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Dass man in Berlin auch auf Flughäfen landen kann, bei denen die Rolltreppen tatsächlich von der Länge her bis zur nächsten Etage reichen, ist nach wie vor beruhigend und wie es aussieht, bleibt das wohl auch noch eine ganze Weile so, bis BER irgendwann mal wirklich wirklich funktioniert.

Richtig funktionieren tut hingegen das größte deutsche Filmfestival, nicht zuletzt ein Verdienst von Dieter Kosslick, der das Festival noch weitere zwei Jahre leiten wird.

Mehr zur Berlinale finden Sie auch hier...

Hier finden Sie unsere Berlinale-Kritiken

 

Überraschungswetter...

Wie gewohnt, alles Wärmende, was der Kleiderschrank bietet eingepackt, und was ist? Die Stadt ist mild. Oder was man für Berlin als mild bezeichnen kann: Sonne und kalter Wind. Aber definitiv die wärmste Berlinale seit langem. So warm, dass man einmal nicht in Kinosälen am wärmsten aufgehoben ist. Dass die Kinos dennoch gut besucht sein müssen, erfährt der akkreditierte Fachbesucher spätestens beim Versuch, Karten für die gewünschten Filme zu bekommen. 

Denn die sind natürlich nicht mehr erhältlich. Dafür gibt es noch ein paar wenige Restkarten, für die man dann dankbar die Karten entgegennimmt. Wer weiß, nicht alles, was gehypet wird, ist auch gut, und so kann man wahrscheinlich sogar Außenseiterfilme entdecken.

 

Versperrte Aussichten

Die Weihnachtsbeleuchtung der Berlinale fällt dieses Jahr etwas spärlicher aus. Dafür kann man, wenn man vor dem Berlinale-Palast steht, begreifen, was Sponsoring 2.0 bedeutet. 

Versperrte Aussichten

Versperrte Aussichten

Den Roten Teppich und den Berlinale-Palast kann man nämlich kaum sehen, weil Großsponsor Audi einen "bescheidenen" zweistöckigen Pavillon davorgesetzt hat. Vom Pavillon aus kann man dann wieder frontal auf den roten Carpet schauen. Immerhin. Von der Straße aus, wie früher, geht das nämlich nicht mehr. Das Prinzip ist ausbaufähig. Wie wäre es, bei den Festivalfilmen jeweils 50% der Leinwand mit Werbung der Sponsoren zu verdecken? Hier ist noch viel Musik drin für kommende Festspiele.

An Empfängen war der Tag wieder reich gepackt, nachmittags wieder der HFF-Empfang in der Home Base mit einem Wiedersehen mit vielen früheren Kolleg-inn-en bei Kaffee und Kuchen, dann der wieder sehr schöne Arte-Empfang in der Akademie der Künste, farblich, wie es sich für den Sender gehört, sehr in Orange gehalten, und danach der Empfang von Media bzw. neuerdings Creative Europe. 

So nennt sich die Förderung aus Brüssel nun und sie tagte im noblen Hotel Ritz Carlton am Potsdamer Platz, um neue Förderangebote vorzustellen, mit denen nicht nur Film, sondern auch Games und alles was im aktuellen Crossmedia-Hype noch so für förderwürdig erachtet wird, unterstützt werden kann.

Creative Europe am Montag im Ritz Carlton Hotel

Creative Europe am Montag im Ritz Carlton Hotel

Leider ist noch vieles unklar, sodass selbst die Vertreter des Förderprogramms in manchen Dingen unsicher sind und sich klarere Ansagen aus Brüssel erhoffen. Was bisher klar zu sein scheint, klingt auch nicht wirklich nach Verbesserung: Das neue europäische Förderprogramm Creative Europe wird weniger Geld und, wie es scheint, viel größere Hürden bei der Beantragung von Förderung mitbringen als früher. 

Und was die europäische Koproduktion endgültig verkompliziert, ist die Vorgabe, dass Länder des gleichen Sprachraums, etwa Schweiz, Österreich und Deutschland, künftig nicht mehr gemeinsam Anträge stellen können. Nur noch Länder verschiedener Sprachräume können künftig die Forderung nach mindestens drei Partnern aus unterschiedlichen Ländern Europas erfüllen und Anträge stellen, eine Regel von sanfter Absurdität.

 

Der Dienstag auf der Berlinale

Im Pressecenter im Keller des Berlinale-Palastes werden unermüdlich Filmkritiken geschrieben und an die Redaktionen gemailt.

Im Pressecenter im Keller des Berlinale-Palastes werden unermüdlich Filmkritiken geschrieben und an die Redaktionen gemailt.

Mit dem schönen Wetter war es dann schon wieder nicht mehr so weit her: Regen und bedeckter Himmel, doch zum Glück nicht diese Eiseskälte. Auf dem Filmmarkt waren bereits heute - und das ist rekordverdächtig - einzelne Stände im Aufbruch, standen Transport-Cases und Umzugskartons herum. Hier hatte man anscheinend das Hauptgeschäft schon an den ersten Tagen getätigt.

Auch die A-Prominenten sind längst wieder abgereist, die ganz heiße Phase für die Pressefotographen am roten Teppich ist damit eigentlich fast vorüber. Aber das ist ja nicht schlecht, so kann sich die Presse wieder mehr auf die Filme konzentrieren. 

Der Tag der Filmhochschulen mit zahlreichen Pitches brachte heute Filmstudierende verschiedener Hochschulen und potentielle Produzenten und Redakteure zusammen, oder zumindest war das in etwa die Idee. Ob das tatsächlich Früchte trägt, wird die Zukunft zeigen, jedenfalls konnte man sich in der Landesvertretung von NW den ganzen Tag lang recht gut einen Eindruck davon verschaffen, was die filmische Jugend so bewegt.

Worüber diskutiert man so, rund um das Festival? Nun darüber wie oberflächlich und amerikanisch eben "The Monuments Men" geworden ist und natürlich über den neuen Lars-von-Trier-Film, ob er nun pornographisch sei oder nicht, und wenn er es ist ob Trier ihn als Anklage gegen den Sexkonsum in unseren Medien, unserer Welt betrachtet oder ob sich selbst der besseren Verkaufbarkeit dessen bedient. Auf jeden Fall schafft der Film es, wieder mal zu polarisieren, man liebt oder man hasst den Film.

 

Mittwoch 

>Die vielen Leitsysteme wirken bereits vormittags angesichts der wenigen Kartenabholer etwas befremdend.

>Die vielen Leitsysteme wirken bereits vormittags angesichts der wenigen Kartenabholer etwas befremdend.

Der traditionelle Empfang der Filmanwälte bei Schwarz und Co. war einmal mehr ein angenehmes Gesprächsklima für bestehende und künftige Filme und Projekte. Rechtsanwalt Matthias Schwarz hob in seiner kurzen Begrüßung hervor, welche Erleichterung das Urteil des Bundesverfassungsgericht zur Rechtmäßigkeit der Kinoabgabe zur Förderung des deutschen Films für die Filmbranche bedeute und welche Herausforderungen dieses Jahr auf der Agenda stehen.

Immer wieder hört man auf den Empfängen oder am Rande der Berlinale kleinere und größere Horrorgeschichten, darüber wie Redakteure beim Fernsehen mit Kreativen, ihren Ideen, ihren Drehbüchern umgehen. Da hat sich anscheind, zum Glück nicht überall, aber doch mehrheitlich, eine Eitelkeit und Gleichgültigkeit den Kreativen gegenüber eingeschlichen, die nicht gut ist für das Filmschaffen hierzulande. 

Und da alle von dieser schlechten Grundhaltung Geschädigten natürlich trotzdem für das nächste Projekt wieder auf die gleichen Leute in den Sendern angewiesen sind, traut sich auch Niemand, öffentlich darüber zu sprechen. Eine schwierige Situation, denn beinahe nirgendwo im europäischen Filmschaffen haben Fernsehredakteure so viel Entscheidungsmacht wie in Deutschland - nicht nur für Fernsehspiele, wo es noch irgendwie verständlich wäre, sondern auch für Kinofilme durch ihre Vertreter in den Auswahlkommissionen der Filmförderungen. Eigentlich wären das Themen, mit denen man Bundesverfassungsgerichte beauftragen sollte. Auch das eine spannende Momentaufnahme von dem deutschen Festival, bei dem die wohl meisten Filmschaffenden auf einem Haufen anzutreffen sind.

An den Ticketcountern für die Akkreditierten der Filmindustrie herrscht ab 11 Uhr Leere, nicht nur was die Auswahl verfügbarer Tickets angeht, sondern auch, was die Kartensuchenden anbetrifft. Wer einfach keinen der gewünschten Filme anschauen kann, verliert irgendwann die Hoffnung. Online und gegen Bares kann man übrigens sogar Wettbewerbskarten ganz entspannt bekommen.

 

Donnerstag

Beim traditionellen FFF-Empfang kam wieder nicht nur die bayerische, sondern beinahe die bundesweite Filmbranche zusammen. Erleichtert zeigen sich die größeren Gewichte unter den Produzenten, dass die FFA weiter die Kinoabgabe erhält und damit vornehmlich Großprojekte unterstützen kann. 

Spricht man allerdings mit Vertretern mittlerer und kleinerer Produktionsfirmen, so zeigt sich ein etwas anderes Bild der Branche. Da werden Methoden der Fernsehanstalten und auch Förderungen beklagt, die Verdienstmöglichkeiten bis zur Bedeutungslosigkeit zu minimieren. 

Verschiedene Kollegen resümieren, dass Förderungen und Fernsehsender es über die Jahre geschafft haben, unter den Produktionsfirmen den Mittelstand zu dezimieren bzw. weitgehend abzuschaffen. Es gibt nur noch selbstausbeuterische Newcomer oder größere Produktionsstrukturen wie jene eingangs erwähnten Dauerklienten der FFA im szenischen Bereich. Kein Wunder, wenn Produzenten, selbst, wenn sie bei einem Film hohe Verluste gemacht gaben, bei Unterschreitung in manchen Bereichen diese zurückführen müssen. Doch die kleinen und mittleren Produktionsfirmen haben eben keine Lobby, keine Einflüsterer, die den Politikern dezente Empfehlungen geben, wie Gesetze und Verordnungen optimiert werden müssten.

Bei Arri, die ins Hotel Adlon einluden, hat Kameramann Phedon Papamichael in einem gut gefüllten Saal über seine Erfahrungen mit der Alexa bei "Monuments Men" und "Nebrasca" berichtet.

Viele Detailfragen, die Codec oder Datenhandling betrafen, beantwortete er eher am Rande, da er offensichtlich diese Jobs an andere im Team abtritt. Papamichael möchte sich explizit gar nicht zuviel mit Technik abgeben, ihn interessiert vielmehr das Licht und die Bildgestaltung. Dennoch bemüht er sich, möglichst schon am Set den Look weitgehend zu bestimmen, also nicht zuviel in die Farbkorrektur zu verlagern. 

Was nachträgliche Bearbeitung angeht, so wird diese von ihm vor allem dort eingesetzt, wo man sonst zuviel Zeit am Set verlieren würde, etwa, um ungeeignete Hintergründe etc. real im Bild zu kaschieren. Hier ist für ihn auch die digitale Nachbearbeitung sinnvoll.

Nach seinen Erkenntnissen ist die hochwertige digitale Filmproduktion nicht wesentlich preiswerter als früher die analoge. Er wies auch darauf hin, dass man die alten analogen Filmkameras inzwischen nahezu kostenlos mieten könne.

Auch Fragen zu den, vom Veranstalter vermutlich nicht so gern gesehenen, Konkurrenzprodukten etwa von RED oder BlackMagic Cinema beantwortete der Kameramann geduldig und zugleich so, dass die Vertreter von Arri nicht nervös werden mussten.

Donnerstag spät am Abend dann der Rückflug nach München, nicht wirklich ruhig, eine windige, schaukelnde Landung bei der alle froh waren, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

 

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