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The Dark Knight

 

The Dark Knight

Daten

The Dark Knight

152 Min., Comicverfilmung, USA  2007

REGIE: Christopher Nolan
KAMERA: Wally Pfister
SCHNITT: Lee Smith
MUSIK: Hans Zimmer, James Newton Howard

DARSTELLER: Christian Bale, Heath Ledger, Aaron Eckhart, Michael Caine, Maggie Gyllenhaal, Gary Oldman, Morgan Freeman

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REGIE: Christopher Nolan

Nun ist Batman wieder da, und was bringt er uns: einen zweiten Teil, der eigentlich dem ersten sehr ähnlich und in einigen Dingen auch besser ist. Ihren Humor und ihre Ironie hat die Geschichte, trotz aller Düsternis, erfreulicherweise behalten. Batman muß sich nicht nur mit Verbrechern, sondern auch mit überaus engagierten Nachahmern herumschlagen. Sein Anzug ist zu steif und er hätte gerne eine Maske, die es ihm erlaubt, zur Seite und nach hinten zu blicken, ohne den ganzen Körper mitbewegen zu müssen. Batman ist immer noch kein vollendeter Held, und auch, wenn er über außergewöhnliche Kräfte und Möglichkeiten verfügt, bleibt er doch letztendlich äußerst verwundbar. Erfreulich ist auch der Auftritt von Maggie Gyllenhaal als Rachel Dawes, welche den Film weitaus erwachsener wirken läßt als seinen Vorgänger, obwohl es schade ist, dass sie weniger als Schauspielerin denn als moralische Rechtfertigung für nachfolgende Ereignisse eine Rolle spielt.

Zudem präsentiert Christopher Nolan einen Bösewicht, der es wirklich in sich hat. Eigentlich ist er, der Joker - eine Art dunkle, Chaos verströmende Sonne, um die sich alles andere dreht - der einzige Mittelpunkt des Films. Dabei geraten die anderen Figuren, auch Batman selbst, vollkommen in den Hintergrund. Wie schon in „Batman Begins" stellt Nolan seinem Helden einen Gegner entgegen, den man im Unterschied zu den meisten anderen Filmen dieser Art durchaus ernst nehmen kann. Aber der Joker ist viel mehr als nur ein ebenbürtiger Gegenspieler, er ist die personifizierte Angst vor dem Chaos, vor einer Welt ohne Moral und ohne jeden Halt. Wie soll sich eine Welt, die sich einer bestimmten Ethik verbunden fühlt, verhalten, wenn sie plötzlich einer Gefahr gegenübersteht, die sich den Grenzen dieser Ethik nicht verpflichtet fühlt? Welche Mittel darf sie dabei anwenden und inwieweit untergräbt sie dabei ihr eigenes Fundament?

Die Aktualität dieser Fragen ist unbestreitbar, und Nolan flicht sie sehr bewusst in seine Geschichte ein – aber hier, im Umgang mit diesen Themen, scheitert „The Dark Knight". In einigen Aspekten mehr, in anderen weniger, in manchen jedoch so brachial, dass ein beachtliches Gegengewicht zu den guten Szenen und Ideen des Films entsteht, ein Gegengewicht, welches im Verlaufe der Geschichte zusehends schwerer wird.

Ein Beispiel hierfür ist die Episode, in der der Joker auf zwei Fähren zwei Bomben legt und es den Passagieren und der Besatzung der Schiffe überlässt, ob sie überleben oder nicht. Der Haken an der Sache ist der, dass sie nur dann überleben können, wenn sie das jeweils andere Schiff (auf einem sind normale Bürger, auf dem anderen Häftlinge), mit dem Zünder, welchen ihnen der Joker überlassen hat, in die Luft sprengen. Wenn sie dies nicht tun, werden beide Fähren um Mitternacht explodieren. Kurz vor um zwölf sieht man schließlich, wie sich ein besonders grimmiger, schwarzer Häftling erhebt, zu der Besatzung seines Schiffes geht und mit drohender Miene den Zünder fordert. Als er diesen dann irgendwann auch erhält, murmelt er, dass er nun das tue, was der Kapitän schon vor zehn Minuten hätte machen sollen. Und dann wirft er ihn durch ein Bullauge hinaus in das Meer. Hmm. So also sind sie im Grunde genommen, die Häftlinge ... Oder sollen sie vielleicht nur im Film so sein, weil es ja in diesem nicht um Realität geht, sondern auch darum, zum Beispiel den Erwartungen der Zuschauer entgegenzuwirken und, noch wichtiger, am Ende eine moralische Botschaft zu übermitteln? Aber was nützt denn eine solche, wenn sie sich auf einem Verhalten begründet, dass es nicht gibt?

Nolan baut seine Welt auf Bausteinen auf, die derart unwahrscheinlich sind, dass sie letztendlich unfähig ist, mit der heutigen, wirklichen Welt mit all ihren Problemen zu kommunizieren. Dies beweist auch die Gestalt des tapferen und rechtschaffenen Staatsanwalts Harvey Dent. Seine Aufgabe im Film sollte es eigentlich sein, das Gegenteil des Jokers zu verkörpern. Allerdings kann er dem Joker zu keiner Zeit das Wasser reichen. Mit seinen Worten und Taten nähert er sich eher der Gestalt Batmans an, als dass er einen wirklich ernstzunehmenden „reinen" Gegenpol zum Joker bilden würde. An sich wird die Gestalt des Harvey Dent so von Anfang an überflüssig. Der letztendliche Kampf zwischen Batman und Joker, in dem es einzig und allein nur noch um die Seele Dents geht, hätte an sich der Kampf um Batmans Seele sein müssen. Harvey Dent verliert, um diese Rolle ausfüllen zu können, zu schnell an Glaubwürdigkeit. Schon früh im Film plädiert er für die Aussetzung der Demokratie in Zeiten der Not und selbst seine legalen Erfolge, während derer er die halbe Mafia der Stadt ins Gefängnis bringt, basieren auf illegalen Erfolgen Batmans. Das letzterer in der Gestalt Bruce Waynes deswegen ernsthaft Anerkennung für diesen Erfolg Dents empfindet und daraus den Schluß zieht, Gotham City brauche Batman nicht mehr, ergibt keinen Sinn. Dies ist irgendwie, als leide Bruce Wayne an Amnesie.

Zudem erscheint der letztendliche radikale Wechsel Dents, aus dem schließlich Harvey Two Face wird, nicht im Geringsten nachvollziehbar. Man sitzt nur noch da und wundert sich, wie konsequent Dent alles, an was er irgendwie zu glauben schien, vergisst und sich nach einigen noch zumindest im Ansatz nachvollziehbaren privaten Morden sogar auf sadistischste Weise an Menschen rächt, die seine Freunde sind, anstatt den Joker umzubringen, wozu er die Möglichkeit gehabt hat. Hier scheint auch Dent plötzlich an Amnesie und zusätzlich an Verwirrung zu leiden.

Am Ende gewinnt der Joker den sinnlosen Kampf um Dent, und zusätzlich bietet der Film noch eine sehr fragwürdige Antwort darauf, wie man denn dem Bösen beikommen könnte. Der Joker dürfe nicht gewinnen, meint Batman am Ende und schließlich einigen sich er und sein treuer Gefährte, der Polizist James Gordon, den Menschen die Wahrheit über Dents Entwicklung zu verheimlichen und ihn so unbefleckt zu präsentieren, wie die Bevölkerung es ihrer Meinung nach bräuchte.

Doch damit gewinnt der Joker erst wirklich, denn letzten Endes wurde der Kampf nicht um Harvey Dent geführt, sondern darum, wie man mit der Wahrheit umgeht. Batman und Gordon entschließen sich für die Lüge. Wut, Zorn, Rache, Fehler, dies alles sind Dinge, die zum Menschen dazugehören, selbst wenn sie auf nicht nachvollziehbare Weise wie im Fall von Dent auftreten. Sie jedoch zu  verdrängen, ist sicherlich kein Weg, einem wie auch immer gearteten Chaos entgegenzutreten.

Ist also eine Lüge die Antwort, die „The Dark Knight" uns anbietet? Oder möchte Nolan uns zeigen, dass Batman und Gordon am Ende nicht verstanden haben, um was es tatsächlich ging, das dass Gute demzufolge scheitert? Beide Varianten sind wenig ermutigend. Die erste in der Hinsicht, dass sie einfach falsch ist, die andere in ihrer Einseitigkeit, da weder Batman noch Gordon darüber reflektieren, ob es nicht auch eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Die Lüge wird hier, in „The Dark Knight" als Notwendigkeit manifestiert (da die Bevölkerung ja nichts anderes verdiene oder verstehe), zugleich aber werden die Menschen (Häftling, Fähre, Zünder) heroisiert. Einen Weg dazwischen, zwischen Helligkeit und Dunkel, vermag Nolan nicht zu finden. Zumindest in dieser Hinsicht scheitern nicht nur Batman, Gordon und das sich mehr oder weniger an die Regeln haltende Gute, sondern auch der Film.

Allerdings gibt es noch eine dritte Lesart: Man sollte dies alles nicht zu ernst nehmen, denn Logik ist einfach nicht die Stärke dieses Films. Dies deutet sich, abseits aller wichtigen Fragen um Gut und Böse, bereits am Anfang an, als die Bank überfallen wird. Da wird dem Zuschauer ein Ordnungshüter präsentiert, der nicht weniger kalt, unheimlich und professionell erscheint als die mit Clownsmasken verkleideten Räuber. Lange sitzt er da und beobachtet und in einem geeigneten Moment taucht er plötzlich auf, erschießt einige der Clowns, um schließlich von diesen nicht in einem erbitterten Gefecht besiegt zu werden, sondern, weil er mitten im Raum steht und keine Kugeln mehr hat. Warum sucht er sich nicht eine Deckung? Warum hat er keine zweite Waffe bei sich?

Ebenso rätselhaft ist eine bald darauf folgende Szene, in der ein riesiger Truck die Wand zur Bank durchfährt und dann, einige Minuten später, wieder auf die Straße zurückkehrt, während man auf der anderen Seite auf dem Bürgersteig Menschen sieht, die vollkommen unberührt weiterlaufen, als passiere das halt jeden Tag.

Verwirren tut es außerdem, daß während des Filmes immer wieder der Haß der Menschen der Stadt auf Batman (denen letzterer andauernd das Leben rettet), veranschaulicht wird, um Batman als Identifikationsfigur zu diskreditieren ("Bestraft Batman für seine Verbrechen!"). Nie wird dies jedoch näher erläutert. Welche Verbrechen hat Batman denn begangen? Und wie soll man anhand dieser völlig leeren Behauptungen Batman als Punkt eines moralischen Koordinatensystems ernstnehmen, auf dem er irgendwo zwischen dem Joker und Harvey Dent existiert?

Vor allem Szenen wie jene in der Bank sind vielleicht nicht so wichtig, aber ärgern trotzdem in den Momenten, in denen man eigentlich gewillt ist, die Handlung ernst zu nehmen. „The Dark Knight" hätte tatsächlich ein richtig guter Film sein können, ein Film, der trotz seiner märchenhaften Grundlagen die Wirklichkeit nicht vergisst. Aber letztere ist leider, trotz des Jokers und trotz vieler Parallelen zu aktuellen Ängsten und Sehnsüchten, noch sehr, sehr fern.

 

Gesehen von Paul Mittelsdorf

 

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