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A-Filmfestivals mit Filmmärkten, wie hier die Berlinale, sind Orte, an denen man mit einer besonders großen Dichte an Festival-Programmern rechnen kann.

 

Wenn man einen starken Film fertiggestellt hat, möchte man ihn in der Regel auch auf Festivals präsentieren. Mit der schwindenden Bedeutung des Kinos werden Filmfestivals immer wichtiger für die Vermarktung und auch für die Qualifizierung etwa für Referenz-Fördermittel. Da sollte man wenig dem Zufall überlassen und sich nicht darauf ausruhen, den Film hergestellt zu haben. Die Promotion, das Bekanntmachen und intelligente Einsätze des Films auf Festivals sind genauso wichtig. Dazu gehört eine sorgfältige Planung.

 

Programmer & Co

Dieser Berufsstand könnte unterschiedlicher nicht sein. Programmer wählen für die Festivals die Filme aus. Damit haben sie viel Macht, denn für nicht Wenige bedeuten die Vorführungen auf wichtigen Filmfestivals eine entscheidende Startrampe ihrer Karriere oder ihre jeweiligen neuen Films. Und heute, wo es längst nicht mehr genug Kinoslots gibt, um Filme zu starten, sind Filmfestivals zudem immer mehr der Ersatz für nicht machbare Kinostarts. Programmer arbeiten teilweise für mehrere Filmfestivals, andere aber auch exklusiv für nur ein Festival. Ihr Status schwankt zwischen Freelancer und fest angestellte-r Mitarbeiter*In, die Vergütung zwischen unbezahlter Arbeit aus Leidenschaft bis zu 250.000 US Dollar Jahresgehalt. Die Bezahlung ist nicht zuletzt auch abhängig von der finanziellen Ausstattung des jeweiligen Festivals. Interessant ist übrigens auch, dass manche Festivals bis zu 50 % ihres Budgets alleine für die Bezahlung ihres Leitungsstabes ausgeben.

Programmer entscheiden mit darüber, ob ein Festival erfolgreich ist oder nicht. Sie berücksichtigen auch Trends, Themen wie Diversity sind bei der Auswahl genauso wichtig wie eine ausgewogene Mischung aus Etablierten Filmemachern und Newcomern. Viele Programmer*Innen haben nebenbei noch andere Jobs, um über die Runden zu kommen. Eigentlich sollten Programmer*Innen eine Art Vermittler zwischen den künstlerischen Talenten im Film und den Festivals sein, doch gar nicht selten vermitteln sie eben auch, was Weltvertriebe, Kinoverleihe und Produktionshäuser gerne promoted wissen wollen. Festivals wollen durch Stars auf dem roten Teppich leuchten, sie sind häufig die Währung mit der Vertriebe, Verleiher und Produzenten für die Programmierung ihrer Produkte bezahlen.

Auf vielen Festivals sind Programmer*Innen anwesend, die dort Ausschau nach interessanten Filmen halten, die sie dann auf andere Festivals einladen können. Wer also in die Gästelisten der größeren Festivals schaut, wird dort schnell eine Reihe von Namen finden, deren Berufsbezeichnung "Programmer" lautet. Genau diese Personen kann man, wenn der eigene Film auf dem betreffenden Festival läuft, auf die Vorführtermine aufmerksam machen. Je persönlicher dies erfolgt, desto größer sind die Chancen, dass sie sich den Film auch tatsächlich anschauen. Meistens gibt es ein "Who is Where" des Festivals, wo gelistet ist, in welchen Hotels diese Leute untergebracht sind. Wenn man dann an der Rezeption des Hotels etwas Info-Material und vielleicht ein persönliches Anschreiben abgibt, in dem man zu den Vorführungen einlädt, wird das auch mit hoher Wahrscheinlichkeit gelesen.

 

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Panel auf dem BETS Forum während der Berlinale u.a. mit Programmern diverser Filmfestivals. (von Rechts:Tricia Tuttle (ehem. London Filmfestival, ab 2025 Berlinale), Kim Yutami (Sundance), Hebe Tabachnik (Seattle & Palm S. FF), Michael Kutza (Chicago IFF), n.n. Moderiert wurde das Panel von Matt Müller (Screen International).

 

Hier einige Namen von Festival-Programmer*Innen:

  • Sergio Fant (Berlinale, Helsinki),
  • Leslee Scallon (Dances with Films Los Angeles),
  • Robyn Citizen (Toronto International Film Festival)
  • Alexandra Mitchell (Registration Director, Shorts Programmer, and Competitions Director for the Austin Film Festival)
  • Brenda Lieberman (Calgary International Film Festival)
  • Pamela Biénzobas (Locarno) 
  • Mathilde Henrot (Locarno)
  • Michelle Carey (Rotterdam)
  • Olaf Möller (deutschsprachige Gebiete, Rotterdam)
  • Adriana Trujillo (San Diego)
  • Kim Yutani (Sundance)
  • Matt Barone (Tribeca)
  • Lenka Tyrpáková (Karlovy Vary)
  • Diana Sanchez (Blue Mountain Film Festival)
  • Paul Matereke (Sydney Film Festival)
  • Paolo Bertolin (Venedig)
  • Florian Borchmeyer (München, Internationales Programm)
  • Julia Weigl (München, Internationales Programm)
  • Bernhard Karl (München, Internationales Programm)

 

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Programmer & Scouts des Münchner Filmfests 2024:  v.L. Tobias Obermeier,Tobias Krell, Bernhard Karl, Sandra Engler, Florian Borchmeyer, Ulrike Frick, Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi. (Karen Arikian und Urs Spörri waren nicht bei der Pressekonferenz des Filmfests 2024 anwesend, bei der dieses Foto entstand)

 

Früher waren die Programmer meist nur Insidern bekannt, heute findet man ihre Namen meist irgendwo auf den Webseiten der Filmfestivals. Das macht es leichter, sie auch zu kontaktieren. Natürlich muss man dies auf eine höfliche, zurückhaltende Weise tun, man kann davon ausgehen, dass man nicht die einzige Produktionsfirma ist, welche die Programmer kontaktiert. Manche Filmfestivals unterscheiden auch zwischen den Programmern und sogenannten Programm-Scouts. Die Scouts haben quasie ein Vorschlagsrecht, doch es sind die Programmer, die letztlich entscheiden.

 

Priorisierungen

Man sollte,- so der Film auch das Potential in sich trägt, mit internationaler Top-Konkurrenz mithalten zu können, stets versuchen, seinen Film auf einem A-Filmfestival uraufzuführen. Denn diese werden oft in der öffentliche Wahrnehmung höher bewertet, als B und C Festivals. Außerdem kann man, wenn der Film zuerst auf einem B oder C Festival gelaufen ist, diesen nie mehr auf einem A Festival, auch im Ausland nicht, aufführen. A-Festivals zeigen nur Welturaufführungen, während es für B Festivals völlig in Ordnung geht, eine Uraufführung im jeweiligen Land zu haben.

Es ist nicht gesagt, dass ein Film auf einem A Festival die größte Aufmerksamkeit bekommt,- in großen Festivals können einzelne Filme auch durchaus übersehen werden. Oft genug wird einem Film auf einem B oder C Festival mehr Aufmerksamkeit zuteil. Dennoch wird das A-Festival in Zusammenhang mit Status und Förderqualifizierung höher bewertet.

 

Termine

Nicht wenige Festivals finden zur gleichen Zeit statt. Und wenn man Pech hat, dann wird der eigene Film auf drei oder vier Festivals gleichzeitig gezeigt. So finden etwa das Max Ophüls Festival, die Solothurner Filmtage sowie das internationale Göteburg Festival zeitgleich statt. So schön dieser Erfolg auch ist, wie sollen da die Regie und die Produktion gleichzeitig auf allen Events gleichzeitig präsent sein?

Wenn da nicht sorgfältig geplant und Sperrtermine frühzeitig kommuniziert werden, kann man schnell in Schwierigkeiten kommen. Als größten anzunehmenden Unfall kann man sicher bezeichnen, wenn am gleichen Tag die Schweiz-Premiere eines Films in Solothurn stattfindet wie die mögliche Preisverleihung auf dem Max Ophüls Filmfestival. Wenn man dann noch weiß, dass beide Orte mindestens vier bis fünf Stunden Fahrt auseinander liegen, ahnt man die Unmöglichkeit einer solchen Fehlplanung.

Das frühzeitige Setzen von Sperrterminen (Aufführungsdaten des einen Festivals sowie Schlussveranstaltungen aller parallelen Festivals, die den Film zeigen wollen) gehört zu den Pflichtaufgaben einer struikturiert arbeitenden Produktionsfirma.

 

Medienarbeit

Natürlich sollte man alle Kommunikationsmittel nutzen. Das bedeutet einerseits, die Presse über den Festivalseinsatz zu informieren, Pressematerial anzubieten, aber auch einen eigenen Firmenverteiler (Mail) mit Informationen zu den Festivaleinsätzen zu beschicken. Zusätzlich sollten auf der Webseite der Produktionsfirma bzw. der Webseite zum Film diese Termine und weitere Informationen wie Links zu Kritiken, Interviews etc. publiziert werden. Auch wenn das etwas altmodisch klingt, aber Flyer oder auch Postkarten zum Film mit Infos und Kontaktadressen sind sehr hilfreich, wenn man sie beim Festivaleinsatz dabei hat.

 

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