Auch wenn Filter, insbesondere Effektfilter heute nur noch selten als Glasfilter vor der Kamera, sondern eher als Plugin in der digitalen Bildbearbeitung genutzt werden, so gibt es dennoch ein paar Filtertypen, die man auch in der volldigitalen Videoaufnahme noch ganz klassisch als Glasfilter verwenden sollte.
Die wichtigsten Vertreter dieser Spezies sind ND und Polfilter, deren Wirkung unmittelbar bei der Aufnahme benötigt wird. Betrachten wir mal die Aufgaben und Besonderheiten dieser Filterarten.
Neutral und Grau
Neutrale Dichte (Nutrial Density) bedeutet ND und will beschreiben, dass dieser Filter Licht wegnimmt, ohne irgendetwas anderes, wie etwa die Farbigkeit oder Schärfe zu beeinflussen. ND Filter sind grau und es gibt sie in unterschiedlichen Stufungen. Der Hauptgrund, weshalb wir bei der Aufnahme Licht reduzieren, ohne dies per Blendeneinstellung zu tun, liegt darin, dass wir häufig für visuell ansprechende Aufnahmen mit geringer Schärfentiefe und entsprechend schöne Bokeh im Hintergrund, möglichst mit offener Blende drehen wollen. Ist es dafür aber zu hell, reduzieren wir das Licht mit Hilfe von ND Filtern, sodass wir trotzdem mit offener Blende drehen können. Andere Gründe können die Kontinuität in der ISO Grundeinstellung sein.
ND Filter eingebaut
Viele EB-Kameras besitzen bereits eingebaute Filterräder, mit denen man unterschiedliche ND Filter in den Strahlengang einschwenken kann. Um das Leben nicht zu einfach werden zu lassen, haben sich die Hersteller der Kameras hier wieder andere Bezeichnungen ausgedacht, als die Hersteller der Glasfilter. 1/4ND, 1/16ND/ und 1/64ND sind verbreitete Angaben, in vielen Fällen aber auch schlicht 1,2 und 3. Dreht man eher im höherwertigen Videobereich mit Festoptiken beispielsweise, sind separate Glasfilter verbreitet, die man in die Filterschublade der Mattebox oder einer Aufsteck-Sonnenblende einsetzt. In selteneren Fällen wird ein passender runder ND Filter per Gewinde direkt auf das Objektiv geschraubt.
In der Regel haben ND Filter einen festen Dichtewert, es gibt allerdings auch veränderbare, sogenannte Vario-Graufilter, die aus zwei Polfilter zusammengesetzt sind, die man gegeneinander verdrehen kann. Diese werden häufig mit IR Filtern kombiniert. Überhaupt empfiehlt sich bei der Verwendung von ND Filtern die Kombination mit IR Filtern, denn manche Kamerasensoren erzeugen bei hohem IR Anteil Farbverschiebungen.
Dichtewerte
Leider sind die Angaben, was die Dichte von ND Filtern angeht, häufig recht unterschiedlich. Die im Kinobereich übliche Beschriftung ist logarithmisch. Ein ND 0,3 reduziert um eine, ein 0,6 um 2 , ein ND 0,9 um 3, ein ND 1,2 um 4 und ein ND 1,8 um 6 Blendenstufen.
Bei den Filterrädern mit eingebaueten ND Filtern meint 1/4ND 2 Blendenstufen, 1/16 ND 4 Blendenstufen und 1/64 ND 6 Blendenstufen Lichtreduktion,- jedenfalls bei den meisten Herstellern.
Leider gibt es große qualitative Unterschiede bei ND Filtern, das farbneutrale Grau, die Qualität der Glasplatten unterscheiden sich sehr zwischen den unterschiedlichen Herstellern.
Sonderform
Eine Sonderform der ND Filter sind sogenannte Verlaufsfilter, die vor allem sinnvoll sind, wenn der Himmel im Bild sehr hell ist und man den Kontrastumfang etwas einengen möchte. Man unterscheidet zwischen eine ganz hart getrennten ND/Glasfilterschicht (Hard Edge) und einem sanften Übergang (Soft Edge). Hier kommt es darauf an, einen möglichst weichen Verlauf zwischen klarem Filterglas und dem ND Bereich zu erzielen. Für die Breite des Übergangs kommt es auch auf die Blende und die Brennweite an, mit der gedreht wird. Die offene Blende oder die längere Brennweite schafft den sanfteren Übergang.