
Durch US-Amerikanische Medien geistern Nachrichten darüber, dass viele Mitarbeiter*Innen in Filmproduktionen heimlich Künstliche Intelligenz (KI) benutzen, um keinen Ärger mit den in den USA mäctigen Film,-Gewerkschaften zu entfachen. Rund 100 KI Dienstleister seien allein in Hollywood aktiv, Tendenz steigend. Und wie sieht es hierzulande aus?
Aktuell fordern beispielsweise im deutschsprachigen Raum verschiedene Produktionsfirmen Autor*Innen auf, Exposés für Genrefilme, die vollständig per KI generiert werden sollen, einzureichen. Das klingt fast wie eine Selbstverständlichkeit, doch wer mit KI Bildgeneratoren arbeitet, weiß, dass das (noch) längst nicht so problemlos funktioniert. Das scheinen diese Produktionsfirmen auch zu wissen, denn ihre Handlungsanweisungen lasssen klar erkennen, wo die Limitierungen versteckt liegen: Man gibt klare Hinweise, etwa dass in diesen Plots möglichst wenig Dialog gewünscht ist und die handelnden Figuren keine Gegenstände in den Händen halten sollten. Darüber, ob die angefragten Autoren an den fertigen Produkten noch irgendein Copyright haben werden, hüllen sich die Produktionen in Schweigen...
Diese Pilotprojekte sind natürlich vor allem für all Jene in der Medienindustrie interessant, die sich fragen, auf welche Weise ihre Jobs künftig von der KI verändert oder gar bedroht sein könnten. Diese Frage hat unter vielen Filmschaffenden große Ängste und Wut hervorgerufen, weil einerseits Arbeitsplätze betroffen sind und andererseits auch Fragen der Kreativität und Qualität weitgehend ungeklärt bleiben. Welche Aufgabenbereiche werden durch die KI bedroht? Wenn denn KI die Art, in der Filme entstehen, verändern wird, auf welche Weise können Filmemacher sich diesen neuen Arbeitsmethoden anpassen und ihre Arbeitsweise so adaptieren, dass sie die KI für ihre Zwecke positiv nutzen können?
KI aus Produzentensicht
Manchmal muss die KI auch als Sündenbock herhalten für Probleme, die eigentlich auf ganz andere Weise verursacht werden. Man denke nur an die ständigen Kostensteigerungen bei gleichbleibenden oder sinkenden Budgets. An die durch neue Tarifverträge für die Produktionsfirmen immer schwierigeren finanziellen Bedingungen. (Wenn die Maskenbildner nur noch acht Stunden am Filmset arbeiten dürfen, bedeutet das, dass das Team die Schauspieler nur noch sechs Stunden abzüglich Mittagspause für die eigentliche Dreharbeit zur Verfügung haben)
Produktionsfirmen betrachten die Ki natürlich unter rein finanziellen Aspekten. Sie treffen ihre Entscheidungen vor allem unter dem Aspekt, wie sie Kosten einsparen, wie sie mit den oft nur knapp ausreichenden Budgets weiterhin arbeiten können. Wenn ihnen die KI hilft, aus dem begrenzten Budget Filme herzustellen, die nach einem deutlich größeren Etat aussehen, dann entscheiden sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit für deren Einsatz. Nicht wenige Produzenten argumentieren, dass KI sogar helfen könne, die Filmbranche angesichts schwierigerer Rahmenbedingungen und sinkender Budgets konkurrenzfähig zu machen.
Sie betrachten die KI vor zunächst einmal als Werkzeug um Kosten zu senken, indem bestimmte Produktionsabläufe automatisiert, aufwändige Routinejobs nicht mehr zwingend von Menschen erledigt werden müssen. Man denke nur an das inzwischen in Deutschland überbordende Berichtswesen, all die Formular die ausgefüllt werden müssen, die unfassbare Bürokratie innerhalb von Produktionsabläufen. Vieles davon geht dank KI schneller und effizienter. Wenn die finanziellen Herausforderungen weiter so steigen, haben viele Produzenten möglicherweise gar keine andere Wahl, als verstärkt auf KI zu setzen.
Fragen der Gestaltung
Und dann sind da natürlich die gestalterischen Seiten. Viele Dinge, die man sich bisher nur in der Fantasie vorstellen konnte, werden mit virtuellen Sets leichter visualisierbar. Und häufig mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand als bisher. Wie sich das dann genau gestalten wird, muss sich noch erweisen, zumindest in der Theorie könnte an dieser Stelle eine größere Demokratisiserung der Produktionsmittel ausbreiten, durch welche gerade im VFX Bereich auch kleinere Firmen sich an bisher extrem teure Visualisierungen heranwagen könnten. Wer schon mal gesehen hat, wie langwierig viele Animations und VFX Arbeiten bisher waren, wie viele Menschen an einzelnen Sequenzen oft Tage, ja monatelang gearbeitet haben, erkennt die Vorteile von KI Unterstützung in diesen Bereichen unmittelbar.
Früher waren für Massenszenen mit Hilfe von Crowd-Replication oft mehrere Drehtage erforderlich, heute erledigt das ein KI-Tool namens "Runway AI Video Generator" in zwei, drei Stunden. Das spart jede Menge Geld und Zeit, nimmt aber gleichzeitig Menschen in der Branche Arbeit weg.
Doch die KI einfach ignorieren ist auch keine Lösung. Dieses Rad wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Inzwischen machen bereits einige Firmen in Deutschland ihre Arbeitsweise mit KI publik, darunter auch die STORYBOOK STUDIOS, die PAL Nest AG, die Pantaleon, Tochterfirmen der PANTAFLIX AG, die LEONINE Studios, Flappers Film & VFX, Studio Babelsberg und viele Andere. Und noch viel mehr Menschen in der Medienindustrie arbeiten bereits intensiv mit der KI, doch sie sprechen (noch) nicht darüber.
Und die Menschen?
Diese Frage enthält die meisten ungeklärten Variablen. Wie bei vielen radikalen Veränderungen, hängt vieles von der Anpassungsfähigkeit, von Neurregelungen, von den Gesetzgebern und vor allem von einer dynamischen Entwicklung ab. Es wird Jobs geben, die stärker von der KI betroffen, wenn nicht sogar ersetzt werden können als andere. Das was die KI am wenigsten, ja eigentlich gar nicht beherrscht, ist Kreativität. Das kaschiert sie recht gechickt, indem sie sich bei älteren, von kreativen Menschen in der Vergangenheit geschaffenen Kreationen schamlos bedient. Das wo sie punkten kann sind Routineaufgaben, sind Fleißaufgaben und es ist schon jetzt absehbar, dass damit auch eine größere Anzahl von Beschäftigten nicht mehr oder nur für kürzere Zeit benötigt werden.
So werden voraussichtlich Storyboard-Zeichner*innen durch KI-Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL·E, Lektor*Innen oder freie Mitarbeiter, die Drehbuchzusammenfassungen schreiben von Chat GPT, Übersetzer, Untertiteler durch dei KI in Premiere Pro etc., Produktionsmitarbeiter die Drehpläne schreiben und viele Mitarbeiter aus dem Compositing durch die KI in erheblichem Umfang ersetzt.
Sprecherstimmen werden teilweise durch die KI ersetzt, viele Arbeitsschritte in der Vorproduktion von Animationsfilmen wie Charakterbewegungen, Mimik etc. können von der KI übernommen werden. Werkzeuge wie Runway oder Wonder Studio können sogar reale Schauspieler durch CG-Figuren mit gescannten Schauspieldaten ersetzen. Im Sommer 2025 laufen bereits Werbespots in den USA in der Primetime, welche von Googles Veo 3 nur auf Basis von Promts, die mit Hilfe von Gemini entstanden, vollständig generiert wurden. Das Potenzial dass die KI damit bisherige Filmjobs killt oder zumindest drastisch verändert, ist gewaltig.
Je individueller und kreativer ein Job innerhalb der Medienbranche ist, desto weniger ist er durch die KI bedroht. Berufe wie Regie, Schauspiel, Kamera, Beleuchtung, Produktionsleitung, Aufnahmeleitung, Regieassistenz, Setdesign, Requisite, Kostümbild, Ton oder auch Maskenbild dürften durch die KI weniger bedroht sein, im Gegenteil, die können durch die KI ihre Möglichkeiten noch erweitern.
Viele Jobs werden sich verändern, die Menschen werden vielleicht aus dem aktiven Tun zum aktiven Kontrollieren und Lenken der KI wechseln. Sie werden mit ihrem Können und ihrer Expertise gefragt sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen, den richtigen Riecher zu haben, den indivuellen Geschmack zu verfolgen.
Fragen der Entlohnung
Da die KI vor allem Vorhandenes Remixed, greifen viele bisherigen Modelle der Entlohnung von Urhebern bzw. Rechteinhabern nicht mehr. Hier muss die Medienbranche, müssen die Kreativen neue Geschäftsmodelle entwickeln und durchsetzen, die eine faire Kompensation der durch die KI entstehenden Verluste sicherstellen.
Das ist eine große Herausforderung, doch nur wenn Geld an die Schöpfer der Arbeiten fließt, wird aus der KI in den Medien auch eine Erfolgsgeschichte.

