MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Gebauter mittelalterlicher Marktplatz. Szenenbild aus 'Mittelalter in der Stadt', Regie: Mathias Allary, Ausstattung: Matthias Kammermeier, Requisite: Barbara Becker

 

Die Kunst des Szenenbildes

Set-Design – auch Ausstattung oder Filmarchitektur oder Szenenbild genannt – ist eine hohe Kunst. Sie erfordert höchste gestalterische Qualitäten und tiefes Basiswissen um Geschichte, Kunst und Architektur. Zudem ist handwerkliches Geschick eine wichtige Qualität.

Obschon es viele gibt, die sich mit einer dieser Berufsbezeichnungen schmücken, gibt es gar nicht so viele, die wirklich herausragende Fähigkeiten besitzen. Es ist ähnlich wie mit anderen künstlerischen Berufen: Sie sind nicht geschützt, jeder kann sich Ausstatter nennen und die tatsächliche Qualität der Arbeit fällt auf diese Weise sehr unterschiedlich aus. Diejenigen aber, die ihr Handwerk beherrschen, tragen entscheidend zum Gelingen eines Filmes bei.

Sie bewegen sich sicher in der Kulturgeschichte, Architektur, Farblehre und Stilkunde. Sie beherrschen unter anderem die Kunst, Dinge künstlich altern zu lassen, um Räume und ihr Interieur realistisch bewohnt aussehen zu lassen, ihnen die nötige Patina zu verleihen. Sie sind in der Lage, dem Budget angemessen, den gewünschten Look eines Filmes mitzugestalten und zu unterstützen.

 

Vorher und nachher

Der Szenenbildner erweckt ein Bild zum Leben.

 

Es gibt wahre Künstler, Zauberer, die es schaffen, aus den Drehorten und deren gezielter Veränderung Stimmung und Glaubwürdigkeit herzustellen. Die wissen, wie und woher man günstig die optimalen Materialien und Möbel bezieht. Aber sie sind selten.

Cafekavalier

links: Café der einsamen Herzen (im Stil der 60 er)  in „Liebe, Leben, Tod“

 

rechts: Schlafzimmer Pauls mit den bemalten Wänden der afrikanischen Vormieter

 

Beginnen wir mit einem scheinbar einfachen Bereich:

Die Hintergründe

Waendeblau 2000

Statt weißer Wände verwendet man im Film gerne gedeckte, dunklere Farben als Hintergrund.

 

Wände werden blau gestrichen

Immer wieder wird die Bedeutung der Hintergründe in der Set-Dekoration oder am Originalschauplatz unterschätzt. Besonders bei uns in Deutschland hält die Raumgestaltung so manche Fallen bereit, die auf das spätere Ergebnis im Bild größten Einfluss haben. Weiße Rauhfaser-Wände etwa machen es extrem schwer, atmosphärische Abendstimmungen herzustellen.

Oder denken Sie nur an die Unsitte, mit Holz-Panelen ganze Wände und Zimmerdecken auszukleiden. Ihr Auge ist vielleicht noch bereit, über diese Dinge hinwegzusehen, aber auf dem Bildschirm oder schlimmer noch auf der Leinwand, wird den davor agierenden Personen regelrecht Gewalt angetan. Man kann das nur in gewissen Grenzen bekämpfen (Kamera), indem man versucht, diesen Holz-Hintergrund im Schatten versinken zu lassen und die Personen mit sehr viel Licht davon herauszumodellieren. Aber besser wäre es, diese Motive gänzlich zu meiden.

Weitere Gefahren können sein (vor allem bei Video): Jalousien, Bücherwände und Rollos. Das kann ganz schnell Unruhe verbreiten und wie ein Testbild aussehen.

 

Studio

Oft sind Originalmotive zu klein, um atmosphärisch dichte Bilder herzustellen. Folge: Kurze Brennweiten müssen verwendet werden, um räumlich den gewünschten Ausschnitt zu erhalten. Die Kamera steht meistens in der Tür oder im Fenster. Im Studio ist es einfacher. Da gibt es „Sprungwände“ (Wände des künstlich aufgebauten Raumes, die sich einfach fortstellen lassen, und der Kamera einen genügend großen Abstand erlauben.)

 

Weitere Kapitel zum Thema:  
 

Filmstudio

Storyboard

Requisitenbau

Ken Adam
 

Patina

Look

Farbe

Räumlichkeit

 

Banner Regie GK 4000

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Editor Timo Langer über den Schnitt des Films "A Sudden Glimpse To Deeper Things"

Independent-Filmer haben es nicht leicht, wenn sie von dem, was sie am liebsten tun, leben möchten

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur und Editor Sebastian Winkels über den Schnitt des Films "Soldaten des Lichts"

Wie Euer altes Handy als wertvolles Hilfsmittel für die nächsten Filmdrehs weiterleben kann... die besten Vorschläge

Auf dem DOKfest 2025 sprachen wir mit dem Regisseur Arthur Franck über seinen sehr erhellenden und heiteren Film "The Helsinki Effect"

Nun also hat er die Filmindustrie ins Visier genommen,- Nicht-US Filme sollen mit 100% Strafzöllen bestraft werden...

Es ist kein gutes Signal, dass die öffentlich rechtlichen Sender einen erhöhten „Finanzbedarf“ anmelden, statt dringende Reformen anzugehen

Der professionelle Sound Devices 633 Audiorecorder ist gebraucht inzwischen günstig zu haben. Lohnt sich das? Wir nennen seine Stärken und Schwächen...

Der Zoll Wahnsinn wird mit ziemlicher Sicherheit auch unsere Preise für Technik beeinflussen

Vieles im frühen Film war inspiriert durch das Theater und bis heute steht auch das Theater selbst im Mittelpunkt vieler Filme...

Dass Produktionsfirmen ächzen und stöhnen, hängt mit dem Bürokratie,- und Regulierungswahn Deutscher Behörden zusammen

Die NYFA bietet in Florenz einen Filmstudiengang an, ein Erfahrungsbericht über ein Trimester "Filmmaking" am Campus "Italy"

In den USA startet ein Kinofilm, bei dem dank KI nicht nur die Sprache sondern auch die Lippenbewegungen synchronisiert wurden

Geht es nach ChatGPT und Co soll das seit mehr als einem Jahrhundert gültige Copyright für ihre Modelle nicht mehr gelten...

Der einstige Hype um die visionären Brillen hat sich trotz teilweise genialer Inhalte etwas abgekühlt, wie wird es weitergehen?

Auch heute noch sieht analoger Film anders aus als digitale Aufnahmen. Eine Renaissance lässt das 2Perf. Verfahren wieder aufblühen...

Wie geht es zu im Writers Room und warum läuft es in den deutschsprachigen Rooms ganz anders ab als in den USA?

Wie funktioniert das hochindustrielle Schreibkonzept für Fernsehserien und was macht es besser, als das individuelle Schreiben ?