
Eigentlich träumt die Filmindustrie kontinuierlich davon, für kleines Geld Filme herzustellen, die dann richtig hohe Einnahmen generieren, also im Vertrieb kommerziell erfolgreich sind. In den meisten Fällen braucht Hollywoods Erfolgsrezept teure Zutaten und hohe Budgets, nicht zuletzt auch für die Vermarktung. Doch nicht immer braucht es ein hohes Budget um an der Kinokasse viel Geld einzuspielen. Wenn es nicht um die absoluten Zahlen geht sondern darum, um wieviel sich die Herstellungskosten an den Kinokassen vervielfacht haben, so gibt es eine spannende Hitliste von billig produzierten Streifen. Filmen, die für einen winzigen Bruchteil normaler Kinofilmbudgets hergestellt wurden und dann aber in der Vermarktung richtig hohe Einnahmen generiert haben. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass so ein Zauberkunststück nur ganz wenigen gelingt. Tatsächlich ist es heutzutage etwas leichter geworden, mit wenig Geld Filme zu produzieren, weil die Einstiegshürden wie teures Filmkamera,- und Lichtequipment, analoger Rohfilm, Entwicklung und Kopien aus dem Filmkopierwerk weitgehend weggefallen sind. Das digitale Produzieren macht es Independent-Filmern leichter, hochwertige Aufnahmen herzustellen.
Genres als Lokomotive
Natürlich ist es unerlässlich, ein Produkt herzustellen, was sich tatsächlich erfolgreich vermarkten lässt. Dafür ist ein starker Inhalt erforderlich, oft sind die Geschichten in einem beliebten Genre angesiedelt (Horror, Thriller, Comedy), das liegt daran, dass ein Genre den Filmemachern einiges an Arbeit abnimmt, weil es eine automatische Nachfrage beim Publikum gibt nach Horror, Thriller, Zombies, Comedy oder Mockumentary. Ungewöhnliche Arthouse Filme, die in kein Genre hinein passen, haben es da viel schwerer, ihr Publikum zu finden.
Die Kosten müssen zwingend klein gehalten werden und statt teurer Werbung muss auf virales Marketing und Mundpropaganda gesetzt werden. Manchmal gelingt es sogar, die finanziellen Einschränkungen beim Produzieren zu einem Stilmittel werden zu lassen. Gar nicht selten fördern finanzielle Begrenzungen die Kreativität. Man ist dann gezwungen, ungewöhnliche Lösungen zu finden und die können einem Film eine ganz besondere Wirkung verleihen. Außerdem wirken manche Filme sogar glaubwürdiger, wenn sie unpoliert und einfach aussehen.
Low Budget Schattenseiten
Die Zahlen, vor allem die der Produktionskosten muss man natürlich mit Vorsicht genießen, oft sind sie nur deshalb so niedrig, weil Team und Schauspieler nichts oder nur sehr wenig verdient haben. Das ist natürlich dann eine Verzerrung der eigentlichen Kosten und vom Goodwill aller Beteiligten abhängig. Leider erfährt man so gut wie nie, ob es dann nachträglich, wenn die Filme sich als erfolgreich herausgestellt haben, einen finanziellen Ausgleich für alle Beteiligten gegeben hat. Das ist nämlich nicht automatisch der Fall, auch aus Deutschland gibt es einige Beispiele, wo heute bekannte Regisseure mit ihren ersten Arbeiten überraschend finanzielle Erfolge hatten und die das Team trotzdem hinterher nicht beteiligt haben.

Skaleneffekte
Bei der folgenden Betrachtung geht es nicht um gigantische Mega Einspielergebnisse sondern vor allem darum, wie aus kleinen Budgets ein Vielfaches an Erlösen generiert wurde. Deshalb finden sich hier auch nicht unbedingt Filme die mehrere hundert Millionen USD eingespielt, sondern Filme, die ihren Produzenten besonders effizient hohe Einnahmen generiert haben. Wirtschaftsfachleute sprechen in dem Zusammenhang von einem besonders hohen "Return on Investment".
Kommerziell erfolgreiche Low-Buget Filme
- "Nacht der lebenden Toten" (1968) George A Romeros Zombie-Film kostete 114.000 USD und verdiente 30 Millionen USD.
- "Rocky" (1976), der Film kostete angeblich 860.000 USD und spielte in den Kinos 225 Millionen USD ein.
- "Eraserhead" (1977) David Lynchs erster Kinofilm kostete 10.000 USD und spielte 7 Millionen USD ein.
- "Halloween" (1978) John Carpenters Horror Klassiker kostete 600.000,- USD und spielte 70 Millionen USD ein.
- "Mad Max" (1979), Regisseur war George Miller, Hauptdarsteller Mel Gibson. Für 200.000 USD produziert, spielte der Filmfast 100 Millionen USD ein.
- "El Mariachi" (1992) Erstling von Robert Rodriguez, gedreht für 7000,- USD spielte 2 Millionen ein
- "Kleine Sünden unter Brüdern" (1995) von Edward Burns, der auch die Hauptrolle übernahm, kostete 28.000 USD und brachte 10 Millionen ein.
- "Lola rennt" (Regie: Tom Tykwer, D 1998) kostete ca. 1,5 Millionen Euro und hat ca. 24 Millionen Euro eingespielt
- "Blair Witch Project" (1999) Pseudodokumentarische Story um Studenten, die sich angeblich im Wald verlieren.
- "Napoleon Dynamite" (2004) Bei Herstellungskosten von 400.000 USD spielte der Film angeblich 46 Millionen USD ein
- "Muxmäuschenstill" (Regie: Jan Henrik Stahlberg, D 2004) wurde mit einem geschätzten Budget von ca. 40.000 Euro produziert und hat 1,75 Millionen Euro eingespielt.
- "Super Size me" (2004) Der Dokumentarfilmer Morgan Spurlock testete an sich selbst was passiert, wenn man sich nur noch von McDonalds ernährt. Produktionkosten 65.000 USD, Einspielergebnis 22,2 Millionen USD.
- "Open Water" (2006) Überlebenskampf im Ozean, gedreht für 120000 USD spielte das 462,5 fache ein.
- "Once" (2007, Irland) Der Film kostete 150.000 USF und spielte ein Mehrfaches ein.
- "Paranormal Activity" (2007) Produktionskosten 15.000,- USD und dank intensivem viralen Marketing 19,6 Mio. USD Einnahmen.
- "One Cut of the Dead" (Japan, 2017) kostete 25.000 USD und brachte 31,2 Mio USD ein

