklen Tunnel. Auf diese Weise konnte Hitchcock trotz rigider Zensur der 50er Jahre, ein anzügliches Ende verwirklichen.

 

Offene Enden

Offene Enden können sehr bewusst gesetzt sein und wie bei den obigen Beispielen, einem Film den perfekten Ausstieg geben. Doch das ist nicht immer so. Häufig wenn Filmemacher unentschlossen sind, nicht so recht wissen, wie ihr Film ausgehen soll, lassen sie ihre Protagonisten ins Nirgendwo gehen oder in der Landschaft stehen. Die Filmgeschichte ist voll von Enden, in denen Schauspieler eine Straße, ein Feld, einen Weg entlang gehen, bei Sonne, Im Regen, im Nebel, tagsüber, in der Nacht. Das kann man so machen, zugleich wirft es die Frage auf, wie erzählt man entschiedener, so dass es nur ein Ende geben kann und kein anderes?

 

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Eines der größten Probleme bei Auftragsfilmen sind Autoren, die ihre Hausaufgaben bei Drehbüchern nicht machen

Manche Vintage Objektive gelten als legendär. Weshalb gehören die Taylor Hobson Cooke Kinetal zweifelsohne dazu?

Wie die verborgenen Spiele der mächtigen High Tech Mogule ihren Weg auf die Kino Leinwände finden...

Was sagt ein Körper im Film wirklich aus? Ein Blick auf die Macht der Körperinszenierung - und darauf, wie sie Emotionen und Identität sichtbar macht.

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Editor Timo Langer über den Schnitt des Films "A Sudden Glimpse To Deeper Things"

Wir bauen mit Euch einen schnellen Postproduktions-Rechner Stand 2025 auf. Die wichtigsten Tipps und Schritte...

Independent-Filmer haben es nicht leicht, wenn sie von dem, was sie am liebsten tun, leben möchten

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur und Editor Sebastian Winkels über den Schnitt des Films "Soldaten des Lichts"

Wie Euer altes Handy als wertvolles Hilfsmittel für die nächsten Filmdrehs weiterleben kann... die besten Vorschläge

Welches sind die besten Sommerfilme, die das Kino hervorgebracht hat und was gibt diesen Filmen so eine Leuchtkraft?

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur Arthur Franck über seinen sehr erhellenden und heiteren Film "The Helsinki Effect"

Die Art, wie Kreative in Filmtiteln genannt werden, sagt viel über deren Bedeutung, die Art der Zusammenarbeit und mehr aus.

Nun also hat er die Filmindustrie ins Visier genommen,- Nicht-US Filme sollen mit 100% Strafzöllen bestraft werden...

Es ist kein gutes Signal, dass die öffentlich rechtlichen Sender einen erhöhten „Finanzbedarf“ anmelden, statt dringende Reformen anzugehen

Viele Firmen sind bereits dabei, mit Hilfe von KI zu produzieren, manchmal öffentlich, manchmal im Verborgenen...

Der professionelle Sound Devices 633 Audiorecorder ist gebraucht inzwischen günstig zu haben. Lohnt sich das? Wir nennen seine Stärken und Schwächen...

Der Zoll Wahnsinn wird mit ziemlicher Sicherheit auch unsere Preise für Technik beeinflussen

Vieles im frühen Film war inspiriert durch das Theater und bis heute steht auch das Theater selbst im Mittelpunkt vieler Filme...