
Schweiz / Deutschland 2025
Drehbuch und Regie: Petra Volpe
Filmstart in Deutschland: 27.02.2025
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
Der Kinofilm "Heldin" schafft es, die Zuschauer ähnlich atemlos zu halten, wie ihre Hauptfigur, eine junge Pflegefachfrau in einem Klinikum. In der Dunkelheit fährt die junge Krankenschwester Floria zu ihrem Arbeitsplatz, einem Klinikum igrendwo in der Schweiz. Und kaum hat sie sich ihre Arbeitskleidung in einem Kellerraum der Klinik angezogen beginnt eine nahezu atemlose Nachtschicht. Die Zuschauer sind bei einem unfassbaren Arbeitsalltag dabei, einer Normalität, die so manchen Menschen an seine Grenzen bringen würde.
So begleiten wir sie durch die Krankenhausgänge, erleben mit ihr hinter jeder Krankenzimmertüre andere Schicksale, erleben ihre Wenergie, aber auch ihre Überbelastung, welche sie sogar Fehler begehen lässt. Die Kamera (Judith Kaufmann) folgt ihr dabei genau so ruhelos wie ihr Dienstplan und die Anforderungen der Patient*Innen sie beständig in Atem halten. Sie alle brauchen Hilfe, brauchen Schmerzmittel, müssen gewickelt, umgebettet, in den OP geschoben werden. Haben Angst, befinden sich in Ausnahmesituationen. Hauptdarstellerin Leonie Benesch glaubt man jeden Handgriff, jede Tätigkeit, jeden kurzen Moment der Nähe mit einzelnen Patient*Innen. Sie muss sich für die Rolle all die Handgriffe draufgeschafft, muss von professionellen Schwestern gelernt haben um das so glaubwürdig rüberzubringen. Und auch die übrigen Schauspieler*Innen sind überzeugend und sehr gut gewählt, was nicht ganz einfach ist bei einer Deutsch-Schweizerischen Koproduktion bei der die einen Schweizerdeutsch und die anderen Hochdeutsch sprechen. Doch irgendwie geht das auf und ist ja auch gelebter Alltag zumindest in vielen Kliniken in der Schweiz.

Die Figuren sind sehr gut geführt und man spürt, dass die Drehbuchautorin und Regisseurin Petra Volpe sehr genau wusste, was sie da tut. In all der Hektik und gnadenlosen Pflichten während dieser Nachtschicht, der wir als Zuschauer beiwohnen, gibt es immer wieder besondere Momente, kleine Inseln der Emotionen, Momente der Nähe oder auch des Sterbens. So wirkt der Film auf eine seltsame Weise wie ein Dokumentarfilm, obwohl man natürlich weiß, dass die Wirklichkeit so einen Dreh niemals zulassen würde. Und dennoch entstammt dieses angespannte Filmdokument genau aus der Wirklichkeit von der es zeugt. Das ist natürlich auch ein Kompliment, so viel Authentizität in einem inszenierten Film gab es selten. Man spürt all die Nöte, die Kausalitäten, die Zusammenhänge, spürt wie auch die Ärzte überfordert sind. Ein absoluter Gegenentwurf zu all den oberflächlichen Klinikserien.
Wir haben es auf jeden Fall mit einer Art offener Dramaturgie zu tun, es geht um keinen großen Plot, es geht eher um ein Thema um einen Zustand. Einen Weg auf dem wir die Protagonistin ein kleines Stück lang begleiten. Nicht alles ist gelungen, aber fast alles und nicht immer wo es spannend wäre, ist man emotional ganz dicht dabei. So gibt es eine Szene in der die Pflegerin eine ältere Patientin beruhigt indem sie beide ein Lied singen. Diese gute Szene berührt zunächst, wäre aber stärker gewesen, wenn der Gesang kürzer gewesen wäre. Und das Schlussbild ist von der Idee her gut, leider jedoch nicht so intensiv, wie beabsichtigt. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Auf jeden Fall ein wichtiger und sehenswerter Film mit herausragenden Schauspielern, allen voran Leonie Benesch, die schon in "Das weiße Band" von Michael Hanecke überzeugte und in diesem Film uneitel, menschlich überzeugend und extrem glaubwürdig spielt.
Gesehen von Mathias Allary

