Seit in den neunziger Jahren Audio-Workstations ihren Siegeszug in die Tonstudios angetreten haben, ist ProTools, jene von der amerikanischen Firma Digidesign entwickelte und später von Avid gekaufte Tonbearbeitungsplattform zum DeFacto Standard für die Filmtonbearbeitung geworden. Größtes Manko der ersten Jahre war die reine Bedienung mit den damals noch sehr rudimentären Computer-Mäusen.
Während in den ersten Jahren bestenfalls passive, müde Midi-Regler ohne Automation, also ohne dass die Schieberegler responiv anzeigten, welcher Pegel gerade von der Automation eingestellt wurde, ein wenig Mischpult-Atmosphäre in die Studios bringen sollten, kam erst mit der Pro Control eine bezahlbare, zuverlässige Hardware-Lösung in den Markt mit der vollautomatisierte Fader zur Verfügung standen. Sicherlich waren diese Pulte nicht so stabil und hochwertig hergestellt, wie die klassischen Mischpulte, doch wer sie pfleglich behandelte, konnte mit ihr viele Jahre problemlos arbeiten.
Man konnte durch Aneinanderreihen von mehreren Fader-Einheiten die alle über Netzwerk mit dem Rechner verbunden waren, eine größere Anzahl von Spuren kontrollieren. Theoretisch waren auf diese Weise riesige Konfigurationen möglich, die alle per 10/100 Netzwerk sowie beim Edit-Panel per USB an den Rechner angebunden wurden. Alle Edit oder Transportfunktionen die als Software Buttons auf dem Bildschirm waren, ließen sich auch per Hardware adressieren. Selbst die LED Anzeigen für die Pegelkontrolle sind ausreichend hoch aufgelöst um damit professionell zu arbeiten. Die Edit-Unit verfügt sogar über Joystick-Hebel mit denen man Einzelgeräusche oder Atmos frei im Surround-Raum anordnen kann.
Ausgelegt ist die Pro Control auch für die direkte Kontrolle der Abhörmonitore im Studio, hier allerdings schwächelt die Konsole,- sie fügt im Abhörbereich den Signalen Rauschen hinzu, was überhaupt nicht geht. Also unbedingt die direkten Ausgänge der Pro Tools HD Wandler benutzen, nicht über die Multipin Ausgänge der Pro Control abhören! Wenn man diese Regel befolgt, ist das System nahezu perfekt.
Aussterbende Spezies?
So wurde die Pro Control für viele Anwender zum beliebtesten Hardware-Zusatz. Doch mit den höheren Versionen entschied Avid einfach irgendwann, die Pro Control nicht mehr zu unterstützen, was für ziemlichen Wirbel in der Szene sorgte. So sehr man verstehen kann, dass Hersteller gerne auf diese Weise immer neue Hardware wie etwa die Mischkonsole ICON verkaufen möchten, so bedrückend ist gleichzeitig die Firmenphilosophie, getanes Investment der Kunden irgendwann für Schrott zu erklären.
Aktuell scheint ProTools HD 9 und sogar HD 10 obwohl es offiziell die Pro Control nicht mehr unterstützt, doch noch mit der Hardware zu arbeiten. Allerdings vermelden Anwender, dass man bei HD 10 keine alten Sessions mehr mit der Pro Control fahren kann, sondern nur solche die in HD 10 angelegt wurden. Manche Anwender berichten über Probleme, weil die Geräte über Netzwerkprotokoll verbunden sind. Sie empfehlen, das Internet nicht über das gleiche Netzwerk zu nutzen. Es gibt Möglichkeiten, auch über USB das Internet zuzuführen und damit Konflikte zu vermeiden.
Einschnitt bei 64 Bit Systemen
Die neueren ProTools Versionen arbeiten in 64 Bit und auch nicht mehr mit TDM, also spätestens ab der Version 11 muss man sich von der Pro Control verabschieden. Wer jetzt nicht so dringlich auf die Übersteuerungsfestigkeit durch 64 Bit angewiesen ist und auch nicht auf den Austausch mit neuesten Versionen, kann allerdings wegen der extrem hohen Qualität und Ausgereiftheit des ProTools Systems ruhig noch länger mit Software Version 9 oder 10 arbeiten und die bewährte Pro Control weiter nutzen.
Nicht alle Einstellungen lassen sich mit festen Buttons erledigen. Ab und an benötigt man eben doch eine Tastatur, doch selbst die wäre an der Pro Control vorhanden. Besonders schwach sind allerdings Touchpad und Trackball bei der Pro-Control, da ist eine Lasermaus deutlich überlegen.
Grundeinstellungen für das Rooting einer Filmmischung
Um eine Session für einen Tonmix vorzubereiten, muss man diverse Voreinstellungen vornehmen. Dazu gehören Wortbreite und Sample Rate (beim Film vorzugsweise 24 Bit 48 Khz).
Dann konfiguriert man die Ausgänge für die Session. Dabei ist die Abhörsituation wichtig. Wenn man in Stereo abhört, macht es Sinn, neben dem reinen Mix als Ausgang etwa Ausgang 1+2 auch noch einen oder mehrere Ausgänge für das Abhören zu definieren. Etwa zwei für die Lautsprecher im Abhörraum (3+4) einen für Kopfhörer (5+6).
Arbeitet man mit Mehrspurverfahren wie Dolby 5.1 oder 7.1 etc. sind entsprechend mehr Ausgänge zu definieren.