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Das Schweigen der Kenner...

Profiwerkzeug mit Startschwierigkeiten, hier mit Cage, Follow-Focus und Kompendium von Chrosziel

 

Während man vor anfangs noch beständig von der neuen Kamera von Blackmagic, dem Postpro-Anbieter lesen konnte, war es etwas stiller geworden um die Kamera. Fertigungsprobleme und Lieferschwierigkeiten ließen die Kamera eine Weile mehr und mehr aus den Schlagzeilen verschwinden.

 

Irgendwann wurde sie lieferbar, runde 2250,- Euro netto wurden zu Anfang für die Kamera verlangt, wobei der Umstand, dass man mit der Kamera das etwa 1000,-Euro teure Da Vinci Resolve dazu bekam, das Angebot noch attraktiver machte. Das Programm ist allerdings auch dringend erforderlich, um RAW Aufnahmen entsprechend bearbeiten zu können.

 

Nimmt man sie in die Hand, so fühlt sie sich in etwa so an wie jene 6 X 7 Sucherkameras von Fuji oder Mamiya aus der goldenen Zeit des analogen Films. Wie ein großer Fotoapparat, der fast 2 Kilo auf die Wage bringt.

 

Momentan gibt es sie nur mit Canon und Zeiss ZE Mounts und auch dort passen längst nicht alle Canon EF Objektiv einwandfrei drauf. Die versprochene Funktionalität der automatischen Blendenübertragung und Nutzung der Bildstabilisierung geeigneter Optiken funktioniert nicht immer.

Eine eingebaute Peaking Anzeige erleichtert das Scharfstellen.

 

Magic?

Was genau war es denn nun, was die Filmergemeinde vor einem Jahr so aufhorchen ließ? Nun die schiere Größe des Chips kann es nicht gewesen sein, der ist mit seinen 15 X 8 mm gar nicht so groß, was der Kamera vor allem einen Crop-Faktor von 2,3 verpasst. Das ist eine Menge und lässt beispielsweise ein 50mm Objektiv zu einem 115 mm Objektiv werden. Vor allem für die Auswahl an Objektiven im Weitwinkel-Bereich ist das ein KO-Kriterium. Hier könnte der neue Speed-Booster Adapter Abhilfe schaffen, der ist allerdings eher für Crop-Faktoren von 1,5 erhältlich.

 

Die inneren Werte

BlackMagicCinema

Ein externer Bildschirm mit Waveform-Anzeige ist enorm hilfreich um mit der BMC zu arbeiten

 

Was aber wirklich begeistert an dieser Kamera ist der Belichtungsumfang und die gebotene Farbtiefe. Mit 13 Blenden ist die Kamera recht nah an dem Umfang den eine Alexa, die RED oder eine F35 verarbeiten können und das zu einem Bruchteil des Geldes. Und selbstverständlich liegt die Kamera damit weit über dem Umfang den die üblichen Verdächtigen aus dem DSLR Lager verarbeiten können.

 

Diesen Umfang kann man allerdings nur nutzen, wenn man auf das interne SSD Laufwerk in 12 Bit RAW aufzeichnet, will man mit Pro Res in 10 Bit aufnehmen, reduziert sich der Dynamikumfang.

Die Kamera beherrscht die für Europa wichtigen 24 und 25 fps aber natürlich auch die amerikanischen Normen.

Das Menü ist sehr einfach und klar gehalten, sodass man das fehlende Manual gar nicht wirklich vermisst.

 

Leider zeigt die Kamera in der aktuellen Firmware keine Blende an, man kann lediglich per up und down Pfeilen die Belichtung erhöhen oder verringern, aber eben ohne die üblichen Werte. Auch der noch zur Verfügung stehende Speicher auf der SSD wird dem User aktuell noch nicht angezeigt.

Unbedingt sollte man auch eine übergroße Schärfe erwähnen, die insbesondere bei Personenaufnahmen zu deren Nachteil gereichen kann. Hier sollte man in der Postproduktion Unschärfe drüber rechnen oder gleich mit älteren Objektiven arbeiten, die weicher zeichnen.

 

Kosten

Auch wenn der Preis verlockend ist, man braucht noch so manches Zubehör um die Kamera auch wirklich nutzen zu können. Das beginnt bei der SSD Karte und geht wenn man aus der Hand drehen will, weiter mit einem Cage bzw. Rods und Kompendium.

 

Schwächen und Workarounds

Auf der Seite finden sich, hinter Gummiklappen verborgen, die nötigsten Anschlüsse. HDMI fehlt und was sehr bedauerlich ist, für den Ton werden 6,3 mm Klinkenbuchsen ohne Phantomspeisung angeboten
  • Der hohe Crop-Faktor von 2,3.
  • Momentan ist es nicht möglich, einzelne Clips wieder zu löschen oder gar die SSD in der Kamera zu formattieren.
  • Die symmetrischen Klinkenstecker, hier wäre XLR professioneller gewesen und natürlich ist es ein Schwachpunkt, dass keine Phantomspeisung auf den Buchsen zugeschaltet werden kann.
  • Für die Tonaufnahme irritierend ist auch, dass die Kamera mit der 1.1 Firmware keine Aussteuerungsanzeige mitbringt. Nur wenn man die Kamera per Mini USB mit einem Notebook verbindet und dort die mitgelieferte BMC Audiosoftware laufen lässt, wird eine Audio Anzeige bereitgestellt. Oder aber man verwendet einen externen TFT Monitor mit Audioanzeige-Option.
  • Der externe Monitor scheint ohnehin sinnvoll zu sein, der eingebaute (ein Touchscreen der stark reflektiert) ist bei hellem Licht schlecht erkennbar. Der mitgelieferte Sonnenschutz hilft da nur bedingt. Leider liefert die Kamera keinen HDMI Ausgang, so muss man per HD SDI in den externen Monitor, was nicht alle externen Monitore bieten.
  • Was auch fehlt, ist ein ND Filter, deshalb braucht man unbedingt ein Kompendium oder Einschraub- ND Filter.
  • Der interne (nicht wechselbare!) Akku ist für den Drehalltag viel zu schwach, er hält maximal 90 Minuten lang, hier ist die externe Stromversorgung aus stärkeren Akkus ein Muss. Das eingebaute Mono Mikrofon ist nur zur Orientierung zu gebrauchen, zu deutlich zeichnet es das leise Lüftergeräusch auf, auf der Unterseite der Kamera sind Lüftungsschlitze durch die die Abluft nach Außen gelangt. Aber wer professionell dreht, nutzt ohnehin externe Richt,- und Ansteckmikrofone.
  • Konstruktionsbedingt produziert die Kamera bei schnellen Schwenks ähnlich wie die DSLR Kameras einen rolling Shutter Effekt. Schnelle horizontale Veränderungen des Bildinhalts verbieten sich damit.

 

Postproduktion

BMC Moire 2000

Die Kamera verzichtet bewusst auf einen Tiefpassfilter, in seltenen Fällen kann dies zu Moiré Effekten führen

 

Die Aufzeichnung in RAW fordert viel Speicher, nicht nur auf der SSD Karte, sondern auch auf dem Schnittrechner. Eine Stunde Aufnahmezeit ergibt dann etwa 500 GB an Daten. Und wenn man diese online schneiden möchte, braucht man einen verdammt schnellen Rechner und eine ebenso hochwertige Grafikkarte. Dabei ist die Auflösung 2,5 K, was einem eine Ahnung verschafft, welche Datenmengen dann erst bei 4K RAW anfallen…

 

Zum Einspielen der Daten auf den Schnittrechner empfiehlt sich beispielsweise das ICY BOX Adapter Kabel für 2,5 SATA HDDs. Die SSD auf der man aufgezeichnet hat, ist dann hot plugable per USB mit dem Schnittrechner verbunden.

Wenn man RAW gedreht hat, bietet einem das Da Vinci Resolve, ein hochprofessionelles Farbkorrektur Programm mit BMCC REC709 LUT bereits ziemlich perfekte Einstellungen zum "Entwickeln" der Aufnahmen.

 

Man muss diesen Weg immer gehen, die RAW Dateien lassen sich nämlich nicht in FinalCut Pro, Avid oder Premiere bearbeiten. Sie müssen erst von Da Vinci gewandelt werden. Und all das kostet eine Menge Zeit, deshalb kann es durchaus Sinn machen, manche Aufnahmen lieber in ProRes zu drehen, was im Übrigen verdammt gut aussieht und die Datenmengen nicht so explodieren lässt..

 

Fazit

Die Version mit Canon-Mount ist für viele Anwender ebenfalls ein Schwachpunkt, das Auflagemaß verhindert vielseitige Adapter und für das Format gibt es auch schlichtweg kaum Objektive, die ohne Crop-Faktor extra berechnet sind. Hier ist der MFT (Mikro-Four-Thirds) Anschluss vielseitiger, der eine Vielzahl von Fotoobjektiven nutzbar macht, die speziell in den kürzeren Brennweiten spannend werden. Alles ist nur manuell bedienbar, aber das ist bei der mit dieser Kamera sinnvollen Art zu drehen, ohnehin angesagt.

Ja und mit der Ursa von Black Magic Design mit einem Super 35mm-Chip ist die Firma endgültig im  Profi-Kamera Sektor angekommen...

 

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