
Worauf soll man setzen, was soll man kaufen, vielleicht auch gebraucht und welche Scheinwerfer sollte man meiden. Es gibt viele Missverständnisse, Halbwissen und schlichtes Marketing, wenn man sich genauer mit Filmscheinwerfern beschäftigt. Überall wird LED Licht angeboten, wie schlagen sich da die herkömmlichen Filmscheinwerfer und haben diese möglicherweise sogar Vorteile gegenüber LEDs? Nun ja wie so oft werden natürlich von der Industrie nur die Parameter betrachtet, die beim Verkauf helfen. Auch auf den Fachmessen wie der Euro Cine Expo werden nur noch LED Scheinwerfer präsentiert.
Man kennt das von dem Vergleich zwischen Verbrenner-Autos und Elektro-Autos. Wer die Umweltschäden bei der Herstellung ausblendet, wird nur Vorteile bei Elektroautos sehen. Doch wer genauer hinschaut, versteht, dass eben auch das Verschrotten eines noch sehr gut funktionierenden Produkts und die Ressourcen für die Herstellung eines neuen vergleichbaren Produktes mit in die Beurteilung einfließen sollten. So ist es auch bei Filmscheinwerfern, doch das erwähnen weder die Hersteller von Lichtequipment noch irgendwelche Green Filmmaking Consultants.
Grundsätzlich sollte man vorhandene und zugleich effiziente Scheinwerfer weiterhin einsetzen, ineffiziente wie etwa Halogenscheinwerfer aber zwingend aussortieren oder mit LED Stäben zu Arbeitslichtern umfunktionieren. Und man sollte genauer hinschauen, wenn man LED Licht favorisisert, nicht alle sind gleich effizient oder farbtreu und es kostet auch Strom, wenn das LED Licht die Gesichter unvorteilhaft verfärbt und man das langwierig in der Farbkorrektur ausgleichen muss.
Überblick
Halogen
Man muss nicht mehr darüber nachdenken,- Halogenscheinwerfer sind Geschichte und das zu Recht. Sie waren ineffizient, haben, so wie die klassische Glühbirne auch, 80% des Stromverbrauchs in Wärme und nur 20 % in Licht umgesetzt. Wer also noch welche besitzt, sollte sie (z.B. die Ianeros) entweder mit Hilfe von kompatiblen LED Brennmitteln zu einem praktischen Arbeitslicht am Filmset umfunktionieren oder ausmisten. Das Umrüsten zu einem hochwertigen LED Scheinwerfer macht weniger Sinn, es gibt keine passenden Retrofit Sets und wenn man das selbst bauen will muss man die LED Lichtquelle exakt an der gleichen Stelle platzieren, muss daran einen Kühlkörper oder eine Heatpipe befestigen sowie einen passenden elektronischen Treiber.
HMI Scheinwerfer
Vergleicht man sie mit den Halogenscheinwerfern, so sind sie von der Lichtausbeute: ca. 85–100 Lumen/Watt recht effizient. Außerdem haben sie eine hervorragende Farbwiedergabe, die liegt bei RA > 90. Das ist für Hauttöne besonders wichtig.
Ein wenig verschlechtert sich die Effizienzbilanz durch die Vorschaltgeräte (Ballasts) diese benötigen zusätzlich Strom. Die Lichtblitze aus denen HMI Licht besteht, haben auch Auswirkungen auf die Effizienz. Klassische magnetische Ballast-Vorschaltgeräte sind weniger effizient (80 lm/W) weil es im Trafo Wärmeverluste gibt und weil die Lichtmenge durch die niedrigere Anzahl an Blitzen etwa 10% niedriger ist. Deshalb sollte man die elektronischen Vorschaltgeräte mit 100 und mehr Blitzen in der Sekunde (90-95 lm/W), (wichtig auch bei höheren Bildfrequenzen) bevorzugen.
Die besonderen Stärken die HMI Scheinwerfer vor allem im Vergleich zu LED Licht bei sehr hohen Leistungen, also wenn man große Flächen oder über große Entfernungen ausleuchten muss, wenn man helles Sonnenlicht simulieren will, da gibt es einfach noch keine Alternativen in LED Technik.
LED Scheinwerfer
In der Theorie sagt man LED Licht eine höhere Lichtausbeute von zwischen 100–160 lm/W nach allerdings gilt da nur für effiziente LEDs mit fixer Farbtemperatur. Filmscheinwerfer arbeiten häufig mit RGB LEDs, um maximale Farbtreue zu erzielen, das reduziert die Effizienz eben auf typische 100 lm/W womit die LED Scheinwerfer ähnlich effizient sind, wie HMI Scheinwerfer. Vorsicht, billige LEDs können schlechtere Farbwiedergabe (CRI, TLCI) und niedrigere Effizienz haben. Hochwertige LED Scheinwerfer wie ARRI SkyPanel, Aputure Nova, NANLUX - Evoke 5000B, oder Godox KNOWLED garantieren hohe Lichtausbeute und Farbtreue. Das ist wichtig, sonst stimmen die Hauttöne einfach nicht und das bemerken wir Menschen auch unbewusst. Und nicht alles, was durch schlechte Farbtreue des Lichts verursacht wird, lässt sich in der Farbkorrektur ausgleichen.
Unschlagbar sind die LEDs beim mobilen Einsatz, Akkubetrieben und leicht, das kriegt man mit HMI oder Fluoreszenz längst nicht so hin. Wir wollen an dieser Stelle auch nicht verschweigen, dass LED Scheinwerfer auch Gefahren in sich bergen können.
Nicht ganz unproblematisch bei LED Scheinwerfern ist das Thema Hitze. Sie werden zwar nicht so heiß wie HMI Brenner, aber leider sind sie aus Plastik gefertigt und brauchen deshalb starke Kühlung im hohen Leistungsbereich. Man hat es also mit Kühllüftern zu tun. Allerdings entwickeln sich die Dinge weiter, es gibt inzwischen, wenn auch nicht mit hohen Leistungen sogenannte High-End LEDs mit >200 lm/W Lichtausbeute.
Fluoreszenz
Fluoreszenzröhren (Leuchtstoff) sind im Idealfall ebenfalls sehr effizient, sie können ca. 60–90 lm/W an Lichtausbeute erreichen. Allerdings können sie nur weiches Licht erzeugen, man kann keine Stufenlinser mit ihnen bauen. Sie erzeugen ein sehr angenhmes, schönes Licht, haben eine hohe Farbtreue und werden weniger warm als LED Scheinwerfer. Für Inneneinsatz liefern sie sehr schönes, weiches Licht um Gesichter auszuleuchten. Four, Six, Eight, Twelve-Banks von Arri, Sachtler, Nesys, Kinoflo etc. sind in der Regel sehr effizient und geben Hauttöne sehr gut wieder und sind auch für die Schauspieler sehr angenehm.
Fazit
Auch wenn die Industrie das gerne anders darstellt: Man kann also durchaus hochwertige HMI Scheinwerfer mit elektronischen Vorschaltgeräten sowie hochwertige Fluoreszenzscheinwerfer weiterverwenden. So schlecht ist deren Effizienz im Vergleich zu LED Licht nicht, wenn man sie weiterverwendet leisten sie hervorragende Dienste und es werden keine Ressourcen für die Neuherstellung neuer Scheinwerfer verbraucht. Wer keine Stromanschlüsse verfügbar hat, fährt mit Akkubetriebenen LED Leuchten auf jeden Fall besser.
Am effizientesten sind übrigens Natriumdampflampen mit 200 lm/W, die aber nur für Straßenbeleuchtung verwendet werden. Für Filmzwecke sind sie leider völlig ungeeignet, weil die Farben katastrophal orangestichig sind.

