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Faust klein 4000

Daten

Faust

134 min., Russland 2011

REGIE: Alexander Sokurov
KAMERA: Bruno Delbonnel
MUSIK: Andrey Sigle

DARSTELLER: Johannes Zeiler, Anton Adasinsky, Isolda Dychauk

Regie: Alexander Sokurov

Kinostart: 17. November 2011

Faust! Ein Name der wohl jedem bekannt sein sollte. Vielleicht hat ihn nicht jeder gelesen, aber zumindest die ungefähre Handlung der Tragödie von Goethe sollte man zumindest kennen. Als der Klassiker der deutschen Literatur bekam der Stoff vor kurzem eine Frischzellenkur. Der russische Regiestar Alexander Sokurow nahm sich als vierter und letzter Teil seiner Tetralogie, die von der Beschaffenheit der Macht und schließlich dem Verlust eben dieser handelt, die Geschichte des Doktoren Heinrich Faust vor. Sokurow realisierte den Film mit einem Budget von knapp 10 Mio Euro und schuf damit eine der teuersten Filmproduktionen Russlands.

Gedreht wurde in Tschechien und Island, mit deutschen, österreichischen sowie tschechischen Schauspielern und einem Regisseur, der nur Russisch beherrscht. Da das Werk Faust in deutscher Sprache verfasst wurde, war es schon zu Beginn an Sokurows Wunsch, den Film selbst auch in deutscher Sprache zu drehen. Hierfür und für aufkommende Sprachprobleme unter der Crew, engagierte er für 10 Wochen ein deutsches Sprachatelier, sowie einen deutschen Dialog und Synchronregisseur.

Der Film beginnt mit dem Titel „Faust – Frei nach Johann Wolfgang von Goethe", in altertümlicher, geisterhafter Schrift. Ich erwähne das deshalb, da der Satz „Frei nach J. W. Goethe" schon mal einen Anhaltspunkt für den folgenden Film gibt. Es wird also keine vollkommene Adaption des Stückes geben. Vielmehr greift der Film nur ein paar Grundaspekte der Tragödie auf und baut darauf eine Teils veränderte Handlung auf. Auch weisen die Charaktere Faust und Mephisto im Film eine veränderte „Beziehung" zueinander auf als im Buch. Man sollte also im Hinterkopf behalten, dass man hier keine eins zu eins Faustverfilmung serviert bekommt. Sondern wie im Titel schon hingewiesen wurde eine freie Übernahme der Geschichte.

Sobald der Film beginnt bemerkt man etwas Ungewöhnliches und heutzutage sehr seltenes. Der komplette Film hat ein Seitenverhältnis von 4:3. Also jenes, welches vor etlichen Jahren noch auf unseren Röhrenfernsehern flimmerte. Es ist auf jeden Fall ein mutiger Schritt, in Tagen von 4k Auflösungen (viermal so viel wie Full HD 1920x1080) und Seitenverhältnissen von 1:2,35 (21:9) das wir in Kinosälen bestaunen können, einen Film mit einem Uraltformat zu veröffentlichen. Aber hier hat Regisseur Alexander Sokurow die richtige Entscheidung getroffen. Zwar läuft der Film in Farbe, besitzt aber häufig eine leichte gelb bis braune Färbung, dazu kommen noch ab und zu ein paar Staubflocken und Unreinheiten auf dem Film und schon schafft man es den Zuschauer wahrlich in der Zeit zurück zu versetzen. Es macht wirklich nicht den Eindruck als das der Film erst vor kurzem Entstand. Vielmehr wird einem vorgegaukelt der Film hat gute 40 Jahre auf dem Buckel, oder sogar noch mehr. So begeistert ich auf von der Idee und Umsetzung des Bildes war, so enttäuscht war ich dafür von dem Film.

Die vollen 134 Minuten ziehen einfach nur langsam vor sich hin. Von den Schauspielerischen Künsten sticht nur Mephisto ein wenig aus der Masse heraus. Kein Meisterwerk, aber zumindest die beste Figur im Film. Verkörpert wurde er durch Anton Adassinsky, der es schafft seinem Charaktere einen gewissen Grad an Verrücktheit zu verleihen. Mephisto, der hier Besitzer einer Pfandleihe ist, kommt schmutzig und schäbig daher, mit deformiertem Körper der ihn schon äußerlich sichtbar von seinem Umfeld unterscheidet. Zusammen mit der Eigenart die ihm Adassinsky verleiht, ergibt dies den besten Charakter des Filmes. Auch Isolda Dychauk alias Margarete hinterließ einen Eindruck. Leider nicht im positiven Sinne. Isolda überzeugt nicht in ihrer Rolle aus junges hübsches Mädchen, dem Faust verfällt. Sie gibt nicht durchweg schlechte Leistung ab, schafft es aber nie, die ihr zugetragene Rolle glaubwürdig darzustellen.

Insgesamt war ich dann doch ganz froh als endlich die Titeleinblendung „Ende" zu sehen war. Der Film beginnt schlaff, hält sich in der Mitte auf demselben Niveau und Endet genauso auch. Teilweise vereinzelte Lichtblicke, die auf Verbesserung hoffen ließen, stellten sich als kurzweilig heraus und brachten nie die Gewünschte Steigerung. Da empfehle ich lieber J.W. Murnaus gleichnamigen Stummfilm von 1926 oder auch Faust von Peter Gorski aus dem Jahre 1960. Beides Spitzen Verfilmungen und für alle leseschwachen Klassikermuffel ist es wenigstes Pflicht einmal mindestens einen dieser beiden Filme gesehen zu haben.

4/10

Gesehen von Bastian Schwab und Ferdinand Kainz

 

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