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Bernd Neumann, Präsident der Filmförderungsanstalt (FFA) unterstrich bei der Erstaufführung der restaurierten Fassung beim Filmfest München, die Bedeutung dieser gewaltigen Aufgabe, das Filmerbe vor dem Verfall zu retten

 

Es ist ein seltsamer Film, dieser "Baron Münchhausen" aus dem Jahre 1943 von Josef von Baky, er war der Jubiläumsfilm der UFA zum 25 jährigen Bestehen. Weil sich Nazi Deutschland bereits in einem furchtbaren menschenverachtenden und vernichtenden Krieg befand, ließ Propagandaminister Göbbels diesen aus anderen Märchenfilmen dieser Zeit Ausnahmefilm aufwändig produzieren. Geld spielte, im Gegensatz zur angespannten Lage des sich im Krieg befindlichen Landes, keine Rolle. Unzählige Komparsen, Kulissen und Kostüme ließen Münchhausen zu einem der teuersten Filme im Dritten Reich werden.

Zahlreiche UFA Stars, darunter Hans Albers, Käthe Haack, Brigitte Horney und Ilse Werner spielten in den wild erfundenen Geschichten des Lügenbarons mit. Erich Kästner hatte das Drehbuch trotz Berufsverbot schreiben dürfen, unter dem Pseudonym Berthold Bürger. Sogar kritische Dialoge gegen das Naziregime versteckte der Autor in seinem Drehbuch. Er selbst äußerte einmal zu seiner Drehbucharbeit, dass er für den größten Lügner einen Film über einen großen Lügner geschrieben habe...

 

Behutsame Wiederherstellung

Ingenieure von Agfa hatten Anfang der Vierzigerjahre den einstreifigen Farbfilm erfunden

 

Nun wurde der Film in Zusammenarbeit der Murnau Stiftung und Arri München aufwändig digital in 4 K restauriert. Die Neuaufführung fand am 23. Juni im Arri Kino statt. Dank der Farbberatung durch die Professorin Dr. Barbara Flückiger, von der Universität Zürich wurde sichergestellt, dass der Film nicht modern, sondern moderat in den damaligen Farbwerten restauriert wurde. Während das bis dahin übliche dreistreifige Technicolor Verfahren aus den USA eher bunt war, konnte das neu entwickelte Agfacolor (Farbenfilm genannt) mit pastelligen Tönen mehr Natürlichkeit und einfachere Kameras sicherstellen.

Im Fall von Münchhausen war es so, dass bei Agfacolor (chromogenes Farbfilmverfahren) die Farbstoffe besonders stark ausgeblichen waren. Und da man keine Referenz hat, wie denn der Film damals als er gedreht wurde, farblich wirklich ausgesehen hat, war es ein gutes Stück Detektivarbeit, den damaligen Look wiederzufinden.

Und auch der Tonspur spendierte man ein minimales Grundrauschen um dem ursprünglichen Tongefühl nahe zu bleiben. Man darf also durchaus von einer sensiblen Restaurierung sprechen. Sicherlich ein wichtiger Schritt, diesen Film vor dem Verfall zu bewahren. Josef Reidinger und sein Team bei Arri haben hier hervorragende Arbeit geleistet. Bei der Uraufführung der restaurierten Fassung erläuterte Franz Kraus, Arri Vorstand, weshalb dem Unternehmen dieses Engagement als Hauptsponsor der Restaurierung wichtig war. Die Digitalisierung wurde zusätzlich durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt.

 

Anke Wilkening und Ernst Szebedits von der Murnau Stiftung

 

Für die heutige Zeit verwundern einen die zahlreichen machohaften Äußerungen und Erzählhaltungen sowie die angedeutete Sexualität. Und natürlich irritieren die dunkel geschminkten Deutschen, die Orientalen darstellen sollten und der Umstand, dass auf den umfangreichen Reisen Münchhausens bis nach Sankt Petersburg überall und ausschließlich Hochdeutsch gesprochen wurde. Doch diese Dinge fallen einem eben nur auf, weil man sich den Film dank Restaurierung, wieder anschauen mag.

Ernst Szebedits, Leiter der Murnau Stiftung betonte die Bedeutung auch des richtigen Zusammentragens von erhaltenen Materialien unterschiedlichster Quellen um möglichst nahe an die ursprüngliche Version heran zu kommen. Das kann mitunter sehr mühsam und aufwändig werden, die zunehmende Vernetzung der verschiedenen Filmarchive weltweit hat hier sicherlich die Möglichkeiten, das Weltfilmerbe zu erhalten, verbessert.

 

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