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Fenster Tuer Symbolik 4000

Türen können wichtige Erzählelemente in Filmen sein...

 

In Filmen können Türen helfen, die inneren Befindlichkeiten und die Story zu erzählen. Unsere reale Welt besteht aus vielen natürlichen oder künstlichen Begrenzungen, Wänden, Fenstern, Türen und Tore, welche unsere Blicke begrenzen oder auch gestaltend lenken. Türen sind in Industrienationen das normalste von der Welt, sie schützen uns, unser Eigentum, ermöglichen oder verhindern den Zutritt, es gibt so viele von ihnen, dass wir sie eigentlich nur selten als bedeutungstragend empfinden. Sie sind ganz normal...

Im Kino sind Fenster und Türen häufig nicht einfach nur zum öffnen und schließen vorhanden, sondern sie können helfen, Geschichten zu erzählen, zu intensivieren, mit Subtexten zu versehen. Sie können Portale sein zu gänzlich anderen Bereichen, ja sogar zu Galaxien. Sehr häufig markieren sie den Anfang oder das Ende einer Szene,- jemand kommt oder geht, nicht selten markieren sie einen Wendepunkt, eine Veränderung,- jemand verschafft sich Zugang zu einem Raum. Türen sind stets auch Optionen,- sie eröffnen Möglichkeiten, auch in der Fantasie. Je nach Anzahl, Größe, Funktion und Anmutung bestimmen sie die gezeigten Räume ganz entscheidend. Was könnte sich hinter den Türen verbergen?

Ob es die Pforte zu einem einsam gelegenen Kloster ist oder die symbolische Pforte zum Himmel, oder die Tapetentüre im 71/2 Stockwerk in „Being John Malkowitch“ (Regie: Spike Jonze, USA 1999) mit der man in dessen Gehirn gelangt. Oder Billy Wilders „Das Appartment“ (USA 1960) oder „Frühstück bei Tiffany“ in welchen die jeweiligen Appartmenttüren auch so etwas wie den Einlass in das Innere der Hauptfiguren repräsentieren. Im Animationsfilm „Coraline“ (Regie: Henry Selick USA 2009) entdeckt die Hauptfigur hinter einer Geheimtür im neuen Haus der Eltern eine Parallelwelt. In „Panic Room“ (Regie: David Fincher 2002) schützen sich Jodie Foster und ihre Filmtochter vor Eindringlingen. In Zimmer 1408 (USA 2004) eines mysteriösen Hotels lauert hinter der Zimmertüre der Tod. Und natürlich darf man die kleinen, kreisrunden Türen der Hobbits in „Herr der Ringe“ nicht vergessen, die einem dadurch sofort sympathisch werden.

In "Past Lives" (2022) erzählt die Regisseurin Celine Song eine romantisches Dreiecksgeschichte auf drei unterschiedlichen Zeitebenen verteilt über zwei Jahrzehnte und zwei Kontinente. Die Übergänge zwischen diesen Ebenen sind häufig durch Türen, die Abschnitte im Leben der Protagonisten markieren, gekennzeichnet. Und auch im übergeordneten Sinne symbolisiert die Türe, die geöffnet ist, in der Dreiecksgeschichte zwischen der weiblichen Hauptfigur, ihrem amerikanischen Ehemann und ihrer koreanischen Kindheitsliebe, dass es noch immer einen Zugang zum Herzen der Frau für den damaligen Kindheitsfreund gibt.

 

Psychisch symbolische Bedeutungen

Tueren Endloser Abschied 4000

Marianne, die an Alzheimer leidet, gerät in der Toilettenkabine in Panik, als sie die Türklinke zum öffnen nicht mehr findet... (Hilde Ziegle in "Endloser Abschied")

 

So wie im richtigen Leben, kann auch im Film die Architektur Menschen die Außenwelt eröffnen oder aber ihnen Grenzen setzen. Türen sind Hindernisse und Begrenzungen. Türen und Fenster können den Filmfiguren Zugang zu anderen Bereichen ermöglichen, können sie aber auch zu Gefangenen machen, welche in Räumen oder Fluren keinen Ausweg finden. Manchmal, wenn unsere Protagonisten über bestimmte Türschwellen treten, bedeutet das häufig auch eine dramaturgische Veränderung im Verlauf der Handlung. Etwas Anderes, etwas Neues beginnt, Begrenzungen werden überwunden, Übergänge von einem Zustand in einen anderen werden visualisiert. Das Unterbewusste wird betreten, lange vergessene, verdrängte Ereignisse werden zugänglich gemacht.

Szenen, welche den Filmfiguren Freiräume gewähren, sind oft draußen und freiem Himmel angesiedelt, gerne in der Natur oder in Parks, auf Brücken, überall wo der Horizont keine Grenzen zu haben scheint. Situationen der Einengung, der Begrenztheit, der Eingeschlossenheit sind dann folgerichtig eher innen angesiedelt in Häusern oder Wohnungen.
Türen markieren stets Übergänge, es gibt ein Drinnen und ein Draußen. Der Türrahmen markiert die Grenze, eine Filmfigur, die sich in einem solchen befindet oder durch ihn hindurch in einen anderen Raum oder nach Draußen begibt, befindet sich in einem Übergangsprozess.

Je nach Anlage dieser Räume kann es ein Übergang von einem unsicheren in einen sicheren Bereich sein (visuell beispielsweise durch gewisse Ordnungselement, durch hellere Lichtgestaltung, wärmere Farben charakterisiert), oder aber auch hinein in einen beengten Bereich (eher dunkler, kleiner, enger, kühlere Farben).

 

Miterzählt

Tueren Hotelgang 4000

Scheinbar endlose Hotelgänge mit zahllosen Türen sind die perfekten Drehorte für Geheimnisse, Krimis, Grusel und Horror.

 

Türen können uns etwas über die Emotionen und Relationen der Filmfiguren erzählen. Was sich in Beziehungen abspielt, kann über Türen, durch die man sich nähern oder auch entfernen kann, symbolisch unterstrichen. Natürlich spielt auch die Filmfigur in unserer Bewertung der Räume eine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie man die Filmfigur diesen anderen Bereich betreten lässt, ob sie verharrt, zögert, eilig, dankbar oder ängstlich hinein geht, erzählt natürlich viel über die Situation mit. Erwarten die Filmfiguren hinter der Türe Auseinandersetzungen, so werden sie die Türen vielleicht eher skeptisch und zurückhaltend öffnen.

Das langsame Öffnen einer Türe kann bereits andeuten, dass zwischen den beteiligten Personen Probleme stehen. Türen können aber auch dazu dienen, jemand nicht herein zu lassen oder man kann Türen beim Gehen hinter sich zuschmeißen,- mehr Wut und Bruch geht kaum. So gesehen, markieren Türen oft Zäsuren, sind sie so etwas wie mechanisch physische Szenenwechsel.

Auch die Kameraführung erlaubt weitere gestalterische Möglichkeiten. Wenn die Kamera etwas vor dem Türrahmen, dem Eintritt in den anderen Raum, zurückbleibt, dann gewährt man der Filmfigur durch die gewählte Distanz eine gewisse Privatheit, Freiheit, Rückzugsmöglichkeit. Geht die Kamera mit hinein in den neuen Raum, dann gibt es diese Rückzugsoption der Filmfigur nicht. Ja nach Anlage kann so eine Sicht durch Türstöcke falls sie sich wiederholt, aber auch etwas voyeuristisches haben. Magische Türen dürfen auch ruhig mal sehr klein, oder rund wie ein Kreis oder aber auch gigantisch groß ausfallen.

 

Geheimnisse

Verschlossene oder gar geheime Türen können Rätsel und Geheimnis zum Ausdruck bringen. Sind die Türen alt und mit Hiroglüphen, Runen oder mittalterlichen Motiven versehen, werden Mythen, Schatzgeschichten oder Märchen mit erzählt. Gruselige Details verweisen dann eher auf beängstigende Räume, die sich hinter den Türen befinden könnten. Vielleicht kann man durch das Schlüsselloch kleine Hinweise auf das Innere bekommen. Interessant sind in diesem Zusammenhang natürlich Geheimtüren, die nur durch einen verborgenen Mechanismus zu öffnen sind.

Was wären Gruselfilme ohne verbotene oder verschlossene Türen? Was wären Türen ohne Schlüssellöcher oder Türspione, durch die man verborgene Dinge beobachten kann, was ohne den Türspalt durch den man ungewollt etwas mitbekommt? Was ohne die Möglichkeit, sein Ohr dagegen zu halten und zu lauschen, was auf der anderen Seite gesprochen wird? Durch Türen hindurch wird gesprochen, geflüstert, aber auch geschossen. Ihre Türgriffe, Knäufe, Riegel und Schlösser haben ganze Szenen gefüllt. Und dann sind da noch die Schlüssel, die man vielleicht erst finden, aus einer Unzahl anderer Schlüssel identifizieren, um die man kämpfen, die man suchen muss. Harry Potter weiß da so einiges zu erzählen.

Türen markieren Übergänge in die Psyche von Filmfiguren, in andere Welten, zum Leben, aber auch zum Tod, sind überall dort erzählerisch zu finden, wo die Protagonisten von einem Zustand in einen anderen hinüberwechseln. Unsere kleine Liste von Filmen, in denen Türen eine besondere Rolle spielen, ist natürlich unvollständig, achtet beim Anschauen von Filmen mal auf die Funktion der Türen,- dann wird diese Liste garantiert noch viel länger werden.

 

Tueren Schrank Midsommar 4000

In der Episode "Pax" des Filmes "Midsommar-Stories" sind es die Türen eines Kleiderschranks, welche Reisen um den Erdball möglich machen. (v.l. Raban Bieling und Tiffany Ischinger)

 

Filme

"The Wizard of Oz" (Regie: Victor Fleming, USA 1939) In dem Filmmärchen beginnt der Film Schwarzweiß, doch dann öffnet Dorothy die Haustüre und taucht hinein in eine bunte Fantasiewelt.

"Rebecca" (Regie: Alfred Hitchcock, USA 1940) Psychothriller in dem die junge Ehefrau eines Adligen in das abgelegene Haus Manderley einzieht, in dem es zahlreiche verschlossene Türen und Geheimnisse gibt.

„Ich kämpfe um Dich“ (Spellbound) (Regie: Alfred Hitchcock, USA 1945) In einer Nervenklinik versucht eine Ärztin einem Patienten mit Gedächtnisverlust zu helfen. In den Visualisierungen seines Unterbewusstseins öffnen sich immer wieder Türen.

„Geheimnis hinter der Tür“ (Regie: Fritz Lang, USA 1948) Eine New Yorkerin heiratet einen Mann, der als Hobby Räume nachgebildet hat in denen sich Morde abgespielt haben. Doch eines der Zimmer bleibt verschlossen.

"Die Tür mit den sieben Schlössern" (Regie: Alfred Vohrer D 1962) Krimireihe

„Der Pate“ (Regie: Francis Ford Coppola, USA 1972) Die Schlussszene wird durch eine geöffnete Türe aus einem Nebenraum gezeigt.

„Shining“ (Regie: Stanley Kubrick, USA 1980) Der offensichtlich wahnsinnig gewordene Jack Torrance zerschlägt in einem stillgelegten Hotel die Badezimmertüre hinter der sich seine Frau und sein Sohn vor ihm verstecken. Doch auch viele andere Türen des Hotels erlangen Bedeutung, etwa jene auf der "Redrum" (Palindrom von Murder) als Warnung geschrieben steht..

„Twin Peaks“ (Regie: David Lynch, 1992) Laura wird langsam wahnsinnig,- visualisiert durch eine Szene an einer Zimmertüre

„Absolute Power“ (Regie: Clint Eastwood, USA, 1997) Eine verspiegelte Geheimtür durch welche ein Dieb einen Mord beobachtet

„Lost Highway“ (Regie: David Lynch, USA 1997) Hinter der Stahltür zur Todeszelle eines Gefängnisses geschehen unerklärliche Dinge

„Die Rekordjäger“ (Regie: Benoît Mariage, Belgien, 1999) In einem der absurden Rekorde des Filmes geht es darum, eine Tür möglichst oft in einer Minute zu öffnen und zu schließen.

„Panic Room“ (Regie: David Fincher, USA 2002) Jodie Foster und ihre Tochter verschanzen sich vor Einbrechern in einem Panic Room.

„Old Boy“ (Regie: Park Chan-wook, USA 2003) Nachrichten werden unter dem Türspalt hindurch geschoben

"Die Tür" (Regie: Anno Saul, D 2009) Ein Künstler dessen siebenjährige Tochter in einem Pool ertrunken ist, zerbricht an diesem Ereignis beinahe, bis er eine Tür entdeckt, die ihm und seiner verstorbenen Tochter eine zweite Chance eröffnet.

"Offene Türen, offene Fenster" (Regie: Milagros Mumenthaler, Arg 2014) Drei Schwestern kehren als junge Erwachsene in das Haus zurück in dem sie von ihrer nun verstorbenen Großmutter aufgezogen wurden. Türen übernehmen hier zahlreiche erzählerische Aufgaben und haben es deshalb bis in den Filmtitel geschafft...

"Crimson Peak" (Regie: Guillermo del Toro, USA 2015) Horrorfilm um ein Haus voller verschlossener Türen hinter denen sich ein furchtbares Familiengeheimnis verbirgt.

 

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