Die Europäische Kommission arbeitet an einer Neufassung des Förderprogramms Creative Europe MEDIA. Was dürfen wir hoffen, was müssen wir fürchten?
Am 4. Dezember lud Creative Europe Desk München (Ingeborg Degener und Ewa Szurogajlo) in die LfA Förderbank Bayern, zu einer Informationsveranstaltung und Anhörung ein, über die angestrebte Neufassung des Förderprogramms ab 2021.
Ausschuss für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament
Zunächst haben Petra Kammerevert, (Mitglied des europäischen Parlaments und Vorsitzende im Ausschuss für Kultur und Bildung) und Lucia Recalde Langarica, (Leiterin von Creative Europe MEDIA in der europäischen Kommission) umrissen, welche Anliegen sie für die Reform umzusetzen gedenken und vor allem welche neuen Gewichtungen vorgenommen werden sollen.
Petra Kammerevert führte aus, dass man auf jeden Fall weiter für den Zusammenhalt in Europa mit den Mitteln der Kultur eintreten werde und versuche, das Budget ab 2021 zu erhöhen. Sie betonte, dass es ihr wichtig war, dass Creative Europe MEDIA nicht in irgendein anderes Programm integriert werde, sondern ein eigenständiges kulturelles Förderprogramm bleibe.
Sie erläuterte verschiedene Ziele des Parlaments, unter anderem das einer Quotenregelung für Streamingdienste, die 30 % europäische Inhalte vorsehe, dass die Prozesse bei Creative Europe/Media kürzer und transparenter würden und dass man nicht so viele gute Anträge mangels Finanzmittel ablehnen müsse.
Im Anschluss führte Lucia Recalde Langarica aus, wie die neuen Gewichtungen aussehen sollen. Dabei wurde rasch deutlich, dass man sich mehr auf die Zuschauer, die Promotion europäischer Inhalte, auf das Vernetzen und auf Innovation konzentrieren wolle. Das bedeute konkret, dass mehr europäische Kinos gefördert werden sollen, gemeinsame Abspielplattformen europäischer Filme aufgebaut und auch innovative Erzähltechniken gefördert werden sollen. Man denkt dabei beispielsweise an ein Verzeichnis aller europäischen Kinofilme, will sich mehr auf Fernsehen konzentrieren und die besten europäischen Medienprodukte auch weltweit promoten. Darüber hinaus sind Gender Themen ganz oben auf der Agenda.
Was dabei allerdings höchstwahrscheinlich auf der Strecke bleibt, sind die bisherigen Development-Förderungen, jene wichtigen finanziellen Anschubförderungen, um Drehbücher, um überzeugende Projekte entwickeln zu können. Dies, so klang es jedenfalls, wolle man künftig wohl eher den Länderförderungen überlassen. Für Drehbuchautoren und Filmproduzenten kein wirklich gutes Signal. Wenn die Entwicklung guter Drehbücher und starker Inhalte also künftig weniger gefördert wird, werden auch die Filme bzw. Medienprodukte, die man künftig mit mehr Budget promoten möchte, qualitativ schwächer ausfallen, so die Befürchtungen aus dem Publikum.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kommission sich auf das alte Henne / Ei Problem zurückbesinnt und die Filmemacher nicht allein mit Trainingsmaßnahmen, die auch zum neuen Förderprogramm gehören werden, abspeisen wird. Gute Drehbücher und Projektentwicklungen sollten auch künftig auf europäischer Ebene gefördert werden.
Ingeborg Degener, Leiterin des Creative Europe Desk München rief jedenfalls dazu auf, Gedanken und Vorschläge an die Creative Europe Desks einzusenden, welche diese dann gebündelt an die Kommission in Brüssel weiterleiten werden.