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26.DOK.fest dok.fest2011

04. - 11. Mai 2011

 

"Jetzt ist das Wetter ja noch schön..., aber zum Festivalbeginn könnte es ja von mir aus schon mal so 10 Grad haben. Ich will ja nicht, dass es regnet, aber ein bisschen bewölkt kann es schon sein!", eröffnete der Festivalleiter Daniel Sponsel die Pressekonferenz zum 26. Dok.fest mit einem hämischen Grinsen. Auch in diesem Jahr will er seinem idealistischen Prinzip treu bleiben, denn schließlich ist es schwer "nur von Leuten zu berichten, die Blumen anschauen und das ganz toll finden."

Das Programm klingt vielversprechend: 90 verschiedenen Dokumentarfilme sollen 12 000 Besucher aus aller Welt anlocken. 

Besondere Beachtung bekommen dieses Jahr Filme aus dem Balkan, die einen tieferen Einblick in die von Bürgerkriegen zerstörten Regionen geben soll, als es sonst in den Medien geschieht.

Nicht nur filmisch hat Südosteuropa mehr zu bieten als man zuerst annehmen könnte. Auch die Musik macht sich langsam auch in den westlichen Clubs  breit. In der Dok Lounge kann man gemütlich mit einem Cocktail in der Hand über Filme diskutieren während man die  neusten Balkan Beats anhört. Sonntag, den 8.5. gibt es ab 19:00 in der Glockenbahwerkstatt Balkan-Jazz und Folklorekonzerte. 

Für die Regisseure von Morgen gibt es Workshops wo man Videoclips selber drehen kann, Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen und die Möglichkeit Vertreter von ZDF und 3sat kennen zu lernen.

Das Movie-College ist besonders stolz darauf, dass die Allary Film Produktion NICHT DAS LEBEN am Dok.fest ihre Weltpremiere haben wird. Die ungewöhnliche Dokumentation folgt einer Rockband über zwei Jahre, doch interne Unstimmigkeiten drohen die Gruppe zu zerstören. Der Film wird am Samstag, den 07.05. um 20:00 Uhr im Atelier 1 gezeigt. Wir würden uns über zahlreiches Erscheinen freuen.

Wie ihr seht, hat das DokFest dieses Jahr wieder einiges zu bieten. Wir werden unser bestes geben euch wie immer mit Interviews und Filmkritiken auf dem Laufenden zu halten... egal ob bei strahlendem Sonnenschein oder Schneesturm!

Julia Brachert

Interview mit Milós Gimes, Regisseur von "Bad Boy Kummer", geführt von Katja Tauber

 

Eröffnung des 26. DOK.fest München

 

München. 04.05.2011.19.30 Uhr. Im Hinterhof des City Kinos auf der Sonnenstraße hat sich eine Menschentraube versammelt. Es gibt Prosecco in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen: trocken, halbtrocken oder mit Rosé. Orange Banner und Poster sind überall angebracht. Ein Pärchen steht einsam und allein an einer der Kinokassen. "Zwei Tickets für "Almanya" und "Was ist denn hier eigentlich los? - Ist heut etwas Besonderes?", wundert sich die Frau. Ja genau! - Es ist nämlich kurz vor Beginn des 26. Dok. fest. Der Eröffnungsfilm "Unter Kontrolle" startet um 20 Uhr vorher wird der Kurzfilm "Leonids Geschichte" gezeigt. Beide Filme setzen sich mit dem Thema Atomkraft auf unterschiedliche Art und Weise auseinander. Kein Zufall - war doch kurz zuvor die Katastrophe in Fukushima und vor 25 Jahren der Supergau in Tschernobyl. Zu Beginn der Eröffnungsrede wird Filmregisseur Sergej M. Eisenstein direkt einmal zitiert: "In einem guten Film geht es um die Wahrheit und nicht um die Wirklichkeit." - Darüber lässt sich diskutieren. Fakt ist: Es gibt 93 Filme aus 38 Ländern.
Nach dem Film gab es dann statt Prosecco noch Wein, Hotdogs und Bio-Veggie Burger. Und schon wieder war der Hinterhof brechend voll. Man diskutiert noch einwenig über den Film oder die Frau, die seelenruhig ihre Wurst vor der wartenden Menschenschlange verzehrt - und somit zum Leid anderer den Ketchup und Senf Zugang versperrt. Es ist 23 Uhr. Und die Frau mit der Wurst hat endlich ihren Platz geräumt. Einpaar Veggie Burger braten noch vor sich hin. Voll und zufrieden geht es nach Haus - denn ab morgen erwarten uns noch viele neue Filme, Workshops und Interviews.

 

Gesehen von Katja Tauber Katja T


auber Katja Tauber Katja Tauber

Filmkritiken 

 

Arab Attraction (Regie: Andreas Horvath - Originalfassung: deutsch, arabisch)Arab Attraction

Was bringt eine feministische Kunsthistorikerin dazu alles stehen und liegen zu lassen und ihre moderne Altbauwohnung in Salzburg mit dem einfachen Steinhaus in Jemen zu tauschen? Ja, ja die Liebe! Prof. Dr. Barbara Wally, eine feurige und rothaarige 63-jährige, verliebt sich in den jemenitischen Fahrer Khadher bei einem ihrer Besuche in Jemen. Sie entschließt sich ihm zu Liebe zum Islam zu konvertieren und packt ihren Koffer. Eine Reise ohne Rückkehr?

Für viele westliche Menschen ist dieser Schritt wohl kaum nachvollziehbar, dennoch eröffnet "Arab Attraction" neue Perspektiven und schafft eine Brücke zwischen Okzident und Orient. Der Film begleitet Barbara Wally und zeigt in bewegenden und ruhigen Bildern zwei Welten und zwei Menschen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Auf eine angenehme und unaufdringliche Art schafft Regisseur Andreas Horvath die kontrastreichen Bilder in einer unbekannten Harmonie zu vereinigen. Ungeahnte Parallelen und neue Eindrücke von einem Land, das den Meisten von uns nur aus negativen Schlagzeilen ein Begriff ist.

Der Film gibt unter anderem viel Raum zum reflektieren. Das Frauenbild und die Frage des Glücklichseins werden unter anderem  thematisiert. Eine gelungene Symbiose zwischen Bildsprache und Geschichte. Ein sehenswerter Film.

 

Gesehen von Katja Tauber atja Tauber Katja Tauber Katja Tauber

 

 

Mama Africa (Regie: Mika Kaurismäki - Originalfassung: englisch)

Eine schüchternde, junge Frau aus Südafrika verzaubert mit ihrer Stimme und Charakter ab Ende der 60-er Jahren das amerikanische Publikum. Die Welt kennt sie in ihren jüngsten Jahren mit dem Namen Miriam Makeba, die Anfang ihrer Musikkarriere in den Bands Cuban Brothers und Manhattan Brothers singt. Später probierte sie sich auch in einem Frauentrio namens The Skylarks aus und erhielt Rollen in Filmen wie King Kong und Come Back, Afrika. Dies letzterer machte sie durch seine apartheidische Einstellung bekannt und verhinderte ihr gleichzeitig die Rückkehr in ihre Heimatland nach Südafrika. Nach einer gelungenen Einreise in die USA startet sie mit ihren ersten Auftritten als Sängerin ihre Karriere in Los Angeles und New York und wurde weltberühmt. Zu ihren bekanntesten Songs gehören Pata Pata, The Click Song, Soweto Blues, The Lion Sleeps Tonight, die heute noch in unseren Ohren klingen. 

Miriam Makeba setzte sich ins öffentliche Leben auch politisch ein und forderte 1963 die UNO zum Boykott des südafrikanischen Apartheid-Regimes auf. Ihr Engagement für die Rechte der schwarzen Menschen machte sie unter Afrikanern beliebt und erhielt von ihnen den Spitznamen "Mama Afrika". Jedoch durfte sie erst 1990 nach der Freilassung Nelson Mandelas und auf seine Bitte in ihre Heimat zurück durfte. 

Die Geschichte der 2008 verstorbenen afrikanischen Sängerin wird von Familienmitgliedern, ehemaligen Ehemännern, Bekannten und Musikbandmitgliedern berührend erzählt. Respekt und Ehre widerspiegeln sich in ihren Erinnerungsreden gegenüber die großartige Sängerin. Der Dokumentarfilm wird mit gefühlvollen Liedern und früheren Videoeinschnitten von "Mama Afrika" aufgefüllt. Diese sanfte afrikanische Musikstar löst mit ihrem gleichzeitig erstaunlich starken Charakter, Emotionen und Wohlgefühl in den Zuschauern aus und bringt sie in eine amüsierende Stimmung. Der Dokumentarfilm ist eine schöne Erinnerung an eine historisch bedeutende Person, die ihr Wort gegen den Rassismus sowohl im öffentlichen Leben als auch in ihren Liedern erhob und im Sieg des wahren humanistischen Gedanken wie die Gleichberechtigung aller Rassen prägend mitwirken konnte.

 

Gesehen von Andrea Békési

 

 

Abendland (Regie: Nikolaus Geyrhalter)

Der neueste Kinodokumentarfilm von Wiener Regisseur Nikolaus Geyrhalter ist während des Müncheners DOK.fest 2011 den Filminteressenten an der HFF München vorgestellt worden. Der 90 Minuten lange Film zeigt uns Europa aus einer neuen Perspektive, wie wir den vielleicht noch in diesem Umfang nicht erlebt haben können. Zahlreiche kurze Videoausschnitte aus dem Abendleben lassen die Zuschauer mit dem wahren Nachtgesicht Europas konfrontieren. 

Die Themen der Nachtszenen bewegen sich auf einem breiten Spektrum. Es wird mit einer ruhigen, stillen Wiesenbeobachtung gestartet, worauf sich immer beweglichere Szenen folgen. Krisensituationen wie letzte Gespräche von Romaleuten, die aufgefordert sind, ihr Wohnort in ein paar Minuten verlassen zu müssen, Straßenbewachung von gefährlichen Passanten in England, der Castor-Protest am Bahngleis Richtung Dannenberg oder die Rückkehrberatung an einem nigerianischen Flüchtling, der auf ein sicheres Zuhause weder in Europa noch in seinem Heimatland hoffen kann, werden mit logischen ausgearbeiteten weitergeführt, wie mit einer Übersetzungsdebatte an der EU-Konferenz, der Rede von Papst Ratzinger in Vatikan an brasilianische Pfarrer über derer Wegfindung in der Gesellschaft oder eben mit der Sterilisierung eines Krankenhausflures nach einer Sexszene in einem tschechischen Lokal in Prag. Jedoch auch andere Nachtsaktivitäten wie die Verbrennung und Pulverisierung verstorbener menschlichen Körper in einem Leihenhaus, Technodiskoparty in einer riesigen freien Halle, Oktoberfestunfälle, Alarm an er marokkanischen Grenze, die monotone Briefsortierungsarbeit am Flughafen, telefonische Gespräche der Seelensorgendienst, Alarmruhe an der Geburtstation telefonische Gespräche mit der Seelensorgedienst, Alarmruhe an der Geburtstation werden verarbeitet und mit mehr oder weniger emotionalen Spannung dargestellt. 

Der Regisseur Nikolaus Geyrhalter legt einen großen Wert darauf, dass sich die Ereignisse in seinem Film langsam vollziehen und dem Zuschauer die Details der Abendsrealität nicht erspart und verheimlicht werden. Der langsame Bildrhythmus, der durch den Dokufilm pulsiert, gewinnt sich aus der fotographischen Vergangenheit von Nikolaus Geyrhalter. Nach seiner Meinung: "Bilder brauchen ihre Zeit um zu wirken." Es geht in dem Film, der die nackte Wirklichkeit widerspiegelt, um das Leben der Menschen in Europa. Da die Filmszenen nicht kommentiert sind, wissen wir leider nicht immer genau, in welchem europäischen Land wir uns befinden. In das Zentrum wird jedoch die Thematik die europäische Einheit als Ganze gestellt, die sich die Aufnahme der Flüchtlinge als problematisch ansieht und deren Abschiebung befürwortet. Darüber hinaus und nicht nebenbei wird unsere Aufmerksamkeit auf die Unperfektheit des Kontrollsystems europäischer Länder gerichtet. Ob die zu vermittelnde Problematik bei allen Zuschauern so ankommt, wie vom Regisseur gemeint, ist jedoch zu bestreiten. Man muss es beachten, dass die Interpretation des Films jeweils von der unterschiedlichen Herkunft, sozialen Lage und Lebensanschauung der Menschen stark abhängig sein kann.

 

Gesehen von Andrea Békési

 

 

Pink Saris (Regie: Kim Longinotto - Originalfassung: hindi - Untertitel: englisch)

Was denkt man über die Frauen in Indien, wie leben sie, wie sehr unterordnen sie sich einem patriarchalischen System? Die Hauptdarstellerin Sampat Pal Devi führt uns in das indische Leben hinein, wo die Frauen gegenüber Männern über wenige Rechte verfügen und darunter sehr leiden. Sie haben doch Gefühle und Wünsche, die in dem existierenden System selten zum Ausdruck gebracht werden können. Frauen leben in Angst, da sie allzu sehr von ihren Ehemännnern und von ihren Familien abhängen. Sie können auch nicht selbst wählen, wen sie heiraten. Eine große Last außerdem auf den Frauen, dass sie von ihren Ehemännern und deren Familien nicht würdig behandelt werden und somit häufig geschlagen und/oder mißgebraucht werden. Frauen, die sich in einer schlechten sozialen Lage befinden, begehen unter diesen Umständen häufig auch Selbstmord. 

Eine Hilfsorganisation in Uttar Pradesh, in Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat, wo der Film gedreht wurde, ergibt sich selten. Jedoch eine Frau, namens Sampat Pal Devi scheint mutig gegen die Unterdrückung der Inderinnen aufzutreten. Sie selbst und die Frauen, die sie zu sich nach Hause aufnimmt, symbolisieren durch ihre pinke Kleider, den Protest gegen die männliche Unterdrückung in Indien. Diese starke Persönlichkeit bringt die Probleme ihrer weiblichen Schützlinge auf die Öffentlichkeit und bespricht sie sie mit deren Angehörigen. Die ehrliche, klare und mutige Art von Sampat Pal Devi bzw. ihr explodierender Auftritt beeindruckt nicht nur die Zuschauer vor dem Leinwand, sondern auch die betroffenen indischen Familien vor Ort. Ihre kraftvolle blitzartige Rede bringt sogar die Übeltäter zum Wort und so kommt man Schritt für Schritt näher an die auszubohrende Wahrheit. Diese Heldin spart nicht mit ihrer Energie und selbst als verheiratete Frau und Mutter ist sie immer bereit ihren weiblichen Genossen zur Hilfe zu eilen. Die realen Geschichten die Sampat behandelt, sind spannende und gefährliche Situationen wie verbotene Heiraten von Minderjährigen oder Missbrauch an Ehefrauen von älteren Männern in der eingeheirateten Familie oder Gewalt an Kindern. 

Der Film endet mit der Versagung des familiären Zusammenhalts der Darstellerin. Den Grund dafür liefert, dass sie als Frau eine mächtige Rolle übernimmt, die allgemein in der Welt und ausgesprochen in Indien immer dem Mann zugesprochen ist. Der Regisseur Kim Longinotto hat einen Dokumentarfilm geschafft, der 96 Minuten lang die Zuschauer mit ihrer spannenden Aktualität an den Bildschirm fesselt.

 

Gesehen von Andrea Békési

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