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Würde man einen Krimi rund um die Novellierung des Filmförderungsgesetzes drehen, sähe das Setting wahrscheinlich so oder so ähnlich aus

 

Etwa alle fünf Jahre wird das Filmförderungsgesetz überarbeitet, nun ist es mal wieder so weit und einmal mehr steht zu befürchten, dass das kreative, künstlerische Filmschaffen massiv benachteiligt wird. Denn der Gesetzentwurf folgt weitestgehend wieder nur den Vorschlägen der größeren Produzenten. Diese loben den neuen Entwurf, wenig überraschend, als "Großen Wurf". Und ja,- alle Produktionsfirmen und viele andere Teile der Filmbranche, wie etwa die Kinos oder die Filmfestivals brauchen bessere Bedingungen, um zu Überleben, aber eben nicht nur die großen Produktionsfirmen sondern auch die Kreativen vor und hinter der Kamera.

 

Budget verus Freiheit

Eigentlich müsste vor allem eines geschehen,- Das Autorenkino die Regisseurinnen und Regisseure müssten in die Lage versetzt werden, ohne falsche kommerzielle Ausrichtungen, welche immer die gleichen drögen Kinokomödien favorisieren, ihre kreativen und oft mutigeren Geschichten zu verwirklichen. Denn bis auf wenige Ausnahmen ist nur das künstlerisch anspruchsvolle Independent-Kino in der Welt sichtbar, all die hochfinanzierten, oft dämlichen deutschen Kinokomödien, sind außerhalb der Landesgrenzen praktisch unsichtbar.

Das hat auch mit der Finanzierung zu tun. Leider kann man mit schlafwandlerischer Sicherheit davon ausgehen, dass selbst die tollsten Filmideen in ihrer Qualität durch die Anzahl der Finanzierungsquellen geteilt werden müssen und entsprechend schwächer werden. Das ist nun mal so, je mehr Seiten Geld geben, desto mehr Seiten nehmen Einfluss in kreativer oder produktioneller Form. Also kreativ in Form von Einflussnahme auf die Story, die Besetzung, das Personal und wirtschaftlich durch Vorgaben der Länderförderungen, dass in allen mitfinanzierenden Bundesländern gedreht werden muss, dass viel Budget in irgendwelche Supervisoren und Label für alles und Jedes fließt, statt in die Qualität.

Die wenigsten Deutschen Filme haben mehr als 2 Millionen Euro Budget, ein Betrag, der in den USA für die kleinsten Independent-Filme die Untergrenze darstellt. Das hat früher mal hierzulande für ordentliche Produktionen gut gereicht. Doch steigende Energie-, Transport-, Personal- oder die bereits erwähnten absurden Beratungs- und späteren Berichtskosten um den Förderungen alle möglichen Auflagen zu dokumentieren, haben die Filmherstellung deutlich verteuert. Auch das Filmemachen ist so mit deutscher Präzision zu einem Bürokratiemonster verkommen. Und dann fehlt den Macher*Innen schlicht der Mut. Gute Geschichten werden so lange von allen Seiten mit Wünschen, Forderungen und Hinweisen zugepflastert, dass oft von der ursprünglichen Kraft (so sie denn mal vorhanden war) nichts mehr übrig bleibt.

 

Wiederholungstäter

Statt dessen favorisiert die Kulturstaatsministerin bedauerlicherweise in der Reform der Deutschen Förderlandschaft ein ziemlich überholtes Produzentenmodell und erlaubt den jungen Independent-Nachwuchstalenten keine eigene Stimme. Ob das an ihr liegt, oder ob es einfach einmal mehr die üblichen Verdächtigen waren, die als Verbände lautstark "beratend" ihre Eigeneninteressen durchsetzen, sei dahingestellt.

Während die großen Player zumeist mit wenigen, großzügig ausgestatten Fördertöpfen ihre komplette Finanzierung herstellen können, sind es bei kleineren Independent-Projekten trotz viel kleinerer Budgets notgedrungen zahlreiche kleine Fördertöpfe, Stiftungen und Fernsehsender. Das macht die Finanzierung sehr mühsam, oft unmöglich. Und damit das auch weiter so bleibt, haben die Mitglieder der Produktionsallianz sowie dem Produzent*Innenverband viel Energie investiert, dass sie in der geplanten Novelle des Filmförderungsgesetzes weiterhin auf gut vor den kleinen Produktionen geschützte Fördertöpfe zurückgreifen können.

Einzig die ebenfalls angehörte AG DOK könnte man aus dem Kreis der beratenden Verbände als Vertreter*In auch kleiner Produktionsfirmen bezeichnen, aber nicht im szenischen (Spielfilm) Bereich. Leider haben auch die Kinobetreiber kein großes Interesse an kleinen Independent-Filmen, da diese in der Regel zu wenig oder gar kein Werbebudget haben, um Zuschauer in die Kinos zu locken. Die meisten Kinobetreiber lieben Filme mit großen Werbeetats.

Überhaupt unterstützen diverse geplante Förderinstrumente verstärkt Streaming und Fernsehen, so als hätte man das Kino schon weitgehend aufgegeben. Gerade für gute Independent und Nachwuchs-Filme müsste es Förderungen in Form von Spielzeiten und Promotion in Kinosälen geben, also die Möglichkeit, die Filme überhaupt sichtbar werden zu lassen. Doch derartige Instrumente kommen im neuen Entwurf gar nicht erst vor.

 

Begehrlichkeiten

Alle möglichen Einrichtungen des Films kämpfen darum, weiter existieren zu können, ganz gleich wie sinnvoll oder sinnfrei diese sind. So beispielsweise die Filmbewertungsstelle (FBW) und die freiwillige Selbstkontrolle (FSK). Niemand möchte auf bisherige staatliche Geldgaben verzichten und all diese Begehrlichkeiten schwächen natürlich zusätzlich die Möglichkeit für den angeblichen "Großen Wurf" bei der Filmförderung. Nachdem die Zuschauerzahlen in den Kinos im allgemeinen und bei Deutschen Filmen im Besonderen kontinuierlich zurück gehen, ringen die Produzentenverbände auch darum, weiter an Kinofilmen zu verdienen, selbst wenn diese sich im Kino nicht mehr rechnen.

Praktische alle Verbände, die irgendwas mit Film zu tun haben, kämpfen darum, ihre Interessen beim FFG durchsetzen zu können. Das Ganze erinnert andie Machtkämpfe von irgendwelchen Gangs, die ihre Reviere verteidigen. Sie kämpfen um Posten, um finanzielle Ansprüche und um Macht. Da funktionieren sie nicht viel anders als die berüchtigten Clan-Familien. Nirgendwo geht es um das Beste für den Deutschen Film, für die Qualität des Filmschaffens oder um weitsichtige kluge Verbesserungen der Filmkultur, sondern immer nur um das Beste für die jeweiligen Verbände. Und all das wird im Verborgenen verhandelt, vorzugsweise von fachfremden Politikern.

Hinzu kommen all die Widersprüche von wieder anderen Verbänden, die verhindern wollen, mehr Geld in die Fördertöpfe einzahlen zu müssen. Etwa die Kabelbetreiber oder die Kinobesitzer.

 

Schlusslicht Kreativität

Der unabhängige kulturelle Film kommt in der Novellierung des Filmfördergesetzes also kaum vor. Die Großproduzenten schmücken sich zwar damit, kulturellen Film zu produzieren, das ist aber in den seltensten Fällen tatsächlich so. Man gibt sich nur großzügig das Label. Der Kurzfilm als Experimentier und Entwicklungsraum kommt kaum vor. In den Gremien sind Kreative schon bisher absolut unterrepräsentiert und das ändert sich wohl auch künftig nicht. Statt endlich Independent-Filmern und Nachwuchsregisseuren eine Mitsprache zu geben, werden lediglich die Filmfestivals, also Funktionäre und ein Beirat für Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung also eher politisch orientierte Personen künftig zusätzlich im FFA Verwaltungsrat verteten sein.

Die Trennung von kultureller und wirtschaftlicher Förderung soll aufgehoben werden, man kann davon ausgehen, dass das den kulturellen Anteil des Filmschaffens nicht gerade stärken wird. Das ist bitter und schmerzlich, denn das Land braucht nicht nur besser gefüllte Produzententaschen sondern dringend kreativere und bessere Arthouse Filme.

 

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