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Regisseur Steven Soderbergh, den eine ambivalente Liebe mit dem Fernsehen verbindet, hat eine siebenstündige interaktive Miniserie samt zugehöriger App für mobile Geräte namens "Mosaic" herausgebracht. Die Story rankt sich um einen mysteriösen Mord an einer Kinderbuch Autorin und entstand in einer Loft-Wohnung in Chelsea, bei der die Zuschauer in gewissen limitierten Grenzen selbst entscheiden können, welche Informationen sie wann sehen und welchen Figuren sie bevorzugt folgen wollen.

 

Jeweils nach einer festen Sequenz, die minutenlang oder aber 30 Minuten dauern kann, erhalten sie Optionen angeboten, wie sie weiter schauen möchten. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Serie einfach ablaufen zu lassen. Dabei werden vermutlich nicht alle Story-Verzweigungen gezeigt, aber so wird es möglich, auch einfach passiv der Geschichte folgen zu können.

 

Damit hat die Serie durchaus Verwandschaft mit manchen Games, ist aber mit realen Schauspielern gedreht und folgt einem über 500 Seiten langen Drehbuch. Soderbergh hat jahrelang mit seinem Team an der Story und der Umsetzung gearbeitet, schließlich würden bestimmte Informationen, welche die Zuschauer zu früh erhalten, die gesamte Geschichte zunichte machen.

 

Der große Arbeitsaufwand und die Kosten der Entwicklung erklären auch, weshalb man nicht mal eben interaktive Filme aus dem Ärmel schütteln kann. Sie sind aufwändiger und teurer als herkömmliche Geschichten und bergen unter Anderem das Risiko in sich, dass der Zuschauer nicht den optimalsten dramaturgischen Ablauf zu sehen bekommt.

 

Teuer und aufwändig

Es ist nicht ganz einfach, derartige Geschichten mit ihren verschiedenen Verzweigungen zu entwerfen. Dafür müssen mitunter recht komplexe Ablaufpläne entwickelt werden, die U-Bahnsystemen von Millionenstädten ähneln können. Zwei große Medienunternehmen lehnten das Projekt ab, bis HBO zusagte und das Vorhaben finanzierte. Letzlich kostete das Projekt 20 Millionen US Dollar und HBO finanzierte nur deshalb mit, weil Soderbergh auch eine klassisch, linear erzählte Serie in sechs Teilen für den Bezahlsender schnitt, die ganz klassisch und ohne jede Interaktivität von den Zuschauern abgerufen werden kann.

 

Soderbergh erkannte in den letzten Jahren immer mehr, dass sich das Storytelling im Hollywood System kaum weiterentwickelt hat und suchte nach neuen Wegen. In eine Ähnliche Richtung dachte Casey Silver, der frühere Leiter von Universal Pictures, mit dem er sich zusammen tat.

 

Erzählerischer Anachronismus

Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Ed Solomon bezog Soderbergh ein Apartment in Chelsea und sie entwickelten nicht nur die Geschichte der Hauptfigur sondern auch aller anderen beteiligten Figuren. Sie pinnten unterschiedlich farbige Karteikarten mit Abläufen an die Wände um Schnittstellen und Abläufe besser überblicken zu können. Eine recht altertümlich anmutende Arbeitsweise in unserer hochcomputerisierten Welt, erst recht wenn man damit moderne Erzählformen strukturieren möchte.

 

Die Schwierigkeit bestand unter anderem darin, zu verhindern, dass Zuschauer versehentlich an Punkte springen könnten, wo etwa Filmfiguren auftauchen, deren Einführung sie verpasst haben. Oder dass sie bestimmte Zusammenhänge schlichtweg nicht verstehen können, weil ihnen wichtige Voraussetzungen fehlen. Solomon schrieb praktisch für jede Figur ihre eigene Version der Geschichte, die ganz klassisch Einleitung, Hauptteil und Schluss hatte. Und jede Schauspielerin und jeder Schauspieler konnte sich tatsächlich als Hauptfigur fühlen, eine Ehre die in klassischen Serien nicht Jedem zukommt.

 

Die Dreharbeiten dauerten 49 Tage, gedreht wurde von Ende 2015 bis Anfang 2016. Dabei sind acht Stunden geschnittenes Material entstanden, welche über die aktuell nur für Mac erhältliche "Mosaic"-App interaktiv abrufbar sind.

 

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