MC18 NOV17x2

Open menu

Social Media Icons Shop 55

 

Zugaben

Nach ersten Grundlagen in Teil 1 (Knetanimation) soll es hier um den mechanischen Aufbau der Knetfiguren gehen. Längst nicht alles an den Knetfiguren besteht aus Knetgummi. Es gibt durchaus Teile, die aus gebranntem Ton, aus Plastik, Glas, Metall oder Draht bestehen. Speziell Augäpfel, Nase oder Zähne werden gerne aus härterem Material angefertigt und ggf. auch so bemalt, dass sie wie Knetgummi aussehen. Gerade rollende Augen oder unterschiedliche Blicke, geweitete und geschlossene Pupillen lassen sich viel besser durch vorgefertigte, starre Sätze als durch weiche Knetmasse herstellen.

Manche Animationskünstler fertigen unterschiedliche, austauschbare Hände oder Münder aus FIMO, jener im Ofen zu härtenden Knetmasse aus dem Spielwarenbedarf. Die Teile sind nach dem Aushärten fest und man braucht keine Angst zu haben, dass sie versehentlich verbiegen. Besonders wenn die Animationsfiguren sprechen sollen, ist es wichtig, für unterschiedliche Konsonanten und Diphthonge vorgefertigte Mundteile einzusetzen.

Speziell für die Augen gibt es unterschiedliche Kunststoffkugeln, die man mit Acryl oder Ölfarben aus dem Bastelbedarf bemalen kann. Auch viele Objekte, mit denen die animierten Figuren zu tun haben, werden aus gehärteten Materialien erzeugt. Bälle, Stifte, Computer, Waffen, Antennen etc. sind wegen ihrer filigranen Form nicht in weicher Knetmasse zu realisieren. Doch das macht nichts, schließlich gibt es keine wirklichen Gesetze für Animationsfilme. Erlaubt ist, was gefällt.

 

Konstruktion

Drahtgestell für Knetanimation

 

Damit die Figuren überhaupt beweglich sind und sich zur Animation eignen, wird ein inneres Gerüst aus Draht oder mit Gelenken entwickelt, mit dessen Hilfe sich Arme und Beine bewegen lassen, das Skelett der Knetfigur quasi. Man kann dafür Aluminium- oder Stahldraht verwenden, den man verdrillt, oder auch Pfeifenreiniger. Letztere sind aber eigentlich zu leicht verbiegbar, um damit zuverlässige Animationphasen gestalten zu können. Mithilfe einer Zange und Heißkleber kann man zunächst ein Drahtgestell der Figur bauen. Zwei Draht-Us bilden in der Regel die Beine und Arme. Um die Unter- und Oberschenkel sowie Unter- und Oberarme anzudeuten, fixiert man dort Teile aus festerem Material, etwa Plastik. Manche Modellierer verwenden hierfür aufgeschnittene Wanddübel, die sie mit Heißkleber am Draht fixieren. In der Luxusvariante verwendet man kleine Aluminiumblöcke.

Eine weitere Alternative stellen die praktischen "Helping Hands" aus dem Elektronikshop dar. Diese als Löthilfe gedachten Konstruktionen können ebenfalls für manche Figuren die bewegliche Basis darstellen. Man wechselt lediglich die Flügelmuttern durch normale Muttern aus und schon hat man bewegliche Arme oder Beine. Profis bauen sich richtige Metallkonstruktionen, passend zu ihren Figuren, mit Kugelgelenken. Im Web gibt es dazu sogar eine komplette Bauanleitung. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Figur alleine stehen und auch minimale Bewegungen vollbringen kann. Das Innenleben darf ruhig aus leichten Materialien (Styropor etc.) sein, wenn außen Knetgummi ist, wird die Figur immer noch recht schwer ausfallen. Auch sollten die beweglichen Teile (Gelenke) auf ein notwendiges Minimum reduziert werden. Zu viele Gelenke können die Kontinuität der Animation erschweren.

 

Das Set

Knetanimation Verlauf 4000

 

Wo soll Eure Geschichte spielen? Zunächst einmal bietet es sich an, die Welt der Knetfiguren auf einem Tisch zu realisieren. Achtet darauf, dass der Tisch eine geeignete Höhe hat, damit Ihr Euch bei den unzähligen Animationsphasen nicht auch noch bücken oder strecken müssen. Der Tisch wird Euer Arbeitsplatz! Wichtig ist auch, dass der Tisch absolut stabil steht.

Dann habt Ihr die Möglichkeit, die Kamera samt Stativ und natürlich Eure verschiedenen Lichtquellen von verschiedenen Seiten einzusetzen. Auf dem Tisch selbst wird aus unterschiedlichen Materialien (Hartschaum, Holz, Styropor etc.) mithilfe von Säge, Schraubenzieher und Pinsel eine eigene Trickwelt erschaffen. Ganz wichtig ist natürlich der Maßstab. Die meisten Animationsfiguren sind etwa 15 bis 20 cm groß, entsprechend sollte auch Eure Welt dimensioniert sein. Wenn Ihr Innenräume in Art einer Puppenstube baut, achtet bitte darauf, dass die Seitenwände (Sprungwände) für wechselnde Kamerarichtungen abnehmbar sind. Manchmal genügt aber auch ein Rollhintergrund aus Papier, mit dem man einen Verlauf herstellen kann.

Eine besonders schwierige Aufgabe ist es, bewegten Himmel, fließende Gewässer oder gar das Meer in Animationsfilme einzubauen. Wer nicht auf die wallenden Plastikfolien ala Augsburger Puppenkiste verfallen will, kann etwa sein Set samt Animationsfiguren vor Greenscreen drehen und später per Keying reale Aufnahmen von Wasser hineinmontieren. Damit der Kontrast von animierter Welt und Realaufnahme nicht so stark ist, kann man die Realaufnahmen mit Filtern, Geschwindigkeitsveränderung etc. verändern.

 

Links

Zum 1. Teil unseres Praxisberichts: Knetanimation

 

Neu im Shop

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Am Rande des Münchner Filmfests hatten wir Gelegenheit, mit Letícia Milano und Johanna Faltinat über Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung im Film zu sprechen

Kurzzeitig herrschte Goldgräberstimmung für Serien in Deutschland, doch seit Sommer 23 ist alles anders geworden...

Sie fallen auf, im wirklichen Leben und erst recht bei Film und Fernsehen. Was erzählen rote Haare über die Filmfiguren?

Was steckt hinter den Begriffen,- was macht die Sensor-Bauweise so besonders und wann lohnen sich die Mehrkosten?

Drohnenpiloten müssen sich während der Fussball Europameisterschaft an noch striktere Beschränkungen halten, als sonst. Was muss man beachten?

Eis zu essen ist nicht nur ein kulinarisches und sinnliches Vergnügen, es hat auch jede Menge Kinofilme inhaltlich und emotional bereichert...

Die Blackmagic URSA Cine Immersive soll stereoskopische Aufnahmen für Apples Vision Pro liefern. Ein neuer Anlauf in Sachen 3D...

Wer sein Team mit einem besonderen Dessert überraschen möchte, kann mit einem Walnusskuchen bei Schauspieler*Innen und Team punkten.

Es sind sehr besondere Filme, Reihen und Serien, in denen die Schwerkraft überwunden wird. Und obwohl VFX vieles kann, wird häufig noch real gebaut...

Kaum sind LED Scheinwerfer an den Filmsets dieser Welt etabliert, da irritieren Warnmeldungen über mögliche Gefahren

Promis wie Kevin Costner und Francis F. Coppola haben ihre Ersparnisse in Filme gesteckt. Ist sowas sinnvoll, um seine ersten Filme realisieren zu können?

Es fühlt sich seltsam an, wenn die führenden Verantwortlichen für Sicherheit bei OpenAI, dem Unternehmen von Chat GPT alle kündigen...