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Man kennt das, unter einem Mindestabstand kann man Objekte zumeist nicht scharfstellen. Zugegeben, im Spielfilm kommen sie recht selten vor, die Macroaufnahmen,- häufiger schon in Tierfilmen oder auch bei Stop-Motion, wo man sich mit der Kamera filmisch in einer Miniaturwelt bewegt. Doch auch in Spielfilmen kommen sie hin und wieder vor, man denke nur an das Opening in David Lynches "Blue Velvet" (1986) oder an "Nach der Hochzeit" (2006) von Susanne Bier. Mit unseren Standard Objektiven wird es da schwierig. Wie schafft man es trotzdem?

 

Macroobjektive

 

Nun, die professionellste Lösung ist zugleich die teuerste, ihr Name lautet Macro Objektiv. Dies sind Objektive, die exakt so berechnet und optimiert sind, dass man damit auf geringe Abstände scharfstellen kann. Die sogenannte Mindesteinstellentfernung ist viel geringer als bei normalen Objektiven. Daneben vergrößern einige dieser Objektive zugleich kleine Objekte. Daneben sind noch andere Eigenschaften des Objektivs verändert. Sie weisen nur eine sehr geringe Bildfeldwölbung auf, die Schärfeleistung ist bis zu den Rändern überall gleichmäßig und sie verzeichnen kaum. Wer mit einem Macroobjektiv dreht, wird hohe Lichtstärke vermissen. Sie haben in der Regel eine geringere Lichtstärke, auch weil die kleiner Blende zugleich eine bessere Schärfeleistung garantiert.

 

Trotzdem ist das Scharfstellen im Macrobereich deutlich schwieriger und es kommt deshalb öfter zu Unschärfen. Das hat mit den Optischen Gesetzen zu tun. So gehört der Abstand zum Objekt mit zu den Faktoren, welche den Schärfentiefebereich bestimmen. "Je geringer der Abstand zum Objekt ist, desto geringer ist der Schärfentiefebereich." Man kann das auch ganz gut daran erkennen, wie viel Einstellweg an einem Objektiv für den Nahbereich reserviert ist, oft eine halbe Umdrehung des Schärferings um zwischen einem und vier Metern zu fokussieren, während man zwischen 8 Metern und Unendlich vielleicht nur eine Viertel Drehung benötigt.

 

In analogen Filmzeiten war beispielsweise das Kinoptik Tegea legendär für Macroaufnahmen. Auch heute haben Hersteller von Kinoobjektiven spezielle Macro-Primes im Angebot, wie etwa das Zeiss Macro-Planar.

 

Wer diese Kosten scheut, kann durchaus auch auf preiswerte Alternativen zurückgreifen, die je nach Variante, ebenfalls hochwertige Ergebnisse liefern. Die weitaus beste Lösung sind allerdings echte Macroobjektive, weil sie genau für diesen Zweck berechnet wurden. Bei der Entscheidung, welche Brennweite man als Macroobjektiv wählt, gelten die gleichen optischen Gesetze wie bei normalen Objektiven.

 

Ein Macro-Weitwinkel wird eine größere Schärfentiefe haben und mehr vom Hintergund erkennbar lassen, als etwa ein Macro-Teleobjektiv, wo hinter dem scharfgestellten Objekt der Hintergrund weitgehend in Unschärfe verschwimmt. Man muss sich also entscheiden, welche Bildästhetik man bevorzugt. Übrigens kann man Macro-Objektive natürlich auch für ganz normale Aufnahmen weiter entfernter Objekte einsetzen. Man muss nur beachten, dass viele dieser Macro-Objektive nicht auf Unendlich scharfstellen können. Es gibt im Semi-Profibereich übrigens auch Macro Objektive mit optischer Bildstabilisierung.

 

Umkehrring

 

Wer nicht das Geld für ein hochwertiges Macroobjektiv ausgeben will und vielleicht nur extrem selten im Macrobereich dreht, kann auf sogenannte Umkehrringe zurückgreifen. Das sind rein mechanische Lösungen, bei denen man vorne auf das Filtergewinde des Objektivs einen solchen Ring aufschraubt, dann das Objektiv aus dem Bajonett der Kamera herausnimmt und das Objektiv verkehrt herum mit dem Umkehrring in das Bajonett einsetzt. Das Objektiv wird durch dieses verkehrte Einsetzen zu einem Macroobjektiv.

 

Die Lösung ist qualitativ hochwertig, auch hier verliert man Lichtleistung, weil natürlich die kleinere Öffnung auf der Objektivrückseite weniger Licht einsammeln kann. Außerdem muss man natürlich aufpassen, dass man die empfindliche Linse nicht verkratzt. Auf jeden Fall kann man auf diese Weise hochwertige Macroaufnahmen machen. Die Umkehrringe sind mit etwa 20,- € recht preiswert, trotzdem sollte man aufpassen, sich nicht durch schlechte Billigware sein Objektiv oder den Kameramount zu beschädigen.

 

Balgen oder Macro-Erweiterung

 

Eine weitere Variante besteht darin, den Abstand zwischen dem Objektiv und dem Sensor / Film zu vergrößern. Dies kann man entweder mit einem Balgenauszug erreichen, der beweglich ist und einen variablen Abstand erlaubt, oder mit einem festen Zusatz, der im Prinzip eine schwarze, lichtdichte Röhre ist, die an einem Ende an den Kamera-Mount angesetzt wird und auf der anderen Seite genau diesen Mount bereitstellt, um das eigentliche Objektiv mit etwas Abstand zu befestigen.

 

Diese Zwischenstücke sind häufig aus mehreren Ringen zusammengesetzt, mit denen man den Abstand zwischen Objektiv und Kameramount variieren kann. Sowohl der Balgen als auch der Macroadapter sind meistens rein mechanisch. Man muss also alle Einstellungen am Objektiv manuell vornehmen. Es gibt aber auch einige wenige Varianten, welche über elektrische Kontakte verfügen und die notwendigen Steuerbefehle von der Kamera an das Objektiv weitergeben können.

 

 

Diese Variante ist vermutlich die attraktivste, weil man weniger Licht verliert, als beim Umkehrring und weil man das Objektiv so verwenden kann, wie gewohnt, also mit dem Schärfering ganz vorne. Auszugbalgen gibt es beispielsweise von Novoflex, die Macroadapter zum Beispiel von Kenko.

 

Nahlinsen

Eine weitere Alternative sind sogenannte Nahlinsen (auch Diopter genannt), das sind Vorsatzlinsen, die man auf das Filtergewinde des Objektivs schrauben kann. Sie sehen damit aus wie Schraubfilter, haben aber einen leichten Vergrößerungsfaktor. Auch sie sind mit ca. 20,- € relativ preiswert, allerdings verliert man hier in aller Regel an Qualität, am deutlichsten erkennt man das durch Unschärfen zu den Rändern hin oder auch durch Farbsäume. Schließlich sind es optische Elemente, die man da vor sein möglicherweise hochwertiges Objektiv schraubt. Es gibt sie mit verschiedenen Vergrößerungsfaktoren, oft auch im Set. Nahlinsen bieten diverse Hersteller an, oft sind sie identisch und nur anders gebrandet. Vivitar, Hama etc. bieten solche Vorsatzlinsen an.

 

Es gibt derartige Nahlinsen sogar im High-End Bereich,- beispielsweise die Leica Cine MacroLux. Diese haben angeblich keinen Lichtverlust, keine sphärische Aberration, keine Farbsäume und gleichmäßige Leistung bis zu den Bildrändern hin. Die Leica Diopter werden in 0.5, 1 und 2 als Vergößerungsfaktor angeboten, man kann sie auch miteinander kombinieren um höhere Werte zu erreichen.

 

Es versteht sich von selbst, dass man für solche Aufnahmen Festobjektive (Primes) nehmen sollte, Zooms haben konstruktionsbedingt bereits mehr Ungenauigkeiten, die würden sich durch Macrozusätze nur noch verschlimmern. Als Brennweite bietet sich Normaloptik oder ein leichtes Teleobjektiv an, für Vollformat wären dies also 50mm oder 70/80mm.

 

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