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Weiße Schrift ohne Rand (Outline) braucht dunklen Hintergrund Katharina Thalbach in Liebe, Leben, Tod

Weiße Schrift ohne Rand (Outline) braucht dunklen Hintergrund,- Katharina Thalbach in Liebe, Leben, Tod

 

Gewohnheit

Eigentlich gehen die Untertitel direkt zurück auf die Zwischentitel in den Stummfilmen, mit denen jeder Film auf kostengünstige Weise internationalisiert werden konnte. Erst der Tonfilm beendete die internationale Auswertung aller Filme und erzeugte die Notwendigkeit, Tonfilme zu Untertiteln oder Synchronisieren.

Hierzulande wurde bei Filmvorführungen lange Zeit der Zusatz "Originalfassung mit deutschen Untertiteln" als Wertminderung verstanden. Zu tief saß die Gewohnheit, Filme anderer Sprache zu synchronisieren. Nicht ohne Grund ist die deutsche Synchronbranche eine der größten weltweit.

Doch es gab sie auch, die Cineasten, die stets bestrebt waren, Filme in der Fassung der Regie, mit den Stimmen der Originalschauspieler zu hören. Sie hatten nur wenige Kinos in den Großstädten zur Auswahl, in denen Originalversionen gespielt wurden, oder die Festivals auf denen die Filme so frisch nach Fertigstellung liefen, dass schlichtweg keine Zeit zum synchronisieren zur Verfügung stand.

Sie kamen dann in den Genuss der Originalfassung mit Untertiteln. Die Fassung mit allen sprachlichen Feinheiten, dem intendierten Rhythmus, der originalen Interpretation. Es gibt Länder, in denen war nie das Geld da, Filme zu synchronisieren, Länder deren Bewohner deshalb hervorragend vor allem Englisch sprechen,- die Niederlande und die skandinavischen Länder etwa.

 

Ressentiments

Andere Länder wie die USA aber verteufeln die schriftlichen Übersetzungen gerne. Sie würden vom Bild ablenken, irritieren, man müsse dauernd lesen statt in die Geschichte hinein zu tauchen. Mel Gibson etwa wagte es nicht bei seiner Passion Christi Szenen, in denen aramäisch gesprochen wurde, zu untertiteln. Er argumentierte, er wolle dass die Zuschauer sich voll auf das Visuelle konzentrieren könnten. Untertitel kriegen nur "billige, wertlose Filme", sie sind uncool, kein Unterhaltungskino, wird von Hollywoods Filmindustrie gerne behauptet.

Die Ressentiments der Amerikaner sind letztlich Handelsgrenzen, Länder die untertiteln, vor allem auch im Fernsehen, zeigen ein reicheres, größeres Spektrum an Filmen. So werden dort vor allem die angeblichen Nachteile von Untertiteln wie ein kulturelles Halteverbotsschild genutzt um fremdländische Filme weitgehend aus dem eigenen Verwertungssystem fernzuhalten. Verschwiegen wird die unglaublich wichtige Möglichkeit, den Film als Gesamtwerk so anzuschauen, wie er konzipiert wurde.

 

Kulturelle Eigenart

Die Filmfiguren, aber auch das Land aus dem der Film stammt und seine Menschen rücken für den Betrachter näher, wenn man die Sprache hört. Liegt eine andere Sprache als Synchronisation darüber, so ist der Film vielleicht komfortabler zu konsumieren, aber man sieht ihn wie durch eine getönte Glasscheibe, die vieles verfremdet.

Hierzulande hat vor allem Inter Nationes für die Goethe-Institute zahlreiche deutsche Filme übersetzen und untertiteln lassen um die Filmwerke als echte Filmkopien in den Instituten weltweit zeigen zu können. Eine häufig unterschätzte Glanzleistung zur Verbreitung unserer Filmkultur im Ausland.

Untertitel sind sicher nicht frei von Schwierigkeiten. Insbesondere Dialog-Feuerwerke stellen die Untertitel- Übersetzer vor arge Probleme. Man kann schließlich nicht unendlich viele Zeilen in ein Bild hineinschreiben, auch müssen die Zeilen so lange zu sehen sein, dass auch langsame Leser damit klarkommen. Was tut man, wenn die Schauspieler sich ins Wort fallen, übereinander sprechen? Und wie drückt man bestimmte sprachliche Eigenheiten aus? Slang oder besonders elaborierten Sprachcode?

 

Prinzip

Die Grundidee jeder Film-Untertitelung: Im unteren Randbereich des Bildes einer Filmkopie werden Schriftzeichen aufgebracht, die der Zuschauer in der Projektion lesen kann. In Schwarz oder einer anderen Farbe die Schrift auf die einzelnen Filmbilder zu drucken, schließt sich dadurch aus, dass man diese in der Projektion nicht oder nur sehr schlecht lesen könnte, wenn im unteren Bildbereich mittlere bis dunkle Farben im Bild vorherrschen würden.

Also kommt für die Schrift nur weiß in Frage, und damit man sie lesen kann muss dort, wo die Buchstaben sind, die Filmschicht entfernt werden. Dazu muss man wissen, dass Filmmaterial grundsätzlich aus einem transparenten Trägermaterial (Früher Nitrozellulose, heute Acetat oder Polyester) besteht, auf welches die lichtempfindliche Schicht (Silberhalogenide) gegossen wurde. Später im Entwicklungsprozess lagern sich dort wo in den verschiedenen farbempfindlichen Schichten belichtet wurde, Farbkuppler, also Farbstoffe an, die dann in subtraktiver Farbmischung den Farbeindruck für die Projektion herstellen.

Kratzt man etwa mit einer Nadel in die Schicht eines Positiv-Films, also einer Kopie, so ist dieser Kratzer weiß in der Projektion. Genau diese Schicht, die sehr dünn ist, muss in Form der Buchstaben entfernt werden, damit dort das Filmmaterial transparent ist und wir auf der Leinwand weiße Buchstaben lesen können.

 

Verfahren

16 mm Film

Wer einen Super-16mm Filmstreifen betrachtet, ahnt wie winzig die Druckplatten gewesen sein müssen...

Doch wie gelangen die Untertitel nun auf eine Filmkopie? Man kann die Buchstaben ja schlecht Bild für Bild, Buchstabe für Buchstabe in die Schicht ritzen. Seit den 90er Jahren hat sich das Laser- Untertitelungsverfahren durchgesetzt, bis dahin aber wurden Untertitel mit fast mönchischen Methoden auf den Film aufgebracht. In Deutschland etwa konnte man bis Anfang der 90er (außer durch qualitätsmindernde optische Kopierverfahren) gar keine Untertitel auf Kopien aufbringen lassen.

Wollte man Untertitel machen lassen, musste man in die Schweiz, nach Italien, die Niederlande oder England zum Beispiel. In der Schweiz erledigte die Firma Cinetype in Luzern Übersetzungen und Untertitel. Sie wurde 1937 von den Filmverleihern Hermann und Jean Weber gegründet

Dazu wurden von den einzelnen Sätzen winzige Druckplatten (Blei) gefertigt, die etwa so groß wie ein einzelnes Filmbild waren. Die Filmkopie wurde komplett mit Parafinwachs beschichtet. Dann wurde genau an den Stellen, wo die jeweiligen Sätze zu lesen sein sollten, die Druckplatte in das Parafin gedrückt. Dort war die Wachsschicht beschädigt. Die Kopie kam anschließend in ein Säurebad, wo die Filmschicht überall dort, wo die Säure sie erreichen konnte, raus gewaschen wurde. Anschließend entfernte man das Parafin wieder und der Film war genau an den Stellen mit der Schrift transparent. Durch die Unregelmäßigkeit im Prozess waren die Ränder der Buchstaben meist ungenau, leicht ausgefräst und die Ränder bewegten sich leicht.

In den 80er Jahren begann man mit Lasertechnik zu experimentieren, um die Schicht aus dem Film ohne den enormen Aufwand mit Druckplatten und Parafin herauslösen zu können. Am Anfang kam es immer wieder vor, dass die Laser zu stark eingestellt waren und gleich die Buchstaben durch den Träger hindurch brannten. Mit heutigen Lasersystemen, die im übrigen auch in Deutschland und Österreich zur Verfügung stehen, sind solche Unfälle nahezu ausgeschlossen. Das Einätzen der Titel mit Klischees (Druckplatten) ist 1993 der teureren Lasertechnologie gewichen.

 

Lasertechnik

Man kann das Verfahren, mit dem die Titel erstellt wurden, an der Schrift erkennen. Hier in extremer Vergrößerung

Man kann das Verfahren, mit dem die Titel erstellt wurden, an der Schrift erkennen. Hier in extremer Vergrößerung

In der Regel wird die Filmschicht (Emulison) durch den Laser verdampft, sodass hochtransparente Buchstaben mit klaren Rändern entstehen. Diese Ränder sind unvermeidbar, haben aber den Vorteil, dass quasi eine Outline-Schrift entsteht, die auch auf hellen, ja sogar weißen Untergründen lesbar ist.

Die Laser müssen auf die Unterschiedlichen Materialien eingestellt werden. Dabei spielt die Dicke des Trägermaterials aber auch das Material selber (Triacetat oder Polyester) eine Rolle. Polyester ist grundsätzlich etwas schwieriger zu untertiteln, weil der Laser da noch präziser arbeiten muss. Polyester ist extrem hitzeempfindlich. Die Schrift wird auf diese Weise stets weiß, andere Farben sind so nicht zu erzielen.

Wer seinen Film untertiteln lassen will, sollte Dialoglisten (Texterfassung) mit Timecode schreiben, aus dem Anfang und Ende der jeweiligen Zeile (Prespotting) erkennbar ist. Dies kann man nur mit dem Film parallel sinnvoll erstellen, schließlich muss auch die Länge der Titel auf den gesprochenen Dialog angepasst werden.

 

Vorarbeiten und Konventionen

Auch die Übersetzung sollte Jemand machen, der Routine hat, Dialoge ggf. sinngemäß zu verkürzen, ohne Emotionen dabei zu verlieren. Es versteht sich von selbst, dass es "Native Speaker" der Landessprache sein sollten, in die übersetzt wird.

Spezialisierte Übersetzer verfügen auch oft über Programme, welche von den Lasergeräten direkt lesbar sind. Gängige Formate: STL, PAC, DAS. Diese Programme führen auch selbstständig Plausibilitätskontrollen durch, sie bemerken, wenn die Abstände zu kurz sind zwischen Sätzen, oder sie gar überlappen.

 

Typische Vorgaben:

Keine Zeile sollte über 35 Zeichen haben.

Jede Zeile sollte eine logische Einheit darstellen

Die Zeiten sollten in den Erfassungslisten stets durch Tabulatoren von den Texten getrennt sein.

Wegen den Eigenheiten der menschlichen Wahrnehmung sollte ein Untertitel möglichst nicht über einen Bildschnitt hinausgehen. Der Bildwechsel erweckt den Eindruck, der Titel habe gewechselt, und bewegt uns unbewusst dazu, mit dem Lesen erneut zu beginnen.

Wechsel des Sprechers innerhalb eines Untertitels kennzeichnet man durch Bindestriche

Pausen werden durch ... gekennzeichnet

Silbentrennung sollte vermieden werden, das verschlechtert die Lesbarkeit.</>

 

(Genaue Vorgaben bitte individuell vom Dienstleister erfragen)

Doch Vorsicht: Wenn Sie bei der Erfassung Fehler machen, sitzt möglicherweise ein Satz an der falschen Stelle und ihre Kopie ist dann fehlerhaft. Der Brennprozess (Spotting) mit dem Laser ist nicht rückgängig zu machen.

 

Alternativen

2:43:13 2:46:18 '
Black and brown shoes are unappetizing.

2:47:13 
White shoes are fairly interesting,

2:51:02 
but red ones ...

2:51:12 
Red shoes or even glittery shoes 

2:54:16 
would be ideal.

 

(Dialoge: "Liebe, Leben, Tod")

Man kann auch Untertitel auf einen Filmstreifen aufbringen (Abgefilmt vom Tricktisch) und als Maske verwenden, von einem Negativ auf ein Internegativ kopieren, dann muss nicht jede Untertitelkopie einzeln angefertigt werden. Dies führt zwar durch den optischen Kopierprozess zu Qualitätsverlust, doch wenn viele Untertitelkopien benötigt werden, bringt dies Verfahren eine Kostenersparnis.

Ein alternatives Verfahren, besonders wenn die Zeit knapp wird oder man keine Kopie mit Untertiteln unwiderruflich verändern will, ist die Video-Untertitelung. Dabei kommen Videoprojektoren zum Einsatz, die aus einem Computer heraus, manuell ausgelöst oder mit dem Film automatisch synchron (z.B.: DUNE MK, Beamtitling) die jeweiligen Zeilen unterhalb oder innerhalb (schwarz abkaschen) des Filmbildes projizieren.

Alternativ können die Titel auch auf einem Video vorproduziert werden, welches mit dem Film gemeinsam läuft, Zeitversatz muss manuell auskorrigiert werden (Vorlauf etc.) Doch bei beiden Verfahren ist es erforderlich, zusätzliches technisches Equipment im Kino zu installieren.

Ja und da inzwischen die meisten Kinos auf Beamer umgestellt haben, ist heute die rein elektronische Untertitelung des DCP Standard. Hier können die Untertitel-Daten als File abgespeichert und mit entsprechenden Programmen erstellt werden.

 

Kosten

Die Kosten für Untertitelungen sind nicht unerheblich, vor allem bei der ersten Kopie. Mehrere tausend Euro ohne Übersetzung sind für eine einzelne Untertitelung erforderlich, die Filmkopie selbst ist da noch gar nicht eingerechnet.

Doch wenn es sich um einen Kinofilm handelt, der auf einen großen Wettbewerb eingeladen wird, gibt es zumindest Fördermittel. Hier bieten die verschiedenen Länderförderungen Hilfe an. Auch die  "German Films Service + Marketing GmbH" (ehem. Export-Union) zahlt mit Hilfe der FFA Zuschüsse für die Untertitelung von Kurz- und Langfilmen, die in den Wettbewerb bzw. in die Hauptsektion der weltweit wichtigsten Festivals eingeladen werden.

Die digitalen Untertitelungen sind auf jeden Fall sauberer und preiswerter, als die klassischen Untertitelungen früherer Filmkopien.

 

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