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10 dafoe 2000

SIBERIA, © PORT AU PRINCE PICTURES 2020

 

Der alternde, einsame Clint (Willem Dafoe) lebt zurückgezogen in einer zugigen Hütte in einer verschneiten Berglandschaft. Seine einzige Gesellschaft sind die Schlittenhunde und ein paar Einheimische, die ab und zu auf ein Glas Schnaps vorbeikommen. Nun begibt er sich auf eine Reise, um zu sich selbst zu finden…

In Siberia erzählt Abel Ferrara von dieser Reise, ohne dem Zuschauer wirklich viel davon zu zeigen. Vielmehr ähnelt der Film einem Fiebertraum, bei dem einzelne Sequenzen scheinbar zusammenhangslos aneinandergereiht sind, am Ende aber dann aber doch irgendwie zusammenpassen und auch Bezug auf einander nehmen. Die tatsächliche Reise auf dem Hundeschlitten ist nur das Grundgerüst und steht stellvertretend und parallel zum Weg der Selbstfindung des Protagonisten. So präsentiert der Film eindrucksvoll die Einsamkeit und das innere Empfinden von Clint zum einen visuell ansprechend und zum anderen gut nachvollziehbar, ohne dabei zu viel zu erklären.

 

10 dafoe 2000

Willem Dafoe in der Höhle, SIBERIA, © PORT AU PRINCE PICTURES 2020

 

Der Film übertrifft in seiner gesamten Wertigkeit die meisten Filme, die wir auf der Berlinale sehen konnten. Siberia ist an vielen Stellen extrem bildgewaltig und in diesem Zusammenhang auch in seinen Szenenwechseln und –Übergängen besonders kreativ.

Die Story ist auch nach längerem Nachdenken nur in ihren Grundzügen eindeutig zu verstehen. Vieles lässt sich in viele verschiedene Richtungen interpretieren. Man weiß nie genau, was reale Gegenwart, Vergangenheit, Halluzinationen, Wünsche, Traumata oder Ängste sind. Die Motivik ist vielseitig, von mystisch über idyllisch bis hin zu philosophisch und verstörend, wobei meist letzteres der Fall ist.

Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die zusätzlich zum Visuellen besonders von Dafoes Schauspiel und dem recht eigenwilligen Humor getragen wird. Abel Ferrara schafft ein energetisches, abwechslungsreiches Kinoerlebnis, das dem Zuschauer viel Stoff zum Nachdenken gibt und noch länger in den Köpfen hängen bleibt. Für uns das Highlight der Berlinale 2020.

Gesehen von Cindy Feigi und Thomas Matula

 

SIBERIA läuft ab dem 19.März in den deutschen Kinos.

 

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