• #MeToo-Berlinale ?

    Eine Südkoreanische Schauspielerin wirft der Berlinale, die ihren angeblichen Peiniger Kim Ki Duk eingeladen hat, Scheinheiligkeit vor

  • 65. Berlinale

    Vom 5. bis 15. Februar  trafen in der deutschen Hauptstadt zum 65. Mal Filmemacher aus aller Welt auf den "Internationalen Filmfestspielen Berlin" (Berlinale) ein und präsentieren ihre neuesten Werke. 

     

    Berlinale-Palast

    Eröffnet wurde die Berlinale vom neuen Film von Isabel Coixet "Nobody Wants the Night", mit Juliette Binoche und Gabriel Bryne. Ein Abenteuerfilm, der eine Frau auf der Suche nach ihrem Mann in Richtung Nordpol führt.

    Der diesjährigen Berlinale Jury steht Darren Aronofsky als Präsident vor. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Daniel Brühl, Bong Joon-ho, Martha De Laurentiis, Claudia Llosa, Audrey Tautou und Matthew Weiner.

    Das Programm ist bereits komplett. In zehn Tagen laufen 400 Filme in der Hauptstadt. 19 davon im Rennen um die Bären. Darunter sind drei deutsche Regiearbeiten. Nominiert wurden Sebastian Schippers "Victoria" und Andreas Dresens "Als wir träumten", sowie der neue - in den USA produzierte - Film von Werner Herzog "Queen of the Desert" mit Nicole Kidman. Außer Konkurrenz läuft Wim Wenders' 3-D-Film "Every Thing will be Fine" mit James Franco und Charlotte Gainsbourg. Wenders wird dieses Jahr mit dem Goldenen Ehrenbär geehrt. Aus Frankreich kommt der Wettbewerbsfilm "Journal d'une femme de chambre" (Tagebuch eines Zimmermädchen), ein Historiendrama mit Léa Seydoux, von Benoit Jacquot. Der regimekritische iranische Filmemacher Jafar Panahi ("Offside") ist mit "Taxi" vertreten. 

    Eine vollständige Liste der Wettbewerbsfilme finden sie hier.

     

    Berlinale-Bär

    Neben den Wettbewerbsfilmen gibt es noch acht weitere Sektionen. In  "Berlinale Shorts" werden Kurzfilme aller Art vorgestellt. In der Sektion "Panorama" gibt es "internationales Autorenkino für leidenschaftlich- kritisches Publikum und engagierte Filmeinkäufer". Das "Internationale Forum des Jungen Films" kurz "Forum" bietet den experimentierfreudigen und risikobereiten Filmemachern Platz für ihre Werke. 

    "Generation" ist eine Sektion speziell für Kinder- und Jugendgeeignete Filme. In den zwei Wettbewerben Generation Kplus und Generation 14plus werden Entdeckungen des internationalen Gegenwartskinos auf Augenhöhe junger Menschen präsentiert und mit den Gläsernen Bären ausgezeichnet. Schließlich gibt es noch die Sektionen "Perspektive Deutsches Kino", das "Berlinale Special" für außergewöhnliche Neuproduktionen und die "Hommage", welche sich dieses Jahr dem Werk von Wim Wenders widmet.

    Die Retrospektive feiert den 100-jährigen Geburtstag des Farbfilm-Verfahrens Technicolor. Es werden rund 30 farbig-opulente Filme aus den Anfängen bis 1953, wie zum Beispiel  "Vom Winde verweht" und "Singin`in the Rain" gezeigt.

    Neben den Filmvorführungen  bietet  auch das "Berlinale Talents" im Theater HAU Hebbel am Ufer ein interessantes Programm, besonders für Besucher, die das Filmhandwerk erlernen, beziehungsweise sich weiterbilden möchten. Dieses bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen über die Arbeit mit Schauspielern, Schnitt oder Dramaturgie, Sound, Verleih - und das alles für den Preis einer normalen Kinokarte. In Laufnähe zum Potsdamer Platz gelegen werden hier an drei Locations Vorträge und Workshops geboten. 

     

    Arkaden

    Im HAU 1 finden große öffentliche Veranstaltungen statt. Verschiedenste Themen der Filmwelt werden besprochen und dem Publikum näher gebracht - und das von renommierten Regisseuren, Produzenten, Komponisten, u.v.a.

    Zum Beispiel spricht Bong Joon-Ho, koreanischer Regisseur von "The Host" und "Snowpiercer" mit der asiatischen Produzentin Lorna Tee über die Kunst einen Film sowohl lokal als auch international bekannt zu machen. Matthew Weiner, Produzent und Hauptautor der Fernsehserie "Mad Men" hält einen Vortrag über dramaturgische Aspekte im Laufe einer Serie, welche auch künstlerisch immer mehr Beachtung findet.

    Im Laufe der Berlinale kann man hier im alten Theater unter anderen Darren Aronofsky, Howard Shore und Wim Wenders live erleben.

    Im HAU2 finden Workshops mittlerer Größe statt und im HAU3 spezielle Trainingsprogramme im Bereich Drehbuchentwicklung, Drehen von Dokumentar-und Kurzfilmen, Verleih, Sound und Schauspiel.

     

     

    Lesen Sie auch: 

    Berlinale Tagebuch 2015

    Kritiken Berlinale 2015

     

    Die Preisträger 2015

    Wettbewerb

    • GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM: "Taxi" von Jafar Panahi (Iran)
    • SILBERNER BÄR GROSSER PREIS DER JURY: "El Club" von Pablo Larraín (Chile)
    • SILBERNER BÄR ALFRED - BAUER - PREIS für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet: "Ixcanul" (Ixcanul Volcano) von Jayro Bustamante (Guatemala)
    • SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE: Radu Jude für  "Aferim" (Rumänien) und Malgorzata Szumowska für "Body" (Polen)
    • SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE DARSTELLERIN: Charlotte Rampling in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)
    • SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN DARSTELLER: Tom Courtenay in "45 Years" von Andrew Haigh (Großbritannien)
    • SILBERNER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH: Patricio Guzmán für "El botón de nácar" (Chile)
    • SILBERNER BÄR FÜR EINE HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG aus den Kategorien Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm oder Set - Design: Sturla Brandth Grøvlen für die Kamera in "Victoria" und Evgeniy Privin und Sergey Mikhalchuk für die Kamera in "Pod electricheskimi oblakami" 

    Preise der internationalen Kurzfilmjury

    • GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM: "Hosanna" von Na Young-kil (Südkorea)
    • SILBENER BÄR PREIS DER JURY (KURZFILM): "Bad at Dancing" von Joanna Arnow (USA)
    • AUDI SHORT FILM AWARD: "PLANET" von Momoko Seto (Frankreich)

    Preise der internationales Jury im Wettbewerb "Generation K-Plus"

    • GLÄSERNER BÄR für den Besten Film: "Min Lilla Syster" (My skinny sister) von Sanna Lenken (Schweden/Deutschland)
    • GLÄSERNER BÄR für den Besten Kurzfilm: "Hadiatt Abi" (Gift of my father) von Salam Salman (Irak/GB/Neiderlande/USA)

    Preise der Jugendjury im Wettbewerb "Generation 14-Plus"

    • GLÄSERNER BÄR für den Besten Film: "Flocken" von Beata Gårdeler (Schweden)
    • GLÄSERNER BÄR für den Besten Kurzfilm: "A confession" von Petros Silvestros (GB)

    Preis Bester Erstlingsfilm

    • BESTER ERSTLINGSFILM, dotiert mit 50 .000 € , gestiftet von der GWFF: "600 Millas" von Gabriel Ripstein (Mexiko)

    Preise der Ökumenischen Jury

    • PREISTRÄGER WETTBEWERB: "El botón de nácar" von Patricio Guzmán (Chile)
    • PREISTRÄGER PANORAMA: "Ned Rifle" von Hal Hartley (USA)
    • PRESTRÄGER FORUM: "Histoire de Judas" von Rabah Ameur-Zaïmeche (Frankreich)

    Preise der FIPRESCI-Jury

    • PREISTRÄGER WETTBEWERB: "Taxi" von Jafar Panahi (Iran)
    • PREISTRÄGER PANORAMA: "Paridan az Ertefa Kam" (A minor Leap Down) von Hamed Rajabi (Iran/Frankreich)
    • PREISTRÄGER FORUM: "Il gesto delle mani" (Hand gestures) von Francesco Clerici (Italien)

    Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater

    • PREISTRÄGER 2015: "Victoria" von Sebastian Schipper (Deutschland)

    CICAE Art Cinema Award

    • PREISTRÄGER PANORAMA: "Que horas ela volta?" von Anna Muylaert (Brasilien)
    • PREISTRÄGER FORUM: "Zurich" von Sacha Polak (Niederlande/Deutschland/Belgien)

    Label Europa Cinemas

    • PREISTRÄGER 2015: "Mot Naturen" von Ole Giæver und Marte Vold

    Teddy Award

    • BESTER SPIELFILM: "Nasty Baby" von Sebastián Silva (USA)
    • BESTER DOKUMENTAR-/ESSAYFILM: "El hombre nuevo" (The new man) von Aldo Garay (Uruguay/Chile)
    • BESTER KURZFILM: "San Cristóbal" von Omar Zúñiga Hidalgo (Chile)
    • SPECIAL JURY AWARD: "Stories of our lives" von Jim Chuchu (Kenia)
    • SPECIAL TEDDY AWARD: Udo Kier

    Made in Germany - Förderpreis Perspektive

    • PREISTRÄGER 2015: Oskar Sulowski für "Rosebuds"

    DFJW - Preis Dialogue en Perspective

    • PREISTRÄGER 2015: "Ein idealer Ort" von Anatol Schuster

    Caligari-Filmpreis

    • PREISTRÄGER 2015: "Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III"  von Kidlat Tahimik (Philippinen)

    Friedensfilmpreis

    • PREISTRÄGER 2015: "The look of silence" von Joshua Oppenheimer (Dänemark / Norwegen / Finnland / Indonesien / Großbritannien)

    Amnesty International Filmpreis

    • "Tell spring not to come this year" von Saeed Taji Parouky und Michael McEvoy (GB)

    Heiner-Carow-Preis

    • PREISTRÄGER 2015: "B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin" von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange

    Think: Film Award

    • PREISTRÄGER 2015: "Oskar Dawicki in The Performer" von Maciej Sobieszczanski und Lukasz Ronduda (Polen) und "Untitled (Human Mask)" von Pierre Huyghe (Frankreich)

    Goldener Ehrenbär

    • An eine bedeutende Persönlichkeit des Films: Wim Wenders 

    Berlinale Kamera

    • An Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um das Filmschaffen besonders verdient gemacht haben und mit denen sich das Festival verbunden fühlt: Marcel Ophüls, Naum Kleiman und die Food-Aktivisten Alice Waters und Carlo Petrini.
  • A-Festivals

    Manchmal hört man den Begriff,- voller Respekt,- doch was steckt dahinter und was macht A-Festivals anders als andere Filmfestivals?

  • Augen

    Beim Schauspiel sind die Augen ein mindestens ebenso wichtiger Aspekt wie die Stimme, denn sie verleihen allen Gesichtsausdrücken erst Lebendigkeit.
  • Bastian Günther

    Interview mit Regisseur Bastian Günther und Cutter Olaf Tischbier

    Wir trafen den Regisseur und den Cutter von Autopiloten in Berlin und sprachen über den Film von der ersten Idee bis zur Premiere auf der Berlinale.
    Bastian Günthers erster Langfilm wurde in der Sektion "Perspektive deutsches Kino" gezeigt. Er erzählt die Geschichte von vier Männern, die auf dem Autobahnnetz des Ruhrgebiets unterwegs zu sich selbst sind.

     

    Das ist dein erster Langfilm. Und gleich auf der Berlinale, war das zu erwarten?

    Bastian: Zu Erwarten war es nicht, dass wäre etwas zu vermessen gewesen. Wir hatten schon ein bisschen Hoffnung, dass wir Chancen haben dort zu laufen. Ende November haben wir einen Rohschnitt eingeschickt und Ende Dezember kam dann eine Zusage. Aber das war jetzt nicht zu Erwarten.

    Der Film ist ein Episodenfilm und teils auch ein Roadmovie…

    Bastian: Ein Episodenfilm ist es, aber ich würde nicht sagen dass es ein Roadmovie ist.
    Zumindest kein typisches Roadmovie, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt. Ich nenne das eher einen Transit Film. Weil die Leute sind zwar physisch, aber auch innerlich unterwegs. Diese Figuren sind haltlos, docken nirgends an, sie sind im Raum und schweben ein bisschen vor sich hin. Deshalb sage ich es ist ein Transit Film.

    Du hast gerade deine Charaktere angesprochen. Was verbindet diese in der Geschichte?

    Bastian: Alle verbindet diese innere Unruhe. Die Figuren sind einfach unstet, rastlos, haben sich selbst über die Jahre hinweg einen Erwartungsdruck aufgebaut und laufen einem Wunschbild hinterher. Das ist eigentlich bei allen vier Figuren so.

    Bei der Premiere hast du gesagt, dass du zuerst die einzelnen Geschichten, die Charaktere, entwickelt und dann erst die Geschichte zusammengefügt hast. Das heißt die Handlung selbst hast du erst später entwickelt?

    Bastian: Ich glaube anders ist das auch gar nicht möglich. Wenn man ein Drehbuch für einen Episodenfilm schreibt und dann direkt mit den Verschränkungen, den Verzahnungen der einzelnen Episoden anfängt, dann verzettelt man sich und verliert irgendwann den Überblick. Wichtig war es erst mal die Figuren und deren Geschichten richtig zu entwickeln, bis das gestimmt hat. Erst wenn die Episoden fertig geschrieben waren, habe ich angefangen sie zu verschachteln. Die Versuchung pfiffige Übergänge und Begegnungen bei einem Episodenfilm aufzubauen ist natürlich immer groß, aber darüber hinaus vergisst man leicht seine Figuren zu entwickeln. Deshalb habe ich jede Figur und jede Episode einzeln entwickelt und erst im Nachhinein verschränkt.

    Inwiefern hast du beim Schreiben schon über den Schnitt nachgedacht?

    Bastian: Wir hatten meistens wenige Einstellungen für eine Szene. Und gerade beim Episodenfilm sollte man sich nie darauf verlassen im Schnitt Sachen lösen zu können oder zu sehen wann ein Sprung in eine andere Szene möglich ist. Das muss schon alles vorher im Drehbuch klar sein. Bis auf zwei Szenen, sind alle Szenen im Schnitt mit dem Drehbuch identisch. Anders wäre das auch verantwortungslos.

    Olaf: In diesem Fall liegt es auch daran, dass der Film innerhalb von 24 Stunden spielt. Und dadurch hat man gar nicht so große Möglichkeiten, weil sonst der Ablauf durcheinander geraten könnte.

    Mit langen Einstellungen zu drehen ist für Schauspieler oft schwieriger, dabei müssen sie mehr auf Timing und andere Faktoren achten. Empfandest du es selbst auch als problematischer?

    Bastian: Ich würde nicht sagen, dass es für Schauspieler schwieriger ist. Ich glaube für Schauspieler ist es besser, denen macht es mehr Spaß in langen Einstellungen zu arbeiten. Und selbst wenn wir Pick Ups drehen, was selten vorkommt, lass ich trotzdem fast die gesamte Szene spielen. Ich finde es wichtig, dass Schauspieler immer die Szene durchspielen und man nicht kurze Stücke einfach herausnimmt. Die meisten Schauspieler sind dankbar wenn man so arbeitet.

    Olaf:Als Schauspieler ist man auch ein wenig freier. Wenn man eine Szene hoch auflöst heißt das für den Schauspieler, dass er immer gleich spielen muss, sonst kann man die Szene nicht schneiden. Wenn ich eine Plansequenz habe, kann der Schauspieler diese ganz unterschiedlich spielen. Da muss ich nur am Ende entscheiden welche Einstellung ich verwende.

    Habt ihr vorher viel geprobt oder waren die ersten Takes die Probe?

    Bastian: Wir machen normalerweise relativ wenig Takes. In diesem Film haben wir auch Szenen gehabt die mussten neun oder zehnmal gedreht werden. In der Regel ist es so, dass wir zwischen drei und fünf Takes nehmen. Wobei die ersten beiden meistens die Besten sind. Die nächsten Guten würden wahrscheinlich erst ab Take 40 kommen, wenn der Schauspieler so erschöpft ist dass er irgendwie alles fallen lässt. Aber…..Was hattest du noch mal gefragt?

    Olaf: Die Probe.

    Bastian:Ach, die Probe! Vor dem Filmdreh an sich wird das Drehbuch nicht geprobt. Das machen wir immer am Drehtag selbst, da proben wir wirklich nur die Szene die gedreht wird. Ich sage auch nicht den Leuten was sie machen sollen, es gibt zwar dieses Drehbuch, und es gibt die Dialogzeilen, aber die funktionieren mehr als eine art Halt. Wie eine Liane im Dschungel von der man sich von einer zur nächsten schwingt, aber im Grunde ist es eine Zusammenarbeit und man probiert solange daran herum durch Improvisation bis die Szene so homogen funktioniert, dass sie uns gefällt. Dann gibt es eine Stellprobe mit dem Kameramann und es wird sofort gedreht. Dadurch bekommt es so was Frisches.

    Bereitest Du Dich auch mit den Schauspielern Auf den Dreh vor?

    Bastian:Klar, vorher haben wir viele Gespräche über die Rolle, das Thema, auch einzelne Szenen, Sinn der Szene, Wirkung auf die Figur. Es wird alles sehr viel besprochen. Zum Teil entwickeln auch die Schauspieler etwas.
    Charly Hübner zum Beispiel hat die Figur von dem Badewannenliftvertreter mitentwickelt.
    Charly und ich haben uns in der Zeit, in der ich das Drehbuch geschrieben habe immer mal wieder zusammengesetzt und haben über die Figur gesprochen. Ein zweimal gab es Probeaufnahmen bei denen man so eine Art Interview mit der Figur macht. Also, wo Charly sich hinsetzt und ich interviewe ihn als die Figur Jörg Türmer. So kann man ein wenig herausfinden wie der Typ drauf ist. Was funktioniert, was funktioniert nicht für die Geschichte die man vorhat. Das sind in dem Sinne keine Proben, sondern mehr eine Stoffentwicklung.
    Nur die eigentlichen Szenen die im Drehbuch sind, werden am Tag selbst geprobt. Wenn man es tot probt, ist einfach die Frische weg.

    Wie lange habt ihr insgesamt für den Film gebraucht?

    Vom ersten Treatment bis zur Berlinale sind es jetzt genau zwei Jahre. Also ging relativ schnell.

    Und allein der Schnitt? Wie lange habt ihr dafür zusammengesessen?

    Olaf:Ich hab schon bei den Drehzeiten angefangen, allerdings mit Assistententätigkeiten und dann haben wir beide zwei Monate daran geschnitten.

    Was heißt Assistententätigkeit?

    Olaf:Den Ton angeben und so weiter. Ich hatte keinen Assistenten und habe das selber gemacht.

    Bastian:Aber es war schon so, dass Olaf parallel zum Dreh das Material vom Vortag bekommt und die Szenen auch schon mal schneidet. Auch um zu sehen, ob alles funktioniert und schneidbar ist. Während dem Dreh hat er mir immer DVD’s mit den geschnittenen Szenen geschickt, manchmal roh manchmal schon feiner, damit ich sehen konnte ob alles funktioniert, so wie wir uns das vorstellen. Als ich nach dem Dreh in den Schneideraum kam, gab es eigentlich schon einen Rohschnitt.

    Drei Filme habt ihr schon zusammen gemacht. Ist ein weiterer Film in Planung?

    Bastian: Ich schreib gerade an einem anderen Stoff. Aber das ist noch ganz am Anfang in der Treatmentphase. Bis da Olaf ins Spiel kommt wird das noch dauern. Das geht nicht so schnell.

    Wenn man als Regisseur und als Cutter gut miteinander zusammenarbeitet, bleibt man dann bei den nächsten Projekten zusammen oder entscheidet sich das von Projekt zu Projekt?

    Olaf: (lacht)Da bin ich aber auch mal neugierig!

    Bastian: (lacht)Olaf, geh doch mal raus. Grundsätzlich ist es so, dass ich gerne mit Leuten weiter zusammenarbeite. Mit Olaf war es jetzt der dritte Film. Mit Michael Kotschi, dem Kameramann, der vierte Film den wir zusammen machen. Martin, Producer und Produktionsleiter, hat in der DFFB all meine Filme betreut. Almut Stier, Verantwortliche für die Kostüme, war jetzt schon zum zweiten Mal dabei. Charly und Harald Koch, die beiden Schauspieler sind auch schon öfter dabei gewesen. Ich finde es gut einen festen Kern von Leuten zu haben, die miteinander arbeiten, weil man sich so zusammen weiter entwickelt. Als Olaf den ersten Film von mir geschnitten hat, war er ein bisschen darüber erstaunt als ich gesagt habe, er soll die Einstellungen länger stehen lassen und noch länger stehen lassen. Es hat erst einmal Zeit gebraucht bis er sich daran gewöhnt hat, wie der Rhythmus in meinem Film ist. Warum sollte man dann nach drei Filmen sagen, jetzt wo es funktioniert hole ich mir einen neuen Cutter.

    Olaf, du hast nicht an der DFFB studiert. Wie bist du zum Cutten gekommen?

    Olaf:Ich war auf einer Kameraassistentenschule und wir mussten auch selbst schneiden. Da habe ich festgestellt, dass mir das ganz gut liegt. Also habe ich mich damit weiter beschäftigt.

    Hast du dann eine Ausbildung gemacht?

    Olaf:Nein. Aber meine persönliche Meinung ist auch, die reine Technik zu begreifen ist nicht so schwierig für einen Cutter. Mittlerweile hat man auf jedem neugekauften Computer ein Schnittprogramm. Man muss sich dann eher damit beschäftigen wie man den Film schneidet.

    Bastian, Du hast nicht sofort angefangen an der DFFB zu studieren, sondern Lehramt. Wie bist du von da auf Regie gekommen?

    Bastian: Lehramt war eher eine Notlösung, ich wollte schon nach dem ABI gerne auf eine Filmhochschule. Mir war aber klar dass dies keinen Sinn macht. Wenn du mit 21 oder 20 Jahren nach dem Zivildienst auf die Filmhochschule gehst, was willst du da erzählen. Da kannst du einen Film über deinen Zivildienst machen oder über deine Schulzeit. Ich finde es sehr wichtig, dass du nicht mit 22 an eine Filmhochschule gehst, sondern erst einmal ein paar Jahre irgendwas machst, ein bisschen was erlebst oder sonst was. Ich dachte auch, ich habe überhaupt keine Chance wenn ich mich jetzt direkt nach der Schule da bewerbe. Ich wusste nicht wie Film funktioniert, wie man eine Szene dreht, wie man das schneidet! Wie macht man einen Film! Das wusste ich ja nicht! Man muss erst einmal Filme sehen, Bücher lesen, ausprobieren. Das braucht auch Zeit, sich das selbst beizubringen. Zumindest soweit beizubringen, dass man einen Bewerbungsfilm drehen kann der Chancen hat. Irgendwann hab ich das Lehramtsstudium abgebrochen, weil es öde war. Und dann hab ich mich beworben.

    Du hast während deinem Studium an der DFFB Regieassistenz bei Christian Petzold gemacht. Hast du dort Erfahrungen für dich selbst mitnehmen können ?

    Bastian: Ich konnte mir da einiges abschauen. Und es war eine sehr gute Erfahrung die Assistenz beim Christian zu machen, weil er im Grunde sehr ruhig arbeitet und die Arbeit am Set nicht hektisch ist. Genauso ist es bei uns auch. Es geht auch so, dass man ruhig und konzentriert arbeitet, ohne dass man als Regisseur immer die Riesenansagen machen muss, oder man ständig Hektik verbreitet.
    Das Konzept mit Schauspielern zusammenzuarbeiten und morgens zu proben, habe ich mir abgeschaut. Bei Hans Fromm, die beiden arbeiten auch schon lange zusammen, konnten Kotschi und ich auch über die Schulter schauen. Christian war für „Ende einer Strecke“ auch mal im Schneideraum und hat das Drehbuch für den Film gelesen. Es war auf jeden Fall eine sehr gute Sache für mich, dass ich immer dabei sein konnte.

    Wie bist du auf die Idee zu deinem Film gekommen?

    Bastian: Das Thema interessiert mich. Einsamkeit, Wunschbilder, innere Unruhe. Das sind Themen die seit ein paar Jahren sehr präsent bei uns sind. Gerade im Mittelstand wo die materiellen Sicherheiten eigentlich vorhanden sind und man im Grunde einigermaßen entspannt sein könnte. Aber diese Reize die von außen kommen und die Wunschbilder denen man nachjagt, das sind schon fast Luxusprobleme. Das finde ich sehr interessant.

    Wo sind deine Stärken oder Vorlieben? Beim Schreiben oder am Set?

    Bastian: Das Schöne ist, dass jede Arbeit anders ist. Drehbuchschreiben ist: man steht morgens auf, irgendwann fängt man an zu schreiben, irgendwann hört man wieder auf. Es ist alles relativ frei. Dann kommt die Arbeit am Set, dort ist man manchmal Extremsituationen ausgesetzt oder muss auch mal länger arbeiten. Wobei wir jetzt nie 14 Stunden drehen, wir versuchen immer 10 Stunden und danach ist Schluss. Alles was länger ist bringt dann auch nicht mehr viel. Und zum Schnitt gehst du wie ins Büro, morgens um zehn hin und abends um sechs gehst du wieder.
    Am meisten Spaß macht aber die Arbeit am Set. Das ist einfach die schönste Arbeit.

    Wisst ihr schon wie es weitergehen wird mit dem Film?

    Bastian: Die Vorstellungen auf der Berlinale sind jetzt vorbei. Am 11. März läuft er auf der lit.Cologne, eine Literaturmesse die zum ersten Mal ein kleines Filmprogramm mit einem Werkstattgespräch machen, vom Drehbuch zum fertigen Film nennt sich das.
    Durch die Berlinale hoffen wir jetzt, dass wir einen Verleih bekommen, die Chancen darauf kann ich aber im Moment nicht einschätzen.

  • Berlinale 2011

    Wie war sie so, die Berlinale 2011, was waren die Highlights in dieser Ausgabe?

  • Berlinale 2012

    Berlinale 2012 9 1000Berlinale unter frostigen Bedingungen- doch echte Kinofans sind unerschütterlich...

  • Berlinale 2016

    Bis zum 21. Februar treffen sich Filmemacher und Kinointeressierte, um das tollste Medium der Welt zu zelebrieren.

  • Berlinale 2017

    Bis zum 19. Februar zelebrieren Filmemacher und Kinointeressierte das tollste Medium der Welt.

  • Berlinale 2018

    Vom 15.-25. Februar finden die 68. internationalen Filmfestspiele in Berlin statt. Was erwartet uns?

  • Berlinale 2019

    Pressezentrum 1 500Same procedure as every year... nicht ganz, die letzte Ausgabe unter der Leitung von Dieter Kosslick. Überraschend oder Routine?

  • Berlinale 2020

    Berlinale2020 Statue 500Das 70. Jubiläum der Berlinale präsentiert sich unter neuer Leitung - Was bringt sie mit sich und was können wir erwarten?

  • Berlinale 2023

    Berlinale 2023 1000In diesem Jahr versuchte die Berlinale eine weitgehend normale Ausgabe ohne Corona-Einschränkungen zu präsentieren.

  • Berlinale Bären 2018

    Die Gewinner der diesjährigen Berlinale stehen fest. Der goldene Bär geht an "Touch Me Not" von Adina Pintilie

  • Berlinale Bären 2022

    © Alexander Janetzko / Berlinale 2022 Goldener Bär 2022Die Gewinner*Innen der diesjährigen Berlinale stehen fest, Goldener Bär für “Alcarras,” von Carla Simon

  • Berlinale Blog 17

    Das größte deutsche Filmfestival ist auch ein verborgener Fachkongress all jener, die an die Kraft des Kinos glauben...

  • Berlinale Blog 18

    Diesmal also eine Berlinale, die in der zweiten Hälfte des Februar stattfindet. Viel wärmer ist es deshalb trotzdem nicht...

  • Berlinale Blog 20

    Berlin 2020 Totale 500Unser Berlinale Tagebuch liefert alle wichtigen Hintergrundinfos zum diesjährigen Festivalbesuch bis hin zu der Frage, was die neue Festivalleitung bringt

  • Berlinale Filme 2019

    Berlinale Tickets 3 500Es heißt wieder Schlangestehen... Hier ein kleiner Überblick über die verschiedenen Sektionen und einige der Highlights der diesjährigen Berlinale

  • Berlinale Filmkritiken

    Submarino2 500Auf der Berlinale 2020 konnten wir einige Filme sehen. Wie und warum uns die einzelnen Werke gefallen haben, steht in den folgenden Kritiken.

  • Berlinale Preis ausgesetzt

    Berlinale Teppich 3 500Der seit Jahren auf der Berlinale vergebene Alfred Bauer Preis wird wegen der Nazi Vergangenheit des Namensgebers und ersten Berlinale-Leiters, ausgesetzt.

  • Berlinale Talents

    HAU 500Vom 21. Bis zum 27. Februar fand bei der Berlinale 2020 zum 18. Mal das 2003 gegründete „Berlinale Talents“ (ehemals Talent Campus) statt.

  • Berlinale verschoben

    Berlinale Baer Passage 1000Die Berlinale wird wegen der allgegenwärtigen Corona-Pandemie vom Februar in den Sommer verschoben

  • Die Berlinale

    Die Berlinale findet wie der Name schon sagt, in Berlin statt und gehört zu den ältesten Filmfestivals. Sie wurde 1951 ins Leben gerufen

  • Eröffnungen Berlinale 2014

    "Grand Budapest Hotel" by Wes Anderson

    "Grand Budapest Hotel" ist der Film, mit dem 2014 die Berlinale eröffnet wird. Wenn man mit einer verrückten Komödie mit eigenwilligen Charakteren, ein paar Slapstick-Elementen und wirklich kuriosen Vorkommnissen rechnet, dann ist es genau das, was man auch zu sehen bekommt. Die Geschichte ist gleich dreifach verschachtelt, es gibt eine "Hauptrahmenhandlung", zwei weitere "Rahmenhandlungen" und die Haupthandlung, also das, was man dann tatsächlich zu sehen bekommt. Das erste, was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist eine junge Frau irgendwo im ehemaligen Ostblock an dem Denkmal eines Autors, an dem zahlreiche Hotelschlüssel hängen. Sie hält sein Buch in der Hand "Das Grand Budapest Hotel". Viel länger ist sie dann aber auch nicht zu sehen, schwenkt das Bild doch zu dem Autor selbst, schon betagt, aber offensichtlich noch lebendig. 

    Er erzählt ein wenig von der Arbeit eines Autors, um dann zu erzählen, wie es denn zum Grand Budapest Hotel kam - wurde doch ihm selbst die Geschichte nur erzählt. Der junge Autor (Jude Law) reist 1968 in das Grand Budapest Hotel, das aber aufgrund des Sozialismus seine besten Tage schon lange hinter sich hat. Skurrilerweise trifft er dort den Inhaber des Hotels, Zero Moustafa (F. Murray Abraham), der ihm während eines gemeinsamen Abendessens mehr oder minder seine ganze Lebensgeschichte erzählt - die Geschichte, die den Autor später berühmt machen wird. Und damit wären wir bei der Haupthandlung. Moustafa (jung: Tony Revolori), der vor dem Krieg in seinem Heimatland floh, befindet sich gerade in seiner Probezeit als Lobby-Boy im Grand Budapest Hotel, als er von dem großen und beliebten Concierge Monsieur Gustave (Ralph Fiennes) entdeckt wird. Dieser ist zunächst gar nicht begeistert, dass ein neuer Lobby-Boy ohne sein Wissen eingestellt wurde, nimmt sich aber dann dessen Ausbildung an und so entwickelt sich zwischen beiden eine enge, skurrile Freundschaft. 

    Die wäre aber nicht annähernd skurril, wenn nicht Folgendes geschähe: Madame D. (Tilda Swinton), eine vierundachtzigjährige Dame, die schon fast Dauergast im Hotel ist und auch zu Monsieur Gustaves zweifelhaften Liebschaften gehört, stirbt, und die beiden Hotelangestellten machten sich sofort auf den Weg nach Schloss Lutz, wo sie gelebt hat und gestorben ist. Sie beerbt ihn mir dem Gemälde "Jüngling mit Apfel", das von unschätzbarem Wert ist, doch bevor man das überhaupt genießen kann, tritt ihr Testament und ihre geldgierige Familie eine Lawine von Ereignissen los. Der edle Concierge landet im Gefängnis, muss mit Zero vor einem brutalen Killer fliehen, einen schändlichen Verrat erleiden und sogar bei einer seltsamen Bruderschaft auf dem Berg Zuflucht suchen. 

    Nicht zuletzt kommt es natürlich auch zu einer Liebesgeschichte zwischen Zero und der entzückenden Konditorin Agatha (Saoirse Ronan), die einen großen Teil dabei leistet, das - oder besser gesagt die - Verbrechen aufzuklären und Monsieur Gustave zu rehabilitieren. "Grand Budapest Hotel" ist ein Film, der einige Überraschungen bereithält. Man weiß nicht immer, ob man die Stirn runzeln, lachen oder weinen soll, aber alles in allem ist es ein toller, aber vor allem auch äußerst sympathischer Film. Natürlich hat Wes Anderson sein mittlerweile achtes Projekt in Spielfilmlänge grandios besetzt, aber das erklärt sich ja von selbst, wenn man die Casting-Liste ansieht. Vorherrschendes Thema sind Glanz und Reichtum der Goldenden 20er, aber vor allem auch der darauffolgende Verfall während des Krieges und des später folgenden Eisernen Vorhangs. 

    Deshalb ist die Komödie auch durchgängig behaftet von einem leichten Anklang von Traurigkeit und Melancholie, ausgedrückt durch das einst stolze Hotel, das als halbe Ruine verbleibt, und die so tiefgehende Einsamkeit des alten Moustafas. Der Film, so skurril er auch ist, ist keine seichte Komödie, sondern durchdacht und fundiert und durchaus mit Hintergrund. Angesiedelt ist die Geschichte in einem Paralleluniversum, das jedoch das Wien der alten Zeit zeigt. Dafür tragen andere Orte nur allzu skurrile Namen, an denen man meist auch ablesen kann, was sie eigentlich meinen. Das Hotel selbst ist nämlich in der Republik Zubrowka angesiedelt. Kurzum, "Grand Budapest Hotel" ist ein würdiger Eröffnungsfilm, der sicherlich einige Zuschauer überraschen wird.

     

    Gesehen von Theresa Schießl

     

     

    Kritik "Arrête ou je continue", Sophie Fillières

    Es handelt sich hier um die Geschichte von einem Paar, Pomme (Emmanuelle Devos) und Pierre (Mathieu Almaric), das vielleicht zu lange schon zusammen ist: Die Routine scheint die Liebe getötet zu haben. Sie sind gewohnt, regelmäßige Spaziergänge im Wald zu machen. Aber eines Tages weigert sich Pomme, wieder nach Hause zu kommen und entscheidet sich, im Wald allein zu bleiben. Das Thema hat Sophie Fillières nicht zum ersten Mal behandelt: das Umherreisen eines Paars, eine Frau die Schwierigkeiten hat, ihren Platz in einer sehr normativen Gesellschaft zu finden.

    Die erste Teil des Films ist hervorragend: Urkomische Dialoge und tolle Schauspieler (der sechste Film in dem Devos und Almaric ein Paar interpretieren), die Regisseurin hat es geschafft, die beiden Figuren in einen Mikrokosmos zu setzen (oder vielleicht zwei Mikrokosmen: Jeder in einem eigenen). Der Zuschauer findet sich zwischen Pomme und Pierre in eine Falle gelockt.

    Leider geht der Film zu weit: Pomme entscheidet sich im Wald zu bleiben, und so verzichtet Sophie Fillières auf ihre Stärke: die Dialoge. Von hier verliert der Film seinen Atem, seinen Rhythmus: Pomme wandert auf und ab, auf eine sehr unglaubwürdige Weise, und auch leider ohne Interesse. Man versteht nicht, warum der Waldteil so lang ist, das narrative Gleichgewicht ist gebrochen.

    Der Film ist aber dennoch ein Erfolg, auch dank der letzten Szenen, die wieder spontan und leicht sind, trotz der Schwierigkeit des Themas.

     

    Gesehen von Juliette Reichenbach

     

     

    Kraftidioten

    Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland war mit seinem neuen Film „Kraftidioten“ (OT: "In Order of Diasappearence") auf der Berlinale 2014. Sein Film überraschte das Publikum sehr und entpuppte sich zu einem wahren Filmhighlight auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2014.

    Nils, von Stellan Skarsgård gespielt, ist ein Schneepflugfahrer, welcher dafür sorgt, die Wege und Bergpässe seiner Gemeinde von Schnee zu befreien. Nachdem er für seine Arbeit sogar zum Bürger des Jahres gekürt wurde, erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Sein Sohn sei an einer Überdosis Heroin gestorben, doch Nils ist sicher, dass sein Sohn kein Junkie war und er ermordet wurde. Er beginnt Nachforschungen zu machen und trifft dabei auf die wahren Mörder seines Sohnes. Ein erbitterter Rachefeldzug beginnt, Nils tötet ein Kartellmitglied nach dem anderen, um so an den „Grafen“ zu kommen, der Person, die für den Tod seines Sohnes verantwortlich ist. Nils löst unbewusst einen Konflikt zwischen zwei Fronten aus (die serbische Mafia gegen die norwegische), und schließlich führt Nils dabei immer noch seinen eigenen Rachefeldzug gegen alle, bis zum bitteren Ende...

    Hans Petter Moland bietet uns eine bitter-schwarze Komödie, welche von unglaublich schönen Aufnahmen der norwegischen Landschaft ausgefüllt wird. Der nicht enden wollende schwarze Humor lässt einem keine Lacher aus, der Film ist niemals langweilig. Es ist höchstamüsant, mit welchem schwarzen Humor Moland das Gangstermilieu darstellt sowie den endlosen Rachefeldzug von Nils. Auch Stellan Skarsgård spielt wieder einmal einfach nur fantastisch. „Kraftidioten“, die wohl größte Überraschung auf der Berlinale in seinem Genre.

     

    Gesehen von Robert Stemper

     

     

    A Long Way Down 

    Der aus Frankreich stammende Regisseur Pascal Chaumeil („Johanna von Orléans“), war mit seinem neuen Film „A Long Way Down“ auf der Berlinale 2014, der die Bestsellerverfilmung nach Nick Hornby ist, welche sich mit britischem Humor und Starbesetzung sehen lassen kann.

    Martin, gespielt von Pierce Brosnan, ist ein TV-Star und glücklich verheiratet, bis er Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen hat und deswegen alles verliert. Aufgrund seines in die Brüche gegangenes Lebens, beschließt er, am Silvesterabend von einem Hochhaus zu springen, doch bevor er dies in die Tat umsetzen kann, tauchen drei weitere Personen, J. J. (Aaron Paul), Maureen (Toni Collette) und Jess (Imogen Poots), auf, die ebenfalls sich umbringen wollen. Doch durch das Aufeinandertreffen kommt es zu keinem Suizid, und die vier verbringen eine sehr skurrile Nacht miteinander, bei der sie jeweils ihre Lebensgeschichten erzählen. Bei Sonnenaufgang schließen sie einen Pakt: Niemand bringt sich bis zum Valentinstag um, und wenn sie bis dahin immer noch glauben, dass das Leben keinen Sinn hat, wird niemand jemanden daran hindern, vom Dach zu springen. Bis dahin wollen die vier gegenseitig auf sich aufpassen und verbringen eine wunderbare Zeit miteinander und lernen sich immer besser kennen. Sechs Wochen später am Valentinstag ist J. J. verschwunden...

    In der Bestsellerverfilmung von Nick Hornby fängt Regisseur Pascal Chaumeil die Einsamkeit, Verzweiflung und den Kummer der suizidgefährdeten Personen sehr gut ein und entwickelt somit Charaktere, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Die Thematik der wichtigen Notgemeinschaft der Vier, um weiterzuleben, kommt sehr gut rüber. Der Humor und die gleichzeitige Tragik wechseln sich in einem angenehmen Wechselspiel der Emotionen ab und bieten schließlich Antworten auf die kleinen und großen Fragen des Lebens. Des Weiteren spielen die Schauspieler einfach grandios ihre Rollen, was wohl auch „A Long Way Down“ zu einem Großteil ausmacht. Im Großen und Ganzen eine sehr nette britische Komödie, welche richtig Spaß macht.

     

    Gesehen von Robert Stemper

     

  • Europäischer Filmpreis 2022

    Filmpreis Grafik 1000In Reykjavík wurden die diesjährigen Europäischen Filmpreise in teilweise steriler Atmosphäre vergeben

  • Festivals

     

    Jedes Produkt hat seine Messe

    Jeder Industriezweig veranstaltet Messen, auf denen seine Innovationen vorgestellt, die Marken gepflegt, die  Newcomer vorgestellt werden. Ob es Traktoren, Bücher, Bädereinrichtungen oder Zuchttiere sind, ohne Ausstellung fehlt der Vergleich mit der Konkurrenz. In der Filmbranche sind es die Filmfestivals, die je nach Ausrichtung, eher dem kommerziellen oder dem unabhängigen Film, oder auch beiden zugetan sind. Jedes Land der Welt hat seine eigenen Festivals, doch nur wenige Länder besitzen so genannte A-Festivals.

     

     

    Der Festival-Basar

    Für viele Filme sind Filmfestivals die Startpositionen, von denen aus die Kinoauswertung erst möglich ist, für andere sind sie lediglich willkommene Werbeplattformen für den kurz darauf feststehenden Kinostart und für wieder Andere sind es vielleicht die einzigen öffentlichen Vorführungen in Kinosälen, die einzige Chance für ihre Macher, direkt mit dem Publikum in Kontakt zu treten.

    Die großen Festivals konkurrieren hinter den Kulissen oft miteinander, umwerben Produktionsfirmen, Verleiher, Regisseure sie mögen das aktuelle Werk doch bei ihnen uraufführen. Marketingaspekte, Zeitpunkt der Fertigstellung, aber auch die Treue zu Festival-Veranstaltern, die vielleicht schon die Erstlinge der Regisseure aufgeführt haben stehen meist im Mittelpunkt der endgültigen Entscheidungen. Oft werden Zusagen gemacht zu Filmen, die sich noch in der Postproduktion befinden, manche werden wider erwarten nicht fertig, dann werden Titel wieder zurückgezogen. Immer wieder drückt auch die Filmindustrie Titel in so manches Festival hinein, dann kann auch schon mal ein drittklassiger Musketier-Streifen das A-Festival eröffnen.

     

    Hofer Filmtage

     

    Kleine Festivals sind auch spannend

    Die großen Glamour-Festivals sind für die Profis wichtig und unverzichtbar, doch daneben gibt es viele kleinere Festivals, mit einem gänzlich anderen Focus, die oftmals viel interessanter, innovativer und was die Gespräche und Kontakte angeht, ergiebiger sind. Denn selbstverständlich sind die Festivals nicht nur Leistungsshows des aktuellen Filmschaffens, sondern immer auch Treffpunkte, Kollegen und potentielle Geschäftspartner zu treffen, sich auszutauschen und neue Vorhaben zu schmieden. Und für Newcomer ohne eigenen Film, die ihren Weg noch finden müssen, eröffnen Filmfestivals erste Kontakte zur Filmbranche.

     

    Festival Valencia

     

    Informationen, Tipps, Berichte, Kommentare...

    Für alle, die einen Film fertiggestellt haben und diesen öffentlich aufführen wollen, ganz gleich ob Erstlinge oder erfahrene Filmemacher bieten wir an dieser Stelle nationale und internationale Adressen, Links und Informationen zu Anmeldefristen. Tipps für Anmeldung, Konfektionierung und Versand erleichtern darüber hinaus den Einstieg in ihren persönlichen Festival-Kreislauf.

    Das Movie-College ist darüber hinaus auf  vielen Festivals präsent. Wir legen unser Augenmerk auf einige wichtige, regelmäßige Events im Verlauf eines Jahres. Berichte von den Festivals, Filmbesprechungen, Rahmenveranstaltungen und die Preisträger von Wettbewerben stehen im Vordergrund.

     

    Einen Tag lang über die Zukunft von Kino und Festivals nachdenken? In München kamen Kino,- und Festivalmacher*Innen zusammen.

    In diesem Jahr finden die Hofer Filmtage erneut als Hybrid-Festival statt

    Am zweiten Tag der Medientage wurde über falsche Fakten und Falschmeldungen sowie Hetze im Web diskutiert

    Es wird viel gesprochen über Verantwortung, Solidarität und Hilfbereitschaft auf den Medientagen.

    Auf dem Edimotion Festival 2022 wurden die besten Editor*Innen gekürt

    Was für ein Statement,- eine Doku über Nan Goldin gewinnt Goldenen Löwen in Venedig

    Nach zwei schwierigen Corona-Jahren will das Münchner Filmfest wieder in gewohnter Form begeistern...

    Bei bestem Sommerwetter kamen die Filmbranche, Politprominenz und viele Gäste in die Isar-Philharmonie

    Sie sind weit mehr als nur ein Sprungbrett für Nachwuchsfilmer, sie feiern ein besonderes Genre, die kurze Form...

    Was bietet das Festival und welche Filme haben es beim beliebten Wiener Kurzfilmfestival geschafft eine der Auszeichnungen zu holen?

    Die diesjährige Ausgabe des Festivals war voller Widersprüche und Fragezeichen. Wer waren die Gewinnerfilme?

    Das Münchner DOK.Fest fand in diesem Jahr als Hybrid-Ausgabe statt. Hier gibt es alle Infos dazu...

    Wenn es einen Olymp der großen Filmfestivals gäbe, stünde Cannes mit Sicherheit ganz oben. Wichtige Tipps fürs Festival

    Nach zwei schwierigen Corona-Jahren fand das Internationale Filmfestival in Cannes wieder fast wie gewohnt statt...

    Am 23. April wurden die Preisträger:innen und Filme des 51. Internationalen Studierendenfilmfestivals bekanntgegeben

    Hier geht es zum ultimativen Guide der 2022er Hybrid-Ausgabe des Internationalen Animationsfilmfestivals Stuttgart.

     

    Die nächsten Festivaltermine

    Wer selbst Festivals besuchen oder eigene Filme einreichen möchte, dem sei der folgende Terminkalender wichtiger Filmfestivals empfohlen. Unter den Links gibt es weitere Informationen zu den Festivals.

     

     

    Hier finden Sie weitere Informationen zu Festivals:

    Einreichfristen zu Wettbewerben und Filmfestivals

     

  • Figlia Mia

    TitelbildFigliaMiaFiglia Mia ist das neue Melodram vom Laura Bispuri, in dem ein junges Mädchen damit konfrontiert wird, das die Frau, die sie aufzog, nicht ihre leibliche Mutter ist.

  • Filmfestivals & Corona

    Kinosessel rot 500Das "Luxembourg City Film Festival" welches seit dem 5. März stattfand, wurde als Erstes aus Vorsicht abgebrochen. Was wird aus all den kommenden Filmfestvals weltweit?

  • Filmkritik: Tár

    TarOrchester 1000

    Die fiktive Geschichte einer Stardirigentin erzählt von Übergriffigkeit und Machtmissbrauch aus einer anderen Richtung...

  • Gewinner - Berlinale 20

    Baer Gold Silber 500Bei der Berlinale wurden auch dieses Jahr wieder die begehrten Bären an internationale Filme vergeben.

  • Interview: Anke Engelke

    Anke Engelke ist nicht nur Schauspielerin und Komikerin, sie singt auch und hat eine eigene Produktionsfirma. Was ihr an ihren vielen Berufen so Spaß macht verrät sie im Interview mit dem Movie-College.

  • Isabelle Huppert Covid

    Berlin Himmel 1000Die Schauspielerin kann den Berlinale Bären für ihr Lebenswerk wegen Positiv-Test nicht persönlich entgegennehmen

  • JETS 2021 Gewinner

    JETS 2021 Screenshot 1000Ungeachtet einer verschobenen Berlinale fand JETS 2021 zur gewohnten Zeit, allerdings nur online statt. Wer waren die Gewinner?

  • Kosslick Nachfolge

    So wie es aussieht, soll der Festivalchef von Locarno die Nachfolge von Dieter Kosslick bei der Berlinale antreten

  • Kritiken 2015

    Berlinale 2015: Filmkritiken

     

    "Every Thing will be Fine" von Wim Wenders

     

    Es war die Berlinale des Wim Wenders. Neben der Verleihung des Ehren-Bären für sein Lebenswerk stellte Wenders seinen neuen Film mit James Franco und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen vor. Der Film handelt von Tomas (James Franco), der sich als Autor von Romanen in einer Schreibblockade befindet und nicht recht weiß, wie er sich davon befreien soll. Er wird unverschuldet in einen Autounfall verwickelt und hat daran schwer zu schaffen. Die Beziehung zu seiner Freundin (Rachel McAdams) ist bereits lange eingeschlafen und eine Belastung für beide. Der Unfall kommt auch in dieser Hinsicht wie eine Zäsur und wirbelt Tomas Leben heftig durcheinander. Wenders drehte den Film in 3D. Nach seinem Film "Pina" ist es sein zweites 3D-Projekt und geschmackvoll in Szene gesetzt. Das visuelle Können von Wim Wenders kommt auch in diesem Film wieder voll zur Geltung und verpackt die Handlung in beeindruckende Bilder. "Everything will be fine" lief in der Berlinale außer Konkurrenz und begeisterte das ausverkaufte Haus. Es ist ein Film über die Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart. Neben der Musik sind es vor allem die Figuren, die diesen Film vorantreiben und besonders sehenswert machen. Charlotte Gainsbourg lieferte eine beachtliche Schauspielerleistung ab und gibt dem Film dadurch Tiefe. Alles in allem wird der Titel zur Parole "Everything will be fine". 

    Regie: Wim Wenders 

    Germany, Canada, France, Sweden, Norway 

    118 Minuten 

    James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams Marie-Josée Croze, Robert Naylor

     

    "Knight of Cups" von Terrence Malick

     

     

    ©Waypoint Entertainment

    Nach der Tarot-Karte wurde auch der neue Film von Terrence Malick benannt. Christian Bale spielt den Hauptcharakter, der, wie es die Tarot-Karte vorgibt, schnell gelangweilt ist und permanent Reize aus seiner Umwelt braucht, um sich lebendig zu fühlen. Die Handlung des Films ist im Hollywood der Gegenwart angesiedelt und eher essayistisch zu verstehen. Eine klare Handlungslinie, wie man sie aus konventionelleren Filmen kennt, gibt es nicht. So passt sich die Handlung der Gefühlswelt des Hauptcharakters an, der in den Tag hineinlebt und sich durch das Leben treiben lässt. Reichtum, Partys und eine schier endlose Reihe an hübschen Frauen bilden seine Umgebung. Die visuelle Umsetzung ist mit Sicherheit der größte Verdienst des Films. Hier ist die vorbildliche Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki zu erwähnen, der diesen Film mit poetischen Bildern ausstattete und so der Vision Malicks ein Gesicht gibt. In den Bildern liegt Philosophie und die endlose Suche nach Antworten, die außerhalb des Wahrnehmbaren liegen. Neben Bales herausragender Leistung sind es vor allem die vielen Gastauftritte vieler bekannter Schauspieler, die den Film am Leben halten. So haben unter anderem Cate Blanchett und Natalie Portmann kurze Auftritte. Malick führt mit diesem Film zu Ende, was er in Filmen wie "The thin red line" begonnen hatte. Ein hauptsächlich durch Visualität und Emotion gestützter Regieansatz, der durch einen träumerischen Hauptcharakter vervollständigt wird. Der Zuschauer fühlt sich sofort in das reiche Hollywood der Stars versetzt und verweilt dort gerne. 

    Regie: Terrence Malick 

    118 Minuten 

    United States of America 

    Christian Bale, Natalie Portmann, Cate Blanchett

     

     

    "Freie Zeiten" von Janina Herhoffer

     

     

    Klangreise als Freizeitaktivität

    Die Sektion "Forum" zeigte den ersten Langfilm der Dokumentarfilmerin Janine Herhoffer. In "Freie Zeiten" beschäftigt sie sich mit unterschiedlichen Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten. Man sieht einer Mädchenband bei ihren Proben zu, Frauen, die in einem Diätkurs über kontrolliertes Abnehmen sprechen, sowie verschiedenste Methoden, sich selbst ein wenig zu verbessern, wie Yoga, Lachtherapie, Rollenspiele zu Konflikten am Arbeitsplatz. Fast skurril erscheinen einem manche Aktionen. Kreativ ist der Mensch in seinen Selbstfindungsversuchen. Teilweise fragt man sich, ob es so etwas wie freie Zeit überhaupt gibt, beziehungsweise wenn ja, ob ein Mensch diese dann ertragen könnte. Die Kamera gibt sich hierbei als unauffälliger Beobachter und zeigt in langen, starren Einstellungen durch eine oft auffällige Kadrierung, wie ein einzelner seine Umwelt reflektiert. Was es in ihm auslöst, wenn er auf sie eingeht. Dies geschieht kommentarlos. Erstaunlich ist, wie leichtgängig "Freie Zeiten" dabei durchwegs bleibt. Ein Film, der so menschlich ist, dass schon eine kleine Regung der Augenbraue im halb-scharfen Hintergrund den Kinosaal mit Gelächter füllt.

    Regie: Janina Herhoffer

    71 Minuten

    Deutschland 

    Dokumentarfilm

     

     

    "Mr. Holmes" von Bill Condon

     

     

    ©Agatha A. Nitecka

    England 1947. Mr. Holmes, um genau zu sein, Meisterdetektiv Sherlock Holmes, lebt, 93 Jahre alt, in seinem Haus am Land, abgesehen von seiner Haushälterin und ihrem Sohn alleine. Der Heldenfigur, wie man sie aus Watsons Büchern oder diversen Kinofilmen kennt, gleicht er nicht. Eine Schirmkappe habe er noch nie getragen und er bevorzuge Zigarren statt der Pfeife. Die Existenz dieser Artefakte seien ganz und gar der Kreativität Dr. Watsons und der Illustratoren zu verdanken, beteuert Mr. Holmes im Film. Vorwiegend beschäftigt er sich mit seiner Bienenzucht, doch will er auch ein Buch schreiben und endlich berichten, wie sein letzter Fall in Wirklichkeit ablief. Nur leider macht ihm sein Gedächtnis Schwierigkeiten. Roger, der Sohn der Haushälterin ist ihm dabei eine Hilfe und so kommt er der Wahrheit nach und nach näher und erkennt dabei mehr über sich, über das Alter, verpasste Chancen und dass man das Verhalten von Menschen nicht immer rein mit Logik erfassen kann. Ian McKellen wirkt perfekt für die Rolle, als hätte er wirklich in der Zeit ein Jahrhundert früher gelebt. Er stellt den mit seinem eigenen Gedächtnis kämpfenden Holmes rührend dar, sodass ein ehrliches, gefühlvolles Stück Film entsteht.

    Regie: Bill Condon

    103 Minuten

    Großbritannien

    Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan

     

     

    "Dari Marusan" von Izumi Takahashi

     

     

    ©Gunjo-iro

    "Dari Marusan" handelt im Kern von drei Personen. Dari, einer taubstummen, jungen Frau, die als "Pet Detective" verloren gegangene Katzen, Hunde und andere Haustiere wiederfindet, ihr Freund, der mit aller Kraft versucht, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, um eine Hochzeit mit Dari finanzieren zu können, und Yoshikawa, ein von seiner Vergangenheit geplagter Mann. Daris und Yoshikawas Wege kreuzen sich und er gibt ihr den Auftrag, einen Papagei wiederzufinden, welchen er zwei Jahre zuvor freigelassen habe. Die beiden Charaktere unterscheiden sich sehr. Dari ist ruhig und hört auf ihre inneren Sinne, während Yoshikawa durch Verluste in seiner Vergangenheit schroff und unzugänglich geworden ist. Dari erkennt, dass es nicht nur ein Papagei war, der verloren ging. Ihre Begegnung reißt bei beiden alte Wunden auf. Takahashis Film ist bevölkert von angeschlagenen Menschen, die in ihrer Welt nicht ganz zurechtkommen. Alle drei Hauptpersonen versuchen irgendwie weiterzukommen, gleichzeitig zu verarbeiten und zu verdrängen. Doch nur durch Kommunikation zwischeneinander gelingt es ihnen ein wenig, die Schalen aufzubrechen und ihre Probleme klarer zu sehen. Jeder braucht einen Gegenpart, sonst tritt er auf der Stelle. Teilweise trostlos, aber wunderschön. Izumi Takahashi, ein Name, den man sich merken sollte.

    Regie: Izumi Takahashi

    103 Minuten

    Japan

    Hiromasa Hirouse, Miho Ohshita, Takashi Matsumoto, Midori Shin-e, Yasuhiro Isobe, u.a.

     

     

    "H." von Rania Attieh und Daniel García

     

     

    ©Helen Horseman LLC

    In der Kategorie "Forum" wurde auf dem Festival dieser anspruchsvolle und bildreiche Film präsentiert. "H." handelt von zwei Frauen, die, ohne sich jemals zu treffen, mehr als nur den Vornamen gemeinsam haben. Die Rentnerin Helen lebt mit ihrem Mann in einem großen Haus und versucht mit einem "Reborn" Baby und ihrer Gruppe von Frauen, die die lebensechten Puppen wie eigene Kinder behandeln, aus ihrer Einsamkeit zu entfliehen. In derselben Stadt namens Troy im Bundesstaat New York lebt parallel die junge Helen, die mit ihrem Freund ein Künstlerduo bildet und hochschwanger ist. Als eines Abends ein geheimnisvolles Ereignis stattfindet, welches sich später als ein Meteoriteneinschlag in Troy entpuppt, gehen plötzlich unerklärliche Phänomene vor sich: Massenmedien sind außer Betrieb, Menschen benehmen sich seltsam, ein schwarzes Pferd taucht auf. Beide Frauen werden stark, jedoch auf unterschiedlicher Weise, von den Ereignissen betroffen und werden mit ihren tiefsten Ängsten konfrontiert. 

    "H." ist ein Film, der keinem bestimmten Genre zugeordnet werden kann, wie die Regisseuren selbst auf der Berlinale aussagten. Er hat Horror-, Katastrophenfilm-, Drama- und viele Mythologieelemente in sich, die jedoch nicht beliebig und unabhängig voneinander auftreten, sondern dem Ablauf der Geschichte dienen und die fast malerischen Bilder unterstützen. Und genau wegen der Unbestimmtheit des Genres gewinnt der Film an Spannung. Dadurch, dass der Zuschauer bis zum Ende nicht genau weiß, womit er es zu tun hat, wirkt die Geschichte erschreckend echt, trotz Fantasy-Elemente, und man verlässt das Kino nachdenklich und gleichzeitig mit einem unheimlichen Gefühl.

     

    Regie: Rania Attieh und Daniel García

    97 Minuten

    Argentinien/USA

    Robin Bartlett, Rebecca Dayan, Will Janowitz, Julian Gamble, Roger Robinson.

     

  • La Prière

    In dem Film von Cédric Kahn zieht ein junger Mann in eine abgelegene religiöse Gemeinschaft, um sich von seiner Drogensucht zu befreien.

  • Online Filmfestivals

    Online Festival Buehne 500In schwierigen Zeiten suchen Filmfestivals weltweit nach Alternativen, ihr Programm dennoch zu präsentieren. 10 Thesen wie das gelingen kann.

  • Roter Teppich

    Die Red Carpets sind Pflicht bei Premieren, Festivals etc. Sie dienen der Beweissicherung, dass die Promis auch wirklich dort waren...

  • Siberia Filmkritik

    02 hohle 500Die Kritik zu Abel Ferraras Film Siberia mit Willem Dafoe in der Hauptrolle. Der Film lief bei der Berlinale 2020 in der Wettbewerbs Kategorie.

  • Tagebuch 2012

    Unser Berlinale Tagebuch von 2012 mit allen Ups and Downs des größten deutschen Filmfestivals

  • Tagebuch 2015

    Berlin Funkturm 4000Einblicke, Rückblicke,- die Berlinale 2015 als Tagebuch...

  • Video-Blog

    Movie-College unterwegs...

    Gespräche, Eindrücke und Interviews unserer Filmteams, gedreht auf Filmfestivals, Kongressen und sonstigen Veranstaltungen, die sich rund um Film und Medien drehen.

     

     

     

    VR Pop up Kino anlässlich des DOK.fests 2017

    Eindrücke von der Präsentation von sieben dokumentarischen VR Erfahrungen im Mai 2017 in München

     

     

    Filmfest-Gala "Berlin Falling"

    Impressionen und kurze Statements von der Aufführung von Ken Dukens erster Langfilm-Regiearbeit

     

     

    Eröffnungs-Empfang im Hotel Bayerischer Hof

    Eindrücke vom Eröffnungsempfang

     

     

    Filmfest München 2017- Die Eröffnung

    Das Who is Who der Film,- und Medienszene kam zusammen bei der feierlichen Eröffnung des Münchner Filmfests im Mathäser Kino

     

     

    Medientage 2016 in VR

    Wir nehmen Euch mit auf einen kurzen Ausflug zu den Medientagen in VR. Ganz gleich, ob mit oder ohne VR Brille, schaut Euch um auf einem der wichtigsten Medien-Events des Jahres

     

     

    Filmfest München

    Das Münchner Filmfest ist vor allem ein Publikumsfestival und die Münchner beweisen ihre Liebe zum Kino durch eifrige Kinobesuche. Über 200 Filme sind am Start und das Movie-College berichtet vom Festival. Hier ein kurzer Eindruck von der Eröffnung des Festivals im Mathäser Filmpalast.

     

     

    Viele weitere Videointerviewsund auch VR-Filme vom Filmfest sind im Movie-College im Aktuellen Bereich zu finden.

     

     

    Berlinale

    Die Berlinale ist das größte deutsche Filmfestival und entsprechend dicht gedrängt das Programm. Für Schlaf bleibt da wenig Zeit. Anna Cvetkov und Theresa Koehnsen waren für das Movie-College dabei und haben ihre Eindrücke in einem kurzen Video eingefangen.

     

     

     

    Medientage

    Virtual Reality, neue Produktionstechnik und personalisiertes Fernsehen. Auf den Medientagen 2015 werfen Anna Cvetkov und Ida Marie Sassenberg einen Blick in die Zukunft